Hallo,
nachdem ich schon seit einigen Monaten in diesem Forum mitlese, wollte ich jetzt gerne mal um ein paar Meinungen zu meinem Fall bitten, da es hier sicher genug Leute gibt, die ähnliches durchgemacht haben.
Ich bin 32, 1.90m groß bei 72kg, hatte eine Trichterbrust-OP im Alter von 3 und hatte wahrscheinlich schon vor dem BSV eine leichte Skoliose.
Seit Januar 2016 leide ich unter einem Bandscheibenvorfall im Segment L5/S1 mit Einengung der Nervenwurzel S1 (den genauen Befund kann ich gerne bei Bedarf zitieren).
Ich kann nicht mehr genau sagen, wie es zu dem Bandscheibenvorfall kam. Soweit ich mich erinnern kann, leide ich ungefähr seit Januar 2016 unter Rückenschmerzen. Der Beginn war eher schleichend, den letzten Rest hat der Bandscheibe vermutlich das Heben eines Sofas Mitte Februar 2016 gegeben. Es ging mir direkt nach dem Heben des Sofas nicht wesentlich schlechter als vorher, aber es war viel zu schwer für mich und ich habe es komplett rückenunfreundlich gehoben und abgesetzt. Hinterher ist man immer schlauer...
Die ersten Wochen habe ich noch nichts unternommen, weil ich dachte Rückenschmerzen kommen und gehen halt (ich hatte ein Jahr vorher bereits ähnliche Beschwerden, die nach 6 Wochen manueller Therapie wieder zurückgingen, vermutlich war das bereits eine Vorwölbung). Meine Beschwerden haben sich so geäußert, dass ich permanent Schmerzen im linken Gesäß-/Hüftbereich hatte, die sich beim Niesen und Husten verstärkt haben. Außerdem hatte ich mit manchen Bewegungen Probleme, z.B. beim Socken/Schuhe anziehen oder ins Auto einsteigen.
Zu meiner Hausärztin bin ich dann erst Ende März gegangen. Die hat mir erstmal wieder manuelle Therapie aufgeschrieben (6x), das hat ja ein Jahr zuvor auch ausgereicht. Da das dieses Mal nichts geholfen hat, bin ich Anfang Mai wieder zu meiner HA und habe eine Überweisung zum Orthopäden bekommen. Auf den Termin musste ich leider 8 Wochen warten und war in der Zeit auf eigene Faust zweimal bei einem Osteopathen, was auch nur mässigen Erfolg hatte. Außerdem hatte mich meine HA zum Röntgen geschickt um Morbus Bechterew auszuschließen. Bis auf eine leichte Skoliose war aber nichts Auffälliges in dem Befund.
Ende Juni hatte ich dann endlich den Termin beim Orthopäden. Er hat verschiedene Tests mit mir gemacht, unter anderem auch Straight-Leg-Raise was bei mir bereits bei unter 30° stark schmerzhaft im linken Bein war. Er meinte dann es wird schon nichts ernstes sein, wahrscheinlich eine ISG-Blockade, und hat zwei "Einrenk"-Manöver gemacht und mich zur Krankengymnastik geschickt (6x). Außerdem habe ich bei ihm 3 Einheiten auf einer Art Rüttel-Streckbank bekommen. Keine dieser Maßnahmen hat eine merkliche Wirkung gezeigt und außerdem hatte ich mittlerweile ein zunehmendes Kribbeln im linken Fuß. Ende Juli habe ich einem Freund bei einem Fest ausgeholfen und 9 Stunden im Stehen auf einem Schwankwagen gearbeitet. Danach waren meine beiden großen Zehen für 2 Wochen taub. Der rechte Zeh hat sich danach recht bald wieder normalisiert, der linke Zeh war noch mehrere Monate pelzig. Ich habe mir daraufhin von meiner HA noch ein weiteres Rezept über MT ausstellen lassen. Der Therapeut den ich dann hatte war der erste, der das Wort Bandscheibenvorfall in den Mund nahm. Er empfahl mir auch, mal eine Weile möglichst wenig zu Sitzen und mich krankschreiben zu lassen.
Anfang August war ich dann erneut bei meinem Orthopäden der mich dann ins MRT geschickt hat. Seit Mitte August hatte ich dann die Diagnose -> BSV L5/S1 (ein paar Bilder hab ich angehängt).
Mitte August habe ich mich dann auch krankschreiben lassen. Ich war letztendlich bis Anfang Dezember zu hause und habe in der Zeit fast nur in Stufenlagerung gelegen und bin ca. 1 Stunde pro Tag spazieren gegangen und hab weiter MT und KG gemacht (mittlerweile bestimmt schon 6 oder 7 Rezepte).
Mein Orthopäde hat mich weiter in die Neurochirurgie im Klinikum überwiesen, auf den Termin musste ich wieder 6 Wochen warten. In der Zeit war ich bei einem niedergelassenen NC/Schmerztherapeut, weils schneller ging. Dieser hat mir zwei Spritzen in den Rücken gesetzt, die jeweils für einen Tag geholfen haben. Ich habe dann aber gelesen, dass man solche Spritzen wohl eher unter Bildkontrolle setzen sollte, und ihm unter Protest eine Überweisung in die Radiologie rausgeleiert.
Ende August habe ich auch das erste Mal dauerhaft Schmerzmittel genommen (Tramadol 2x50mg). Davor habe ich mich leider dagegen gesträubt und nur tageweise mal ne Tablette Ibu genommen.
