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Komplette Version BSV, Osteochondrose und andauernd starke Schmerzen

Bandscheiben-Forum > HWS-Forum
pede
Hallo allerseits!

Ich bin wirklich froh, dieses Forum gefunden zu haben. Im Netz findet man viele Versprechungen, deren Wahrheitsgehalt man bezweifeln kann. Und wegen meiner andauernden Rückenprobleme lese ich deshalb hier schon eine Weile mit.
Nach allmähicher Zunahme meiner Beschwerden habe ich mich nun registriert, um die Meinung anderer zu meiner Problematik zu erfahren:
Es fing im Hebst 2022 mit einem leichten Ziehen im rechten Bein an, Anfang 2023 wurde ein MRT gemacht und der Befund hat mich dann wirklich überrrascht:

In Höhe L4/5 leicht rechts betonte ZWR-Verschmälerung und breitbasige, rechts descendierende
Bandscheibenvorwölbung mit Einengung beider Recessus und Raumforderung auf die L5-Wurzeln,
rechts ausgeprägter als links. Zusätzlich Spondylarthrose dieser Höhe, sodass der Spinalkanal relativ
eng ist.
In Höhe L5/S1 ZWR-Verschmälerung mit Osteochondrose Modic II und Spondylosis deformans der
angrenzenden Wirbelkörperabschlussplatten. Die Bandscheibe ist dehydriert, erniedrigt und zeigt eine
flache Vorwölbung, nicht raumfordernd auf nervale Strukturen im Spinalkanal. Hier leichte
Neuroforameneinengung, nicht raumfordernd.


Beide der dann aufgesuchten Orthopäden haben zu einer konservativen Therapie geraten. Diese wurde dann auch mit Physiotherapie versucht. Leider ist bislang (ca. 14 Wochen) keine Verbesserung sondern eher Verschlechterung der Symptomatik zu verzeichnen. Anfangs haben die verodneten Schmerzmittel noch zeitweise geholfen, jetzt hilft kaum noch etwas (Diclofenac/Palexia/Metamizol).

Der Nachtschlaf ist trotz allem relativ gut, doch bereits das Stehen während der Morgentoilette verursacht einen stechenden Schmerz im rechten Fuß sowie Verkrampfen der Muskulatur im rechten Gesäß. Sitzen, Stehen - alle das verursacht Schmerzen, die erst nach längerem Liegen allmählich abklingen.

Seit 7 Jahren treibe ich Rückentraing nach dem Davi-Konzept und in dieser Zeit hatte ich nur einmal Rückenproblem. welches nach kurzer Zeit wieder abklang. Ich habe auch kein Übergewicht.

Ich bin sehr verzeifelt und der nächste Arzttermin ist in einer Woche. Darauf möchte ich mich etwas vorbereiten und habe folgende Fragen:

- Ist es wahrscheinlich, dass sich bei dieser Ausgangslage eine Verbesserung einstellt?
- Was ist vermutlich die Hauptursache für meine Schmerzen? BSV oder Einengung durch Osteochnodrose oder Instabilität?
- Gibt es noch andere Optionen, die vor einer OP versucht werden könnten?

Was sollte ich noch beachten? Viel Bewegung oder doch eher Schonung?


Pauline69
Hallo Pede,

grundsätzlich liest sich Dein Befund nicht dramatisch!

Es ist nicht nichts, aber auch keine OP Indikation.

Du hast auf beiden Höhen eine Arthrose der kleinen Wirbelgelenke, die Zwischenräume der Wirbelplatten sind etwas erniedrigt, was bedeutet, dass die Bandscheiben an Höhe verloren haben.
Bei L4/L5 wird der Recessus etwas eingeengt, das sind kleine Taschen neben dem Spinalkanal, die L5 Wurzeln werden etwas eingeengt, rechts mehr als links.

Die Osteochondrose ist eine verschleißbedingte Veränderung der Bandscheibe und der angrenzenden Knochen. Im Rahmen einer fortwährenden Überlastung werden die Bandscheiben in der Wirbelsäule zusammengedrückt und können mit der Zeit nicht mehr regenerieren.

Du hast keine höhergradige Spinalkanalstenose und auch keine eine höhergradige Neuroforamenstenose.

Um einen Bandscheibenvorfall konservativ zu therapieren benötigt man viel Geduld, da das gut und gerne mindestens 6 Monate dauern kann, bis man eine spürbare Verbesserung wahrnehmen kann.
Man könnte es mit einer Kortisonstoßtherapie versuchen, als Infusionen, in Tablettenform oder als PRT Infiltration.

Das Potential der Schmerzmedikation ist auch bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Die 3 Medikamente, die Du erhalten hast, sind die ersten Mittel der Wahl bei leichten bis mäßigen Schmerzen.

Für die Behandlung von Nervenschmerzen eignen sich andere Medikamente deutlich besser.
Pregabalin (Lyrica) oder Gabapentin zum Beispiel.
Gabapentin ist das ältere der beiden Medikamente, bewährt sich aber bis heute sehr gut, Pregabalin ist das neuere der Beiden, hat den Vorteil, dass man es, in der Regel, nur 2x täglich einnehmen muss.

