Hallo zusammen,
ich lese hier schon eine ganze Weile mit und finde es sehr schön, hier so viele Tipps, Ratschläge und mutmachende Kommentare zu finden. Da es mich vor einiger Zeit auch erwischt hat, möchte ich gerne meine Geschichte aufschreiben:
Ich bin 41, arbeite als Erzieher und war nach einer eher adipösen Jugend und anschließender Lebensstil-Änderung normalgewichtig, habe viel Sport gemacht (Wandern,. Radfahren, seit 3 Jahren auch Fitnessstudio).
Mit meinem Rücken hatte ich im Laufe der Jahre immer mal wieder kurzzeitig Probleme, hatte für wenige Tage Schmerzen, aber das löste sich alles von selber wieder. Meine Haltung ist leider auch nicht die beste und begünstigt dies womöglich. Beim Krafttraining hatte ich mich auch schon zweimal "verhoben", aber nach jeweils einer Woche Pause waren die Schmerzen weg und ich hab weitergemacht.
Anfang April dieses Jahres fing es dann an, dass ich jeden Morgen mit Rückenschmerzen aufgewacht bin und etwas schwer in die Gänge kam. Es fühlte sich an wie ein starker Muskelkater, ich konnte aber im Laufe des Vormittags die Schmerzen "rauslaufen" und war dann beschwerdefrei. Am nächsten Morgen ging es aber wieder los. Trotzdem habe ich meinen Alltag ganz normal weitergelebt, war arbeiten, wandern, radfahren...
Mit den Kindern Fußball o.ä. spielen musste ich aber schon aufgrund der Beschwerden ablehnen.
Als im Mai die Schmerzen immer noch nicht weg waren, bin ich dann zum Allgemeinarzt gegangen (ich weiß, viel zu spät!), der mir eine Verpannung attestierte (untersucht hat er mich nicht) und mir Diclofenac verschrieb. Mittlerweile waren die Schmerzen aber derart präsent, dass ich den Arzt eine Woche später zu einer MRT-Überweisung drängte. Er schrieb mich außerdem krank, da das Diclo bei mir nicht so gut wirkte, riet er mir nun zu Etoricoxib und Tllidin für den Notfall.
Hier das Ergebnis des MRT:
LW 4/5:
Chondrose, flache, breitbasige, subligamentäre Bandscheibenprotrusion mit beidseits rezessalem Kontakt bis geringe Kompression der Nervenwurzel L5 im Recessus lateralis.
LW 5/SW1:
Gering aktivierte, erosive Osteochondrose. Nach kaudal migrierter medianer bis rechts rezessaler Bandscheibenprolaps mit Kompression der Nervenwurzel S1 rechts.
Mit dem MRT bin ich dann wieder zum Allgemeinarzt. Langsam fing das Ziehen im Ischias an. Der Arzt schrieb mich weiter krank und verordnete auf mein Nachfragen Physiotherapie , mit der Bemerkung, dass dies zu 95% nichts bringen würde. Er würde mir einen 100er Pack Schmerztabletten empfehlen, die ich bei Bedarf einnehmen sollte.
Nach diesem wenig hilfreichen Rat bat ich auch um eine Akut-Überweisung zum Orthopäden, da ein Termin auf konventionellem Wege auch mit Hilfe meiner Krankenkasse nicht zu bekommen war.
Mittlerweile waren die Schmerzen im Ischias derart stark, dass ich nur noch humpeln konnte. Morgens nach dem Stehen unter der Dusche musste ich mich aufgrund der Schmerzen erstmal hinlegen. Die Socken konnte ich auch nur noch im Liegen irgendwie unter Schmerzen anziehen. Insgesamt drei Wochen nahm ich Diclofenac bzw. Etoricoxib täglich, danach nur noch bei besonders starken Schmerzen.
Um die Zeit bis zur ersten Physiotherapie zu überbrücken (fast 3 Wochen), holte ich mir Rat bei einer Kollegin (ehemalige Ergotherapeutin), die mir zu Bewegung und Dehnung riet (in Bauchlage über eine Stuhlsitzfläche hängen um die Bandscheibe zu entlasten).
Bei der Physiotherapie wurde ich erstmal in so eine Art Schlingengerät gehangen, desweiteren versuchte man es mit 2x Akupressur und Ultraschall und 1x Strom (den ich nicht spürte). Des weiteren wurde mir geraten, weiter mobil zu bleiben, möglichst oft zu laufen.
Dies habe ich auch getan und habe jeden Tag versucht, auf meine 6000-8000 Schritte zu kommen. Dabei steigerte sich der Schmerz im Bein immer mehr, kurzzeitig stechende Krämpfe kamen hinzu. Empfindungsstörungen besonders im kleinen Zeh hatte ich auch inzwischen. Nach dem Laufen war ich immer komplett fertig, jede Bewegung tat weh und ich fand nur in der Stufenlagerung Ruhe.
Der Orthopäde schlug dann die Hände über dem Kopf zusammen und meinte, das Laufen wäre viel zu viel. Ich dürfte mal in der Wohnung rumlaufen, das wärs. Sitzen verboten. Und ansonsten Stufenlagerung. Achillessehnenreflex ist weg, die anderen funktionieren. Auf Zehenspitze stellen geht inzwischen wieder etwas, nachdem es eine Weile gar nicht fuinktionierte. Der Orthopäde schaute sich übrigens nur den MRT-Bericht an, nicht die dazugehörigen Bilder.
Seit dem Orthopädenbesuch sind nun 10 Tage vergangen. in denen ich eigentlich nur mit hochgelagerten Beinen gelegen habe. Kurz herumlaufen in der Wohnung geht auch fast schmerzfrei, soabld ich aber etwas länger laufen oder stehen muss, werden die Schmerzen immer stärker. Nächste Woche habe ich wieder Termin beim Orthopäden, bis dahin bin ich krankgeschrieben. Bin mir ziemlich sicher, dass das nochmal verlängert wird und ich dann ins Krankengeld rutsche.
Was mich so verwirrt, sind die unterschiedlichen Aussagen. In Bewegung bleiben oder nicht? Ich habe das Gefühl, durch das Herumliegen baue ich immer mehr ab und so wirklich besser wird es auch nicht, sobald ich in Bewegung komme, kommen ja auch die Schmerzen wieder. Wenn man im Internet so liest, heißt es ja immer, man soll in Bewegung bleiben. Ich habe auch gefragt, ob ich die Heilung irgendwie unterstützen kann durch Übungen zu Hause oder im Fitnessstudio, das wurde verneint. Andererseits findet man bei Youtube (Stichwort Liebscher und Bracht) Übungen, die helfen sollen. Aber da trau ich micht so recht ran, aus Angst vor negativen Folgen.
Ich finde, die Ungewissheit, wie lange sich das noch ziehen wird, ob ich wieder normal arbeiten und Sport treiben kann, wirkt sich auch nicht gerade positiv auf den Heilungsprozess aus.
Ich danke euch fürs Lesen, mir hilft es, das mal niederschreiben zu können. Vielleicht hat ja jemand einen Ratschlag oder Erfahrungsbericht für mich.