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Komplette Version Ischias schleichend nah LWS OP

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Stefan84
Hallo Zusammen,

meine Name ist Stefan, ich bin 40Jahre alt und komme aus der küche von Heidelberg.

Ich wurde am 22.01.25 an der LWS operiert. Damalige Diagnose war:

Lumboischialgie rechts L4/L5 entsprechend bei sequestriertem NPP
L4/5 r e c h t s

Ich hatte zum Zeitpunkt der Diagnose eine Fußheberschwäche rechts und auch leichtes Taubheitsgefühl, besonders auf dem rechten Fußrücken und rechtsseitig des rechten Unterschenkels, aber ich hatte eigentlich keine Schmerzen, solange ich mich nicht mit "durchgestreckten" Beinen stark nach vorne gebeugt habe.

Der Bandscheibenvorfall wurde Minimalinversiv entfernt.

Nach der OP war das Taubheitsgefühl etwas besser und ich hatte weiterhin keine Schmerzen. Lediglich beim Rückengerechten Legen aufs Krankenbett war ich wohl einmal etwas schnell und es zog mir Kurz in den Rücken. Das war im nachhinein meine erste Erfahrung mit diesem Schmerz um den es gleich gehen soll.

Nachdem ich wieder zuhause war war ich überrascht wie gut sich alles anfühlte, weshalb ich die Medikation von:
IBU600 1-1-1-0
Novaminsulfon 500mg 2-2-2-2
Pantoprazol 1-0-0-0

schnell auf
IBU600 1-0-1-0
Novaminsulfon 500mg 1-0-1-0
Pantoprazol 1-0-0-0
runtergefahren habe.

Bis zum 06.02.25 ging es mir eigentlich gut. Oh hatte zwar immer mal wieder leichte schmerzen im rechten PO und rechten Unterschenkel/Fuß aber das war aushaltbar. Bis dahin bin ich viel gelaufen. Ich hatte ab 04.02.25 auch Physio, wobei mir Anspannungsübungen für die Körpermitte gezeigt wurden und wir eine "Nervendehnen" gemacht haben. (Dabei bin ich beim ersten mal Fast abgeklappt.

Die Schmerzen sind beim Stehen am Schlimmsten und kommen in Wellen, sind aber immer da. (4-5/10), werden weniger beim Laufen und Bewegen und hören ganz auf beim Liegen.

Nun habe ich aber seit zwei Tagen das Gefühl dass die Schmerzen insgesamt stärker werden. Heute Nacht hab ich fast kein Auge zu bekommen. Deshalb hab ich die Medikation wieder auf das Maximum hochgefahren (siehe oben) und hatte aber heute morgen trotz 1000mg Novaminsulfon und 600mg IBU starke Schmerzen. Ich bin dann gehend aufs Laufband um mich wenigstens etwas zu bewegen, aber ich finde es sehr komisch, dass sich auf einmal alles "verschlechtert".

Vielleicht ist noch zu sagen, dass ich die letzten 3 Tage Restaxil ausprobiert habe. (Wurde mir empfohlen gegen Nervenschmerzen), hab das aber gestern wieder Abgesetzt.

Hinsichtlich der Taubheitsgefühle und des Kraftverlustes habe ich das Gefühl das das jeden Tag besser wird, wenn da nicht dieser Ischiasschmerzen wäre. Ich merke auch, dass es sofort im Fuß zieht wenn es im PO zieht, aber eher mittlerweile Schlimmer im Fuß als im PO.

Hat jemand von euch Erfahrungen mit diesem Verlauf nah der OP.

Ich merke auch wie das an die Psyche geht. Ich lese überall von Menschen die nach einer LWS OP keine Schmerzen haben und das war ja bei mir anfangs auch so aber dieser Ischiasschmerz wird zumindest nicht weniger, eher mehr und nun mach ich mir sorgen. Mein Operateur ist auch nicht unbedingt ein Mann der großen Worte, weshalb ich mich nicht so recht "abgeholt" fühle.

Über einen Erfahrungsaustausch würde ich mich freuen.
Stefan84
Update: Mein behandelnder Arzt hat mir jetzt einen Termin für kommenden Montag gegeben und mir Tilidin auf die Karte geladen. Ich hab's noch nicht abgeholt, aber es sind wohl Tabletten und ich soll eine morgens eine Abends nehmen, um das Wochenende zu überbrücken. Ich google wahrscheinlich zu viel und habe hier auch schon gelesen, dass viele das über längere Zeiträume nehmen oder genommen haben, aber die Tatsache, dass es zu synthetischen Opioiden gehört macht mir etwas sorgen. Andererseits sagt jeder, man müsse "raus aus dem Schmerz". Irgendwie ist alles eine Abwägungssache. Ich habe vor 45 Minuten 1000mg Novaminsulfon und eine IBU600 genommen und gehe gerade auf dem Laufband mit relativ wenig Schmerzen. (PO 4/10, Fuß 5/10), aber aushaltbar. Ich hab halt Angst, dass ich mit Schmerzen in irgendwelche Fehlhaltungen komme oder "ein Schmerzgedächtnis" bilde. Ist das überzogen? Geht das überhaupt so schnell? Mein Gang ist denke ich normal und ohne Fehlstellung, aber vielleicht merkt man das ja auch gar nicht.

