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Komplette Version Welche Behandlung bei Sequester?

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Sunny_11
Hallo liebe Forumsmitglieder,

ich bin neu hier, weiblich, 45 Jahre alt und möchte kurz meine Probleme schildern.

Vor einem Jahr hatte ich bereits einen Bandscheibenvorfall bei L4/5 und eine Vorwölbung bei L5/S1, was aber mithilfe von Physiotherapie, Osteopathie, Wassergymnastik, Walking und viel Geduld kontinuierlich besser wurde. Ich hatte Schmerzen direkt im Rücken, war dann aber nach 10 Monaten praktisch beschwerdefrei.

Nun hat es mich beim Umdrehen im Bett wieder erwischt. Nach 2 Tagen mäßiger Rückenschmerzen bekam ich starke Schmerzen im Schienbein, vor allem nachts, in keiner Position Besserung. Das MRT, welches nach nunmehr 3 Wochen erstellt wurde ergab einen Sequester mit Pelottierung der Wurzel L4 und L5 ipsilateral im Recessus.

Der Radiologe hat bereits von eventueller OP gesprochen, was ich unbedingt vermeiden möchte.

Morgen habe ich einen Termin beim Neurochirurgen. Im Augenblick sind die Schmerzen auszuhalten. Ich nehme 3x Ibuprofen 400, 1x Pantoprazol 20 und abends Tilidin 50/4.

Ich habe auch ein leichtes Schwächegefühl im rechten Bein und kann auf diesem nicht mehr gut auf die Hacken gehen.

Hatte jemand ähnliche Beschwerden und konnte diese konservativ behandeln?
Oder würde jemand mit ähnlichen Beschwerden operiert?
Wie erfolgte jeweils die Behandlung genau?

Hat jemand gute Adressen für eine Behandlung im Raum Stuttgart?

Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen, da ich gerade noch ratlos bin.

Gruß

Sunny_11
Pinguin
liebe sunny,

erst einmal herzlich willkommen hier im Forum.

zunächst ist es schon mal positiv, dass das mrt zeitnah erfolgte.
ebenso, dass du dich einem neurochirurgen vorstellen möchtest.
mit diesem solltest du für dich sinnvolle konservative varianten durchsprechen.
ob eine op im raum steht, kann man natürlich aus der ferne nicht korrekt beurteilen.
solange aber keine wesentlichen ausfall- ,lähmungserscheinungen deutlich auftreten, würde ich von einer op abraten.
zunächst sollten prtˋs, physiotherapie und eventuell eine angepasste medikation im fordergrund stehen.

ibu 400, so denke ich, ist im akutfall zu wenig, hier sollte auf 600 oder sogar kurzzeitig 800mg erhöht werden, oder es kann auch kombiniert werden 800-600-800 beispielsweise.
pantoprozol ist in ordnung, aber eventuell noch ein muskelentspanner (ortoton) dazu.

besprich dies mit deinem nc.

zu hause sollten jetzt in der akutphase stufenlagerung und wärme- oder kälteanwendungen im vordergrund stehen.
mit aktiver physio, sprich kg sollte noch etwas gewartet werden.

wenn sich deine beschwerden unter genannten bedingungen nicht verschlechtern, sollte durchaus
die aussicht auf besserung durch konservative behandlung gut stehen.
nur wenn lähmungserscheinungen auftreten, dann muss über eine op nachgedacht werden.

eine op ist kein garant für absolute beschwerdefreiheit und kann sogar folgebeschwerden nach sich ziehen, wie anschlussinstabilität und/oder bildung von narbengewebe.

leider kann ich mit guten adressen im raum stuttgard nicht dienen, maximal in bayern/münchen.

ich wünsche dir eine gute besserung sowie erfolgreiche behandlungen
liebe grüße
konstanze
Sunny_11
Liebe Konstanze,

vielen Dank für Deine Antwort und die Hinweise, die Du mir gegeben hast.
Ich habe beispielsweise schon KG-Übungen gezeigt bekommen, die ich machen soll und war im Zweifel, ob diese mir guttun. Ich werde mich morgen beim Termin nach all diesen Dingen erkundigen. "Komischerweise" sind die Schmerzen heute wesentlich besser. Kann sich so etwas schlagartig ändern, indem z.B. das Bandscheibengewebe woanders hinrutsvht oder so?

