Hallo,
nach einigen Jahren Abstinenz hier im Forum möchte ich euch in einer Kurzform auf den neusten Stand meiner Krankengeschichte bringen.
Am 22.12.2003 gegen 23:30 Uhr hatte ich auf der Autobahn, mit einem Oberklassefahrzeug, einen schweren Verkehrsunfall. Mein Fahrzeug hatte einen Totalschaden und es wurden 9 Airbags ausgelöst. In der Klinik wurden trotz starker Schmerzen im Bereich des Rückens und der HWS nur Röntgenaufnahmen gemacht und ich wurde mit dem Befund: HWS Beschleunigungssyndrom ersten Grades entlassen.
In den nächsten Tagen und Wochen stellten sich nachfolgende Beschwerden ein:
• starke Schmerzen im Bereich der HWS
• Fußheberschwäche
• Gleichgewichtsstörungen
• Probleme beim Urin lassen (Blasenlähmung)
• Mastdarmlähmung
• Spastiken
• usw.
Zuerst ignorierte ich die Symptome, dann ging ich in eine andere Klinik. Dort wurden 2 Bandscheibenvorfälle in der HWS, HWK 5/ und 6/7 und eine Verletzung des Rückenmarks (Myelomalazie) diagnostiziert. Die HWS wurde in dem genannten Bereich versteift. Später wurde ich dann in der Orthopädischen Klinik Hessisch Lichtenau, Abteilung Querschnittszentrum bei der Chefärztin Frau Dr. Saur vorstellig. Ich wurde stationär aufgenommen und es wurde eine inkomplette spastische Tetraplegie mit den oben genannten Symptomen diagnostiziert.
2 Jahre später hatte ich in der Höhe der Halswirbelsäule HWK 4/5 einen weiteren Vorfall, welcher operativ behandelt und versteift wurde. Im Laufe der Untersuchungen wurde weitere Bandscheibenvorfälle und Vorwölbungen im Bereich der BWS und einen schweren Vorfall bei L 5/S in der LWS diagnostiziert.
Dann kam mein nächstes negatives Erlebnis in einer Klinik:
Dieser Vorfall wurde 2013 in der SHG Klinik Merzig operiert. Normaler Weise lasse ich nur die Ärzte in der Orthopädischen Klinik Hessisch Lichtenau an meine Wirbelsäule, aber ich dachte eine Versteifung L5/S1 ist eine Standart Operation und da kann ja nicht viel schief gehen. Zumal mir der Chefarzt Dr. Klaus Johann wärmstens empfohlen wurde. operiert. einen Tag nach der Operation musste ich mich an den Bettrand setzen. Die Lernschwester bediente das Bett mit der Fernbedienung und das Bett krachte herunter. dabei wurde mir der Lendenwirbel L4 gebrochen. Nach einer Knochendichtemessung wurde Osteoporose bei mir diagnostiziert. Dann wurde ich operiert und die Ärzte versteiften die LWS von S1 bis L1 und reparierten den gebrochenen Wirbel L4.
Leider hatte die Ärzte vergessen "Zement" in den Schraubenkanal zu füllen und so kamen die Schrauben heraus und ich hatte mehrere dicke Beulen auf dem Rücken.
Nach der Operation bekam ich Palladon retard und Palladon als Bedarfsmedikation. Da die Schmerzen aber sehr stark waren wurde von den Ärzten vorgeschlagen, dass ich eine Schmerzpumpe angehängt bekommen sollte. Etwas später kam die Anästhesistin, Oberärztin, Frau Dr. Schirra und klärte mich darüber auf, dass ich eine Schmerzpumpe bekomme und das ich über diese Dipidolor verabreicht bekomme. Das Dipidolorkann ich über einen Knopf dosieren, bzw. mir eine Dosis zuführen. Frau Dr. Schirra informierte mich auch darüber, dass sie ab morgen oder übermorgen für, ich glaube es waren 10 Tage, in Urlaub geht. Sie informiert aber ihren Assistenzarzt über die Höhe der Dosis an Dipidolor und in welchen Abständen ich mir das Schmerzmittel über den Druckknopf verabreichen kann. Da Frau Dr. Schirra nicht genau wusste welche Dosierung an Dipidolor ich verabreicht bekommen soll, da ich ja schon seit langen das Betäubungsmittel Palladon retard und Palladon als Bedarfsmedikation einnehme, fragte sie mich ob ich schon einmal eine Schmerzpumpe angehängt bekommen hatte. Das verneinte ich. Ich schlug ihr aber vor, dass sie meinen behandelnden Schmerzarzt Herrn Chefarzt Dr. Distler, Caritas Klinikum Saarbrücken, St. Josef Dudweiler, Klosterstraße 14, 66125 Saarbrücken-Dudweiler, Tel.: 06897/799-2601, Fax.: 06897/799-2515, Mail Sekretariat: a.blass@caritasklinikum.de, kontaktieren soll, was Frau Dr. Schirra auch tat. Einen Tag später berichtete Frau Dr. Schirra mir von dem Telefonat und das es sehr informativ war und das Dr. Distler sehr freundlich und hilfsbereit sei.