Hat jemand Erfahrungen mit Tilidin und wenn ja, wann nehmt ihr es. Macht es überhaupt Sinn "nur fürs Wochenende"? Immerhin bin ich ja liegend relativ Schmerzfrei mit der alten Medikation.
Pauline69
Hallo Stefan,

herzlich Willkommen bei uns im Forum!

Ich schätze mal, da ist von der Nachsorgen her, nicht alles gut gelaufen, um nicht zu sagen, da ist wohl einiges schief gelaufen.

Vermutlich wurde bei Deiner Operation (nur) das herausgetretene Bandscheibenmaterial entfernt, richtig?

Deine Operation ist jetzt gerade 3,5 Wochen her, nach 14 Tage hast Du schon mit Physiotherapie begonnen, das ist in Ordnung, wenn es gaaaaanz vorsichtig und ganz behutsam angegangen wird. Zum Beispiel „manuelle Therapie“, um Muskelverspannungen sanft zu lösen oder eine leichte Massage.
Dehnungsübung nach gut 14 Tagen postoperativ durchzuführen, war, vermutlich, deutlich zu früh.

Das restlich, verbleibende Bandscheibenmaterial im Bandscheibenfach konnte sich noch gar nicht festigen.
Für mich hört es sich so an, als wäre es, unter Umständen, zu einem Rezidiv gekommen.
Das würde bedeuten, dass weiteres Bandscheibenmaterial nachgerutscht ist und ggf. jetzt den Nerv wieder berührt.

Jetzt heißt es erst einmal das Wochenende überbrücken, um dann, vermutlich, am Montag, eine Überweisung für ein neues MRT zu bekommen.
Du brauchst keine Sorgen vor Tilidin zu haben. Es gehört zu der untersten Stufe der Opiate.
Um eine Überdosierung zu vermeiden, hat es immer die entsprechenden Menge Naloxon dabei.
Bei der erstmaligen Einnahme kann es zu einem dämpfenden oder etwas merkwürdigem Gefühl kommen, das legt sich aber mit den folgenden Einnahme meist zügig.
Tilidin ist, in der Regel, gut verträglich und hat eine gute Schmerzwirkung.
Passieren tut da nichts.

Ich habe schon sehr häufig Tillidin genommen, ebenso Tramal. Ich habe es sehr gut vertragen und hatte keinerlei Nebenwirkungen.

Ein Schmerzgedächnis bildet sich nicht so schnell, das dauert schon viele Wochen (3-6 Monate) bis Monate.
Trotzdem gilt es die Schmerzen unter Kontrolle zu bekommen, damit es nicht, durch Schonhaltungen, zu weiteren Beschwerden kommt.

Ich persönlich würde jetzt erst einmal ein paar Tage ganz langsam machen!
Keinerlei Sport außer langsames Spazieren gehen, viel liegen und viel Wärme - wenig sitzen, denn sitzen ist kontraproduktiv.

Gute Besserung und viele Grüße,
Pauline
Stefan84
Hi Pauline,

danke für deine schnelle und umfassende Antwort.

Ganz genau, es wurde nur das ausgetretene Bandscheibenmaterial entfernt.

Die ganze Kommunikation für das Verhalten nach der OP fühlte sich für mich schon sehr Bescheiden an.

Mit Nervendehnung meinte ich, das der Physio versucht hat, den Nerv zu "bewegen". So hat er es jedenfalls erklärt. Wir haben aber keine Dehnungsübungen an der Wirbelsäule gemacht, falls diese Info wichtig wäre. Ich hab das aber seit heute und nach der schlechten Nacht gelassen. Mal schauen ob sich der Nerv beruhigt.

Ein Rezidiv klingt nach Worst-Case, obwohl das ja nicht unbedingt heißen muss, dass ich nochmal unters Messer muss, richtig? Zumal meine Parese ja gefühlt immer besser wird. Wenn ich hier nämlich gerade eines lerne ist es, dass es OPs tunlichst zu vermeiden gilt. Ich werde am kommenden Termin auf ein MRT bestehen, dass müsste ja eine eindeutige Diagnose stellen können und zeigen, ob was nachgerutscht ist.