Viele Grüße

Sunny
paul42
Hallo Sunny 11

Willkommen im Forum

Erkrankungen der Bandscheiben werden med. durch Dislokationsgrad I- V beschrieben.

Ein freier Sequester beschreibt den Grad V.
In diesem Stadium hat sich ein Teil von BS-Material von der Bandscheibe abgetrennt und ist nun frei beweglich.

Zitat
"Komischerweise" sind die Schmerzen heute wesentlich besser. Kann sich so etwas schlagartig ändern, indem z.B. das Bandscheibengewebe woanders hinrutsvht oder so?


Deine Einschätzung dazu ist zutreffend. Die Situation kann sich durchaus verändern wenn du eine unglückliche Bewegung machst.

Pinguin hat dir viele wertvolle Hinweise gegeben um in der jetzigen Situation für Ruhe und Entspannung zu sorgen.

Mit gesteigeter Aktivität in Form von Training lässt sich nicht viel beeinflussen. Wenn es gut läuft, wird dein Körper den Sequester vielleicht noch abbauen.

Dafür braucht es Zeit und Geduld und einer angemessenen rückenfreundlichen Aktivität.
Man muss dabei beobachten wie sich deine Beschwerden weiter entwickeln und das sollte durch den Facharzt regelmäßig beurteilt und geprüft werden.

Du solltest darauf achten, ob sich sich deine Beschwerden verändern. Austrahlende Beschwerden in den Extremitäten der Beine, sowie schleichende Kraftminderung sind Anzeichen die auf Irritation beteiligter Nervenwurzeln hinweisen.

Von den Beschwerden her kann sich das unterschiedlich darstellen aber es gibt dazu einen ganz spezifischen Verlauf der Nervenfasern die den einzelnen BS Segmenten zugeordnet werden können.

http://www.diebandscheibe.de/wissen/neurologie.html
http://www.neuro24.de/r8.htm

Typische Symptome die auf neurologische Beteiligung hindeuten sind z. B. Taubheit, Kribbeln, Krämpfe der Muskulatur, Brennen der Haut, Empfindungsstörungen der Hautoberfläche, gestörtes Temperaturempfinden (Warm /Kalt)

Je nach Verlauf und Schwere der Kompression kommt es dabei auch zu Ausfällen der Kraft.
Wenn der Zehenstand und der Fersenstand nicht mehr möglich sind steigert sich die Kompression der Nervenwurzeln zu einer Lähmung, d.h. der Nerv wird so stark eingeengt, so dass eine störungsfreie Ansteuerung der Muskulatur nicht mehr möglich ist.
Auch ein Wegsacken des Beines beim Laufen oder ein Hängen bleiben an den Stufen beim Treppensteigen ist ein Verdachtsmoment was auf eine Lähmung hindeuten kann.

So wie du deinen Zustand beschreibst, besteht noch kein zwingender Grund einer zeitnahen OP die Zustimmung zu erteilen.

Sollte eine OP Empfehlung ausgesprochen werden, hast du immer noch das Recht dazu eine fachärztliche Zweitmeinung einzuholen.

gute Besserung
paul42
Sunny_11
Hallo paul42,

Danke für Deine Antwort. mittlerweile war ich beim Neurochirurg, dieser hat die Reflexe und Kraft getestet und dann zum Glück gemeint,mehr sähe zum Glück keine OP-Indikation. Ich solle weiterhin Ibuprofen nehmen (Tilidin habe ich nun weggelassen) und Physiotherapie machen, die Beschwerden wären ja leicht rückläufig. Das war es dann auch, eine weitergehende "Betreuung" von seiner Seite wäre nicht vorgesehen, sie würden nur gegebenenfalls operieren.

