Hallo siobhan,
Ja, das ist ziemlich effektiv und hilft scheint´s auch bei Instabilitäten an großen Extremitäten-Gelenken.
Klar brauche ich Muskulatur und muss nach Verletzungen und/oder Operationen, die einen Verlaust an Muskelmasse und -kraft zur Folge hatten, gezielt Muskulatur auftrainieren. Aber nur bis zum "normalen" Maß.
Das bedeutet, dass nach einigen Wochen der Muskelzustand in Ordnung sein sollte und nicht, dass ich den Rest meines Lebens in eine "Mucki-Bude" renne, um meinen Rücken zu stabilisieren.
Um es nochmal zu verdeutlichen: Die oberflächliche Rumpfmuskulatur ist dazu da, um Bewegungen auszuführen und mich in Bewegung zu sichern. Die autochtone Rückenmuskulatur und die unbewussten Abläufe in der tiefen Rumpfmuskulatur dienen der Aufrichtung und der Stabilisation. Ohne dies würde mir die noch so kräftige Rumpfmuskulatur nichts bringen - außer den angesprochenen Nachteil der Stauchung!
Ein Ausbilder hat mal gesagt: "Ein Gelenk kann muskulär nicht stabilisiert werden." Wir haben alle gedacht, der tickt nicht richtig, bis er uns Forschungsergebnisse vorlegte, nach denen eindeutig bewiesen war, dass Bänder und Kapseln keine Haltefunktion haben, sondern eine Meldefunktion.
So wurde am vorderen Kreuzband eine maximale Belastbarkeit von 15 Kilopond festgestellt. Bei jedem Schritt haben wir aber weit über 100 Kilopond, die auf das Gelenk wirken?!?!
Sicherung entsteht durch die Meldung des Bandes an das zentrale Nervensystem und eine Reaktion in Form von Anspannung der entsprechenden Muskulatur innerhalb von 17 - 23 Millisekunden!!!
Wenn die Muskulatur geschwächt ist, kann sie natürlich nicht sichern, aber eine noch so gut trainierte Muskulatur kann nicht arbeiten, wenn dieser "Meldeprozess" nicht funktioniert. Und den kann ich mit reinem Muskeltraining nicht erreichen, da diese Abläufe unbewusst und in einer willentlich nicht durchführbaren Geschwindigkeit ablaufen!!
Und das gilt natürlich auch an den Wirbelgelenken!
Soweit ich das verstanden habe, ist das genau der Ansatzpunkt der Therapeuten in dem Bewegungsbad: er möchte diese unbewussten, diese automatische Stabilisation fordern und fördern.
Was ich mitbekommen habe, scheint das zu funktionieren!
In einem anderen Beitrag hier habe ich eine Anleitung für Übungen gesehen, die in eine ähnliche Richtung tendieren. Im ersten Beitrag unter "segmentale Stabilisationsübungen" ist ein Link.
Und zu dem "alte Herren" Spieler: Nein, denn wenn er Fußball spielt hat er genug Training. Man kann auch zu viel tun!
Oder meinst Du auch, dass man einen Dachdecker, der täglich hunderte von Dachziegeln über mehrere Meter wirft und fängt und Probleme mit der Schulter bekommt, in ein Fitness-Studio schicken sollte, damit er Muskelln auftrainiert?
So jemand gehört erst einmal anständig diagnostiziert und dann in die Hände eines erfahren Physiotherapeuten, aber nicht an Kraftgeräte, denn Kraft hat der sicher genug in den Schultern!
Auch ist ein reines Krafttraining an den Geräten unfunktionell, da unsere Gelenke weit mehr Bewegungen ausführen, als mit Geräten durchgeführt werden können. So muss also immer auch ein koordinatives, ein Stabilisationstraining für eben dies unbewussten Abläufe dazu kommen. Das wird aber leider nur sehr selten gemacht!
Gruß,
Scottie