FrauIngenieur
20 Apr 2023, 02:32
Guten Abend (gute Nacht?),
Nachdem ich die letzten Stunden wach liegend damit verbracht habe durch diverse Threads dieses Forums zu scrollen, kam ich zum Entschluss mich einfach anzumelden. Die Mitglieder wirken so aufgeschlossen und hilfsbereit, dass ich hier mein Glück versuchen mag.
Eigentlich erhoffe ich mir hier Erfahrungsberichte, ob positiv oder negativ ist mir erstmal gleich - gerne aber ausführlich! Mir ist aufgefallen, dass es zum Thema Bandscheibenprothesen doch eher mehr negative Erfahrungsberichte gibt, was mich missmutig stimmt. Kann mir jemand Positives berichten, eventuell mit mehrjähriger Erfahrung?
Kurz zu mir und warum ich hier bin:
Ich bin 24 (25 nächste Woche) Jahre jung und soll demnächst eine Bandscheibenprothese M6 im Bereich L5/L6 eingesetzt bekommen.
Ende 2021 fingen erste Rückenbeschwerden an, ein Ausstrahlen und Krabbeln ins linke Bein, was ich erstmal ignorierte. Die Schmerzen wurden zusehends schlechter, im Juni 2022 gab's dann den Knall (wortwörtlich, ich glaube den Tag einordnen zu können an dem der Faserring riss) und ich konnte mich eine Woche nicht mehr bewegen, lag nahezu 24/7 und musste von meinem Freund voll versorgt werden. Im örtlichen KH wurde mir gesagt dass jeder Mensch mal eine Rückenverspannung hat und dass ich mich nicht so anstellen soll (spoiler, diesen Umgangston legten 90% aller Ärzte mir ggü hin, nirgends wurde ich ernstgenommen, geschweige denn untersucht).
Erst als ich meine Hausärztin um ein MRT anflehte bekam ich die Überweisung, zusammen mit abwertenden Kommentaren, für ein solches.
Das MRT im August 2022 brachte zum Vorschein dass ich eine abgeflachte Lordose, also Steilfehlstellung der LWS, habe und diese schon für ordentlich Verschleiß gesorgt hat. Protrusionen im gesamten LWS Bereich und ein Massen NPP L5/L6, Scheuermann, beginnende Osteochondrose, Schmorlsche Knoten, absolute Spinalkanalstenose, peudoradikuläre Beschwerden durch hypertrophierte Facettengelenke (man will es aber noch nicht Arthrose nennen), S1-Syndrom, etc etc etc. Das ganze Paket was man eben hat, wenn man sich wegen der Rückenverspannungen mal nicht so haben soll.
Diese viel zu spät erkannte Vollkatastrophe wurde dann auf Krampf versucht konservativ zu behandeln, wobei ich bis dato September 2022 nicht mehr aufrecht stehen konnte, eine Fußsenkerparese linksseitig hatte und die Schmerzen trotz Tilidindosis für ein Pferd nicht auszuhalten waren. Zusätzlich Pregabalin, Lorazepam, Amytriptilin, Palexia versuchsweise, etc, aber ich schlief keine Nacht mehr. Kopf war dann langsam brei und ich wurde zum Neurochirurgen überwiesen der wie alle seine Vorgänger-Arztkollegen meine Beschwerden erstmal stark anzweifelte. Es wurde ein Kontroll-MRT Ende Oktober 2022 gemacht und zur Auswertung dieses wurde ich mit den Worten 'huch, es war ja doch nicht psychisch' begrüßt. Ja huch, von August zu Oktober hat sich der BSV so massiv verschlechtert, dass es mittlerweile eine hochgradig absolute Spinalkanalstenose war, von der die Rede war. Für Ende November wurde eine Nukleotomie angesetzt, bei der der Chirurg laut eigener Aussage ziemlich viel entfernen musste. Direkt nach der OP war ich 100% schmerzfrei, der Fußsenker ließ noch etwas auf sich warten. Ich habe mich erstmal wie Gott gefühlt, das ließ schnell nach, als ich nach wenigen Tagen wieder Schmerzen hatte. Beim Fädenziehen ging die Narbe zur Hälfte auf, es wurde eine große Wundrevision Mitte Dezember gemacht, anscheinend hat sich Wundwasser angesammelt. Schmerzen wieder zu 100% weg. Heilte auch dieses Mal. Mitte Januar 3 Wochen Reha, die Schmerzen die zu 100% weg waren, kamen teilweise wieder. Zusätzlich starke Rückenschmerzen. Der Reha-Arzt tat es seinen Vorgängern nach und beschwichtigte alle meine Sorgen, aber ich war es mittlerweile gewohnt dass mir kein Glaube geschenkt wird und hörte auf meinen Körper. Über meinen Orthopäden bekam ich eine erneute MRT Überweisung, schnell kam raus dass ich ein Rezidiv erlitten habe.
