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Komplette Version Bekam nun 2. OP angeboten, Erfahrungen?

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steve256
Hallo,

ich melde mich mal wieder aus aktuellem Anlass.

Kurze Schilderung meiner Situation:

Ich wurde 2019 mit 31 an L5/S1 operiert, da eine Fußsenkerparese links bestand. Danach ging es mir schnell wieder gut, immer mal kleinere Probleme mit Ausstahlung ins Bein gehabt, nächtliche Wadenkrämpfe und ab und zu Kribbelgefühl in Fußaussenkante. Aber nichts wirklich Wildes.

Im Februar 2022 gab es allerdings ein kleines Rezidiv der operierten Bandscheibe und seit dem habe ich große Probleme und trete auf der Stelle. Hauptproblem sind Ischiasbeschwerden, die hauptsächlich in Fußaussenkante links stattfinden. Bei Belastung (Gehen und Stehen) fühlt es sich an, als würde die Muskulatur in Fußaussenkante nach und nach steifer werden, irgendwann auch im Bereich des Piriformis und dann im unteren Rücken. Je länger die Tagesbelastung, desto mehr entwickelt sich aus der Gefühlsstörung auch ein stärkerer Schmerz beim Auftreten. Im Sitzen und Liegen erholt sich das allerdings immer recht schnell wieder. (Ein Arzt sprach mal von der "Schaufensterkrankheit"). Das belastet mich im Alltag, da es Tage gibt, wo ich kaum lange draußen rumlaufen kann oder wenn nur mit Medikamenten.

Neurologe machte mehrmals Untersuchungen, es gibt wohl eine leichte Verzögerung der sensiblen Nervenleitung links, aber das könnte nach seinen Angaben auch durchaus noch von der Parese damals herrühren. Leasuge-Zeichen ist bei 85 Grad positiv. Er könne es mir nicht schwarz auf weiß nachweisen, aber es spricht viel für ein S1-Wurzelreiz-Syndrom.

Konservativ habe ich viel Physio-Therapie gemacht, Osteopathie hat nichts gebracht. Seit März mache ich 2 mal die Woche medizinisches Gerätetraining und gehe einmal die Woche schwimmen. Ich habe in diesem Jahr insgesamt 26 kg abgenommen und bin nun bei 88 kg bei 190 cm Größe. Alles hat leider mein Problem nicht gelöst.

Seit ein paar Monaten sind neue Beschwerden dazugekommen, die diesmal meistens eher in Ruhe auftreten. Ein unangenehmes Druckgefühl unterhalb der Hoden bzw irgendwo zwischen Hoden und Steßbein mit gleichzeitigen Schmerzen im unteren Rücken. Diese neuen Beschwerden lassen sich allerdings mit manueller Therapie zeitweise komplett eliminieren.

Medikamente neheme ich mittlerweile bis zu 6x 75 mg Pregabalin und im Notfall Tilidin. Ausserdem noch Fluoxetin 20 mg als Antidepressivum.


Bisher sagte jeder Neurochirurg das sei nichts für eine OP. Mein Operateur von damals hat mir nun aber nach dem neuen MRT (auf dem sich scheinbar nichts wirklich änderte) eine zweite OP angeboten und gab mir 80 % Erfolgschance mit Risiko von 0-3 %, dass dabei die Nervenhaut verletzt wird, was er persönlich bei einer zweiten OP leicht erhöht sieht. Er begründete seinen Sinneswandel damit, dass die Beschwerden nun schon so lange anhalten und es "echte S1-Schmerzen" seien, die einmal sogar durch eine PRT gelindert werden konnten.

Ich habe mir eine Zweitmeinung geholt bei einem Chirurgen, der mir vor einem halben Jahr nur 50 % gegeben hat. Nun redet er auch plötzlich anders. Er kenne meinen Operateur 30 Jahre und weiß ihn sehr zu schätzen und dieser würde mich nicht einfach so aufschneiden. Ihm sei es wichtig, dass der selbe Operateur auch das Rezidiv operiere, da jeder Chirurg seine eigenen Vorgehensweisen hat und er besser wisse, worauf er in meinem Fall achten müsse.