Durch diese unzufriedenstellende Situation und die wenigen Informationen hatte ich überlegt mir eine Reha zu besorgen. Ich habe jetzt zwar Physio, aber das nur einmal die Woche für 20 Minuten. Psychisch hat mir die Physio aber schon geholfen, weil endlich mal jemand mit mir geredet hat. Mein Gedankengang war, dass ich bei der Reha jeden Tag einen Ansprechpartner hätte, was sich für mich super anhört, aber vielleicht ist das zu früh?

Danke auf für die Infos zu Tilidin und die erklärungen zu Schmerzgedächtnis. Es ist schön mal detailliertere Infos zu den Punkten zu bekommen.
Pauline69
Hallo Stefan,

ja, es scheint tatsächlich so, dass Du nicht gut beraten und betreut worden bist.
Aber das ist auch nicht ungewöhnlich!!
Das ist sehr vielen von uns am Anfang so gegangen.
Die allermeisten Ärzte versäumen die Aufklärung über das Verhalten nach der Operation.

Du kannst Dir das in etwa wie folgt vorstellen: weil der Faserring der Bandscheibe, also der stabile Teil der Bandscheibe, der vorher um eine Bandscheibe herum lag, gerissen war, tritt Bandscheibenmaterial heraus.
(es gibt auch Ausnahmen, den sogenannten subligamentären Bandscheibenvorfall, bei dem der weiche Kern unterhalb des Faserring‘s heraustritt)

user posted image

In der Nukleotomie wurde nun das herausgetretene Material entfernt, der Faserring war gerissen, mit der Zeit trocknet nun der verbliebene Rest etwas aus, insbesondere der äußere Teil, ähnlich einem neuen Faserring - der „stabile Aussenring“.
Das braucht aber Zeit, viele Wochen, mehrere Monate.

In dieser Zeit sollte man alles vermeiden, was zu einer starken Belastung der operierten Bandscheiben führt.
Dehnung des Rücken‘s, schweres Heben aus dem Rücken heraus, Verdrehungen im unteren Rücken.
Je länger man sich danach richtet, umso besser kann es „heilen“ - im Sinne von leicht austrocknen.

Hast Du die Betreuung über einen Orthopäden oder einen niedergelassenen Neurochirurgen?
Bist Du in einer großen Neurochirurgie operiert worden oder einem Wirbelsäulenzentrum?
(Hausärzte wären jetzt nicht unbedingt die richtigen Ansprechpartner, wenn es um die Wirbelsäule geht)

Viele Grüße,
Pauline
Pauline69
Nachtrag, eine Reha macht Sinn, aber auch diese sollte nicht zu früh stattfinden.

In einer Reha wird vieles in Gruppen abgehalten, auf die individuelle Bedürfnisse kann nur wenig eingegangen werden. Man lernt allerdings in einer Reha auch sehr viel allgemeines über dieses Krankheitsbild.
Wie ist die Situation entstanden, wie kann man sie vermeiden, was muss man tun, um einen erneuten Bandscheibenvorfall, möglichst, zu vermeiden und vieles mehr.

Eine Anschlussheilbehandlung wird vom Sozialdienst des Krankenhauses organisiert, muss aber innerhalb von 6 Wochen, nach der OP, begonnen werden - das ist bei einer Bandscheiben OP häufig zu früh.
Eine medizinische Reha musst Du bei der Rentenversicherung, zusammen mit Deinem behandelnden Arzt, beantragen.
Stefan84
Hi Pauline,

ich werde von eine Orthopäden betreut. Die OP war im:
Brüderklinikum Julia Lanz
Abteilung Abteilung Unfallchirurgie und Sporttraumatologie
Standort Theresienkrankenhaus
Bassermannstraße 1
68165 Mannheim

Es ging alles so schnell damalig. Vorstellung beim Orthopäden am 17.01.25 morgens, MRT am gleichen Tag abends, Auswertung am daurffolgenden Montag (20.01.25) mit Aussage vom Orthopäden "Wir müssen operieren, am besten morgen." Op war dann am 22.01.25. Ich war anfangs ziemlich verunsichert, aber auf Grund der Parese war das wohl nötig.

Naja, jetzt kann ich nur damit umgehen. Ich werde am kommenden Termin nach einem MRT fragen und hoffe er macht eins und die Reha ansprechen. Ich denke es schadet nicht die Unterlagen fertig zu machen. Terminieren kann man die Reha ja dann immernoch. Ich geb Rückmeldung nach meinem Termin am kommenden Montag.