Kommst Du nicht weiter, könntest Du Dich auch mal bei einem Neurologen vorstellen.

Alles Gute und viele Grüße
Pauline




blumi
Hallo Pede,

ich kann mir gut vorstellen, das dir die Spondylarthrose und die Osteochondrose, also die Abnutzungen von Wirbelkörpern und Gelenken, die Hauptprobleme verursachen.

Durch die entwässerte Bandscheibe zeigen die Wirbelkörper auch schon eine ordentliche Reizreaktion (Modic II).

Zusätzlich kann die Einengungen der Seitenbereiche des Spinalkanals bei L5 deine rechte L5-Nervenwurzel ordentlich ärgern, was das Ziehen im Bein erklären könnte.

Somit entstehen vermutlich die Probleme in Stehen und Sitzen durch die ersten beiden Probleme, während die ziehenden Schmerzen im Bein durch letzteres verursacht werden.


Insofern würde ich an folgendes denken:

Facetteninfiltrationen sowohl bei L4/5 als auch bei L5/S1 durchfüheren lassen, um herauszufinden, ob das eine deutliche Schmerzminderung bringt und welcher Anteil deiner Beschwerden dadurch verursacht wird. Das kann langfristig Besserung bringen, sollte das nur kurzfristig helfen kann man über eine Denervierung in diesem Bereich nachdenken.

Wenn das nicht hilft, wäre eine PRT-Serie an die Wurzel L5 rechts der logische nächste Schritt. Dadurch kann evaluiert werden, was dein Hauptproblem darstellt und wie du in Zukunft damit am besten umgehen kannst.

Wie Pauline bereits erwähnt hat würde ich deine Medikation ggf. mit Gabapentin/Pregabalin sowie mit einem Antidepressivum (gegen das Schmerzgedächtnis) ergänzen, mit Palexia hast du ja schon ein höhergradiges Opioid drin Bist du an einen Schmerztherapeuten angebunden? Das wäre, wenn nicht schon geschehen, wichtig, da du darüber auch die überweisungen für Infiltrationen und PRTs bekommen kannst und die Medikation auch besser abgestimmt wird.

Bezüglich des Trainings würde ich alle Übungen, die ins Hohlkreuz arbeiten, sein lassen. Denn dadurch belastest du deine Gelenke und Wirbelkörper nur noch mehr und verstärkst die Reizreaktion.
Alles, was deine Tiefenmuskulatur stärkt ist hingegen zu befürworten, also Übungen die mit Balance (Therapiekreisel, Wackelkissen, Einbeinstand) arbeiten, Spaziergänge im Wald, Rückenschwimmen, Wassergymnastik etc.

Ggf. könntest du über einen stationären oder tagesklinischen schmerztherapeutischen Aufenthalt nachdenken, durch den du konsequente Therapie und Anleitungen erhalten kannst.

Akupunktur kann auch sehr hilfreich sein und wird bei LWS-Problemen auch von der Kasse übernommen.

Du kannst dir auch ein TENS-Gerät verschreiben lassen und damit bei Bedarf geziehlt deine Schmerzen beeinflussen.

Die degenerativen Veränderungen werden nicht mehr zurückgehen und wie sich das entwickelt bleibt abzuwarten.
Es ist möglich, dass sich der Bereich zwischen L5/S1 bei dir von alleine verknöchert und sich dann beruhigt, ggf. muss der Bereich auch irgendwann versteift werden, aber das sehe ich zur zeit bei dir nocht nicht.
Es kann auch sein, dass die relative Spinalkanalstenose bei L4/5 sich verschlimmert und so immer mehr deine Nervenwurzeln einengt. Wenn dadurch motorische Probleme (Fußheberschwäche) entstehen, muss ggf. auch über eine OP nachgedacht werden.
Aber das muss nicht zwangsläufig so sein und ich sehe zur Zeit konservativ therapeutisch bei dir noch viel Luft nach oben.

Ich würde dir auch empfehlen, eine neurologische Anbindung zu suchen, das dauert häufig etwas länger und kann wichtig werden, wenn es um die objektive Beurteilung der Bedrängung deiner Nervenwurzeln geht, was sich per EMG ganz gut messen lässt.

Ich hoffe, du kannst mit meinen Erläuterungen etwas anfangen. Vieles muss man ausprobieren, ob es bei einem hilft oder nicht, und man braucht viel Geduld, um eine Verbesserung zu erreichen.

LG, Elke

pede
Liebe Pauline, liebe Elke,

ich bin Euch so unglaublich dankbar für Eure Einschätzungen. Das relativiert meine Ängste und ich muss die Hoffnung nicht aufgeben. Mit diesen Hinweisen halte ich das Ganze auch noch etwas aus. Zunächst werde ich es also mit meinem Hausarzt besprechen und kann dann auch den Termin beim Orthopäden besser vorbereitet wahrnehmen.

Vielen, vielen Dank!

Peter
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