Später kam der Assistenzarzt, ich denke es war ein russischer Mitbürger, der nicht sehr gut deutsch sprechen konnte. Ich hatte auf jeden Fall Probleme ihn richtig zu verstehen. Der Arzt legte mir eine Braunüle durch die das Schmerzmittel fliest und ich bekam den Druckknopf für das Verabreichen einer Dosis Dipidolor in die Hand. Der Assistenzarzt stellet dann die Höhe der Dosierung ein und in welchen Abständen ich mir eine Dosis verabreichen kann. Der Assistenzarzt informierte mich darüber, dass ich den Knopf für das Verabreichen des Dipidolors alle 20 Minuten betätigen kann. Da ich sehr starke Schmerzen hatte, drückte ich von da an den Knopf, wenn es mir möglich war, alle 20 Minuten. Die Schmerzen wurden dann auch viel besser zu ertragen. Ich merkte aber auch, dass ich irgendwie „high“ war und alles lief wie in einem Film vor mir ab. In den nachfolgenden Tagen bekam ich nur noch Schemenhaft etwas mit und ab und zu hatte ich kurze Momente in denen ich einiger Maßen klar im Kopf war.
• Ich erinnere mich noch daran, dass ich bei Kaffee trinken einfach, sagen wir einmal eingeschlafen bin, und mir der heiße Kaffe über die Brust lief. Später informierten die Schwestern mich über den Vorfall und das ich mich durch den heißen Kaffe schön verbrannt hatte und sie mich umziehen mussten und das Bett musste auch neu bezogen werden. Wie mir später berichtet wurde, passierte mir das immer wieder mit Getränken und dem Essen.
• Später berichteten mir meine Freundin, Familienangehörige und Freunde, dass ich während dieser Zeit mit ihnen telefoniert hatte. Erstens wusste ich nichts mehr davon und zweitens sagten sie mir alle, dass ich nur „gelallt“ hätte und dass ich plötzlich beim „Gespräch“ eingeschlafen bin.
• Mein Zimmernachbar berichtete meiner Freundin davon, dass ich nachts total unruhig war und ich mehrfach alle Gegenstände, incl. der Getränke von dem Beistelltisch herunter geworfen hatte.
• Ich wusste auch nicht mehr mit wem ich geredet hatte und wer bei mir zu Besuch war.
• Später berichteten mir die „Besucher“, dass ich ganz abwesend war, nur gelallt hatte, mittendrin bin ich einfach eingeschlafen. Es muss so schlimm gewesen sein, dass einige Besucher mich nicht mehr besuche konnten, weil sie den Anblick von mir und meinem Zustand nicht ertragen konnten.
• Weil ich total unruhig schlief, was ich fast den ganzen Tag tat, bestand die Gefahr, dass ich aus dem Bett falle. Aus dem Grund wurden links und rechts an meinem Bett Gitter angebracht.
• Nach einigen Tagen bemerkte ich schemenhaft, dass mein Körper krampfte. Da ich nicht ganz da war, dachte ich am Anfang ich hätte Spastiken, aber dann merkte ich, dass es sich anders anfühlt.
• Zu der Zeit war ich schon so weggetreten, dass ich keine „lichten Momente“ mehr hatte und ich konnte auch niemanden von meinen Beschwerden berichten.
