Liebe Forenmitglieder,

seit meiner OP an L5/S1 leide ich vermehrt an Krampfadern, wovon eine sogar am rechten Bein operiert wird. Nun habe ich sicherlich eine genetische
Veranlagung zur Bindegewebsschwäche, die, gepaart mit einer sitzenden Tätigkeit, all diese Leiden früh beginnen lässt. Aber als 31-jähriger Mann will ich noch ein paar Jahrzente halbwegs
sorgenfrei leben und mache mir Gedanken wie ich diese unschöne Entwicklung möglichst lange hinauszögern kann.

Mir ist aufgefallen, dass die Krampfadern erst nach der OP richtig sichtbar geworden sind und es auch manchmal in der Leiste und im Bauchraum zieht bei
falschen Bewegungen. Leider haben die beiden Phlebologen nur die Venen vom Fuß bis zur Leiste untersucht, die Gefäße oberhalb waren denen egal, weil sowas
"nie vorkommt bei Männern"...

Kann es nicht sein, dass durch die Höhenminderung aufgrund der ausgelaufenen Bandscheibe in der LWS nun der Bauchinhalt, bzw. der Oberkörper verstärkt auf das Becken
drückt und die seitlich ablaufenden Zweige der unteren Hohlvene zusammenquetscht? Auf den MRT Aufnahmen ist die untere Hohlvene interessanterweise extrem
zusammengeschrumpft im Vergleich zu einer alten MRT Aufnahme, wobei sich der Füllstand anscheinend beliebig ändern kann. Auch ist genau dieser Bereich ja die
Schwachstelle meines Körpers, dort habe ich an L5/S1 die ausgelaufenden Bandscheiben, auf genau dieser Höhe sind Dehnungsstreifen erkennbar und nun werden anscheinend
auch noch die Gefäße in diesem Bereich gequetscht. D.h. ich denke, diese Sachen hängen alle miteinander zusammen.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Kennt jemand Übungen die sowohl die Bandscheibe, das Bindegewebe und die Gefäße anspricht? Z.Bsp.: Ist Dehnen eher
gut oder schlecht für Gefäße? Werden die dadurch gestärkt oder eher noch weiter geschwächt und leiern aus? Leider finde ich dazu kaum etwas im Netz. Nur schwangere
Frauen scheinen ein großes Wissen aufgebaut zu haben, weil ein Kind in diesem Bereich ähnlich die Gefäße abdrücken kann ;) Wie sieht es mit gezielter
Beckenbodengymnastik aus?

Ansonsten habe ich bis jetzt die Ernährung umgestellt (viel mehr Rohkost, Gemüse), bin vom Joggen auf Schwimmen umgestiegen und genieße Wechselduschen.

Liebe Grüße,
Severedo

Hallo Severedo,

Das ein Zusammenhang zwischen Bandscheibenschäden und Venenschwäche besteht, ist, so denke ich eher unwahrscheinlich.
Wenn, dann war diese Bindegewebsschwäche sicher schon im Vorfeld vorhanden.
Allerdings ist es wirklich so, dass vermehrt Frauen mit diesem Problem zu kämpfen haben.
Sollte wirklich eine Bindegewebsschwäche bei Dir vorhanden sein, dann ist Du ein ziemlicher Einzel- bzw.- Sonderfall.

Was aber möglich sein kann, ab der OP bekommst Du ja für eine gewisse Zeit Blutverdünner gespritzt, um einer Thrombose vorzubeugen.
dadurch könnten sich Deine Venen merklich geweitet haben, da ja durch die Blutverdünnung viel mehr Blutvolumen durch die Venen gepumpt wird.
Das Ziehen in Leiste und Bauchraum ist sicher ein Symptom von ausgehenden Nerven von L5/S1 oder der Etage darüber.

Ich glaube auch nicht, dass das entfernte Bandscheibengewebe derart Beschweren bzw. Folgen haben soll.
Der Unterschied, ob ein wenige cm großes Stück Bandscheibe entfernt wird oder ein Kind im Bauch heranwächst ist doch gewaltig. Und nicht alle Frauen mit Bindegewebsschwäche bekommen unweigerlich auch während einer Schwangerschaft Krampfadern.
Ich z.B. habe BGS und 3 Kinder zur Welt gebracht und außer jetzt im Alter ein paar Besenreißer habe ich keine Krampfadern.

