Inge-2
13 Okt 2017, 13:01
Guten Tag, liebe Forenteilnehmer,
es ist schon gut 1,5 Jahre her, dass ich mich an dieses Forum gewandt hab, weil die Nachwehen einer Atlasreflexbehandlung mich zur Verzweiflung gebracht haben.
In der Folgezeit habe ich verschiedenste Ärzte aufgesucht (Neurologe, Augenklinik, Neurochirurgie, verschiedene Orthopäden, HNO, Gefäßchirurgie). Es wurden weitere MRT gemacht (Angio-MRT, Schädel, nochmal HWS). Rausgekommen ist alles Mögliche, aber nichts, dass operativ verbessert werden kann.
Die Beschwerden haben sich, im Verlaufe des letzten Jahres weit verbessert, jedoch zurück bleibt ein pulssynchrones Ohrgeräusch links, dass ständig da ist, sich nur in einer „außergewöhnlichen Bauchlage“ unterdrücken lässt und mich zum Wahnsinn treibt.
Das nur zum „Stand der Dinge“.
Die ganzen Untersuchungen (Ist es heute ganz normal, dass ein jeder Facharzt grundsätzlich nur die Leistung durchführt, die auf dem Ü-Schein angegeben ist? Ist es zu viel verlangt, wenn logisches Denken erbeten wird?
Andererseits die Frage: wie oft kommt es vor, dass ein Facharzt eine Untersuchung in seinem Bericht beschreibt, die er nicht durchgeführt hat? Arme Krankenkassen!) haben nur zu dazu geführt, dass ich fassungslos bin, weil: Bei der Durchsicht des HWS-MRT von 2015 (keiner der übrigen Ärzte hat sich jemals ein MRT angeschaut!), erklärt der Neurochirurge, dass der Atlas damals korrekt saß, im aktuellen ebenso.
Ich habe daraufhin das Röntgeninstitut um Einschätzung gebeten. Man hat mir schriftlich mitgeteilt, dass man keine Auskunft geben darf, weiter „eine Fehlstellung des Deus liegt aber 2015, soweit erkennbar, nicht vor.
Sicher wird es nur Kosten verursachen, wenn ich dem weiter auf den Grund gehe. Dennoch: Ich suche einen hierbei unabhängigen Radiologen, der sich das MRT von 2015 anschaut und dies beurteilt.
Gibt es einen solchen Gutachter o.ä.?
Schöne Grüße
Inge
Zwergerlmama
17 Okt 2017, 12:00
Hallo,
Auch beim Zahnarzt - Kieferorthopäden gewesen? bei mir ist "nur" das Atlas blockiert, 3 Ärzte haben schon versucht ihn wieder beweglich zu machen - mit mässigen Erfolg. Bei mir kommt und kam es vom Kiefer.
Du hast mein Beileid, bei meiner letzten Blockade lag ich 4 Tage aufgebahrt im Bett und habe mich dort festgekrallt weil ich sonst rausgefallen wäre. Toilettgang war nicht mehr nötig, da ich ständig nur erbrochen habe. Aber nach 4 Tagen war das gröbste Weg und hat sich seitdem nicht mehr gemeldet (ist etwa 1 Jahr her).
Erdmännchen
19 Okt 2017, 07:43
Hallo,
du kannst dich auch an die Ärztekammer wenden.
Ich habe auch immer wieder Probleme mit dem Atlas, ich habe einen Osteopathen mit ins Boot genommen und er hat dies gut im Griff bekommen.
Er wollte sich z.B. auch meine MRT Bilder anschauen.
Vielleicht ist es auch etwas für dich, ein Versuch ist es auf jeden Fall wert.
LG
Erdmännchen
odysseus
21 Okt 2017, 11:22
Hallo Inge-2,
erst einmal bin ich froh, dass sich viele Deiner Symptome inzwischen gebessert haben, das ist schon einmal gut zu hören. Das pulssynchrone Ohrgeräusch ist ganz bestimmt lästig. Wurde denn die Ursache dafür gefunden? Pulssynchron würde mich z.B. einen Gefäß-Nerven-Kontakt denken lassen - wurde danach schon einmal geschaut?