Irgendwann merkte ich, dass mir jemand zart auf die Wangen klopfte, meine Hand rieb und mich immer wieder ansprach. Als ich langsam zu mir kam sah ich Frau Dr. Schirra vor mir. Sie sagte mir, dass sie mich schon seit ca. einer dreiviertel Stunde versucht mich wach zu bekommen. Bis ich ganz klar im Kopf war dauerte es fast zwei Tage. Frau Dr. Schirra berichtete mir, dass sie, um sich über den Dienstplan zu informieren, einen Tag früher aus dem Urlaub in die Klinik kam und als sie in meine Akte sah, machte sie sich sofort auf den Weg zu mir. Sie sagte mir, dass ich sehr großes Glück hatte, dass sie einen Tag früher aus dem Urlaub zurückkam, da mein ganzer Körper krampfte und ich kurz vor dem Organversagen stand. Nach ihrer Aussage hätte ich wohl den nächsten Tag nicht überlebet. Wie mir die Krankenschwestern berichteten, erhielt der Assistenzarzt, der mir die falsche Dosis verabreicht hatte, eine lautstarke und intensive Rüge von Frau Dr. Schirra. Wie sich herausstellte, hätte ich mir das Dipidolor alle 2 Stunden über den Druckknopf verabreichen können. Aber das Assistenzarzt hatte mir gesagt und die Schmerzpumpe auch so eingestellt, dass ich mir alle 15 oder alle 20 Minuten eine Dosis Dipidolor verabreichen konnte. Des Weiteren hatte er die Schmerzpumpe so eingestellt, dass mir die 10 fache Dosis Dipidolor, von dem was ihm Frau Dr. Schirra gesagt hatte, verabreicht wurde. Eine der Krankenschwestern war während des Vorfalls in Urlaub gefahren und sie sagte mir später, als sie wieder arbeitet, dass sie nicht mehr damit gerechnet hatte, dass ich noch lebe. Die Krankenschwestern berichteten mir auch, dass sie den Anästhesie-Assistenzarzt mehrfach darauf hingewiesen hätten, dass es mir sehr schlecht geht, und das etwas mit der Dosierung der Schmerzpumpe nicht stimmen könne. Worauf der Anästhesie-Assistenzarzt antwortete, “dass sie sich um ihren eigenen Mist kümmern sollen“.
Ich denke, dass der Oberärztin Frau Dr. Schirra der Vorfall mit der Schmerzpumpe sehr Leid getan hatte, denn nach dem Vorfall besuchte sie mich fast jeden Tag.
Nach all diesen Vorfällen schickte ich sofort die Befunde der SHG klinik Merzig in die Klinik nach Hessisch Lichtenau, die auf Wirbelsäulenoperationen spezialisiert sind. Nachdem Frau Dr. Saur und der Chefarzt Dr. Sambale den Befund angeschaut hatten organisierten sie sofort einen Krankentransport nach Hessisch Lichtenau. Nach umgehenden Untersuchungen musste ich mich zwei acht stündiger Operationen dorsal und einer zehn stündigen Operation ventral unterziehen. Dazu war ich mehrere Monate in der klinik Dabei wurde die Wirbelsäule von S1 bis Th 10 mit 2 Stangen und Schrauben versteift werden. Ventral wurde mir eine Rippe entfernt aus der eine Art Zement gefertigt wurde und damit wurde die Wirbelsäule ventral verstärkt. Den gebrochenen Wirbel L4 wurde in der ersten Klinik so kaputt operiert, dass er jetzt fast komplett entfernt werden musste und durch eine Prothese ersetzt wurde. Zwischendurch musste mir in der Zentralklinik Bad Berka eine Harnleiterleiste eingesetzt werden. Zwei Tage später erlitt ich einen setischen Schock, den ich nach langem Aufenthalt auf der Intensivstation und einem künstlichen Loma gerade so überlebt hatte.
Dazu kamen noch ein neues Kniegelenk rechts. Das Linke wird demnächst ersetzt, ein Kompartmentsyndrom am linken Unterschenkel, eine Sepsis nach einer Bauoperation und ein septischer Schock usw. Gesamt bin ich jetzt bei 51 Operationen.
Im Moment komme ich aus einer Kombination aus Gehstock, Rollator und Rollstuhl über die Runden.
Das war die Kurzform.