Im Nachhinein empfinde ich es fast als logisch, dass eine Nukleotomie nichts bringen kann, wenn der BSV durch eine Steilfehlstellung ausgelöst wird. Immerhin kann ich mir die Steilfehlstellung mit keinem Sport der Welt wegtrainieren.
Es ist ein sehr niederschmetternder Krankheitsverlauf, immer und immer wieder darum bitten und betteln zu müssen, dass die Ärzte einem glauben. Auch dass ich kurzzeitig zu 100(!!!)% schmerzfrei war, nach über 1 Jahr stärkster Schmerzen, hat mir soviel Hoffnung gegeben.
Auf Empfehlung meines Orthopäden bin ich nun bei einem Arzt, der mir aufgrund meines Krankheitsverlaufes zu einer Bandscheibenprothese geraten hat. Er war auch der erste Arzt, der meine Beschwerden nicht in Frage gestellt hat.
Jetzt ist so eine Operation natürlich absolut angsteinflössend, auch die ersten beiden OPs haben mir Bauchschmerzen bereitet. Ich habe hier im Forum das Gefühl bekommen, dass es ein allgemeines Kontra gibt, was die Bandscheibenprothesen betrifft.
Da ich weder hypermobil bin, noch Gleitwirbel habe, lediglich dieses Segment betroffen ist und in meinen MRT Berichten zwar von hypertrophierten Facettengelenken, aber nicht von Arthrose in diesen gesprochen wird, hatte ich für mich die Annahme getroffen, dass die Prothese eine astreine Lösung sein muss.
Liebe Forumsmitglieder, danke an die, die meinen Text bis hier her gelesen haben. Was ist eure Meinung zu dem Thema? Ich bin über jeden Rat/Tipp/Information/Erfahrungsbericht überaus dankbar!
Pauline69
20 Apr 2023, 07:05
Guten Morgen FrauIngenieur,
ich selbst habe keine Prothese, vertrete aber ebenfalls die Meinung, dass eine Prothese ein gewagtes Spiel mit dem Feuer ist.
Eine Prothese besteht aus zwei Platten, dazwischen liegt ein weicher Kern. Durch diesen weichen Kern soll die Beweglichkeit des Wirbelabschnitts erhalten bleiben.
Die Gefahr, die besteht, ist, dass sich dieser weiche Kern im Körper auflösen kann, er kann verrutschen oder einfach kaputt gehen. Wenn dies der Fall ist, können sich die beiden Platten wahllos verschieben. Sie können dann auf den Spinalkanal drücken oder auf eine Nervenwurzel. Die aufgelösten Teile können sich im Körper bewegen.
Eine Revisions OP ist recht schwierig, um die zerstörten Teile zu entfernen.
Viele Ärzte gehen da nicht ran und Du stehst mit Deinem Problem da.
Desweiteren bleibt eine Prothese maximal 2 Jahre beweglich.
Knochen ist ein dynamisches Gewebe, welches „kaputte Stellen“ im Körper umbaut.
Sonst würde ein Knochenbruch nicht heilen.
Im Falle einer starken Überbelastung einzelner Wirbelkörper baut er, zum Beispiel, Abstützanbauten.
Die sogenannten Knochensporne.
Das wiederum heißt, dass der Körper spätestens innerhalb von 2 Jahren die Prothese umbaut hat.
Dann hättest Du im besten Fall, wenn vorher nichts passiert ist, eine verknöcherte Prothese, die genauso unbeweglich und steif wäre, wie ein Cage (Versteifungs-OP).
Ein Cage besteht entweder aus einem bestimmten Kunststoff oder Titan. Es ist ein rundes Körbchen mit 2 Löchern in der Mitte. Ziel dieser Löcher ist es, dass der Knochen diese durchwächst. Dadurch erhält ein Cage seine Stabilität. Die Materialien sind sehr lange erprobt und bereiten keine Probleme.
