_Nini_
11 Jun 2018, 15:35
Hallo zusammen,
ich bin mittlerweile ein wenig verzweifelt ... deshalb wende ich mich mal an Euch.
Ich hab nunmehr seit über 9 Wochen eine Protrusion L3 mit Druck auf die Nervenwurzel links. Ich war mittlerweile beim Orthopäden, Radiologen und beim Neurochirurgen. Alle sind der Meinung „abwarten“. KG bekomme ich ... Schmerzmittel nehme ich Paracetamol, ab nur wenns garnicht mehr geht (IBU vertrage ich nicht gut).
Nun hatten sich die Schmerzen nach etwa 8 Wochen langsam gebessert .. und ich hatte mich so sehr gefreut, dass ich kaum noch was gemerkt habe. In der ganzen Zeit habe ich jedoch kaum gesessen. Die meiste Zeit hab ich halb gelegen oder bin gelaufen. Sitzen immer nur kurz zwischendurch.
Letzten Donnerstag jedoch habe ich mal wieder 2 - 3 Stunden am Schreibtisch verbracht. Seitdem habe ich wieder stärkere Schmerzen.
Ich bin total verzweifelt.
Ist das normal? Kann das mal besser und mal schlechter sein oder muss ich nun wieder zum Neurochirurgen?
Wie gesagt .. bin gerade sehr deprimiert.
Pinguin
12 Jun 2018, 01:12
Hallo liebe Nini,
Du bist neu hier im Forum, deshalb ein herzliches Willkommen.
Deine Erfahrungen, die Du bisher mit den LWS Schmerzen machen musstest, sind leider kein
Einzelfall.
Ja bei diesem Krankheitsbild gestalten sich die Symptome nicht gleichbleibend auf einem Level, sondern
variieren.
Das ist von vielen Faktoren abhängig.
Und zwar je nach Bewegung, wie Du ja schon erfahren hast, Belastung, kann auch Tagesformabhängig sein.
Außerdem, wenn Du wetterfühlig bist, wirst Du auch bei Umschwüngen Deine Symptome mehr oder weniger merken.
Nicht zuletzt spielt auch die psychische Belastung eine nicht unwesentliche Rolle. Viele wollen das nicht glauben, ist aber so.
Eigentlich musst Du jetzt nicht zwingend gleich wieder zum NC gehen.
Nur wenn sich Ausfall- bzw.Lähmungserscheinungen bemerkbar machen, aber davon berichtest Du nicht.
Mich wundert allerdings, dass Dir Dein NC keine PRT Behandlung angeboten hat.
Paracetamol sind eigentlich nicht die optimalen Medikamente für so eine Diagnose.
Hast Du die verordnet bekommen, oder nimmst Du sie auf eigene Faust?
Sinnvoll wäre dann wirklich, dass Du Dir einen Schmerztherapeuten suchst, der Dich
mit Medikamenten optimal einstellen kann.
Noch idealer wäre eine stationäre multimodale Schmerztherapie.
Darüber kannst Du mit Deinem Hausarzt sprechen, der kann Dich einweisen.
Leider kann ich Dir im Raum Würzburg keine Klinik nennen, die auch wirklich gut ist.
Erfahrungen habe ich nur im Raum München gemacht, und zwar in Haar und München Max Vorstadt im Diakonischen Werk.
Mit der Klinik in Haar war ich damals sehr zufrieden.
Medikamente spielen wirklich eine wesentliche Rolle und es ist dabei wichtig nicht nur den momentanen Schmerz zu bekämpfen sondern langfristig und gleichbleibend zu behandeln.
Und dafür ist Paracetamol keineswegs optimal, im Gegenteil, es wirkt auch blutverdünnend und wenn es mal zu einem Notfall kommen sollte, kann nicht operiert werden. Die muss man nämlich mindestens 10 Tage vorher abgesetzt haben.
Ideal sind eine Kombination aus zentral wirkenden, sowie nervenregenerierenden und ein leichtes Psychopharmaka, wie Gabapentin oder/ und Venlafaxin, diese Medikamente unterstützen z.B. die Wirkung der zentral wirkenden Medikamente ganz nebenbei und sind etwas stimmungsaufhellend.
Als Hauptmedikament käme z.B. Tilidin, Novaminsulfon, Tramadol usw. in die engere Auswahl.
Liegen noch massive Muskelverspannungen vor, dann ist noch die Gabe eines Muskelrelaxans in Betracht zu ziehen.
Wenn ich mir aber Deinen Bericht genau betrachte, dann fällt mir auf, dass Du ja viele Wochen versucht hast das sitzen zu vermeiden, dann aber auf einmal 3 Stunden am Stück am Schreibtisch verbracht hast.
Das sich dann Dein Rücken beschwert ist kein Wunder.
Machst Du denn auch Übungen, die die Kräftigung der kleinen WS nahen Muskulatur voran bringen?