Was Du allerdings dagegen machen kannst ist, dass Du Dir Gummi- bzw. Kompressionsstrümpfe verschreiben lässt.
Beckenboden Training ist zwar grundsätzlich nie falsch, kannst Du machen ist aber eher bei Inkontinenz
iniziiert.
Was Du aber unbedingt tun solltest ist Deine kleine WS nahe Muskulatur kräftigen.
Das ist wichtig, damit die Muskulatur Deine WS gut stützen kann und Folgeschäden ausbleiben oder wenigstens hinausgezögert werden.

Für Deine Krampfadern kannst Du viel mit den Füßen arbeiten.
Achte drauf, dass Du bei Deiner sitzenden Tätigkeit die Füße immer ganz auf dem Fußboden aufstellst.
Dann kannst Du im Wechsel Zehenspitzen und Versen heben und senken.
Auch das Dehnen der hinteren Beinmuskulatur ist sehr wichtig, weil sich durch Deine sitzende Tätigkeit die hintere Kniekehlenmuskulatur und die vorne in der Leiste sehr schnell verkürzen.
Die Kniekehlenmuskulatur dehnst Du indem Du ein Bein im rechten Winkel gerade auf eine Treppe oder Stuhl anstellst und dann mit dem anderen Standbein soweit nach hinten dehnst, dass Du einen leichten Zug merkst, dann beugst Du den Oberkörper nach vorne; achte darauf, dass der Vorderfuß auf der Treppe im rechten Winkel zum Schienbein zeigt, bis Du mehr und mehr Zug verspürst. Bein wechseln.
Auch im Stehen abwechselnd auf Spitze und Hacke gehen.
Im Liegen ein Bein gestreckt und mit angezogenem Vorderfuß zum echten Winkel anziehen und 10 Sek. halten.
Bein wechseln; Übung 10-15 mal wdhl.

Für die Streckung der Leiste;
gerade hinstellen und ein Bein nach hinten an den Oberschenkel ziehen (mit Hilfe der Hand) Oberkörper dabei gerade/aufrecht halten, Bei wechseln ja 5-8 mal wdhl. und je 10 Sek. halten

Lege Dich mit dem Rücken auf einen Tisch oder wenn vorhanden Trainingsliege.
Aber nur bis zu den Pobacken und lasse Die Beine nach untern hängen, wenn Du dabei zur sehr ins Hohlkreuz fällst-
zieh ein Bein mit beiden Händen an den Oberkörper und dehne das hängende Bein nach unten, so dass auch hier ein
gut merkbarer Zug entsteht. 5-8 wdhlg. je 10 Sek.

Noch eine Übung; lege Dich mit nur einer Körperhälfte Bauchlinks auf den Tisch oder Liege auch das jeweilige Bein liegt dabei voll auf, dann ziehst Du das herunterhängende Bein so weit es geht nach vorn, auch hier solltest Du im aufliegenden Bein einen merklichen Zug spüren-- Seite wechseln.
Bei den letzten beiden Übungen wird der Leistenmuskel gedehnt
Setz Dich auf eine härtere Unterlage aufrecht hin und spüre Deinen Sitzbeinhöcker.
Über diesen rollst Du in minimaler Bewegung auf und ab, sodass sich das Becken aufrichtet und kippt
Damit hältst Du die LWS bzw. das ISG locker.

Nimm wieder die aufrechte Sitzhaltung ein und kneife nun die Pobacken zusammen und zwar so, dass ein außenstehender sehen kann, dass Dein Körper sich hebt und senkt.
Diese Übung kann man übrigens überall machen, im Auto, an der Kasse , im Bett, im Lokal

So...ich hoffe, dass ich Dir ein wenig weiter helfen konnte.

Ich wünsche Dir alles Gute
Liebe Grüße
Konstanze