
Am Mittwoch, den 11. März frühmorgens - einen Tag bevor ich auf Kur wegen ständiger Rückenschmerzen und schon früher diagnostizierten Bandscheibenschäden L1/2, L3/4 (Protrusion) und L4/5 (aktive Osteochondrose) fahren sollte - habe ich mich im Bett vom Rücken auf den Bauch gedreht, auf einmal spürte ich wie es in meinem Rücken "schnapp" machte, ein furchtbarer Schmerz wie ein Stromschlag für mein linkes Bein hinunter bis zum kleinen Zeh und ich konnte mich nicht mehr bewegen.
Nachdem der Notarzt aus terminlichen Gründen nicht kam und ich keine Umstände (blöd wie ich bin) mit der Rettung machen wollte, transportierte mich mein Mann auf dem Autorücksitz - wie, weiß ich nicht mehr - ins Krankenhaus, ins SMZO (Sozialmedizinisches Zentrum Ost in Wien).
Nach mehreren Schmerzinfusionen dort war ich imstande, mich auf den Behandlungstisch zu begeben. Dort wurde ein bisschen an meinem Bein herum gewerkelt und ich wurde mit einer Überweisung zum MR und der Empfehlung an einen Orthopäden zur Abholung einer Infiltration entlassen.
Der Hausarzt, der mich für diesen Tag krankschrieb, verpasste mir die Infiltration selbst und den MR-Termin bekam ich für 6 Wochen (!) später. Da ich, zwar unter Schmerzen, wieder einigermaßen gehen konnte, entschied ich mich dafür, mich am nächsten Tag zur Kur nach Kärnten bringen zu lassen - ich rechnete damit, dass es nach 2-3 Tagen wieder besser werden würde.
Die Kurärztin verordnete aufgrund meiner Schmerzen nur passive Therapien, der Physiotherapeut weigerte sich jedoch mich anzugreifen. Weil ich mich nur mit Schmerzen zum Essen schleppen konnte, nicht wusste wie ich sitzen geschweige denn schlafen sollte, rief ich am Freitag in einem Röntgeninstitut in Kärnten an um zu fragen, ob ich denn dort früher zur MR drankommen könnte. Auch dort nannte man mir den 19. April. Auf die Frage, was wäre wenn ich selbst bezahlen würde, ja dann könnte ich am Dienstag kommen. Soviel zur 2 Klassen-Medizin. Mein Mann eilte mir zur Hilfe und brachte mich mit dem Auto hin und der Befund war bald erstellt:
Ein großer sequestrierter Discusprolaps L5/S1 mediolateral links mit caudaler Herniation und deutlicher Kompression bzw. Verlagerung der Wurzel S!, diese auch kurzstreckig oedmatös imponierend (die oberhalb liegenden Wirbel unverändert wie bereits bekannt.)
Am nächsten Tag wurde ich heimgeschickt, mit dem Rat rasch zu einem Orthopäden zu gehen. Rasch bedeutete – privat – und dort erhielt ich eine Spritze in den Nerv und konnte jedenfalls einmal etwas unbeschwerter gehen. Weiters nahm ich 3 x am Tag Diclofenac 50 mg mit einem Magenschutz am Morgen. Die Schmerzen im Bein waren dennoch deutlich zu spüren und langsam stellte sich eine leichte Taubheit im Fuß ein und ich konnte auch nicht mehr auf den Zehenspitzen stehen.
Jetzt haben wir im Verwandschaftskreis einen Neurochirurgen, an den ich nie gedacht habe weil ich es immer ein orthopädisches Problem wähnte, aber als er davon erfuhr, kam er bei mir vorbei, untersuchte mich gründlich und meinte, damit mir nicht was zurückbliebe, sollte ich überlegen, ob ich einer OP zustimmen würde. Er selbst operiert nicht mehr, hat aber einen jüngeren Kollegen, von dem er viel hält. Schon am nächsten Tag (Sonntag) checkte ich im Spital (wieder SMZO) an der neurochirurgischen Abteilung ein und wurde nochmal begutachtet. Dort erhielt ich meine täglichen Drogen in Form von je einer Neodol passe Infusion morgens und abends, weiters 3 x Mexalen 500 mg und 4 x je 15 Tropfen Novalgin.
Am Mittwoch vormittag wurde die OP durchgeführt und zwar eine mikrochirurgische interarcuäre Discusextraktion L5/S1 links. Das Schönste daran: Ich bin 3 Stunden später in meinem Zimmer aufgewacht und habe keine Schmerzen mehr gehabt! Am nächsten Morgen konnte ich aufstehen und während des Tages mehrmals für jeweils etwa 15 Minuten herumspazieren. Jeden Tag wurde es besser und die „Wanderzeit“ erhöht. Im Krankenhaus wurde die oben beschriebene Medikation weitergeführt, wenn ich auch die Novalgin-Tropfen manchmal vergaß. Nach 5 Tagen wurde ich entlassen, nach 8 Tagen die Nähte entfernt. Da nahm ich auch schon keine Medikamente mehr und es machte keinen Unterschied.
Heute genau 2 Wochen nach der OP war ich im zu Fuß 5 Minuten entfernten Einkaufszentrum bummeln. Die Einkäufe habe ich natürlich nicht selbst nach Hause getragen. Die Tibialisparese (Schwäche) im linken Bein (damals KG 4) ist noch nicht ganz weg, aber schon sehr deutlich besser und es ist nichts mehr taub. Im Bett ist vorsichtiges Umdrehen angesagt, ich bücke mich auch nicht und hebe nichts an. Die Enkelkinder sind zwar enttäuscht, dass sie nicht mehr rumgeschleppt werden, aber sie akzeptieren es, dass die Oma ein AUA im Rücken hat.
Ab nächsten Montag werde ich an meinen Arbeitsplatz zurück kehren (Mo-Do je 3,5 Stunden), denn dort strenge ich mich überhaupt nicht an, ich muss nichts heben, kann vieles im Stehen erledigen und kann auch jederzeit herumgehen, mich im Notfall sogar in der Postkammer oder im Betriebsarztzimmer kurz hinlegen.
Mein Arbeitgeber macht Gott sei Dank keinen Stress und es wurde mir sogar ein Steharbeitstisch versprochen.
Meine Physiotherapeutin hat mir Neurobion zur schnelelren Nervenerholung empfohlen, danehme ich täglich 2 Stück. In 2-3 Wochen soll ich mit der Physiotherapie bzw. einer neurophysiologischen Bewegungstherapie beginnen und Ende Mai ist ein schon früher gebuchter Wanderurlaub in Griechenland vorgesehen.
Wenn ihr wollte, kann ich über den weiteren Verlauf im Wochenabstand berichten.
Ich für meinen Teil bin mit der OP sehr zufrieden und sehe positiv in die Zukunft. Natürlich werde ich daran gehen müssen, die Bauch- und Rückenmuskel zu stärken, war aber auch vorher schon sportlich. Einigen mit denen ich gesprochen habe und die auch eine derartige Operation hatten, sagen, dass ihnen Nordic Walking sehr gut getan hat. Also werde ich auch in Zukunft meine Stecken spitzen!