Zoroaster
17 Jun 2019, 12:02
Hallo allerseits,
ich hatte ja schon andere Beiträge verfasst, möchte aber Eure Meinung hören und mal meine Situation zusammenfassen:
- BSV L5/S1 links, immer stärkere Gesäß und Beinschmerzen ab Nov. 2016, Diagnose und gute Behandlung ab Februar 2017 mit Medikamentencockailt. Relative Schmerzfreiheit ab Mai 2017 und Absetzen der Medikamente.
- seit Okt. 2018 wieder stärkere Schmerzen, die schleichend gekommen sind
- MRT wurde am Dez. 2018 und im Jun. 2019 gemacht. Massenvorfall nach wie vor und kaum verändert.
Ich habe kaum neurologische Ausfallerscheinungen. Lediglich eine ganz leichte Fußheberschwäche relativ im Vergleich zum rechten Fuß, die ich aber auf die stärkere Belastung und damit Stärkung des rechten Fußes zurückführe.
Allerdings sind die Ischiasschmerzen stark, auch leicht wetterfühlig (bei Sonnenschein und Wärme ist es etwas besser). Am Schlimmsten ist es beim Sitzen, beim Stehen und nach längerem Liegen. Werde häufig nachts deswegen wach.
Ich dehne die Hüftmuskulatur und bin gut trainiert. Habe generell eine starke Rückenmuskulatur und auch die Coremuskulatur ist gut gestärkt.
Nun sagt der Neurochirurg, dass es ziemlich eindeutig sei, dass der Vorfall auf den Nerv drückt und die beschriebenen Schmerzen in Gesäß, Wade bis leicht in den kleinen Zeh hinein dazu auch passen. Er meint, den Vorfall habe ich nun 2,5 Jahre und die Schmerzen nun wieder seit 8 Monate ohne nennenswerte Besserung, so dass konservativ auch nicht mehr viel passieren wird. Er empfiehlt eine mikrochirurgische OP.
Diclofenac schlägt gut an gegen die Schmerzen, aber andere NSAR und auch Opiode leider wenig bis gar nicht. Möchte mir mit dem Dreck nicht die Nieren oder den Magen kaputt machen. Sitzen kann ich auch mit dem Schmerzmittel kaum und somit bin ich extrem eingeschränkt. Hätte ich keinen Steharbeitsplatz, dann wäre es auch nicht möglich zu arbeiten.
Ich habe nun für Mitte Juli einen OP-Termin angesetzt. Ich bin hin- und hergerissen, aber auch irgendwo verzweifelt.
Was meint ihr dazu? Ist diese OP wirklich so risikobehaftet oder was würdet ihr noch machen?
karin59
17 Jun 2019, 16:36
Hallo ,
Zuerst mal , jede OP ist Risiko behaftet.
Wenn Du schon so lange laboriert u d keine Besserung ohne Medis eintritt , zudem der Nerv schon ziemlich lange gereizt wird , denke ich dass eine OP nicht von der Hand zu weisen ist.
Ein Mikroeingriff ist sowieso schon schonender als eine Grösse OP. Dazu kommt , dass Dein Neuro nicht sofort eine OP angezeigt hat. Also gehe ich davon aus , dass er sich dies sicher in Deinem Sinn ausgesprochen hat.
Nicht zuletzt kann mit der Bedrängung des Nervs eine dauerhafte Schädigung eintreten, die Dich dann ewig an die Ursache unangenehm erinnert.
Zoroaster
18 Jun 2019, 12:02
Hallo Karin,
danke für Deine Einschätzung.
Ich sehe es ähnlich und die Ärzte rieten mir eigentlich schon früher anhand des MRT-Bildes (großer Sequester) zur OP.
Schmerzfrei war ich zwar für 18 Monate, aber mit Bewegungseinschränkungen. Beim Nach-vorne-beugen zog es immer runter. Denke, das war alles kurz vor knapp und im Oktober 2018 hat sich dann die Spirale zwischen Entzündung, Schmerz, Anspannung wieder hochgeschaukelt.