Mit Atlasfehlstellungen ist das so eine Sache. In der Literatur finden sich viele verschiedene Messungen, mit denen verschiedene Arten von Fehlstellungen festgestellt werden können. Diese Messungen sind unterschiedlich gut evaluiert und anerkannt, und es gibt auch einige Publikationen, die bemängeln, dass selbst wenn diese Messungen durchgeführt werden, immer noch Fehlstellungen bzw. Instabilitäten übersehen werden können. Für einen seitlich verschobenen Atlas, v.a. im Verhältnis zum Kopf, kenne ich z.B. keine Messung, keine Normwerte.
Dadurch, dass es wenig Einigkeit darüber gibt, welche Messungen gemacht werden sollten, sieht es in der Praxis leider meist so aus, dass nur nach dem anterioren atlantodentalen Intervall geschaut wird, das bei Verletzungen des Ligamentum Transversum und z.B. auch bei Rheuma vergrößert sein kann. Damit schaut man aber nur nach einer anterior-posterioren Fehlstellung zwischen Atlas und Dens Axis. Mit Röntgen von vorne durch den geöffneten Mund wird dann meist noch nach Brüchen geschaut - eventuell auch danach, ob der Dens im Verhältnis zum Atlas seitlich verschoben ist, wobei bei letzterem meines Wissens schon wieder umstritten ist, wie das gewertet wird. Rotationsfehlstellungen sind damit schon weniger gut zu erkennen; dafür braucht es dann im Prinzip schon fast wieder ein CT.
Was ich sagen will ist: Es kann im Prinzip in viele verschiedene Richtungen und auf viele verschiedene Weisen Fehlstellungen geben. Jede der Gelenkflächen kann im Prinzip im Verhältnis zur korrespondierenden Gelenkfläche nach vorne, hinten, links, rechts, oben, unten verschoben sein, und das in beliebigen Kombinationen. Und mein persönlicher Eindruck, auch im Gespräch mit Radiologen, ist, dass jeder Arzt selber entscheidet, nach welcher Art von Fehlstellungen er schaut, und dabei oft nur nach den Fehlstellungen geschaut wird, zu denen ein breiterer Konsens in der Medizin besteht und die weniger umstritten sind. Ich denke, da besteht noch ganz viel Forschungsbedarf und manches weiss man einfach auch noch nicht - was für mich der Grund ist, dass ich Atlaskorrekturen inzwischen ziemlich kritisch sehe. Das ist so ein heikler Körperbereich, der noch so wenig verstanden wird, das ist einfach riskant.
Ich kenne auch keine gut angelegte größere Studie zum Outcome (also positive und negative Ergebnisse) von Atlaskorrekturen. Ich kenne diverse negative Berichte, von Patienten, denen es hinterher schlechter ging als vorher, und zwar teilweise für lange Zeit, wie bei Dir. Ich kenne auch Berichte von Patienten, die positive Erfahrungen gemacht haben. Aber mir persönlich wäre das Risiko zu hoch, und ich finde es vor allem bedenklich, dass die Anbieter von Atlastherapien sich der Risiken nicht bewusst zu sein scheinen und nur von Erfolgen, nicht von den Gefahren sprechen. Das war für mich der Punkt, an dem ich gesagt habe: Da lasse ich die Finger davon. Wenn nicht wenigstens Misserfolge dokumentiert und aufgearbeitet und transparent gemacht werden und versucht wird, daran zu lernen, dann weiss man als Patient einfach überhaupt nicht, woran man ist. Wenn es auch nur einen negativen Erfahrungsbericht gibt, dann sollte dem nachgegangen werden und das den Patienten gegenüber transparent gemacht werden. Ich denke, viele Anbieter meinen es sicherlich gut, sind von ihrer Methode überzeugt und versuchen, eine Lücke zu schliessen und irgendwie Hilfe anzubieten, aber ich fände es wirklich wichtig, dass sie auch die Verantwortung übernehmen, zu dokumentieren und öffentlich zu machen, wie es wieviel Prozent der Patienten kurz- und langfristig nach der Behandlung geht, damit die Patienten eine informierte Entscheidung treffen können. Diese Aufklärung ist an und für sich auch Pflicht des Arztes bzw. Therapeuten.
Zwergerlmama, auch damit, den Atlas wieder beweglich zu machen, wäre ich sehr vorsichtig. Bei mir hat sich auf diesem Weg aus einer Fehlstellung über die Zeit eine Instabilität entwickelt. Rückblickend hätte ich lieber wieder die Fehlstellung zurück... Und ja, Kiefer und Kopfgelenke hängen zusammen, sind durch Muskeln miteinander verbunden, das eine beeinflusst das andere, das merke ich bei mir auch.
Viele Grüße,
odysseus