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Komplette Version Bandscheibenprolaps L5/S1 (27 Jahre)

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Ferdo
Liebe Forengemeinde,

ich habe schon öfter durch das Forum gestöbert und mich nun entschieden, meinen Fall mal selbst zu schildern, um evtl. hilfreiche Ratschläge zu bekommen:

Anamnese
Seit Kindertagen plagen mich Rückenschmerzen, mit 17 Jahren wurden kleine BSV bei L4/L5 und L5/S1 diagnostiziert. Seither hatte ich immer mal wieder Phasen mit stärkeren Rückenschmerzen in dem Bereich, die ihren Höhepunkt seit nun 2 Monaten haben, als ich dummerweise schwer gehoben habe.
Ende August hatte ich zunächst (wie schon gewohnt) starke Rückenschmerzen, die 5 Tage später ins rechte Bein ausstrahlten.

Einen Monat später, Ende September, wurde innerhalb weniger Stunden die rechte Außenseite meines rechten Fußes taub (die zwei kleinen Zehen, bis zur Hacke) und ist es seither. Gleichzeitig ist die Sensibilität in der Wade außen nicht bei 100%. Seitdem ist auch der alleinige Zehenspitzstand rechts kaum mehr möglich. Die Lumboischialgie hält an, Rückenschmerzen bestehen ebenfalls.
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Therapie
Eine Woche, nachdem die Beinschmerzen da waren, ging ich wegen dieser Beschwerden zum Arzt, bekam dort zunächst Physiotherapie, TENS Gerät und Diclofenac 100mg verschrieben - mein Novaminsulfon 500 mg zeigte keine Wirkung. Lasegue damals bei 50%, Reflexe alle vorhanden. Überweisung an den Neurochirurgen mit vorherigem CT.
Als eine Woche später keine Linderung eintrat, bekam ich die PRT Spritze sowie Tramadol 100mg verschrieben, welches ich seitdem bei Bedarf einnehme, manche Tage gar nicht. Der Neurochirurg urteilte, dass zunächst abgewartet werden solle und ich die Physiotherapie einstellen sollte, da jede Reizung des Nervs beim aktuellen Bild kontraproduktiv sei.

Nachdem die Sensibilitätsstörung im Dermatom L5/S1 auftauchte, wurde vom Neurochirurgen (endlich?!) ein MRT angeordnet sowie eine OP nahegelegt ( Lasegue damals bei 40%-50%), ein aktuelles Bild (24.10) habe ich angehängt, zum Vergleich eine MRT Aufnahme von Februar 2016.
Der Orthopäde schlug eine Schmerztherapie im Krankenhaus vor, der ich vor zwei Wochen für 3 Tage beiwohnte (das 10 Tages Programm passte beruflich gerade nicht). Im Krankenhaus gab es Schmerzdiffusor, Ergotherapie, Physiotherapie, autogenes Training, Yoga. Nichts außer der Schmerzmittel half erwähnenswert.

Den Neurochirurgen spreche ich morgen zum aktuellen MRT und erwarte eine OP-Empfehlung. Meine Angst ist vor allem, dass sich ohne OP ein "Schmerzgedächtnis" bildet und ich die Kraft in Wade/Fuß nicht wieder voll bekomme. Zehenspitzenstand rechts geht quasi nicht, Treppensteigen & Co ist kein Problem. Beim Laufen humple ich schmerzbedingt. Dass die Sensibilitätsstörung verschwindet, kann man offenbar auch mit OP nicht garantieren, damit kann ich mich aber abfinden.
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Soweit zu meiner Geschichte. Die erwartbare Frage: Was soll ich tun?
Ich habe grds. keine Angst vor OPs, in diesem Fall aber vor allem vor der Narbenbildung und der womöglich notwendigen Folge OPs. Die SPORT (2006), SCIATICA (2007) und SPINE (2014) Studie habe ich gelesen. Daraus ergeben sich zwar leichte Vorteile für die OP, schlecht kommt die konservative Behandlung aber nicht weg.

Ronja
Hi Ferdo,

na da hast du ja schon sehr frühzeitig mit Rückenbeschwerden angefangen.

Die Physiotherapie machst du erst seit dem akuten Fall im September oder machst du das seit der ersten Diagnose auch selbständig zu Hause?

Von dem MRT hast du sicher auch die Querschnittaufnahmen? Auf deinen Bildern sieht man wohl, dass die Bandscheibe draußen ist, wichtig sind aber die Querschnittaufnahmen. In diesen sieht man konkret, in wie weit der Nerv bedrängt ist.

Folgendes: Mit dem was du beschreibst und auch die seitlichen Aufnahmen da finde ich mich und mein Beschwerdebild von vor 12 Jahren wieder.
Bei mir wurde alles konservativ behandelt - der Nerv gab die gleichen Symptome von sich wie bei dir.

