Hilfe - Suche - Mitglieder - Kalender
Komplette Version Relative OP-Indikation

Bandscheiben-Forum > LWS-Forum
Mesayin
Hallo,

wie der Titel schon sagt, besteht bei mir eine relative OP-Indikation. Eine klare Empfehlung gibt es nicht. Deswegen würde ich mich über Kommentare von denen freuen, die diesen Weg schon gegangen sind.

Kurz zu meiner Geschichte:

- Dez 23: spät erkannte Sprunggelenksfraktur, wahrscheinlich ursächlich
- Jun 24: schleichender Beginn Hüftschmerzen -> Beinschmerzen
- Aug 24: 1. MRT zeigt leichten BSV L5/S1, Vorwölbung L4/L5
- Jul/ Aug 24: Verschlechterung unter manueller Therapie, fast bettlägerig
- Sept: 1. PRT-Serie reduziert Dauerschmerzen, Mobilität weiter eingeschränkt
- Okt 24: 2. MRT zeigt Vergrößerung BSV L5/S1
- Nov/Dez 24: 2. PRT-Serie, Training Sportmedizinerin, Osteopathie
- Dez 24: Relative OP-Indikation (minimalinvasiv) laut zwei Chirurgen

Die Fortschritte kommen nur langsam und sind minimal. Aktuell ist es so, dass ich morgens 30 min beschwerdefrei bin. Danach zwingen mich Verkrampfungen und das sich versteifende und kribbelnde Bein zum Liegen. Sitzen ist so gut wie gar nicht möglich. Meine Geh- und Stehzeit verkürzt sich im Laufe des Tages bis auf wenige Minuten. Auch starke Medikamente haben darauf keinen Einfluss. Der Laseguetest ist immer noch positiv. Lähmungen oder Taubheit hatte ich zu keinem Zeitpunkt, ein ausgefallener Reflex ist zurückgekommen.
Aufgrund der enormen Einschränkungen in meiner Mobilität tendiere ich stark zur OP. Ich frage mich dennoch, ob ich z.B. der Physiotherapie noch eine Chance geben sollte.

Ich wüsste gerne auf welcher Grundlage ihr euch entschieden habt und wie es ausgegangen ist. Ich freue mich auf eure Antworten…

LG
mesayin
TylerDurden10
Hallo Mesayin,

ich persönlich habe das immer von einer Kombination aus mehreren Faktoren abhängig gemacht, welche natürlich individuell gewichtet werden können und vielleicht auch sollten.

1. Gibt es ein strukturelles Problem, das sich über diverse Tests (von Fachleuten) diagnostizieren und auch reproduzieren lässt? Sprich, kann es auch über einen längeren Zeitraum "nachgewiesen" werden?
2. Passend bildgebende Befunde (MRT) zu den empfundenen Beschwerden/Schmerzen? Mir ist bewusst, dass MRT-Bilder nicht zwingend das komplette Ausmaß erkennen lassen. Dennoch würde ich wollen, dass die Bilder generell zu Punkt 1. passen.
3. Konnten die gängigen konservativen Maßnahmen ohne deutliche Besserung ausgeschöpft werden?
4. Ist der Leidensdruck bei Alltagstätigkeiten sehr hoch und gleichbleibend statt abnehmend?
5. Hält mich das Problem bzw. der Schmerz von weiteren Aktivitäten ab, die ich gerne ausüben würde (bspw. Sport).
6. Raten mehrere Fachärzte zur OP, bzw. sehen eine Indikation.

Diese Faktoren sollten für mich gegeben sein. Vor allem die Punkte 4 und 5 sind natürlich extrem subjektiv und nicht wirklich für anderen außer dir selbst nachvollziehbar oder messbar.

Ich wünsche dir alles Gute und dass du die für dich richtige Entscheidung triffst.

Grüße
Tyler
Mesayin
Hallo Tyler,

erstmal vielen Dank für deine Nachricht und deine netten Wünsche. Dein „Leitfaden“ hat mir geholfen meine Gedanken zu sortieren. Es hat mir aber auch gezeigt, wo noch offene Fragen sind.

Punkt 1: klares Ja!
z.B. Laseguetest seit 5 Monaten unter 45 Grad

Punkt 2: Ja, aber…
anders als im MRT erkennbar, ist das Dermatom der L5 Wurzel zeitweise auch betroffen

Punkt 3: Ja!
Die Verbesserungen waren nur minimal.

Punkt 4: Ja!

Punkt 5: klares Ja!
Es hält mich von einem normalen Alltag mit Job und zwei kleinen Kindern ab.

Punkt 6: klares Ja!

