Ariston
31 Okt 2016, 18:08
Guten Tag liebe Forumsgemeinde,
ich bin weiblich, 34 Jahre alt und arbeite täglich als Integrationskraft in einem Kindergarten. Ich unterstütze eine Kollegin, die aufgrund einer weit zurückliegenden Hirnop nicht alles alleine bewältigen kann. Vor allem gehört zu meinen Aufgaben das Tragen von "Gewichten". Ich arbeite z.Zt. an einer Industriespülmaschine und muss dabei, mit nach vorn gebeugter Haltung, Geschirrkörbe heben, Waren verräumen u.s.w.
Bereits als Kind hatte ich ein ordentliches Hohlkreuz und begann mit dem Schwimmen. Später beim Reiten entglitt ab und an mal der eine oder andere Wirbel und nach der Schwangerschaft mit meiner Tochter erklärte man mir, ich habe einen Beckenschiefstand.
Dem zur Folge hatte ich immer mal wieder Probleme mit der LWS.
Letztes Jahr war es nach unserem Umzug richtig schlimm und ich lief von Arzt zu Arzt, bis mir jemand mit Spritzen und Schmerztherapie half. Laut Röntgen könnte man einen Bandscheibenvorfall in der Region Th?/LWK? vermuten. (Der Übergang zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule)
Leider habe ich diese Sache nicht weiter verfolgt, da es mir besser ging.
Vor zwei Wochen dann bekam ich bei der Arbeit Schmerzen im Bereich der LWS/Steiß. Es wurde immer schwieriger mit Gewicht zu laufen oder es überhaupt zu heben. Am Freitag, nachdem ich weder in Socken noch Hose schlüpfen konnte, ging ich dann zum Arzt. Röntgen würde gut aussehen, Medikamente gegen Schmerzen und Muskelrelaxan in Form von Tabletten verschrieben bekommen. Diagnose: Zerrung der LWS
Es wurde so schlimm, dass ich ohne Hilfe nicht mehr laufen konnte. Ich glaube ihr kennt es, wenn man weder sitzen, noch liegen noch stehen kann. Ich war Dank der Schmerzen unausstehlich.
Am Dienstag wurden die Schmerzen schlagartig besser. Noch nicht gut aber ich konnte wieder alleine laufen!
Beim Folgetermin bekam ich eine Verordnung für Physio und konnte direkt beginnen. Ich wurde ordentlich eingerenkt (LWS/BWS/HWS) und es wurde tatsächlich besser, sodass ich wieder aufrecht stehen konnte. Abends bekam ich tüchtig Kopfschmerzen und am nächsten Morgen erwachte ich mit starken Rückenschmerzen.
Ich kann nun ganz deutlich lokalisieren, wo der Schmerz genau an der Wirbelsäule sitzt: Zwischen den Schulterblättern, ein Stück weiter drunter (wahrscheinlich wieder der Übergang) und der Übergang zwischen Wirbelsäule zum Steiß.
Bei der Physio sagte man mir, nach dem Wochenende würde es deutlich besser werden. Dem ist leider nicht so.
Ich kann nicht weit oder lange laufen, bekomme Krämpfe in der linken Wade und der linken Rückenmuskulatur. Es zieht links die Rippen entlang Richtung Bauch.
Liegen kann ich einigermaßen, nur leider die Position nicht wechseln. Es ist ein Gefühl als zerreißt man mich. Die Beine sind beim Laufen die Treppe herunter etwas zittrig (vor allem das Linke). Oft kribbelt es unter dem linken Fuß und in manchen Positionen zieht es entlang der äußeren Muskulatur Richtung Schienbein.
Die linke Hüfte leidet beim Liegen und dankt es mir mit Schmerzen, es zieht in den Unterleib.
Der linke Arm fühlt sich schlapper an als der Rechte.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich gebietsweise etwas Wahrnehmungsstörungen der Haut habe. Es fühlt sich beim Abtasten der Haut so an.
Ich frage mich nun, ob das Einrenken eine gute Idee war. Dem Therapeut mache ich keinen Vorwurf. Auf der Verordnung stand ja Zerrung der LWS. Außerdem hat er sich ein Bild von mir gemacht, als ich kam.
Ich hoffe eine Überweisung zum MRT zu bekommen. Wahrscheinlich bekomme ich einen Termin, wenn die Beschwerden bereits verschwunden sind.
Ich frage mich natürlich, ob das tatsächlich Anzeichen einer Zerrung sein können?!
Wie sieht bei euch die Behandlung aus und was wird bei euch bei der Physio gemacht?
Herzliche Grüße Ariston
Ariston
02 Nov 2016, 08:32
Guten Morgen,
ich habe noch ein paar Fragen, die sich bezüglich der Krankengymnastik gestern ergeben haben. Dabei hoffe ich natürlich auf eure Erfahrungen.
