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Komplette Version Zwei Klassengesellschaft

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Biene
Hi an alle!

Ich setze die Info hier ins Forum, weil ich denke dass es hier am ehesten gelesen wird.

Das Sozialgericht Düsseldorf hat heute entschieden, dass ein niedergelassener Arzt Kassenpatienten abweisen darf wenn sein Budget erschöpft ist, oder zuviel zu tun ist (wobei das meiner Meinung nach ein sehr dehnbarer Begriff ist). Das Privatpatienten sofort einen Termin bekommen, ist nach Ansicht des Gerichtes ebenfalls vertretbar.

Wenn ich solche Entscheidungen lese, bekomme ich die nackte Panik. Es ist nicht genug, dass wir als chronisch Kranke sowieso darum kämpfen müssen nicht an den Rand der Gesellschaft zu geraten, nein, wer sich aus welchen Gründen auch immer eine Privatversicherung nicht leisten kann, ist mit Gerichtsbeschluss ein Patient 2ter Klasse. smhair2.gif

Ein Arzt der in Deutschland studiert hat, konnte dies Aufgrund unseres Sozialsystems kostenlos, das heißt ohne Studiengebühren entrichten zu müssen, tun. Die Allgemeinheit trägt diese Kosten in Form von Steuern und anderer Abgaben. Nach einer gewissen Zeit( im Schnitt 7 Jahre) hat dieser fleißige Student es geschafft und ist niedergelassener Arzt. Immer mehr Arzte kommen jetzt auf den Trichter, dass bei Privatversicherten mehr z holen ist und sortieren ihr Kassenpatienten bis auf die, die wenig das Budget belasten aus, anstatt für die Allgemeinheit da zu sein, die ja auch dafür gesorgt hat, dass er/sie solch ein Studium machen konnte. Super Sozialstaat sag ich da nur. Es ist nun die Frage wie viele Ärzte auf dieses Urteil reagieren und sich nur noch die Rosinen aus den Patienten rauspicken. Oder ist es irgenwann mal so wie in den USA, wo kaum einer sich die Versicherung leisten kann und nur im Notfall behnadelt wird um anschließend mit einem Klapps auf den Allerwertesten wieder vor der Tür zu sitzen?!

So, das musste einfach raus!

Bis in bälde

Anja
Bobbylein
Ja, auch habe ich habe es schon am eigenen Leib erfahren ein 2.Klasse Patient zu sein und zwar bei meinem Ortho. Als ich angerufen habe um einen termin wegen starker Schmerzen auszumachen, sollte ich drei monate später kommen.

Als mein Mann bei demselben Ortho angerufen hat, wegen starker Schmerzen, durfte er am nächsten Tag kommen und hat nicht mal mehr gewartet, sondern er kam gleich dran. Tja...so läuft es eben, wenn man Privatpatient ist hammer.gif

Bobby
Frauke
Hallo Anja!

Dem möchte ich nicht uneingeschränkt zustimmen.

QUOTE
Immer mehr Arzte kommen jetzt auf den Trichter, dass bei Privatversicherten mehr z holen ist und sortieren ihr Kassenpatienten bis auf die, die wenig das Budget belasten aus, anstatt für die Allgemeinheit da zu sein,

Das mag für manche vielleicht stimmen, andererseits ist das eher ein Fehler in der Gesundheitspolitik und der budgetierung der Ärzte.
Ich würd auch nicht arbeiten gehen, wenn ich Ende des Quartals alles aus eigener Tasche zahlen muß!

QUOTE
Ein Arzt der in Deutschland studiert hat, konnte dies Aufgrund unseres Sozialsystems kostenlos, das heißt ohne Studiengebühren entrichten zu müssen, tun. Die Allgemeinheit trägt diese Kosten in Form von Steuern und anderer Abgaben.

