Almander
26 Jun 2017, 12:50
Hallo Miteinander,
mich quälen schon seit Langem sämtliche vegative Störungen welche durch die HWS ausgelöst werden.
Wenn ich zum ersten mal damit zu tun hätte, würde ich zum Arzt gehen und sagen "Herr Doc, ich hab einen riesen BSV C5/C6 welcher rechts auf den Nerv drückt".
Weil die Probleme sind klar auf rechts zu beschreiben, die rechte Hand / dortigen Finger machen faxen, das rechte Auge ist betroffen, Kopfschmerzen sind rechts.
Wenn ich genau da mit dem Finger herumdrücke merke ich wie es den ganzen rechten Körper hinunter kribbelt bis in die Füße, und manchmal mach ich die Symptome so auch ruckzug schlimmer, was bis dazu reicht, innerhalb von Millisekunden einen Gesichtsfeldausfall auszulösen.
Wenn ich heiß dusche, mag der Punkt die Hitze nicht, der Rest des Rückens schon.
Werde ich massiert, werden da oft an dem Punkt Schwindelattacken ausgelöst.
Wenn ich da direkt Eis drauf tue, wird alles sofort erträglicher, gehe ich Kalt Duschen, wird es besser obwohl der Rest des Körpers die Kälte nicht mag.
Das spricht doch klar für ein Nerven Problem an der Stelle oder?
Doch bei alles Untersuchungen kam nichts heraus bis auf eine minimal herabgesetzte Nervenleitgeschwindigkeit da. Im MRT nix was auf den Nerv drücken Könnte zu sehen, nur ein "unbedeutender" Prolaps.
Ich habe lange Zeit kaum Kräftigung und Dehnung gemacht, sondern nur leichtes Joggen (meist mit Symptomverschlimmerung) und den Fokus mehr auf Entspannung gelegt. Und so war es dann meist aushaltbar.
Doch jedesmal wenn ich damit beginne leichtes isometrisches Training zu machen, oder wie gestern den Nacken anfange zu dehnen (nach Übungen von Liebscher und Bracht auf Youtube), hab ich am nächsten Tag sofort schlimmere Symptome welche dann kaum mehr auszuhalten sind und sich wie eine Dauermigräne ohne Kopfschmerzen anfühlen.
Wenn ich nicht ständig dafür sorge den Bereich zu entlasten habe ich dauernd Symptome.
Ich meine sogar, wenn der Bereich mega verspannt ist wird es besser, nur dann fängt es in der BWS und an den Kopfgelenken an.
Kennt jemand von euch so ein Verhalten seiner HWS?
Würdet ihr bei so einer Symptomatik trotzdem weiter Übern und vor allem dehnen?
Wie macht ihr das mit dem Eis? am liebsten würde ich da dauernd einen Eisblock direkt drauf legen bzw, ein Eisspray unterwegs benutzen, nur soll das nicht an der HWS angewendet werden oder?
Wie bekommt man den Nerv "entnervt" wenn da laut Ärzten "nix vorliegt"?
VG und einen schmerzfreien Tag,
Alex
odysseus
27 Jun 2017, 13:49
Hallo Alex,
ja, das ist immer schwierig, wenn das, was an Symptomen da ist und das, was die Ärzte sehen, nicht zusammenpasst.
Es gibt in der Wirbelsäule ja noch mehr als Bandscheibenvorfälle. Bandscheibenvorfälle kann man recht gut per MRT diagnostizieren, weil das ausgetretene Bandscheibenmaterial zwar vielleicht in Abhängigkeit von der Körperposition mehr oder weniger ausgetreten ist, aber eben doch sichtbar ausgetreten ist. Schwieriger ist es z.B. bei Instabilitäten, wenn die Gelenke oder Bänder nicht genug Halt haben - sei es wegen einer Verletzung, oder sei es, weil man generell hypermobil ist und ein schwächeres Bindegewebe hat. Dann kann es sein, dass im Liegen in Rückenlage alles ganz normal aussieht, aber in aufrechter Position oder bewegungsabhängig die Wirbel verrutschen und dadurch Nerven, Rückenmark oder Liquorraum beeinträchtigen, oder auch die Vertebralarterien.
Wenn eine Instabilität besteht, versucht der Körper oft, sich mit Verspannungen zu schützen. In dem Fall ist Dehnen dann auch eher kontraproduktiv, ebenso wie Massagen, weil dadurch der Schutz genommen wird und womöglich zusätzlich die Wirbel verschoben werden. Ich in meinem Fall vertrage auch keine Übungen, die direkt an der HWS ansetzen; ich muss indirekt trainieren, z.B. mit Balanceübungen oder achssymmetrischen isometrischen Ganzkörperübungen, um die Muskeln zu trainieren, die die Wirbel untereinander stabilisieren. Im Prinzip geht es dabei nicht um Kraftaufbau, sondern darum, den Muskeltonus (also die Spannung der Muskeln im Ruhezustand) zu erhöhen, ohne dass die Muskeln verkrampfen.
Ein Teil der Symptome, die Du beschreibst, könnten meines Wissens übrigens auch durch ein Thoracic Outlet Syndrom (TOS) verursacht werden. Das kann man mit Ultraschall überprüfen, in verschiedenen Armpositionen. Je nach Bundesland sind dafür Angiologen oder Neurologen zuständig.
Wenn Wärme nicht gut tut, Kälte aber gut tut, kann es sein, dass an der Stelle etwas entzündet ist, vielleicht in Folge einer mechanischen Reizung. Hast Du schon einmal probiert, ob Ibuprofen gegen diese Schmerzen etwas hilft, das ist ja auch entzündungshemmend? Allerdings sollte man das nie auf leeren Magen einnehmen.
Ich bin selber nicht vom Fach, aber ich lebe mit Instabilitäten in der HWS. Rückblickend wäre mein bester Rat: Höre auf Deinen Körper. Wenn Dir etwas gut tut, dann mach das. Wenn Dir etwas nicht gut tut, dann lass die Finger davon. Die Medizin weiss noch nicht alles, daher ist das beste Indiz dafür, ob das, was die Ärzte Dir raten, für Dich passt oder nicht: Ob es Dir guttut. Ich bin inzwischen ziemlich vorsichtig bei Ärzten, die vollkommen überzeugt sind von ihrem Ansatz. Ärzte, die selber der Forschung nahestehen, sehen die Dinge oft differenzierter und sind offener dafür, wenn ein Fall nicht ins Schema F passt. Denn letzten Endes sind es die ungewöhnlichen Fälle, an denen die Medizin und Ärzte etwas Neues lernen könn(t)en, wenn sie offen dafür sind.
Alles Gute Dir!
Viele Grüße,
odysseus