Es ist eine verdammt schwierige Entscheidung, aber mein Leidensdruck ist verdammt groß und 80 % ist schon recht viel. Hat hier jemand Erfahrungen damit, dass eine zweite OP eine dauerhafte Erlösung brachte? Das wäre mir sehr wichtig, ich werde auch weiterhin sportlich alles dafür tun, dass ich meinen Zustand irgednwie optimieren kann.

Viele Grüße
Steve
steve256
Ich wollte hier noch meinen MRT-Bericht posten. Leider klappte das nicht.

Deshalb der entscheidende Auszug bei dieser Bandscheibe:

"L5/S1 ein diskreter linkslateraler flacher Prolaps mit geringer Enge des linken lateralen Recessus diskret, ohne erkennbare direkte neurale Kompression"

Befund:
-minimal KM-aufnehmendes perineurales Granulationsgewebe im lateralen Recessus links L5/S1; regelrechter Postop-Befund

-ein flacher linkslateraler kleiner Prolaps L5/S1 ohne wesentliche neurale Kompression

-minimale BS Protrusionen L3/4 und L4/5 ohne neurale Kompression
-der Spinalkanal und die Foramina wesentlichen frei"
blumi
Hallo Steve,

du schreibst, eine PRT habe dir sogar geholfen. Warum versuchst du nicht erst einmal noch eine PRT-Serie?

Dein Befund liest sich nicht so dramatisch. Deine Beschwerden sind belastend, klar, insbesondere weil sie schon so lange anhalten. Aber ob die wirklich von dem kleinen Vorfall ausgelöst werden( der laut Radiologe den Nerv nicht komprimiert) oder ob nicht andere Faktoren wie z.B. Narbengewebe, Instabilität oder ähnliches eine Rolle spielen lässt sich schwer voraussagen. Das blödeste wäre, wenn du nach der OP die gleichen Schmerzen weiterhin hast mit eventuell einer Verschlimmerung der Schwachstelle und daraus folgender Instabilität.

Daher würde ich persönlich eine OP erst dann ins Auge fassen, wenn alles andere ausgeschöpft ist. Dazu gehört ggf auch eine stationäre/tagesklinische Schmerztherapei, eine Umstellung der Medikation (ggf. fest Tilidin und nicht nur bei Bedarf oder vorübergehend ein stärkeres Opioid). Warst du denn in großen Kliniken oder bei niedergelassenen Neurochirurgen? ggf. würde ich an deiner Stelle noch eine weitere Einschätzung aus einem großem Haus einholen.

LG, Elke
Pauline69
Hallo Steve,

Ich sehe die Einschätzung von Elke genauso!

Der MRT Bericht liest sich relativ harmlos, eine bedrängte Nervenwurzeln wird nicht beschrieben.

Ich könnte mir das nur so erklären, dass der Neurochirurg Dir nur deshalb eine OP angeboten hat, weil er gemerkt hat, dass deine Geduld am Ende ist und du eigentlich eine OP möchtest.
Also quasi als Art Notlösung/Selbstberuhigung.

Aber wie Elke schon geschrieben hat, stell dir vor, du wirst operiert und deine Schmerzen sind nach wie vor in gleicher Intensität und Häufigkeit vorhanden.
Meine Erfahrung ist, dass Neurochirurgen in großen Kliniken, erst dann operieren, wenn auch die Bilder zu den Symptomen passen, oder umgekehrt, die Symptome zu den Bilder, von einer deutlich Kompression der Nervenwurzeln gesprochen wird oder einer hochgradigen Spinalkanalstenose.

Letztendlich musst du es natürlich selbst entscheiden, ganz klar, und deinem eigenen Gefühl vertrauen!
Bist du der Überzeugung, dass die OP für dich das Mittel der Wahl ist, lass sie durchführen.