Gerade die M6 ist sehr in Verruf, durch die oben genannten Probleme, geraten.
Ich würde mir sehr genau überlegen, ob ich diese Risiko eingehen möchte.
Du bist noch sehr jung, deswegen möchte man Dir diese Prothese „verkaufen“, um, wie sie (die Neurochirurgen) so gerne sagen, eine Anschlussdegeneration zu vermeiden. Unter dem Aspekt, dass die Prothese aber auch in spätestens 2 Jahren verknöchert ist, ist auch dieses Argument Unsinn.
Ich hatte vor meiner HWS OP wenig Information. Als man mir sagte, man wird zwei Cage einsetzen, war ich zuerst ein wenig erschüttert, warum man mir so ein „billiges Plastikteil“ einsetzen möchte und keine moderne Prothese.
Bei der OP Aufklärung habe ich danach gefragt und man erklärte mir, dass man mal Prothesen eingesetzt hätte, damit aber keine guten Erfahrungen gemacht habe und deshalb wieder auf die Cages zurück gegangen wäre.
Ich akzeptierte das so und hoffte auch die Richtigkeit! Der Oberarzt wirkte auf mich sehr kompetent und ausführlich in seinen gesamten Erklärungen.
Heute bin ich darüber sehr, sehr dankbar.
Ich wünsche Dir eine gute Entscheidungsfindung und viele Grüße
Pauline
FrauIngenieur
20 Apr 2023, 10:28
Hallo Pauline96,
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort!
Dass die Prothesen kaputt gehen können, habe ich bereits vielfach gelesen. Allerdings habe ich den Eindruck bekommen, dass es sich hier viel mehr um das Modell M6-C handelt, welches für die HWS gedacht ist, als um M6-L. Korrigiere mich, falls ich da falsch liege.
Du schreibst außerdem, dass die Platten verrutschen können, wenn der Kern kaputt geht. Ist das denn wirklich möglich, wenn die Platten in den Wirbelkörper eingewachsen sind?
Die Vorstellung dass die Prothese im Körper kaputt geht und sich auflöst ist horror, davon hat mir der Arzt nichts erzählt. Ich werde ihn aber darauf ansprechen. Bei meinen Recherchen habe ich herausgefunden, dass er bereits Revisionsoperationen von den fehlerhaften Rainerprothesen durchgeführt hat. Er selbst ist von den M6 Prothesen aber sehr überzeugt.
Dass der Körper die Prothese bis zur vollständigen Versteifung umknöchern kann wusste ich bis zu deiner Antwort überhaupt nicht! Gibt es hier Mitglieder, denen das bereits passiert ist?
Danke nochmal für deine Antwort, die Entscheidung wird mir schwer fallen. Aber ich habe bereits morgen meinen Termin bei dem Arzt, ich werde ihn auf die bekannten Probleme ansprechen.
Hallo FrauIngenieur,
ich selbst hab keine Prothese bin aber ähnlich "Alt" und hab ne ähnliche Problematik. Mich wundert es, dass man dir zu einer Prothese rät. Klar, das Alter lässt es im ersten Moment attraktiv erscheinen, das wars dann aber auch schon. Mit hatte ein Klinikarzt das durchaus auch vorgeschlagen, allerdings meinte der Chefarzt der gleichen Abteilung damals, sofern ausser der platten Bandscheibe weitere Schäden an der Wirbelsäule vorkommen, sollte man keine Prothese einsetzen. Dies bestätigte mir ein weiterer Arzt unabhängig davon. Gerade beim Scheuermann kann es scheinbar schwieriger sein, die Prothesen sicher zu verankern. Und die Steilfehlstellung bleibt ja auch mit der Prothese bestehen, was zu erhöhtem Materialverschleiß führen kann. Und die Beweglichkeit die man dadurch zu erhalten versucht kann tatsächlich gerade bei weiteren Baustellen zum Problem werden, da die Wirbel die weitere Fehlbelastung abfangen müssen, der sie nicht gewachsen sind. Deswegen hatte man mir dringend davon abgeraten.
Dass es bei den HWS Prothesen mehr Probleme gibt wie bei den LWS Prothesen kommt vielleicht auch daher, dass sie in der HWS insgesamt deutlich häufiger verbaut wurden/werden. Mir hat ein Arzt erzählt, dass er sie in der LWS nicht verbaut, weil es langfristig einer Versteifung ähnelt, das Risiko im Vergleich zum Nutzen jedoch hoch ist und der Beweglichleitserhalt eher gering und weniger "wichtig" ist wie in der HWS.