Das wäre ganz wichtig. Diese Übungen solltest Du täglich in Deinen Ablauf einbauen.
Dabei reichen 10- 15 min. völlig aus. Es kommt auf die Kontinuierlichkeit an.
Ohne die Beübung der kleinen WS Muskulatur wirst Du auf Dauer keine Besserung Deiner Symptome erzielen können.
Ich hoffe, dass ich Dir ein wenig weiter helfen konnte.
Gute Besserung und liebe Grüße
von Konstanze
_Nini_
12 Jun 2018, 12:11
Hallo Konstanze,
herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort und die vielen Tipps.
Bezüglich Paracetamol muss ich Dich allerdings korrigieren. Ich nehme das WEIL ich eine Blutgerinnungsstörung habe und Paracetamol das Blut nicht verdünnt.
Das Problem mit den Schmerzmitteln bei mit ist, dass ich nicht weiß was ich vertrage. Sicher ist, dass ich Tramal nicht bekommen darf, da ich hier im KH mal einen anaphylaktischen Schock hatte. Blutverdünner natürlich auch nicht. Deinen Rat mit der stationären Aufnahme zur Einstellung finde ich deshalb besonders gut. Hier müsste ich evtl. mal bei einer der Ärzte nachhaken.
Ich bin halt auch kein Freund von abhängig machenden Medikamenten. Deshalb kommt Venlafaxin für mich überhaupt nicht in Frage. Es dauert lange bis das wieder ausgeschlichen ist und es gibt viele Menschen, die es nicht schaffen davon wieder loszukommen.
Ausfall oder Lähmung habe ich zum Glück keine.
PRT sagt mir nichts, aber der Neurochirurg hat von Spritzen gesprochen die möglich wären. Wenn das aber nur „betäubt“ und nicht heilt, will ich das auch nicht. Wer weiß was da wieder passieren kann.
Übungen habe ich bisher nicht gemacht, da mein Physio mir geraten hat noch etwas zu warten. Die Schmerzen sollten weitestgehend weg sein. Ich wollte allerdings jetzt damit anfangen, die letzten Tage haben mir aber einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Heute ist es zum Glück wieder etwas besser. Ich hatte schon Angst es geht wieder von vorne los. Dass das aber so ein auf und ab ist ... seltsam.
Jetzt habe ich erstmal wieder eine Krankmeldung. Ist zwar blöd .. aber ich kann’s nicht ändern.
Ich bin aber echt froh, dass Du schreibst, dass das nicht ungewöhnlich ist. Vielen Dank.
paul42
12 Jun 2018, 16:19
Hallo Nini
Willkommen im Forum
Zitat
PRT sagt mir nichts, aber der Neurochirurg hat von Spritzen gesprochen die möglich wären. Wenn das aber nur „betäubt“ und nicht heilt, will ich das auch nicht. Wer weiß was da wieder passieren kann.
PRT heißt
Peri
radikuläre
Therapie (Behandlung der Nervenwurzel)
Das sind die Spritzen, die dein NC da vorgeschlagen oder angesprochen hat.
Die Schmerzen die du hast entstehen durch die Irritation der beteiligten Nervenwurzel, da halt das BS Gewebe bzw. bei Vorwölbung der noch intakte Fasering der BS da auf die Nervenwurzel drückt.
Der Nerv wird gereizt und reagiert mit einer Fremdkörpereaktion, entzündet sich und schwillt an.
Die Spritze besteht aus einem Coktail. der die Entzündung am Nerven hemmt, die Schmerzreizweiterleitung durch lokale Betäubung übergangsweise abmildert.
Zusätzlicher Effekt ist, dass ausgetretenem BS Material das Wasser entzogen, so dass die Art der konservativen Behandlung eine Möglichkeit darstellt, durch Verbesserung der Raumforderung für beteiligte Nerven wieder den notwendigen Freiraum zu schaffen.
Die Vorstellung, das Medis das "Heilen" ist aber verkehrt, das macht der Körper Bestenfalles allein in dem wieder ausreichend Freiraum beteiligter Nerven entsteht.
Die Medikamente beeinflussen das Schmerzempfinden und das sollte, so wie Pinguin bereits erwähnt hat durch einen geschulten Schmerztherapeuten optimiert und auf deine Bedürfnisse, angepasst werden.
Die Medis sollten regelmäßig genommen werden um ein Depot zu erreichen, dass die Leistungsfähigkeit des Körpers im Alltag verbessert.
gute Besserung
paul42
_Nini_
25 Jun 2018, 19:10
Hallo Paul, vielen Dank für Deinen Beitrag.
Ich bin halt immer eine Weile annähernd schmerzfrei und dann schlägt es ... eigentlich grundlos ... wieder gnadenlos zu. Die letzten beiden Tage ist es wieder extrem. Ich frage mich halt ob man bei wochenlanger Schmerzfreiheit auch durchgehend Schmerzmittel nehmen soll.