Auch das ist so nicht ganz zu unterschreiben.
Ein Studium ist ja kein finanzieller Spaziergang. Die Kosten, die ein Medizinstudent für Bücher etc. hat, sind nicht zu unterschätzen! Sicher kostet es keine monatlichen Studiengebühren und auch das Essen in der Mensa z.B. ist subventioniert, aber mal ehrlich, seien wir doch froh, daß es noch so ist. Denn auch mit diesen ganzen Begünstigungen kann sich nicht längst jeder ein Studium leisten.
Was wäre der Umkehrschluß?
Eine Zweiklassengesellschaft der Studenten? (wenn es Studiengebühren etc. gäbe)
Nur noch Kinder reicher Eltern können sich ein Studium leisten?
Ein Studium ist anstrengend uns schwer genug, diejenigen, die sich ihr Studium durch jobben finanzieren haben meinen vollen Respekt aber nicht jeder ist dazu in der Lage.

Denk mal drüber nach.


winke.gif Frauke
Anette
Hallo Anja,

man sollte auch nicht alle Ärzte in einen Topf werfen, einige schlechte Erfahrungen sollten nicht auf die breite Masse der sehr engagierten Mediziner angewandt werden.

In der vergangenen Woche bin ich als Notfallpatientin bei meiner Orthopädin, trotz rappelvollem Wartezimmer, innerhalb einer halben Stunde dran gekommen. Bei der Behandlung hat sie sich sehr viel Zeit genommen, hat sich persönlich sofort ans Telefon gehängt und mir für den nächsten Tag einen Termin für das MRT besorgt. Wenn ich jetzt alle 2 - 3 Tage zum Spritzen gehe, kann ich sofort in das "Spritzenzimmer", werde dort vorbereitet und innerhalb kurzer Zeit kommt die Ärztin zur Behandlung.

Ich möchte hinzufügen, ich bin kein Privatpatient sondern nur ein normaler Kassenpatient.

Anette winke.gif
Pit
Hallo zusammen,

einerseits stimme ich zu,daß man in einigen Situationen als Patient 2 Klasse behandelt wird,(selbst erlebte Situation in einer Klinik an Schmerzpumpen hängend ans Bett gefesselt) und täglich mind. 8 Stunden Besuch in einem kleinen 2 Bettzimmer mind.4 Personen Besuch meines ausl. Nachbarn.Ich konnte nicht raus,nicht schlafen,nicht mal pipi machen ohne Beobachtung.Als ich mir traute dann zur Schwester etwas zu sagen,wollte diese mich rausschmeißen !!! Schwester ?Wortlaut wenn es Ihnen nicht passt schmeiße ich Sie aus der Klinik.Zu dem mußte ich mich noch beschimpfen lassen als Schwein und Nazi.

Andererseits habe ich als Kassenpatient auch sehr gute Erfahrungen gemacht (bin auch chron.Schmerzpatient)Vorallem bei meinen beiden behandelnden Ärzten Hausarzt und Schmerzarzt hatte ich bis zum heutigen Tage nie das Gefühl Patient zweiter Klasse zu sein. Im Gegenteil,zu beiden habe ich ein sehr großes Vertrauensverhältnis,was über Jahre gewachsen ist.

Auch in der Klinik in Weilmünster wurde ich sehr gut behandelt und hatte nie das Gefühl Kassenpatient zu sein.

Auf Grund der vielen Jahre die ich schon Krank bin habe ich gelernt mit Terminen von Kassenptienten umzugehen.Bin sehr hartnäckig,hinterlasse meine Telefonnummer falls jemand abspringt oder bleib einfach im Wartezimmer sitzen bis ich dran bin.

Soviel dazu von mir.

Pit smilie_up.gif
Tita
Ähm, hi auch an alle!
Ich bin privat versichert - von Berufs wegen.
Und ich warte ziemlich lange in allen Praxen. In manchen sogar extrem lange.
Ich bekomme nicht schneller einen Termin als meine Ma, und die ist über die Barmer versichert.
Ich werde nicht hofiert. Bekomme keine Extrabehandlung..............
muß mich allerdings um den ganzen Schriftkram kümmern.

So, auch das mußte mal raus, nichts für Ungut.

Gruß,
Tita
parvus
Hallole,

ich hoffe sehr, dass es nicht wirklich dazu kommen wird.