Anfang September hat dann meine Behandlung mit PRT Spritzen angefangen. Über einen Zeitraum von 8 Wochen habe ich insgesamt 6 PRTs bekommen, die leider auch immer nur wenige Tage geholfen haben und am Ende hab ich kaum noch eine Wirkung verspürt. Was mich irritiert hat ist, dass mir nur reines Kortison gespritzt und kein Schmerzmittel.
Als dann der Termin in der Neurochirurgie im Klinikum kam (nach 4 Spritzen) habe ich nur die Aussage bekommen, ich soll die letzten Spritzen abwarten und bei Besserung meiner Symptome eine ambulante Reha anfangen und bei Verschlechterung eine OP nachschieben.
Nach den PRT Spritzen hat meine HA eine Schmerztherapie mit mir begonnen und mich zu einer Schmerztherapeutin überwiesen. Ich nehme seit über 2 Monaten einen bunten Mix aus mittlerweile 2x150mg Palexia, 1x75mg Diclo und zeitweise noch 2x75mg Lyrica dazu. Anfangs haben die Mittel noch ganz gut gewirkt, mittlerweile habe ich trotz der Medikamente an manchen Tagen starke Schmerzen. An andern Tagen kaum Schmerzen.
Den Großteil des letztes Jahres konnte ich gut schlafen in einer Position, mittlerweile wache ich nach ein paar Stunden mit Schmerzen auf, egal welche Position ich einnehme.
Seit Mitte letzten Jahres nehme ich noch ein AD (1x30mg Mirtazapin) um besser einschlafen zu können weil auch noch eine Trennung dazu kam. Das Mittel nehme ich bis heute durch.
Ende letzten Jahres habe ich angefangen mit verschiedenen Ärzten über meine Situation zu Sprechen (3 NC in verschiedenen Kliniken und ein Zweitmeinungsteam über meine KK). Die Ärzte waren leider immer nicht sehr konkret, habe mir aber eher zur OP geraten.
Der Text ufert langsam etwas aus...
Unterm Strich ist meine Situation die folgende:
Ich habe seit einem Jahr mittelstarke Schmerzen im linken Gesäß (aber ohne große Ausstrahlung ins Bein).
Ich habe ein halbes Dutzend KG Rezepte durch (wobei ich gestehen muss, dass ich zuhause kaum Übungen gemacht habe aufgrund von Schmerzen)
Ich habe 6 PRTs erhalten.
Ich hatte nie Lähmungen oder Störungen bei Blase/Darm.
Ich hatte ein paar Woche taube Großzehen, und mehrere Monate ein pelziges Gefühl. Heute sind meine Zehen wieder völlig OK.
Ich hatte lange Zeit keine Probleme beim Schlafen, seit ein paar Wochen wache ich aber Nachts immer mit Schmerzen auf.
Ich habe nie wirklich konsequent Übungen zuhause gemacht, zum Teil weil sie Schmerzen ausgelöst haben zum Teil sicher auch weil ich mich hab hängen lassen.
Ich habe die letzten Monate sehr viel rumgelegen und weitere Muskelmasse verloren (von 76 auf 72kg runter).
Ich bin allerdings oft spazieren gegangen und im Sommer viel Rad gefahren.
Mit starken Schmerzmitteln habe ich kaum noch Beschwerden, allerdings laufe ich trotzdem noch total krumm und meine Leberwerte sind bereits erhöht.
Ich weiß langsam nicht mehr weiter und die Flut an Informationen und Meinungen überfordert mich. Ende Januar habe einen OP Termin. Außerdem habe ich eine Bewilligung einer ambulanten Reha auf dem Tisch liegen. Ich habe im örtlichen Reha Zentrum schon mit jemanden gesprochen und gefragt, ob er es in meiner Situation für sinnvoll hält vor der OP noch die Reha zu versuchen. Er hat mir auch eher zur OP geraten.
Wenn es zur OP kommt ist auch noch die Frage wo ich es machen lasse. Ich war in Hamburg im Asklepios Westklinikum, weil das die nächste Klinik ist, die das Barricaid Implantat verwendet (ich weiß noch nicht, ob ich das möchte...). Außerdem war ich im Annastift in Hannover und im Klinikum Braunschweig vorstellig. In Hannover hab ich direkt mit der Chirurgin gesprochen, die mich auch operieren würde, und hatte eigentlich ein gutes Gefühl. Allerdings ist das wohl eher eine orthopädische Klinik. Das Klinikum Braunschweig hat eine "richtige" Neurochirurgie, aber mit meinem Chirurgen würde ich erst kurz vor der OP reden.
Wie ihr vielleicht schon seht, mache ich mich sehr viele Gedanken und tue mich sehr schwer mit der Entscheidung ob und wo ich mich operieren lassen, oder ob ich es weiter konservativ versuche auf die Gefahr hin, dass die Medikamente und permanente Schonhaltung Schaden anrichten, oder sich ein Schmerzgedächtnis bildet, etc.
Mein Dank schon mal an jeden, der bis hier hin durchgehalten hat. Mir ist bewusst dass mir niemand die Entscheidung abnehmen und auch niemand auf die Ferne meine Beschwerden einschätzen kann. Aber vielleicht gibt es ja hier Leute die in einer ähnlichen Situation waren und sich für die eine oder andere Richtung entschieden haben.
Lieben Gruß und danke für jede Antwort!
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