Was ich an deiner Stelle definitiv machen würde:
Einen zweiten Neurochirurgen aufsuchen und dort um Rat fragen. Sinnvollerweise ohne dass dieser Arzt weis, was sein Vorgänger geraten hat.

Es klingt nach dem Beschwerdebild was du hast erstmal nicht so, als ob es gleich operiert werden müsste.
Aber wie gesagt, muss dies von einem NC angeschaut und beurteilt werden - jedoch würde ich mich niemals gleich nach der ersten Meinung unter das Messer legen.

LG,
Ronja
Pinguin
Liebe Ferdo,

erst mal herzlich willkommen hier im Forum.

Na das ist ja mal ein ordentliches " DING" !

Seit September eine kräftige Verschlechterung noch dazu, also die BS ist weiter ausgetreten.

Wie aber Ronja schreibt, kann man erst auf dem Querschnitt richtig erkennen, ob und welche Nerven bedrängt werden.

Aber das kann ein Neurochirurg viel besser einschätzen und beurteilen, als ein Orthopäde.

Deshalb ist es wichtig, dass Du Dich auch einem solchen vorstellst.
Ob hier gleich eine Operation nötig ist, kommt auf Dein aktuelles Beschwerdebild an.
Denn es werden immer die Patienten behandelt, nicht die MRT oder CT Bilder.
Die sind nur zur optischen Beurteilung.

Wenn Du also einen Termin beim Neurochirurgen hast, mach Dir eine schriftliche Liste Deiner Beschwerden, damit Du vor Ort dann
nichts vergisst.
Eventuell wäre auch ein vorheriger Besuch bei einem Neurologen von Vorteil, damit du deren Untersuchungsergebnisse
gleich dem NC mit vorlegen kannst.
Der Neurologe sollte eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit durchführen, um zu erfahren, ob und in wieweit diese
schon in Mitleidenschaft gezogen sind.

Sollte der NC sofort von einer OP sprechen, wäre es ratsam, sich noch eine Zweitmeinung bei einem
anderen NC einzuholen.
Wenn dieser dann ebenso dazu rät, erst dann kannst Du Dir Gedanken machen, ob Du diesen Schritt wagst oder
noch abwartest.
Davon abhängig ist auch, ob Du Ausfall- oder Lähmungserscheinungen hast, dann solltest Du nicht mehr zögern, Dich einer OP zu unterziehen.

So viel erst mal von mir.

Ich wünsche Dir eine schnelle Klärung und Behandlung, damit Deine Schmerzen und weiteren Symptome bald erträglich
werden.

Liebe Grüße
Konstanze
5fachMama
Hallo Ferdo,

Ob bei dir eine wirkliche OP Indikation besteht, können nur die Docs dir sagen! Und dein eigenes Gefühl, ob du noch Kraft hast weiter konservativ zu versuchen, oder ob die Kraft einfach zu Ende ist, die Schmerzen und Einschränkungen zu stark!

So war es auch bei mir: auch ich hatte eine Bandscheibe bei L5/S1, die mir Kummer machte und der konservative Verlauf leider Verschlechterung brachte. Ich hatte dann auch im Alltag nicht die Zeit, ewig rumzuversuchen! Also trotz fehlender neurologischer Defizite OP; erst war alles gut, dann hat der verbleibende Rest aber leider fast exakt alle 3 Monate wieder ein Stückchen "ausgespuckt"! Bei dir scheint es ja auf jeden Fall auch ein fortschreitender Verlauf zu sein!
Der Fehler meiner ersten OP war wohl, dass nur der Vorfall entfernt wurde ohne zu schauen, in welchem Zustand die Bandscheibe überhaupt ist (lt. Beratung durch einen anderen NC kann man das wohl unter der OP bewerten). Somit war das Rezidiv nur eine Frage der Zeit und ich habe mich damit und zunehmender Verschlechterung dann auch über 1 Jahr durchgequält! Somit war meine erste OP nicht glücklich beraten und gelaufen!

Eine 2. oder sogar 3. Meinung ist immer auf jeden Fall empfehlenswert! Hätte ich das damals getan, wäre wahrscheinlich die ganze kaputte Bandscheibe direkt ausgeräumt worden und man hätte mir eine Prothese empfohlen und eingesetzt. Jetzt ist das alles nicht mehr so einfach durch die zunehmende Osteochondrose etc...

Nun ja, es hilft kein: hätte, wäre, wenn..... Garantie gibt es ja leider sowieso nie!
Aber lass dir trotz starker Schmerzen wirklich ans Herz legen, noch woanders zu fragen. Vielleicht in einem Wirbelsäulenzentrum, die auch mehr anbieten als reine BandscheibenOPs!
Im Gegensatz zu vielen anderen hier habe ich mich erst in einem orthopädischen Krankenhaus mit entsprechender Abteilung wirklich gut aufgehoben gefühlt!
Ich kam mit den NCs nicht so gut klar.
Deshalb mach dir am besten dein eigenes Bild!