Ich wurde gebeten mich auf den Rücken zu legen und sollte mit aller Kraft versuchen die großen Zehen zu mir zu ziehen. Rechtsseitig war alles gut, linksseitig konnte der Zeh ohne großen Kraftaufwand nach unten gezogen werden. Nachdem im Bereich der LWS eine Blockade gelöst wurde konnte ich wieder etwas mehr Kraft aufbringen. Was sagt diese Untersuchung aus?
Wenn ich sitze kann ich das Kinn nur minimal Richtung Brust bewegen, dann reißt es extrem schmerzhaft in der LWS. Mein Therapeut sagte, das würde daran liegen, dass ein Nerv/Nerven bedrängt werden. Interessant ist, dass jetzt nach dem Lösen die Problematik nicht mehr beidseitig, sondern nur noch links auftritt.
Ist es normal, dass bei jeder Sitzung Blockaden im vorher genannten Bereich gelöst werden können und sollten?
Linksseitig hatte ich ja auch die Krämpfe entlang der BWS Richtung Rippenbogen. Dieser Bereich war gestern noch bretthart und hat meinen Therapeuten sehr überrascht.
Kann man denn wirklich noch von einer Zerrung ausgehen? Ich bin jetzt seit zwei Wochen in Behandlung und freue mich tierisch über jeden kleinen Fortschritt. Es ist allerdings noch immer so, dass ich extrem eingeschränkt bin.
Wisst ihr, ob es die Möglichkeit gibt von der BWS und LWS ein MRT machen zu lassen oder ob es zwei Termine sein müssten? Könnte man dann sehen, ob es sich z.B. um gleitende Wirbel handelt?
LG Ariston
PS: Das hatte ich vergessen. Mein Therapeut konnte mir beim Abtasten der Wirbelsäule (nicht Muskulatur) im Bereich der LWS deutlich sagen, wo die Probleme liegen. Was kann er da denn fühlen. Die Berührung war unangenehm
Pinguin
08 Nov 2016, 01:09
Liebe Ariston,
sein erst einmal herzlich willkommen hier im Forum.
Du armes Wurstel, lass Dich mal von mir
Deinen Leidensweg kann ich sehr gut nachvollziehen.
Damit ist Dir zwar nicht geholfen, aber seelischer Beistand tut auch in manchen Lagen ganz gut.
Was jetzt für Dich unbedingt wichtig ist, per MRT eine anständige Diagnose zu erhalten.
Und da sich Deine Beschwerden auf mehrere Gebiete erstrecken, wäre es sinnvoll Aufnahmen von BWS und LWS zu machen.
Ich wünsche Dir, dass Du Glück mit Deinem Arzt hat, der die Überweisung zum MRT schreibt und den Vermerk, BWS und LWS
macht.
Ich drück Dir jedenfalls die Daumen.
Denn laut Deiner Beschreibung habe ich so den Eindruck, dass es sicherlich keine Zerrung sein wird.
Dieser Zerrung müsste ja irgendein Ereignis voraus gegangen sein.
Eines solltest Du allerdings tun, weiterhin zur Physiotherapie gehen.
Es ist nicht unüblich, das sich eine derartige Verschlechterung einstellen kann, bei bestimmten Diagnosen.
Allerdings zeigt die Erfahrung auch, dass es manchmal mehrere Tage benötigt, um eine Linderung herbei zu führen.
Hab noch etwas Geduld.
Besprich mit Deinem Physiotherapeuten einfach, was Dir gut tut, und was er unbedingt lassen soll.
Ich wünsche Dir schnelle Aufklärung Deiner Beschwerden und natürlich baldige Besserung!
Liebe Grüße
Konstanze
odysseus
11 Nov 2016, 18:20
Hallo Ariston,
das tut mir leid, dass Du solche Symptome hast. Ist es inzwischen denn etwas besser?
Auf alle Fragen habe ich keine Antwort, und ich bin auch nur Laie.
Was mir auffällt ist, dass Du schon eine recht lange Vorgeschichte hast. Bist Du denn überbeweglich, und hast Du Dir öfters mal was ausgerenkt oder häufig Verletzungen ohne größeren Anlass gehabt?
Hypermobile Menschen können sich gerne mal was ausrenken oder subluxieren, und auch das kann dann auf Nervenstrukturen drücken und sehr schmerzhaft sein. Das ist oft auch nicht so gut bei radiologischen Aufnahmen erkennbar (bzw. wird danach auch nicht so oft gesucht). Mir geht es auch so, und das ist gar nicht so einfach zu managen. Ich habe inzwischen eine Langfristverordnung für Therapie im Bewegungsbad, ich habe einige Orthesen und Bandagen zur Stütze, und ich passe sehr auf, wie ich mich bewege.
Einrenken an der HWS kann sehr gefährlich sein, weil dort Arterien in Löchern der Wirbel verlaufen, die bei ruckartigem Einrenken reissen können. Generell ist Einrenken bei hypermobilen Menschen nicht ohne, weil bei ihnen oft Gelenke und Bindegewebe weniger Stabilität haben und dabei beschädigt werden können.
