Hallo JustFemale
Willkommen im Forum
Das richtige Unterforum hast du auf jeden Fall erwischt.
Ich möchte zu den Ausführungen von Topsy ein paar Ergänzungen anfügen.
Tja, wie soll man mit der Diagnose umgehen?
Ich denke, dass macht jeder mit sich selbst aus und schließlich hängt es auch davon ab, in wieweit man durch Beschwerden eingeschränkt ist und wie man sich mit Thema auseinander setzten möchte.
Allein die Diagnose Wirbelgleiten/ Spondylosithesis ist nicht gleichbedeutend mit einer zeitnahen Indikation einer OP.
Wirbelgleiten wird nach Meyerding Grad I- V beschrieben.
Grad I beschreibt eine Verschiebung um bis zu 25 %
Grad II beschreibt eine Verschiebung von 25 %- 50 %
Grad II beschreibt eine Verschiebung von 50 %- 75%
Grad IV beschreibt eine Verschiebung um mehr als 75 %
Grad V beschreibt eine Verschiebung von über 100%
In deinem Fall bedeutet es also eine Verschiebung des L5 WBK gegenüber S1 von 5mm, wobei der Gleitwirbel in Richtung Bauchhöhle wandert.
Eine Querschnittslähmung ist in diesem Segment eigentlich nicht möglich, weil das Rückernmark wesentlich höher etwa bei L1/L2 endet. Darunter fächert sich sich das Rückenmark in einen sog. Pferdeschweif auf.
Je nach Schwere des Verlaufes können aber in diesen Segment die beteiligten Nervenwurzeln geschädigt werden.
Wenn eine OP mal fällig werden sollte, wird das Segment operativ versteift.
Hierbei stehen unterschiedliche OP- Verfahren zur Verfügung.
Die Verfahren nennen sich:
- PLIF (OP nur über Zugang über den Rücken),
- ALIF (OP über Zugang von Bauch und Rücken),
- TLIF (OP über Zugang von der Seite und vom Rücken),
- XLIF (OP über den diagonalen Zugang von der Seite und vom Rücken)
Was alle Verfahren als Zielsetzung gemeinsam haben, ist das Ziel, den gleitenden Wirbel in seiner Beweglichkeit zu stoppen und eine räumliche Entlastung für beteiligte Nervenwurzeln zu schaffen.
Hierbei wird die BS des Segmentes komplett entfernt und durch einen Platzhalter ersetzt. Der Platzhalter wird zusätzlich mit einer Knochenspende aufgefüllt.
Langfristig soll eine Verknöcherung im betr. BS- Fach entstehen, damit die räumliche Entlastung und Beweglichkeit der Nervenwurzeln erreicht werden kann.
Um der Sache gleich nach der OP die notwendige Stabilität zu geben und das BS-Fach ruhig zu stellen, werden in den WBK je 2 Schrauben platziert und die WBK durch einen sog. Fixateur verbunden.
Das alles beschreibt nur den technischen Ablauf einer sog. Spondylodese/ Versteifungsoperation.
Wie schon erwähnt allein die Diagnose Wirbelgleiten/ Spondylosithesis ist noch keine OP-Indikation.
Wirbelgleiten ist eine degenerativ fortschreitende Erkrankung. In meisten Fällen handelt es sich dabei um eine angeborene Anomalie des Gleitwirbels. Dabei ist am WBK der Wirbelkörperbogen nicht vollständig knöchernd entwickelt, sondern nur knorpelartig ausgebildet. Diese Schwachstelle kann ausreichen um bei entsprechender Belastung der WBS den Wirbel zum Rutschen zu bringen und eine Instabilität in der Gefügestellung und Statik innerhalb der WBS zu erzeugen.
Wirbellgleiten kann auch postoperativ entstehen, wenn durch BS OP's Teile des Wirbelbogens entfernt werden müssen um den notwendigen Zugang zum BSV zu erreichen.
Man kann den Verlauf der fortschreitenden Erkrankung durch gute Bauch- und Tiefenmuskelatur zeitlich verzögern.