Naja .. jedenfalls habe ich nun nochmal beim Neurochirurgen angerufen und nach den spritzen gefragt. Wie ich es mir gedacht habe, sind die aber auch nur gegen die Schmerzen.
Mich verunsichert halt, das es immer wieder Rückschläge gibt. Das deprimiert mich sehr. Ich muss auch langsam mal wieder arbeiten können ... das kann nicht ewig so weitergehen. Ich wollte wissen, ob es anderen auch so geht.
Viele Grüße
Elleausbern
25 Jun 2018, 20:24
Hoi Nini
Das mit den Rückschlägen kenne ich, ich schlage mich seit einigen Monaten vor allem mit radikulären Beschwerden durch.
Das mit den Medis kann ich bestätigen, ich hab zuerst mal einige Wochen NSAR, Paracetamol und Muskelrelaxans gekriegt, und hatte dann die Schnauze voll davon, und habe sie stark reduziert, weil ich wie du unregelmässige Schmerzen hatte und nicht ständig die volle Dosis nehmen wollte.
Die Restbeschwerden gehen nun einfach nicht weg, die Zehen sind geschädigt, und das kann nachts sehr weh tun, auch wenn der Tag schmerzfrei war.
Meine Neurochirurgin hat mir nun zu Tramadol retard geraten, in der kleinsten Dosis, 50mg, morgens und abends. Ich war sehr skeptisch, aber ich muss sagen das bringt’s total, keine Schmerzen in den Zehen, ich kann alles machen, arbeiten, Sport etc..
Und nachts schlafen..
Keine anderen Medis mehr, Und von denen nur 1/4 der Tagesdosis.
Eine gute Schmerzberatung kann Wunder helfen, das kann ich dir nur empfehlen.
Alles Gute
_Nini_
16 Aug 2018, 10:41
Vielen Dank nochmal für die guten Tips zur Schmerztherapie. Dennoch muss ich nochmal schreiben, weil die Antworten leider an meiner eigentlichen Frage vorbeigehen.
Ich möchte keine Schmerztherapie, weil ich tage- bis wochenlang völlig schmerzfrei bin. Zudem vertrage ich weder Ibuprofen noch Tramal. Wenn ich starke Schmerzen habe nehme ich Paracetamol. Das funktioniert einigermaßen.
Ich wollte eigentlich nur wissen, ob das ein normaler Heilungsverlauf ist und ob es anderen auch so geht oder ob ein weiterer Besuch beim Neurologen erforderlich ist.
Christina87
17 Aug 2018, 18:43
Hallo Nini,
ich bin leider kein Experte, schlage mich aber seit Januar auch mit einer Bandscheibenvorwölbung L4/L5 rum. Bei mir wurde die Ursache erst spät erkannt, erst nach 4 Monaten hat ein Neurochirurg mal was gesagt.
Ich selbst habe zwar Schmerzen in der LWS, die manchmal bis in den zweiten großen Zeh ziehen. Schlimmer empfinde ich aber das Kribbeln und Muskelzuckungen in diesem Bereich...Habe schon sehr viel gemacht, gerade mache ich diese besagte PRT Behandlung und nach der 3. Spritze waren meine Beine tatsächlich ruhig! Hielt nur leider nur für 2 Tage..
Dennoch geht es mir genauso wie dir: Ein auf und ab. Es kann sein, dass es mir mehrere Tage gut geht und alles ruhig ist und dann plötzlich kommt ein Tag, an dem es sehr schlimm ist. Es dauert dann wieder einige Tage, bis es wieder besser wird. Kann oft den Grund erkennen, aber es nervt...
Zum NC würde ich tatsächlich nur gehen, wenn es langanhaltend schlimm und vor allem schlimmer als zu Beginn ist. Und eben bei Lähmung.
Gute Besserung!!!
Jürgen73
17 Aug 2018, 19:00
Hallo Christina,
Zitat
Zum NC würde ich tatsächlich nur gehen, wenn es langanhaltend schlimm und vor allem schlimmer als zu Beginn ist.
Ein NC ist keine Neurologe sondern ein Neurochirurg.
@Nini
Zitat
Ich bin halt immer eine Weile annähernd schmerzfrei und dann schlägt es ... eigentlich grundlos ... wieder gnadenlos zu. Die letzten beiden Tage ist es wieder extrem. Ich frage mich halt ob man bei wochenlanger Schmerzfreiheit auch durchgehend Schmerzmittel nehmen soll.
Du solltest eben nur das machen wonach du hinterher keine Schmerzen hast.
Weiter oben schreibst du das du ein Schreibtischtäter bist.
Gehst du z.Z. arbeiten?
Du solltest im Moment zwischen stehen und sitzen wechseln. Längeres, und eventuell nicht bandigerechtes (aufrechtes) sitzen, kann deine Schmerzen natürlich hervor rufen oder verschlimmern.