Daher würde ich dir dringend raten noch eine weitere Meinung einzuholen und keine vorschnellen Entscheidungen zu treffen. Auch wenn ich gut verstehen kann, dass es dir vielleicht schwer fällt, weil man nie weiß, ob ein neuer Arzt die Beschwerden Ernst nimmt oder sie einem wieder versucht abzusprechen.
Liebe Grüße
Nanu
Hallo FrauIngenieur,
Bin selbst Ingenieur und seit 2 Monaten an der Lws versteift. Nach 22 Jahren Rückenproblemen..
Als Ingenieurin, solltest Du bei Deiner Wirbelsäulenstatik nachdenklich werden.
Die Statik und selbst redend daraus resultierend Die Dynamik der WBS wird sicher nicht durch eine Prothese korrigiert.
Lass Dir unbedingt ein 2. Gutachten von einem guten Wirbelsäulenzentrum machen
Viel Erfolg und gute Besserung
LG Thea
Pauline69
20 Apr 2023, 14:12
Hallo Frau Ingenieur,
lies mal diesen Artikel, vielleicht ist interessant für Dich!
Ich würde die Finger von dieser Prothese lassen - meine Meinung!
Das Risiko wäre mir zu hoch.
Warum solch ein Risiko eingehen, welches keinen Nutzen hat?
https://durom-hueftprobleme.de/medizinprodu...spinal-kineticsWirklich ein sehr interessanter Artikel, für Alle, die mit dem Gedanken spielen, sich eine Prothese einsetzen zu lassen.
Liebe Grüße
Pauline
paul42
20 Apr 2023, 14:17
Hallo FrauIngenieur,
seit meiner Registrierung im Forum ist mir leider kein Fall in Erinnerung, wo die Prothese das gehalten hat, was man sich als Laie darunter vorstellt.
Ich hatte damals auch das Gefühl das könnte für mich das kleinere Übel sein, aber mein Operatuer meinte immer wieder, "dann sehen wir uns in 2 Jahren wieder"
Die Charité Berlin baut schon seit über 15 Jahre überhaupt keine BS Prothesen mehr, da Revisions OPs ein großes Risiko darstellen.
Oftmals traut sich kein Arzt an die defekte Prothese ran, und dann wird das Segment trotzdem versteift und der Schrott bleibt drin.
Auch wenn der Gedanke eines funktionsfähigen BS Ersatzes sehr verlockend klingt, muss man sich ausschließlich dauerhaft auf die Materialeigenschaften verlassen können.
Die Wahrscheinlichkeit das dir das Teil jetzt mit 25 Jahren bis Lebensende keine Probleme bereitet ist relativ gering, zu mal auch deine Befunde eigentlich dagegen sprechen.
Insbesondere erhalten betroffene Personen kaum med. und rechtlichen Beistand, weil dann die Vertwortung zwischen Arzt und Hersteller hin und her geschoben wird.
Im Forum lässt sich das verfolgen wie zäh solche jahrelangen Klagen verlaufen.
Die Beweglichkeit bzw. Verschiebung einer völlig gesunden BS beträgt pro Segment der LWS gerade mal 2-3 mm.
Langfristig gesehen ist also die Versteifung eines Segmentes also keine wesentliche Einbuße.
Für den Kopf ist das Gefühl vorab einer OP, zukünftig mit Schrauben um Stäben leben zu müssen aber eine große Belastung und eine Prothese wirkt da weniger dramtisch.
Meine Versteifung ist jetzt fast 14 Jahre her und heute verstehe ich das was mir der Arzt damals erklärt hat.
Ich würde an deiner Stelle, diese OP Empfehlung eines einzelnen Arztes durch weitere med. Meinungen zunächst überprüfen lassen.
Viele Grüße
paul42
Hallo FrauIngenieur,
ich gehöre zu den leidtragenden der M6-C und kann dir nicht dazu raten, dir diese Prothese einbauen zu lassen. Es ist wie Nanu es sagt: im Verhältniss sind viel mehr dieser Prothesen in der HWS als in der LWS eingebaut worden, daher gibt es logischerweise auch mehr Negativberichte aus dem HWS-Bereich als aus dem LWS-Bereich.