Lange war ich mir auch nicht sicher, ob es vom BSV kommt oder nicht doch nur von Muskelverspannungen. Im Rücken selbst merkte ich lange Zeit nichts, sondern erst ab dem Gesäß, Oberschenkel weniger und dann wieder stärker die Wade. Dehnen und Bewegung bringen mir kurzfristig immer Erleichterung, aber es ist wie "Täglich grüßt das Murmeltier". Nachts oder morgens wache ich immer mit mehr oder weniger gleich starken Schmerzen auf und brauche dann mit diversen Übungen und Cardio eine Weile, bis ich einigermaßen beweglich werde, um den Tag zu überstehen.
Es ist besser als im Winter, aber immer noch eine Zumutung (und vermutlich bei der nächsten Kälte wieder schlimmer). Sitzen wird nach wenigen Minuten zu Qual. Und irgendwie glaube ich einfach nicht mehr an eine Besserung. Ob nun der Nerv bereits geschädigt ist oder hyperempfindlich oder es wirklich der starke Druck durch den Sequester ist, kann ich natürlich nicht beurteilen.
Habe die OP lange verteufelt, ich Depp. Vermutlich habe ich mir deswegen nun auch einen Dauernervenschaden geholt, der mich auch nach der OP nicht mehr schmerzfrei macht.
Mag sein, dass sich manche zu früh operieren lassen und deswegen die OP - aus Kostengründen - so schlecht geredet wird, aber länger als 12 Wochen sollte man nicht warten, wenn Schmerzen oder starke Einschränkungen persistieren. Das hätte ich vor 2 Jahren schon beherzigen sollen.
karin59
18 Jun 2019, 14:18
Hallo ,
Ich weiß aus leidvoller Erfahrung, wie es sich mit einem kaputten Nerv lebt.
Ich habe einen Gleitwirbel operiert bekommen. Schon noch im KH hat mich der Fuss wahnsinnig gemacht. Ich bat die Schwestern mir doch bitte den Kompressionsstrumpf zu richten, weil ein ständiges Gefühl des Eingeschnürtseins bestand. Es wurde ohne Murren auch gemacht, mit dem Hinweiß, dass er doch richtig sitzt.so frisch nach der OP hat man noch nicht an Schäden gedacht, weil ja noch alles geschwollen und gereizt durch die OP.
Da es Sommer war, habe ich natürlich auch leichte Schuh getragen. Später bemerkte ich zunehmend ein Nässe- oder Sandgefühl, auch ein ganz komisches Gefühl im Bereich der vorderen Fusssohle.
Also liess ich nach geraumer Zeit mal die Nerven messen. Das Ergebnis war ein chron. Nervwurzelschädigung.
Ein bdrängter Nerv braucht zur Heilung 1mm am Tag. Der Zeitraum ist deshalb sehr groß und darum kann erst nach geraumer Zeit eine Aussage dazu gemacht werden. Kein Arzt kann sagen ob sich der Nerv je regeneriert
So musste ich mich zwangsläufig arrangieren. Aber es dauert eben sehr lange sich an diese gestörten Empfindu gen zu gewöhnen. Da geht es Vielen noch schlechter, ich kann damit jetzt leben , nur wird man ständig u angenehm daran erinnert.
Genau das Verteufeln der vielen überflüssigen und unnötigen Ops verunsichern die Menschen und so wird manche sinnvolle verzögert oder nicht ausgeführt. Viel zu oft heisst es : Sport treiben. Ganz bestimmt ist das nicht falsch, aber leider hilft es auch nicht immer.
Genaue Diagnosestellung und Voruntersuchungen sollten wieder im Vordergrund stehen, damit die richtige Behandlung statt finden kann.
Pauline69
18 Jun 2019, 14:36
Hallo Zoroaster,
ich sehe das genauso wie Karin.
Da es immer heißt, bloß keine OP und es wird viel zu schnell operiert, ist man verunsichert.