Am eigenen Leibe habe ich es aber noch nicht erlebt und auch mein HA hat mir noch nie eine Leistung verweigert.

winke.gif parvus auchkassenpatientinist
ivi
Hallo,
sehr merkwürdig ist das schon was hier in unserem deutschen Lande abgeht. Einerseits möchte jeder wie ein privat Patient behandelt werden, andererseits haben nur wenige das Privileg. Das es Unterschiede gibt und hier auch kein Hehl draus gemacht wird weiss ich, denn zu meiner Eingangsuntersuchung (Neurochirurgie) wurde mir gleichfalls angeboten zu "bezahlen" Natürlich kann sich die breite Masse das gar nicht leisten und so wird es immer Kassenpatienten wie uns geben. Solange ich selber nicht das Gefühl habe schlechter behandelt zu werden ist es mir egal, ob der/die "private" vor mir ins Arztzimmer maschiert oder nicht. Problematisch wird es erst wenn jemand das Geühl hat, dass diese oder jene Untersuchung abgelehnt wird, die eigentlich nötig ist.

Viel problematischer sehe ich den Zustand dass schon jetzt einige Tausende überhaupt nicht mehr zum Arzt gehen, weil die Medikamente usw. einfach nicht bezahlbar sind, machen wir uns nichts vor, jeder hat schon die lächelnden Personen gesehen aus deren Mund eine gähnende Leere blitzt weil das Geld für Zahnersatz usw. nicht vorhanden ist.
Wir sind auf dem besten Weg zur 2 Klassenmedizin, ein trauriger Zustand. augenbraue.gif
Den Ärzten dafür die Schuld zu geben finde ich falsch, einzig die Politik in diesem Lande ist daran Schuld und hier muss etwas geändert werden. arschtritt.gif

@ Frauke
"Ende Januar 2005 hat das Bundesverfassungsgericht die Tür für die Einführung von allgemeinen Studiengebühren weit aufgestoßen. Seitdem basteln vor allem die unionsregierten Länder an Gebührenkonzepte - teils gemeinsam, teils auf eigene Faust. Sie wollen möglichst zügig mit dem Inkasso beginnen".
Also haben wir die Studiengebühren leider schon und hier wird in Zukunft auch getrennt nach Arm/Reich.
Es grüßt die Kassenpatientin Ivi winke.gif (Oh-habe ich mich jetzt geoutet smilie_lachttotal.gif )
Frauke
@ Ivi Ich weiß, ich hab mich auch nur auf Bienes Aussage bezogen.
Und noch ist es nicht ganz soweit.
Inka
Hallo,

tja, was ist nun besser? Privatversichert oder Kassenpatient?

Als Privatversicherter kann man sich ja oft genug auch nicht sicher sein, dass nicht Untersuchungen gemacht wurden, die eigentlich so gar nicht nötig waren und die nur gemacht wurden, weil es ja schließlich bezahlt wird (das habe ich im Freundeskreis mehrmals erlebt, ich selber bin Kassenpatient).

Dass es immer wieder vorkommt, dass Kassenpatienten lange auf einen Termin warten müssen und Privatpatienten sofort kommen können (siehe Bericht von Bobby), das ist oft übel - aber ich denke auch, dass man da nicht alle Ärzte über einen Kamm scheren darf. Und dass wir chronisch Kranke letztlich mit am meisten unter der "Gesundheitsreform" leiden müssen, dafür können die Ärzte letztlich auch nichts.

Noch habe ich das Glück, dass mein Hausarzt nicht auf sein Budget schielt, sich Zeit für mich nimmt und auch alles verschreibt, was ich brauche. Ich kann nur hoffen, dass es auch noch lange so bleibt.

Trotzdem, ich würde mich nicht privat versichern, auch wenn ich es mir leisten könnte, denn das Gefühl, dass ich vielleicht von Ärzten dann zur "eierlegenden Wollmilchsau" werde, dass vielleicht unnötige Untersuchungen gemacht werden, das fördert doch das Vertrauen auch nicht gerade, oder? Und doch macht mir die Entwicklung hier in Deutschland auch ein bißchen Angst.

Liebe Grüße

winke.gif Inka

Liebe Grüße
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