Nun habe ich für Juni einen Termin beim Orthopäden und stehe dort auf der Abrufliste, falls vorher jemand absagt.
Solange verschreibt mir der HA nun Physiotherapie.
Ich muss wohl sowieso lernen, mich in Geduld zu üben, aber irgendwie fehlt mir noch ein dauerhafter Ansprechpartner, der die ganze Sache überwacht/koordiniert.
Wie ist das bei euch, wer macht das normalerweise? Der Hausarzt, ein Orthopäde oder Neurochirurg?
Der Hausarzt kümmert sich eigentlich gut, ist ja aber nicht gerade der Spezialist und ich fühle mich etwas "in der Luft schweben"...

Ich habe auch das Gefühl, dass ich gerade nicht viel durch irgendwelche Übungen beeinflussen kann, weiß aber beispielsweise nicht, ob ich ins Aquafit gehen kann oder lieber noch nicht oder ins Mineralbad oder einfach mal ausprobieren soll, ich will eben nichts unversucht lassen, aber auch nichts falsch machen.

Viele Grüße

Sunny
Andrea 69
Hallo Sunny ,
ich möchte dir auch ein wenig Mut machen.

Mein Vorfall mit Sequester ist jetzt 15 Monate her L5/S1.
Bei mir War es ähnlich, die Schmerzen waren mit einem Mal weniger und schnell auch ganz weg. Mit Physio,( sprich manuelle Therapie und Traktion )Aufbau der tiefenmuskulatur , viel Spazieren gehen und Rückengerecht Verhalten habe ich dem Sequester den Kampf angesagt und ich habe ihn gewonnen zwinker.gif
Ein Jahr später War ich noch einmal im MRT und mein Neurochirurg konnte es garnicht glauben, der Vorfall hatte sich komplett abgebaut. Ich habe noch leichte Taubheit im rechten Fuß, aber damit kann ich locker leben. Besser als die möglichen Folgen einer Op.

Also ich würde an deiner Stelle versuchen, bei einem Neurochirurgen in Behandlung zu bleiben, der kennt sich am besten mit der Wirbelsäule aus. Der Orthopäde, der dir ständig Physio verschreibt ist auch okay zwinker.gif hat aber meiner Erfahrung her, nicht so den Durchblick.

Ich konnte vor einem Jahr das Wort Geduld auch nicht mehr hören, aber es ist tatsächlich so, es dauert alles seine Zeit.

In diesem Sinne wünsche ich dir ganz viel Geduld und ganz viel Erfolg auf deinem konservativen Weg.
streicheln.gif

LG Andrea
kommissarinrosa
Ich hatte die gleichen Beschwerden und mich jetzt schon 2 x operieren lassen. Zuerst 2010 an L5/S1 und vor 8 Monaten L4/L5 und beide Operationen mit vollem Erfolg. Nach 3-4 Tagen nach der OP entlassen und beschwerdefrei.

LG!
Sunny_11
Hallo Andrea und Kommosarinrosa,

vielen Dank für eure Berichte. Da haben ja beide Wege Erfolg gebracht, das macht mir Mut!
Ich setze noch auf die konservative Schiene. Die Schmerzen im Bein sind wesentlich besser geworden, ich war schon ohne Schmerzmittel. Aktuell habe ich leider wieder Schmerzen im Rücken selbst und nehme wieder Ibu und warte auf meinen Termin beim Orthopäden... Weiterhin mache ich die Übungen aus der manuellen Therapie und habe auch nochmal einen Termin bei der Osteopathin, wonach ich mich immer besser fühle.
Der Neurochirurg wollte mich leider nicht weiter behandeln/beraten, da er wohl nur operiert und dann weiter betreut und diese Indikation bei mir (zum Glück) bisher nicht gegeben war.