Aus meiner eigenen Erfahrung mit Physiotherapie heraus muss ich sagen: Es ist gut, auf den eigenen Körper zu hören und Rückmeldung zu geben, wenn etwas nicht gut tut. Bei mir war auch oft die Rede davon, dass eine Erstverschlechterung normal sei. Rückblickend muss ich sagen, ich hätte früher "Stop" sagen sollen, denn leider stellte sich der angekündigte positive Langzeiteffekt nicht ein. Wenn etwas nicht gut tut, gerade im Bereich der Wirbelsäule, würde ich die Finger davon lassen.
Krämpfe, zittrige Beine, Kribbeln im Fuss, schwacher Arm klingt nicht gut. Ein MRT wäre sicherlich gut, vielleicht auch neurophysiologische Untersuchungen beim Neurologen und Reflextests.
Die Diagnose der Zerrung überzeugt mich ehrlich gesagt nicht. Was genau sollte denn gezerrt sein und warum? Die Symptome, die Du hast, könnten vom Rückenmark ausgehen. Es ist sinnvoll, zur Abklärung zu einem Wirbelsäulenspezialisten zu gehen - entweder ein Orthopäde, der sich auf die Wirbelsäule spezialisiert hat, oder ein Neurochirurg. Nicht jeder Orthopäde kennt sich mit der Wirbelsäule aus.
Wenn Du die Zehen links nicht gut nach oben halten konntest, dann könnten die Nervenstrukturen, die diese Muskeln versorgen, beeinträchtigt sein. Wenn es nach dem Einrenken besser war, dann hat vielleicht ein Wirbel auf diese Nervenstrukturen gedrückt, irgendwo in ihrem Verlauf. Trotzdem sollte man mit Einrenken vorsichtig sein, denn das kann auf Dauer zu mehr Instabilität führen.
Wenn beim Beugen des Kinns ein elektrischer Schmerz entlang der Wirbelsäule auftritt, dann solltest Du schnellstmöglich zum Neurologen, der das Laseague-Zeichen bei Dir testen sollte. Das kann ein Hinweis auf eine Einengung des Rückenmarks sein.
Ob ein MRT von BWS und LWS ambulant gleichzeitig möglich ist, weiss ich nicht. Gleitende Wirbel - also Instabilitäten - sind schwer im statischen MRT darzustellen. Wurden denn schon Röntgenaufnahmen in verschiedenen Positionen gemacht? Das wäre vermutlich der erste Schritt, um nach Instabilitäten zu schauen.
Es gibt auch Upright-MRTs, bei denen in verschiedenen Positionen Bilder gemacht werden. Aber das ist keine Standard-Kassenleistung.
Wenn der Arzt die Wirbelsäule abtastet, ertastet er vermutlich die Stellung der Dornfortsätze, die hinten am Wirbel sind. So kann er Hinweise bekommen, ob ein Wirbel verdreht oder verschoben ist.
Viele Grüße,
odysseus
Ariston
15 Nov 2016, 09:29
Guten Morgen,
vielen Dank für die ausführlichen Antworten und die Zeit, welche ihr euch dazu genommen habt.
Die letzten Tage waren sehr chaotisch, weshalb ich heute erst wieder zum Antworten komme.
Inzwischen geht es mir besser. Ich habe zwar Schmerzen, diese sind aber erträglicher als die zum Zeitpunkt meines Postings. Die Physiotherapie hat mir gut geholfen.
Überbeweglich bin ich definitiv nicht, eher das Gegenteil. Ich war gerade mal sechs Jahre alt, als ich mit dem Schwimmen in einem Verein begann. Dieser Sport artete irgendwann als Leistungssport aus, welchem ich mich mit 14 Jahren abgewandt habe. Meine Hauptdisziplin war das Brustschwimmen. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch daher so manches Problem mit der LWS kommt.
Ich durfte auch zum MRT, welches zeigte, dass es zwei kleine Bandscheibenvorfälle in den Bereichen LWK 4/5 und LWK 5/ S1 sind.
Da ich keine Empfindungsstörungen mehr habe, nur noch das Kribbeln, gehe ich davon aus, dass die BSV rückläufig sind. Oder aber man horcht gar nicht mehr so in sich hinein?
Mein Arzt schenkt den Vorfällen keine Beachtung, da kein Nerv bedrängt wird. Er ist davon überzeugt, dass meine Beschwerden durch eine Zerrung verursacht werden. Demzufolge habe ich auch keine weitere Physiotherapie verordnet bekommen, sondern soll die Beschwerden mit Hilfe von Novalgin aussitzen.
Sehr schade! Die Physiotherapie hat gut geholfen und mein Therapeut war sich direkt sicher, dass meine Beschwerden nicht von einer Zerrung kommen.
Ich habe keine Informationen bekommen, was ich darf und was nicht, da es sich ja nur um eine Zerrung handelt.
Ich möchte meinen BSV jedoch Beachtung schenken und bin froh, dass es nur kleine sind. Deshalb jetzt die Frage an euch: was ist zu beachten? Kann sich ein BSV durch falsche "Handhabung" verschlimmern?
LG Ariston
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