Ich (persönlich) würde sie, unter all den angegebenen Aspekten, nicht machen lassen

Viele Grüße,
Pauline




Carpenter
Hallo Steve,

ich würde mich Elkes und Paulines Meinung anschließen, kann natürlich gut verstehen, dass Dich Deine Situation sehr belastet und Du nun Deinen Ausweg in einer erneuten Op siehst. Zunächst einmal finde ich es sehr beachtlich, wie viele Kilos Du abgenommen hast. Konntest Du durch Dein Training gut Muskulatur aufbauen? Wie sieht Deine Ernährung aus? Antientzündlich? Du erwähntest den Begriff "Schaufensterkrankheit". Der wird doch eigentlich für Durchblutungsstörungen in den Beinen verwendet. Bist Du in dieser Hinsicht untersucht worden? Vielleicht haben Deine Beschwerden einen anderen Hintergrund als den (kleinen) Prolaps, dann würde die Op mehr Schaden anrichten als Dir helfen.

Alles Gute für Dich!

Liebe Grüße von Carmen
steve256
Hallo, danke schon mal für die Antworten!

Es wurde letztes und dieses Jahr jeweils eine Serie von PRTs durchgeführt. Letztes Jahr war ich nach der 3. Infiltration für ca. 2 Wochen komplett beschwerdefrei. Bei dieser Infiltatio sind die aber so nah an die Wurzel gekommen, dass mir kurrzeitig ein Blitz durchs Bein geschossen ist und ich 3 Stunden eine Fußheberschwäche hatte. Das wurde sonst bei keiner Infiltration geschafft. Dieses Jahr würde ich sagen hatten die PRTs überhaupt keinen Effekt. Wirklich sehr schwierig.

Dazu kommt noch, dass jeder Radiologe irgendwas anderes sieht. Bei dem vorletzten MRT-Bild schrieb ein Radiologe in seinem Bericht "am auffälligsten ist im Verlauf eine zunehmende, aktuell am ehesten noch mittelgradige Spinalkanalstenose in Höhe LWK 3/4 ohne im Verlauf direkt erkennbare Ursache für den Progress bei leichter, breitbasige Bandscheibenprotrusion und geringer, hypertropher Facettengelenksarthrose"

Der Neurochirurg meinte dies sei absolut zu vernachlässigen und der Radiologe vom aktuellen MRT erwähnt es noch nicht mal mehr. Also das sit schon interessant, wie unterschiedlich die Ärzte das bewerten.

Im ersten MRT nach dem Rezidiv wurde von "leichter narbiger Veränderung um die S1-Wurzel" gesprochen. Es ist ja möglich, dass es nur Narbengewebe ist, allerdings stört mich das ja scheinbar nur, weil die Bandscheibe wieder "leicht" vorgefallen ist.

Was Schmerztherapie betrifft, bin ich in ambulanter Behandlung und auch der Schmerztherapeut scheint mittlerweile mit einer OP zu liebäugeln.
blumi
Hallo,

das hört sich jetzt ein wenig anders an, danke für die Erläuterung.

Ich habe halt die Befürchtung, dass es eher das Narbengewebe als der Vorfall ist, ggf. auch beides zusammen, was deine Nervenwurzel ärgert.

Das mit L3/4 passt nicht zu deiner Symptomatik, daher wird das nicht kommen. Ich habe selbst seit meiner 2. LWS- OP ( nicht sofort, das fing 1 1/2 Jahre später an) Probleme mit der Stabilität in dem 2 x operieren Bereich. Bei KG 2/5 ausgelöst durch eine Zyste hatte ich damals keine Wahl. Und es hat auch geholfen, der Nerv hat sich super erholt.

Ich würde mir tatsächlich noch einen Termin an einem großen Wirbelsäulenzentrum holen, wenn die das auch so sehen geben die Bilder vielleicht auch mehr her als der Radiologe beschreibt.

