Nicole67
07 Nov 2024, 15:21
Hallo zusammen,
ich bin gerade ziemlich verwirrt und weiß nicht wie ich weiter vorgehen soll.
Zur Vorgeschichte: Ich bin 56 Jahre alt, schlank, habe mein Leben lang viel Sport gemacht und nie irgendwelche Probleme gehabt. Es fing vor 2 Wochen mit einem leichten Ziehen links im Po an, nach ein paar Dehnübungen war es am nächsten Morgen weg und kam am übernächsten Tag wieder und wurde immer schlimmer. Nachts bin ich dann mit höllischen Ischiasschmerzen das komplette Bein runter aufgewacht. Natürlich Wochenende, also Zähne zusammengebissen und viel rumgehumpelt und gleich Anfang letzter Woche zum Hausarzt. Die hat mir Schmerzmittel verschrieben, Überweisung zum Orthopäden und KG. 2 Tage später habe ich gemerkt, dass ich den Fuß nicht mehr anheben kann und der große Zeh taub ist. Meine Hausärztin hat mir dann geholfen einen schnelleren Termin beim Orthopäden zu bekommen.
Da war ich dann am Montag. Er vermutete einen Bandscheibenvorfall und hat einen MRT-Termin arrangiert. Der war gestern. Danach hatte ich noch ein kurzes Gespräch mit dem Arzt in der Radiologie und er hat mir erklärt, dass es nur eine Bandscheibenvorwölbung ist, die auf den Nerv drückt und daher die Beschwerden kommen und das mit KG behoben werden kann. Außerdem noch mehrere kleinere Befunde
Soweit sogut. Ich hatte mir letzte Woche schon einen Physio gesucht und Termine ausgemacht, die übernächste Woche starten sollen. (Das war gar nicht so einfach, die meisten hatten vor Januar nichts mehr frei). Heute war ich dann zum Arztgespräch bei dem Orthopäden und der meint nun, die Probleme kämen nicht von der Vorwölbung. Er weiß auch nicht, wo es herkommen könnte, ich soll 2 Wochen abwarten und mir B-Vitamine besorgen und wenn es dann nicht besser ist, bekomme ich eine Schiene. KG hat er abgelehnt.
Ganz ehrlich…. ich fühle mich total vera… und weiß gerade nicht, was ich machen soll. Die KG Termine trotzdem wahrnehmen und mir einen anderen Orthopäden suchen? Die Schmerzen habe ich mit IBU, viel Bewegung und Wärmflasche im Griff, aber so schnell einen neuen Orthopädentermin zu bekommen ist utopisch.
Hier ist der ausführliche Bericht vom MRT
Befund:
Steilstellung der LWS. Linkskonvexe Seitauslenkung der LWS. Antelisthese von LWK 4 gegenüber LWK 5 um 0,4 cm. Darüber hinaus korrektes dorsales Alignment der Wirbelkörper. Keine Wirbelkörperkompression. Kein Spongiosaödem.
Der Conus terminalis befindet sich auf Höhe des Bandscheibensegments Th12/L1. Unauffällige Darstellung des miterfassten lumbalen Myelons, Conus terminalis und Filum terminale.
Links laterale Bandscheibenprotrusion L3/4 mit Anulus-fibrosus-Einriss und geringer Einengung des linken Neuroforamens. Breitbasige, medio linkslateral akzentuierte Bandscheibenprotrusion L4/5 mit Einengung des linken Recessus und mäßiggradiger Einengung der Neuroforamina beidseits. Keine höhergradige Spinalkanalstenose.
Facettenarthrosen, betont L4/5 beidseits mit Gelenkerguss.
Miterfasste paravertebrale Weichteile regelrecht.
Beurteilung:
Linkskonvexe Lumbalskoliose.
Pseudospondylolisthese L4/5 mit derzeit aktivierten Facettenarthrosen.
Links laterale Bandscheibenprotrusion L3/4 mit Anulus-fibrosus-Einriss und geringer Neuroforamenstenose links.
Breitbasige, medio linkslateral akzentuierte Bandscheibenprotrusion L4/5 mit linksseitiger Recessusstenose und mäßiggradigen Neuroforamenstenosen beidseits.
Keine höhergradige Spinalkanalstenose.
paul42
07 Nov 2024, 16:54
Hallo Nicole
Willkommen im Forum
Eigentlich ist ein Orthopäde nicht der richtige Facharzt für bandscheibenbedingte Erkrankungen.
Hier schon bei KG zu blocken, spricht für null Bock.
Wie gut funktioniert der Zehen und Hackenstand?
Es wäre für dich sinnvoller den Rat bei einem NC zu suchen.
Dem Befund nach hast 2 Vorwölbungen der Bandscheiben.
Bei L3/L4 ist bereits der Fasering eingerissen, wobei L4/L5 schon kräftiger zur Einengung des linksseitigen Nervenaustrittskanal führt.
Hinzu kommt noch, das der Radiologe eine Pseudspondlisthesis beschreibt.
Hiermit ist ein Wirbelgleiten gemeint, was durch degenerativen Verschleiß entstanden ist.
Hier rutscht der L4 über L5 nach vorne, was den Platz für beteiligte bewegungsabhängig noch mehr einengen kann.
Das BS Fach scheint auch schon unter Dehydrierung zu leiden, denn es wird auch bereits eine bds. Facettenarthrose erwähnt.
Aus meiner Sicht brauchst du eine Überweisung für einen NC, dann sollte man sich diese Instabilität durch ein Funktionsröngten genauer anschauen.
Dein Hausarzt kann die Überweisung auch mit Dringlichkeit austellen.
Unter der Service Nummer 116 117 bekommst du den nächsten freien Termin
Keine Sorge der NC greift nicht gleich zu Messer, sondern hat für die konservative Behandlung sehr viel Möglichkeiten als ein Ortopäde.
