Hallo FrauIngenieur,
ich habe mir die Masse dessen, was allgemein Trainingswissen angeht, selbst aneignen müssen, nachdem ich in den 1990er Jahren mit dem Krafttraining begonnen habe. Damals war das noch ein ziemlicher Nischensport, vor allem wenn man auf Leistung trainiert hat (da galt man teils noch als verdächtig, wenn man sagte, man gehe in eine Hardcore-Muckibude

). Es gab damals wenig Möglichkeiten, sich eingehender über Krafttraining zu informieren, insofern waren zu der Zeit so ziemlich alle, die ernsthafter trainiert haben, Autodidakten. Das war vielleicht nicht ganz optimal, aber auch nicht ganz schlecht, da man so gezwungen war, für sich selbst das beste Vorgehen im Trial-and-Error-Verfahren herauszufinden.
Heute ist Krafttraining quasi in der Mitte der Gesellschaft angekommen und es gibt viel mehr und gute Informationsmöglichkeiten darüber, insbesondere online bzw. in den sozialen Medien. Was aber nicht automatisch heisst, dass jetzt alle Trainees viel besser als damals aufgestellt sind. Meiner Meinung nach hat man heute eher den umgekehrten Fall, dass oft schon Trainingsanfänger alles Mögliche an wissenschaftlichen Erkenntnissen rund ums Krafttraining rezitieren können, aber dennoch kaum eine einzige Übung korrekt ausgeführt bekommen (worauf es aber eigentlich ankommt, wenn man langfristig gesund im Sporttreiben bleiben will) - letzteres lernt man nur über eigene Erfahrung bzw. Praxis.
Hinsichtlich der eigenen Wirbelsäulensituation war ich gezwungen, mich selbst etwas schlau(er) zu machen, nachdem mir das hierzulande übliche Vorgehen - Physio bis zum Abwinken bei meinem Befund "tiefsitzende, starke Rückenschmerzen (bis vor 2,5 Jahren) ohne Ausstrahlung" - langfristig nichts ausser genauso viel bzw. teils noch mehr Schmerzen gebracht hatte. Leider bin ich erst relativ spät auf die Arbeiten von Stuart McGill gestossen; hätte mit Sicherheit einiges anders gehandhabt bei meinen Rehaversuchen, wenn ich die früher gekannt hätte, bzw. werde ich da in Zukuft möglicherweise einiges anders handhaben.
Ungeeignete Dehnübungen können wohl tatsächlich im schlimmsten Fall dazu führen, dass Bandscheiben vorfallen oder bestehende Nervenreizungen verstärkt werden. Z. B. ist das Dehnen des Beinbizeps im Liegen, wenn man das Bein z.B. mithilfe einer anderen Person oder einem Seil um den Fuss nach oben zieht, bei Problemen mit dem Ischiasnerv kontraindiziert. Denn dies wirkt wie ein Lasègue-Test auf den schon irritierten Ischiasnerv, d.h. weiter reizend.
Viele Grüsse,
Mina75