Ich habe trotz motorischer Ausfälle ungefähr 6 Monate mit einer Operation gewartet. Warum - weil ich zu wenig Schmerzen hatte.
Vom Bild her und von den motorischen Ausfällen, wäre eine Operation viel früher nötig gewesen.
Schlußendlich ließ ich mich dann aber doch operieren, da plötzlich, wie aus dem heiteren Himmel geschossen, unglaublich starke Schmerzen kamen.
Jetzt, 7 Monate nach der Operation, habe ich oft starke Nervenschmerzen. Auch habe ich nach wie vor einen deutlichen Kraftverlust, trotz regelmäßiger, neurologischer KG und viel Sport an Geräten.
Der Nerv hat einen deutlichen Schaden abbekommen.
Und das vermutlich vor allem in der letzten Woche vor der Operation als der Schmerzausbruch kam.
Das hätte ich vielleicht vermeiden können
Liebe Grüße
Pauline
Zoroaster
18 Jun 2019, 15:57
Hallo Ihr Lieben,
bei mir sind es bisher "nur" Schmerzen. Nur im Winter hatte ich mal leichte Ausfälle bzw. Pelzigkeit und weniger Muskeln am betroffenen Bein (war dünner).
Aber die Schmerzen sind ziemlich stark bzw. einfach aufgrund der langen Zeit psychisch kaum noch zu ertragen.
So zynisch es klingt, aber ich könnte eher mit leichten Lähmungserscheinungen leben als noch recht viel länger und auf ungewisse Zeit diese Schmerzen zu ertragen.
Jedenfalls, vermutlich ist der Nerv dahingehend nicht gereizt, seinen Dienst aufzugeben, aber halt durch die Dauerreizung schmerzempfindlich und ich kann mir vorstellen, dass das nach so einer langen Zeit auch nicht mehr komplett regeneriert.
Den Quatsch mit Rückenstärkung kann ich auch nicht mehr hören. Ich bin sehr muskulös, und das nicht nur im Bizeps, sondern auch in punkto Rücken- und mittlerweile Tiefenmuskulatur. Planks in jeglicher Form kann ich minutenlang machen. Sport in irgendeiner Form, auch Cardio, mache ich JEDEN Tag.
Die starke Rückenmuskulatur verhindert vielleicht, dass weiterhin Material nachrutscht ohne eine andere Bandscheibe vorfällt, wird aber nicht das bestehende Problem lösen. Der Sequester ist seit 2,5 Jahren da, wurde nicht oder kaum abgebaut und drückt auf den Nerv - und da kann man rumhopsen so viel man will.
So lange der auf den Nerv drückt, werde ich Probleme haben.
Und von daher sehe ich einfach nur noch die Option einer operativen Entfernung.
Und was mich an der ganzen Sache ärgert: OPs werden heutzutage verteufelt und so dargestellt, als würde man freiwillig seinen Kopf in einen Häcksler stecken.
Physios, Osteopathen, u. a. taten alle so, als wäre ich verrückt, wenn ich über die Option einer OP überhaupt nur laut nachdachte, vielleicht auch deswegen, weil man mir Schmerzen nicht ansieht (schaue ja sportlich aus).
Da müsse man erst warten, bis man halbseitig gelähmt ist...
Mein Misstrauen gegenüber sämtlichen Therapeuten ist jedenfalls am Nullpunkt angelangt und mittlerweile habe ich den Eindruck, jeder will einfach nur sein Geschäftsmodell verkaufen und so viel absahnen wie möglich nach dem Motto: erst mal konservativ schröpfen, OP geht ja immer noch.
Und die Krankenversicherungen verbreiten das auch, klar, weil eine OP schweineteuer ist und viele Patienten einfach keine Geduld haben und sofort operieren lassen würden, obwohl es bei jenen auch von selbst besser werden würde.
Drum ja, 6 Wochen konservative Therapie ist ok, 12 womöglich auch bei starken Vorfällen, aber wenn keine merkliche Besserung eintritt, kann man damit rechnen, dass eine OP die bessere Option ist. Das ist nun meine Haltung.
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