Eine körpereigene Heilung ist leider nicht möglich.
Das Problem ist nicht der Gleitwirbel, sondern alles drum herum was sich Verlauf der Erkrankung einstellen kann und wird. Das ist ein Prozess der sich über Jahre langsam entwickelt.
Durch die permanente Instabilität wird die BS überdurchschnittlich stark beansprucht was zu einem schnellen Verschleiß führt.
Die betr. BS steht bei jeder Bewegung unter Stress, weil die Gefügestellung durch den Gletwirbel instabil ist.
Wie die BS darauf reagiert ist abhängig vom Maß der Beanspruchung und Entlastung.
Die BS wird nicht durch den Blutkreislauf mit Nährstoffen versorgt, sondern der Stoffwechsel wird durch Belastung und Entlastung gesteuert.
In Belastungsphasen gibt die BS Wasser ab und in Entlastungsphasen nimmt sie wieder Wasser auf.
Ein Gleitwirbel beineinflusst dieses Gleichgewicht führt zu mehr Wasserverlust als Aufnahme.
Das hat zur Folge das die BS an Elastizität verliert. Der Gallertkern der BS wandert nicht nach jeder Bewegung in sein Zentrum zurück und der Fasering der die BS umgibt steht permanent unter einer Druckspannung.
Diese Veränderung innerhalb der BS können je nach Belastung schleichend verlaufen (Dehydration) oder die Beanspruchung ist mit der Zeit zu groß, so dass sich BS- Vorwölbungen oder BS- Vorfälle entwickeln können.
Beide Ereignisse können beteiligte Nervenwurzeln bedrängen und irritieren.
Die fortschreitende Degenaration der BS führt aufgrund geminderter Pufferfunktion zu einer Höhenminderung im BS- Fach.
Der Körper reagiert darauf und bildet knöcherne Strukturen. Die willkürlichen Anbauten engen mit der Zeit den Bewegungsraum beteiligter Nervenwurzeln und eventuell auch den Spinalkanal ein.
Mit fortschreitender Höhenminderung der BS entsteht mit der Zeit Kontakt an den Gelenkflächen der WBK.
Das eigentliche Gelenk innerhalb der WBS ist das Facettengelenk. Mit der Zeit entsteht durch die Reibung der Gelenkflächen eine Facettengelenksarthrose.
Die BS dient nur als Stoßdämpfer und begrenzt die Beweglichkeit der WBK in ihren 3 Achsen.
Du siehst, das ist ein komplexer Prozess, der zu unterschiedlichen Beschwerdebildern führen kann.
Die Bewertung nach Meyerding Grad I-IV spielt für das Beschwerdebild nur eine untergeordnete Rolle, im Wesentlichen wird durch den Grad nur eine Lagebeschreibung des Gletwirbels abgegeben.
Für die Beurteilung muss man die gesamte LWS beurteilen und feststellen wie weit die Erkrankung ausgeprägt ist.
Auf jeden Fall ist ein Funktionsröntgen hilfreich um die Beweglichkeit des Gleitwirbels zu beurteilen.
Deine Verschiebung von 5mm ist sicherlich nur durch eine stehende Aufnahme zufällig entstanden.
Zusätzlich ist ein MRT sinnvoll um die Lage deiner Nerven und den Zustand deiner BS L5/S1 zu beurteilen.
Ich hoffe du hast nun einen kleinen Überblick bekommen, wie komplex diese Diagnose sein kann.
Für die weitere Beurteilung und Behandlung würde ich dir empfehlen, einen Neurochirurgen aufzusuchen.
Der NC ist der eigentliche Facharzt für die Wirbelsäule und hat gegenüber einem Orthopäden ganz andere Möglichkeiten dich in der Behandlung zu begleiten.
Da du bereits über ausstrahlende Beschwerden in Richtung der Beine berichtest bist du sicherlich bei einem NC besser aufgehoben.
Wenn du Fragen hast, immer ran und ab damit ins Forum.
Was eine natürliche Geburt eines Kindes betrifft? Da muss ich als Mann leider passen
alles Gute
paul42