Viele Grüße
paul42
Nicole67
07 Nov 2024, 17:51
Hallo Paul,
vielen lieben Dank schon mal. Zehengang funktioniert gut, Fersengang gar nicht. Meine Hausärztin ist diese Woche im Urlaub, aber da rufe ich am Montag gleich mal an. Über den Orthopäden kann ich echt nur den Kopf schütteln. Die KG Termine werde ich erst mal nicht absagen, da mir Bewegung gut tut.
Viele Grüße, Nicole
Pauline69
07 Nov 2024, 21:11
Hallo Nicole,
herzlich Willkommen bei uns im Forum.
Eigentlich machte das zügige Handeln des Orthopäden, zumindest anfangs, einen guten Eindruck.
Er hat nicht viel Zeit verstreichen lassen, er hat sich zügig um einen MRT Termin bemüht, er war sogar (scheinbar) dabei behilflich. Alles soweit vorbildlich!
Zitat (Nicole67 @ )
Beurteilung:
Linkskonvexe Lumbalskoliose.
Pseudospondylolisthese L4/5 mit derzeit aktivierten Facettenarthrosen.
Links laterale Bandscheibenprotrusion L3/4 mit Anulus-fibrosus-Einriss und geringer Neuroforamenstenose links.
Breitbasige, medio linkslateral akzentuierte Bandscheibenprotrusion L4/5 mit linksseitiger Recessusstenose und mäßiggradigen Neuroforamenstenosen beidseits.
Keine höhergradige Spinalkanalstenose.
Orthopäden sind manchmal etwas unempathisch, etwas kurz angebunden oder auch etwas ruppig, aber laut MRT Bericht hat er nicht unbedingt unrecht.
Du hast ein leichtes Wirbelgleiten bei L4/L5, eine nach links liegende Bandscheibenvorwölbung mit linksseitiger Einengung des seitlichen Spinalkanal‘s und eine mäßige Einengung der Nervenaustrittslöcher, beidseits, auf dieser Höhe.
Die Etage darüber hat ebenfalls eine Bandscheibenvorwölbung, hier mit einem Einriss des Faserring‘s und einer geringen Einengung des linken Nervenaustrittsloch‘s.
Das ist ein Befund, aber, zumindest noch, kein dramatischer Befund, der sicherlich auch noch keine OP Indikation darstellt.
Die Meinungen und Erfahrungen zu Neurochirurgen sind recht unterschiedlich.
Neurochirurgen können MRT Bilder am allerbesten beurteilen! Und nur ihr Urteil zählt letztendlich.
Sie sehen jeden Tag MRT Bilder und die dazugehörige Realität bei den Operationen.
Mein Neurochirurg, der mich bereits 2x an der HWS operiert hat und Chefarzt einer Uniklinik ist, hätte mich (vermutlich ) mit diesem (zumindest schriftlichen) MRT Befund sicherlich noch schneller abgefertigt, als Dein Orthopäde.
Er hätte sich die Bilder angesehen und wenn sie in SEINEN AUGEN keinerlei OP Indikation darstellen, mich mit den Worten, nichts dramatisches, keine OP Indikation, sie können sich gerne, jederzeit, erneut vorstellen, wenn sich die Situation verschlechtern sollte.
Jegliche Art der konservativen Behandlung läuft über meinen Orthopäden, mein Neurochirurg (Klinikarzt) ist oder fühlt sich dafür nicht zuständig. Und so höre ich es von den allermeisten Klinik-Neurochirurgen.
Gleichzeitig würde ich persönlich allerdings trotzdem immer von niedergelassenen Neurochirurgen abraten.
Auch kenne ich das „Spiel“ mit der Fußheberparese selbst.
Ich hatte 2020 3 kleine Bandscheibenvorfälle von L3-S1, mit geringer bis mäßiger Einengung der Neuroforamen.
Mein Orthopäde schickte mich zum Neurologen, der Neurologe, nach Untersuchung, zum Neurochirurgen, der Neurochirurg mich zum erneuten MRT, da seiner Meinung nach, diese ausgeprägte Fußheberschwäche nicht von den kleinen Bandscheibenvorfällen kommen können, vielleicht wäre akut etwas nachgerutscht.
Dem war allerdings nicht so und so wurde ich zum Klinik-Neurologen geschickt.
Dieser nahm mich, nach ambulanter Erstuntersuchung, elektiv stationär auf und checkte neurologisch alles durch (Lumbalpunktion, diverse MRTs, neurologische Messungen, hochdosiert Kortison).
Ergebnis, keine neurologische Erkrankung, trotzdem auch keine OP Indikation!
Begründung: die Bandscheibenvorfälle können nicht die Ursache für die Fußheberschwäche sein
Mein niedergelassener Orthopäde und mein niedergelassener Neurologe schickten mich in die nächste Uniklinik, sowohl in die Neurologie, als dann auch in die Neurochirurgie - gleiches Ergebnis.
Dies bitte nur als Schilderung, wie sie absolut nicht selten vorkommt.
Daher bitte nicht verzweifeln, sollte es sich, in Deinem Fall, ähnlich ergeben.
Bei mir hat sich die wirklich deutliche Fußheberschwäche übrigens nach ca. 1,5 Jahren wieder verflüchtigt.
Wieso und woher sie kam, wenn nicht von den Bandscheibenvorfällen, hat mir nie jemand beantworten können.
Durch die stationäre neurologische Krankenhausbehandlung machte ich als AHB eine 6-wöchige neurologisch-ambulanten Reha, nach dieser und nach wirklich intensivem Sport wurde es ganz langsam, Schritt für Schritt besser.
Liebe Grüße,
Pauline