Alles, alles Gute
Maria
Ferdo
@Ronja

Dankeschön erst einmal!
Die Physiotherapie hatte ich gleich nach dem ersten Arztbesuch verschrieben bekommen und dann begonnen (Ende August/Anfang September). 2 Termine hatte ich bereits wahrgenommen, bis mir der Neurochirurg von weiterer Physiotherapie abriet, um den Nerv bis auf Weiteres nicht womöglich unnötig zu reizen. Ich sollte nur das machen, was mir gut tat (wobei sich schon dort für mich kein notwendiger Ausschluss der Physiotherapie ergab). Dennoch habe ich darauf vertraut und die Physiotherapie eingestellt. Ich mache eigenständig je nach Bedarf Bewegungs- und Dehnübungen, die mir gut tun.

Ich würde vor einer etwaigen OP, so ich ohne cauda-equina-Syndrom bin, ohnehin noch zwei weitere Chirurgen anhören. Einen Termin habe ich für Mitte November im Wirbelsäulen Zentrum am Stiglmaierplatz in München, einen weiteren Termin will ich für die Schön Klinik in Hamburg ausmachen.

Querschnittsaufnahmen der BS habe ich auch, die werde ich später mal posten (in der Hoffnung, die richtigen Bilder zu finden, da bin ich noch nicht allzu firm).

@Pinguin
Danke für Deine Worte - wie beschrieben werde ich noch (mind.) zwei Neurochirurgen kontaktieren, bevor ich mich evtl. einer OP unterziehe. Wie gesagt, die Querschnittsaufnahmen reiche ich hier nach.

@5fachMama
Vielen Dank, auch für Deine Schilderung; noch bin ich tapfer und ertrage all das, es schränkt allerdings schon ziemlich ein (aber wem erzähle ich das).
Tut mir Leid, dass Du mit der 1. OP so ein Pech hattest, da sieht man mal wieder, das auch NC nur Menschen sind.
5fachMama
Hallo Ferdo,

laut Kollengenmeinung war meine 1. OP leider kein Pech, sondern wahrscheinlich meine Voreiligkeit! Dieser NC hat wohl durch seine Operationstechnik ein sehr hohes Rezidivrisiko, da er nie den Zustand der BS beurteilt und somit alle "gleich behandelt"!
Wie gesagt habe ich auf die erste Meinung vertraut und war auch ein bisschen beeindruckt, dass meine gesetzliche KK die BandscheibenOP in einer Privatklinik übernimmt augenbraue.gif !

Aber vielleicht erliege ich ja jetzt auch wieder dem Kollegen, der sich einfach nur negativ über andere Operateure äußert! Manchmal ist das gruselig und auch eher beängstigend mit vielen Meinungen!

Mittlerweile habe ich mich aber doch so gut informiert, dass ich auf jeden Fall mit meiner Besserwisserei einigen Docs schon auf den Senkel gehe zwinker.gif .
Manche mögen es nicht, wenn man ihren göttlichen Darstellungen nicht nur andächtig lauscht sondern immer wieder kritisch dazwischen fragt smilie_lachttotal.gif !

Ich wünsche dir eine gute, nicht vom Schmerz beeinflusste und vorschnelle Entscheidung!

Liebe Grüße
Maria
Ferdo
@5fachMama

Nunja, auch das ist ja evtl. Pech.. aber wie dem auch sei - da scheint es verschiedene Glaubensrichtungen zu geben; mein aktuell behandelnder NC hat mir nun gesagt, dass es bei mir ohne OP nicht ginge, ich andererseits aber auch trotz OP in 5-10 Jahren wieder das gleiche Problem haben werde, weil die Rezidiv-Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, so wie meine Bandscheibe aussieht.
Darüber hinaus soll L4/L5 auch irgendwann mal Probleme machen, da auch dort ein stärkerer Vorfall wahrscheinlich ist. Berauschende Aussicht!

Was die OP Methodik anbelangt: Mein NC, der nach eigenen Angaben seit 20 Jahren BSV operiert, lässt das Innere der BS inzwischen weitestgehend in Ruhe und entfernt nur den Vorfall, da er der Meinung ist, durch einen entsprechenden Eingriff in die BS richtet man dort idR mehr Schaden als Nutzen an (was ja in etwa der Sichtweise Deines 1. NCs entsprechen dürfte). Wenn dann nach 6-10 Wochen ausreichend Heilung eingetreten ist, soll das Rezidivrisiko auch handhabbar sein.

Mitte kommenden Monats bin ich in einem Wirbelsäulenzentrum und höre mir an, wie meine Anamnese dort hinsichtlich der Zukunft interpretiert wird.


Anbei noch Querschnitte der L5/S1 von Februar und Oktober 2016
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