LG, Elke
steve256
ich werde mir auf jeden Fall noch mal eine dritte Meinung, ggf von einer "Koryphäe" holen, bevor ich was machen lasse. Wobei der Chirurg der Zweitmeinung (Dr. Kuhn in Gießen) genießt auch einen sehr guten Ruf und ist tatsächlich dafür bekannt, dass er gerade bei jüngeren Leuten sehr vorsichtig mit OPs ist.

Er ging mit mir kurz das MRT durch und zeigte mir in einer einzigen Spianlkanalaufnahme, dass Narbengewebe nur im Bereich vom Zugang zu sehen sei. Man könne nicht direkt die Reizung, aber die Engstelle sehen. Da war in der Aufnahme im rechten Bereich die Nervenwurzel (oder da wo halt der Platz für sie sein soll) hell zu sehen und links war aber tatsächlich alles dunkel. Ich als Laie konnte auf jeden Fall deutlich einen Unterschied zwischen links und rechts sehen. Irgendwie sah es auch ein wenig "verdreht" aus.

Ich habe mir vorgenommen, bis März noch mal alles zu probieren und wenn ich dann immer noch auf dem selben Stand wie heute bin, es durchzuziehen. Werde mir aber auf jeden Fall noch mal eine dritte Meinung holen
Pauline69
Hallo Steve,

Die Berichte der Radiologen sind deshalb so unterschiedlich, weil die Radiologen reine Bild-Betrachter sind.

Stelle mal zehn verschiedene Personen vor ein Gemälde und lass sie dir das Bild erklären. Jeder wird seinen Fokus auf etwas anderes legen und einige Stellen auch komplett anders deuten.
Nichts anderes ist das bei den Radiologen, gibst du ein MRT, fünf verschiedenen Radiologen, werden sie alle ihr Hauptaugenmerk auf eine andere Sache legen, es sei denn natürlich eine Sache ist so präsent, dass sie jedem Radiologen natürlich sofort ins Auge fällt.

Dann kommt hinzu, dass die Meinung der Radiologen und die Meinung der Chirurgen komplett auseinanderfällt.
Das liegt daran, dass die Radiologen in der Regel noch nie operiert haben und die jeweilig, beschriebene Stelle niemals in echt, während der Operation gesehen haben.
Die Chirurgen jedoch jedes Mal das MRT Bild im Vergleich zu der intraoperativen Situation sehen.

Bei so zwiespältige Meinungen wäre ich sehr, sehr vorsichtig und würde mir auch wirklich eine Operation gut überdenken.
Natürlich kann auch ich absolut verstehen, dass man mal irgendwann Ruhe haben möchte und sich nach einer Situation ohne Schmerzen sehnt. Und man erhofft sich natürlich, durch eine Operation, einen schmerzfreien Zustand.

Doch um genau dieses, auch wirklich möglichst, zu erreichen, sollte die Diagnose handfest und gesichert sein!
Versuche doch mal einen Termin in einer Uniklinik zu bekommen, in der Neurochirurgie.

Meine persönliche Erfahrung ist, dass Unikliniken sehr, sehr neutral bewerten und man sich eigentlich auf deren Aussage ziemlich gut verlassen kann.

Dass mit der Schaufensterkrankheit solltest du allerdings auch tatsächlich überprüfen lassen!
Da kann ich Carmen nur vollkommen Recht geben.
Denn das wären zwei völlig verschiedene Paar Schuhe, mit verwechselbarer Symptomatik.

Alles Gute und viele Grüße,
Pauline

blumi
Hi,

wahrscheinlich meinst du die Claudicatio spinalis, also das wiederholte stehenbleiben wegen der Schmerzen durch die Engstelle, was durch vorbeugen oder hinsetzen dann wieder besser wird.

Von den Symptomen ähnlich wie die sogenannte " Schaufenster - Krankheit" , auch Claudicatio intermitens, die durch Gefäß Probleme verursacht wird.

LG, Elke
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