Danke für deine Erklärungen. Sowas hätte ich mir von Arzt gewünscht. Früher war das eigentlich auch so. Ich hatte mal eine OP an der Schulter und der Arzt damals war super, deswegen hat mich ja diese Erdahrung hier so überrumpelt. Ich hab das aber auf die Dringlichkeit geschoben. Ich wollte ja nicht das der Nerv kaputt geht.

Aktuell habe ich eigentlich mehr Schmerzen als vor der OP, aber eben "nur der Iaschias". Ich hatte gehofft das sich da einfach Prozesse abspielen, die den Nerv reizen können, so wie es nach jeder OP eigentlich erstmal gut ist, dann fängt das Gewebe an zu verschorfen etc und wird sehr empfindlich und dann geht es weg.

Mein Chef hatte ebenfalls eine LWS OP und der sagte er war komplett ohne Schmerzen danach. Seine Frau ebenfalls. Lediglich die Parese hat ne weile gedauert, bis sie weg war.

Nun hilft alles nichts. Ich meld mich wenn ich Updates habe und danke für die Infos. Das ist schon sehr wichtig für die Psyche.

Stefan84
Hallo Zusammen,

hier mal ein kurzes Update zu meinem Verlauf.

Nachdem ja ca. 1,5Wochen nach OP das Ziehen im rechten Po und rechten Unterschenkel heftiger wurde und bei jeder Aktivität, außer Liegen, eigentlich sofort present war und ich zu der oben genannten Medikation zuletzt noch 50mg Tilidin dazu genommen habe wurde es letzte Samstag, also 3,5 Wochen nach OP plötzlich besser. Samstags war es morgens noch da, ich bin aber trotzdem meine 10Minuten langsam durch die Wohnung gelaufen. (halt mit Schmerzen in PO und Bein (5-6). Nach der Darauffolgenden Ruhephase von ca 1 Stunde der nächste "Lauf" und plötzlich viel mir auf, dass der Schmerz weniger Stark ausgeprägt war. So blieb es den Samstag. Ich fasste dadurch Irgendwie Hoffnung. Am Sonntag das gleiche: Morgens noch direkt Schmerzen, aber ab späten Morgen wurde es besser. Ich blieb also bis Montag bei diesem Verhalten und bin Montag ohne direkte Schmerzen aufgestanden. Mein Programm (10-20Min langsames Laufen durch die Wohnung und 30-60Min Pause ziehe ich so weiter durch bis Heute und die Schmerzen sind anfangs nicht da, nach kurzer Zeit kommen sie auf aber werden nicht sehr stark (1-2) und nehmen dann erst nach ca. 45Min Aktivität etwas zu (3-4) und kommen in Wellen, werden aber nicht mehr Akut, außerdem baue ich eine Ruhepause ein wenn es doller wird. Was ich in dieser Akutphase seit letztem Freitag gelassen habe war alles andere (Keine Stärkungsübungen oder Nervendehnungen - Super Tip von Pauline) Ich weis das jeder Verlauf individuell ist, aber bei mir Hat das kurze Strecken langsam laufen (ohne Schuhe), aber dafür öfter mit kurzen Ruhephasen dazwischen gut geholfen.

Jetzt habe ich das Gefühl das jens jeden Tag ein bisschen besser wird. Ich glaube in meinem Fall war ein großes Problem der ständige gedanke "Viel hilft viel", aber das hat gar nicht geholfen.

Vielleicht hilft diese Wrfahrung jemandem der in einer Öhnlichen Situation steckt und verzweifelt. sich selbst bin ein Ziemlicher Kopfmensch und mich hat diese Zeit als es plötzlich schlimmer Wurde unglaublich psychisch belastet, weshalb ich am besten noch etwas mehr Stärkungsübungen machen wollte und noch etwas weiter laufen und und und, aber möglicherweise war das genau das Problem. Erst das "langsamer machen", Pausen einlegen, Wiederholen und begrenzen nur auf langsames gehen hat mir Geholfen. Mal sehen wie es weiter geht, aber ich bin guter Dinge.

Pauline69
Hallo Stefan,

es freut mich sehr, wenn Dir mein Tipp helfen konnte daumen.gif so soll es doch sein zwinker.gif

Viel zu machen, kurz nach einer OP, ist meist nicht von Vorteil, langsam, Schritt für Schritt, gilt eigentlich für fast alle Operationen.
Lass es weiterhin langsames angehen und fordere nicht zu viel von Dir.
Mach 6 Wochen und nach 3 Monaten sind gewisse, kleine Etappen erreicht, dann dürftest Du, jeweils, ein wenig forscher rangehen und ausprobieren, ob vielleicht ein bisschen mehr geht.

Weiterhin gute Besserung und viele Grüße,
Pauline
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