Viele Grüße

Sunny
Sunny_11
Hallo nochmal,

wegen meines sequestrierten Bandscheibenvorfalls L4/5 mache ich weiterhin manuelle Therapie. Die lokalen Schmerzen im Rücken sind durch Mobilisationsübungen besser geworden, ich habe aber immer noch leichte Schmerzen im unteren Beinbereich/ manchmal Fuß. Mittlerweile soll ich Übungen nach McKenzie machen. Ich habe nun aber gelesen, dass man dies bei Sequester nicht machen soll. Weiß jemand etwas darüber? Die Schmerzen sind dadurch bisher nicht stärker geworden, allerdings war mein Bein heute nacht wie komplett eingeschlafen mit Schwächegefühl, heute morgen allerdings wieder ok.
Der Orthopäde hat auch festgestellt, dass auf der betroffenen Seite der Reflex am Knie abgeschwächt ist und das Bein kommt mir leicht schwächer vor. Ich kann aber noch auf Hacken und Zehen gehen und meine Schmerzen sind mittlerweile wieder ohne Medikamente auszuhalten. Wie bedenklichnist das dann?

Viele Grüße und Danke für eure immer tollen Ratschläge

Sunny
Ronja
Hi Sunny,

was meint denn der Orthopäde dazu?
Zu dem McKenzie kann ich jetzt nichts sagen, ob ja oder nein bei Sequester.

Sofern du nicht durchgängig eingeschlafene Beine oder Taubheitsgefühle hast, sehe ich erstmal noch kein Problem. Einmal nachts ist wohl auch nicht das Problem, vermute mal, du warst einfach blöd gelegen. Es sei denn, es ist jetzt künftig öfter. Wenn du das Gefühl hast es wird schlechter, solltest du dich nochmal ins MRT bzw. Neurochirurgen überweisen lassen.
Nachdem du aber sagst, du hast deine Medikamente abgesetzt, denke ich dass dieses negative Gefühl eher damit zusammen hängt, da du dies mit Medikamenten eben nicht gespürt hast.
Was aber auch manchmal unterschätzt wird: wo wandert der Sequester hin? D. h. achte auf dich und jede Veränderung, denn das Material ist ja lose.

Und den Reflex sollte der Arzt beurteilen ob das bedenklich ist oder nicht - wie oben gesagt, der Sequester kann wandern und neue, andere Symptome auslösen die ggf. eine Abklärung benötigen. Und vielleicht gehört dieser Reflex ja nun da dazu. Dazu müsste aber ja was im Arztbrief vom Neurochirurgen stehen, denn da werden ja die Reflexe geprüft.

Als Beispiel nenne ich dir mal meinen Lebensgefährten. Er hatte auch einen Sequester - die Geschichte außenrum ist jetzt etwas zuviel für hier.
Diese OP war dringend und er musste diese aber um einige Wochen rausschieben. Grund war eine vorangegangene OP, aufgrund dieser der Neurochirurg nicht operieren wollte (es bestand sehr große Infektionsgefahr). Er wurde mit Schmerzmittel zugepumpt. Mehrmals am Tag trotz dieser Schmerzmittel Schmerzanfälle auf Skala bei 10. Wegknickendes Bein weil kein Gefühl da war.
Nach einigen Wochen wurde er dann endlich operiert, 1 Tag später die Drainage gezogen und dann durfte er auch schon aufstehen. Die Schmerzen waren sofort weg, ebenfalls die Taubheit.
Das war großes Glück im Unglück dass der Nerv das nicht übel genommen hat.
Eine Not-OP hätte stattgefunden bzw. hätte stattfinden müssen, wenn er Probleme mit Blase / Darm bekommen hätte. Diese ist dann nicht aufschiebbar und muss sofort durchgeführt werden. Und dann wäre das Risiko Infektion gewesen. Irgendwie war das damals eine absolute Alarmbereitschaft - dauernd.

LG,
Ronja

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