Wie du siehst, gibt es für mich bei Punkt 2 ein „aber“. Die letzte Spritze der PRT-Serie wurde auf meinen Wunsch bei L5 gesetzt. Die Wirkung der enthaltenen Lokalanästhesie habe ich deutlich gespürt. Eine bleibende Verbesserung hatte ich nicht. Die Chirurgen konzentrieren sich in den Gesprächen nur auf den BSV L5/S1.
Da meine Schmerzen von Anfang an eher krampfartig statt einschießend waren und nur bis zur Kniehöhe gingen, wurde ich anfangs falsch diagnostiziert. Die zunächst diagnostizierte Osteochondrose ist laut MRT leichtgradig vorhanden, aber anscheinend nicht Auslöser der Nervenreizung. Eine Restunsicherheit bleibt für mich…
Interessant dein Hinweis, dass MRT‘s evtl. nicht alles erkennen lassen.
Es würde mich interessieren, ob im Zuge einer minimalinvasiven OP Anpassungen vorgenommen werden können, wenn es anders aussieht als im MRT. Vielleicht kann dazu jemand etwas sagen?

Ganz liebe Grüße
mesayin
TylerDurden10
Hi Mesayin,

schön zu hören, dass dir die Schritte mit Hinblick auf Struktur helfen, auch wenn ich hier natürlich keinen medizinischen Rat geben kann (fehlende Kompetenz).

Dass man während einer OP "mehr" sieht als im MRT, ist glaube ich normal. Ich kenne es bspw. von Knie Operationen. Man war sich aufgrund der MRT Bilder unsicher, ob Meniskus und Kreuzband geschädigt sind. Die Ärzte meinten dann, dass bei "Bedarf" auch das Kreuzband operativ mit versorgt wird. Dies war letztlich zum Glück nicht der Fall.

Hier dürfte es grundsätzlich auch rechtliche Implikationen geben. Sprich du kannst nicht einer OP zustimmen vorab, von der dann währenddessen komplett abgewichen wird. Vielleicht könnten Ärzte das hier kommentieren. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass du bei einer OP zur Entfernung von Bandscheibenmaterial wach wirst, um dann festzustellen, dass eine Versteifung durchgeführt wurde. Solch weitgreifende Schritte würden bestimmt mit dem Patienten besprochen werden, um diese dann evtl. in einer Folgeoperation umzusetzen (falls nötig und gewünscht).

Lange Rede, kurzer Sinn: Es können sich während einer OP immer neue/zusätzliche/andere Erkenntnisse ergeben, da auch MRT Bilder irgendwo limitiert sind. Dies sollte aber nicht heißen, dass plötzlich eine komplett andere OP stattfindet als geplant. Hier klammere ich Notfallsituationen bzw. lebensbedrohliche Situationen aus, die sicher anders behandelt werden und anderen Gesetzen unterliegen.

Was man zum Leitfaden vielleicht noch als Punkt 7 ergänzen könnten:

7. Wie ist die wahrscheinliche Langzeitprognose bzw. welche Probleme könnten als Resultat der OP in Zukunft auf dich zukommen? Bspw. weiterhin Schmerzen, Folge-OPs, andere Probleme etc. oder ist davon auszugehen, dass das Problem behoben ist für lange Zeit oder gar immer.

Viele Grüße
Tyler
Mesayin
Hallo an alle,

weil ich selber immer neugierig war, wie es den Mitforisten nach ihrem Beitrag ergangen ist, möchte ich gerne ein Update geben.

Ich habe mich kurzfristig für den mikrochirurgischen Eingriff entschieden und der wurde vor fünf Tagen in einer Kölner Klinik durchgeführt. Auch wenn die OP an sich nur 20 min gedauert hat, es ist nun mal eine OP und die allerersten Tage waren schwierig.

Stand heute bin ich aber schmerzfreier, belastbarer und habe einen größeren Bewegungsradius als vor der OP. Dennoch ist erstmal viel Schonung angesagt.

Natürlich weiß man nicht, wie es weitergeht und ob man letztlich zu den Glücklichen gehört, für die eine einzelne OP mit anschließendem Muskelaufbau eine endgültige Lösung darstellen. Dennoch bin ich sehr froh darüber, dass ich die Entscheidung getroffen habe. Denn zuletzt war es für mich angesichts der minimalen Verbesserungen - beispielsweise wenige Minuten länger stehen können - einfach nicht mehr absehbar, wann ich wieder Normalität erreichen werde.

Wer möchte, kann mich gerne anschreiben. Ich beantworte gerne die Fragen.

Liebe Grüße
mesayin
Dies ist eine "Lo-Fi"-Version unseres Inhalts. Zur kompletten Version mit mehr Informationen, Formatierungen und Bildern bitte hier klicken .
Invision Power Board © 2001-2025 Invision Power Services, Inc.
Angepasst von Shaun Harrison
Übersetzt und modifiziert von Fantome et David, Lafter