Ich habe mittlerweile aber sehr viele Betroffene kennengelernt, die aufgrund der M6-L viel Leid erleben mussten und noch müssen. denn es ist leider so, wie Paul es geschrieben hat: Aufgrund der hohen Revisionsrisiken findet man kaum jemanden, der die Teile aus der LWS wieder entfernt, wenn etwas schief geht. Dann wird meist versteift und die kaputte Prothese bleibt drin, was zwar Linderung verschaft, aber keine Beseitigung der Beschwerden.
Zitat
Protrusionen im gesamten LWS Bereich und ein Massen NPP L5/L6, Scheuermann, beginnende Osteochondrose, Schmorlsche Knoten, absolute Spinalkanalstenose, peudoradikuläre Beschwerden durch hypertrophierte Facettengelenke (man will es aber noch nicht Arthrose nennen), S1-Syndrom, etc etc etc.
Du hast Veränderungen der Bandscheiben im gesamten LWS-Bereich, einen zusätzlichen Lendenwirbel und darüber einen Vorfall, mit dem Scheuermann eine chronische Wirbelsäulenerkrankung, Facettengelenksarthrosen (denn das sind die hypertrophierten Gelenke) und die daraus resultierenden Folgen. Mit anderen Worten, eine im Aufbau schon gestörte Wirbelsäule die im LWS-Bereich überall chronische Schäden aufweist.
Das ist, selbst wenn man den Herstellerhinweisen der Seite Glauben schenkt (und das kann man nur sehr eingeschränkt) eine Kontraindikation für eine Bandscheibenprothese. Welche Anschlussdegenerationen willst du denn mittels Prothese verhindern, wenn diese bereits vorliegen? Im Gegenteil: du belastest deine bereits vorgeschädigten Wirbelgelenke weiterhin. Die Steilstellung (die häufig auch reaktiv schmerzbedingt ist) wird sich daher auch nicht ändern. Die Wahrscheinlichkeit eines Nutzens ist also gegenüber den Risiken sehr gering, und die sind durchaus relevant.
Zitat
Du schreibst außerdem, dass die Platten verrutschen können, wenn der Kern kaputt geht. Ist das denn wirklich möglich, wenn die Platten in den Wirbelkörper eingewachsen sind?
die Platten sind in den Wirbelkörper eingewachsen, das ist richtig. Aber der Kern ist dazwischen. Wenn der Kern kaputt geht kann also folgendes passieren:
- Kernmaterial kann in den Spinalkanal rutschen und zu Komplikationen wie Lähmungen führen
- Die Platten haben keine Verbindung mehr, es steht also Metall auf Metall, das sich zueinander frei bewegen kann und so gegeneinander verrutscht mit der Folge eines Wirbelgleiten oder -versatzes
- es kann durch die veränderte Belastung zu einem Bruch der Platen oder zu einem einsinken der Platten kommen mit entsprechenden Folgen.
Zu all dem habe ich leider bereits eine Menge nicht all zu schöne Bilder gesehen.
Natürlich kann alles gut gehen. Und ich will dir um Himmels Willen auch keine Angst einjagen.
Aber es gilt in solchen Situationen die Chancen und Risiken realistisch gegeneinander abzuwägen. Mein Neurochirurg (den ich leider erst nach Implantation der M6 aufgesucht habe) meinte mal, ja, es mag die Einzelfälle geben, die jungen Patientinnen und Patienten, die bei einer ansonsten komplett gesunden Wirbelsäule genau auf einer Bandscheiben-Etage ein Problem haben, die von einer Prothese vielleicht langfristig profitieren können (und es ist noch nicht gesagt, dass die Dinger ein Leben lang halten, das kann die Firma problemlos versprechen, da sie nach 10 Jahren nicht mehr rechtlich belangt werden kann). Aber das sind wenige Ausnahmen, und so wie du deine WS-Beurteilung beschreibst, gehörst du leider nicht dazu.
Also auch von mir der Vorschlag: Hol dir eine zweite und gerne auch eine dritte Meinung, und erst wenn du dir ganz sicher bist nach Einholen mehrerer Meinungen, entscheide, was zu tun ist. Das habe ich damals nicht getan, sondern meinem Kollegen vertraut. Das war ein Fehler. Er baut sie mittlerweile auch nicht mehr ein, er hat daraus gelernt.
LG, Elke