Hallo, liebe BWSler,
2004 wurde bei mir bei einer Ischias-MRT-Aufnahme ein ausgeprägter thorakaler Bandscheibenvorfall festgestellt. Da der Vorfall das Rückenmark stark eindrückte, wurde ich sofort arbeitsunfähig geschrieben, da nach Aussage eines Pychsiotherapeuten möglich sei, dass jeder kleinste Sturz mich in den Rollstuhl bringen könnte. Ich stellte mich damals in einem anerkannten Wirbelsäulenzentrum Drs. Kuhn, Wehrda, vor. Man fragte mich, ob ich einen schweren Unfall o. ä. hatte, der zu diesem starken Vorfall geführt habe. Dies musste ich verneinen. Dort erklärte man mir, dass diese Art Vorfälle sehr selten seien und dass sich die Neurologen (ich glaube in Hessen) darauf geeinigt hätten, dies nur von Ärzten ausführen zu lassen, die eine breite Erfahrung haben, da diese Operationen extrem schwierig seien. So wurde ich an Dr. Rosenthal in Bad Homburg überwiesen. Dieser tat sich nicht leicht mit der Entscheidung einer Operation und ordnete weitere MRT-Aufnahmen an. Diese bestätigten letztendlich die Diagnose und so wurde ich im März von Dr. Rosenthal operiert. Der verkalkte Vorfall wurde, nachdem meine rechte Lungenhälfte entlüftet und ein Stückchen Knochen (weiß leider nicht mehr wie der hieß) entfernt wurde, konnte der Vorfall erfolgreich ausgeräumt werden.
Direkt nach dem Aufwachen verspürte ich beim Atmen starke Schmerzen. Zuerst hielt ich dies für ganz normale Operations-Schmerzen. Leider muss ich heute sagen, dass diese Schmerzen nie mehr weggegangen sind. Nun bin ich seit 10 Jahren Schmerzpatientin und leide seit der OP unter einem starken Restless-Legs-Syndrom, dass mit Morphin mittlerweile aber auch gut eingestellt ist. Angefangen habe ich mit Tramal Tropfen. Nachdem ich diese einige Jahre genommen hatte, mahnte mein Hausarzt, dass dies in einigen Jahren, da ich damals erst 43 Jahre war, sicher zur Dialyse führen würde. Wir stellten die Medikation dann auf Morphin 30 mg retard, um. Im Laufe der Jahre wurde dies immer wieder angepasst, so dass ich jetzt Morphin 60 mg und das zweimal täglich einnehme. Damit komme ich in der Regel gut zurecht. Ich merke zwar den Schmerz noch beim Einatmen, aber er ist absolut erträglich, aber nur so lange, wie ich mich nicht anstrenge oder lange einseitige Körperhaltungen einnehme. In Schmerzspitzen habe ich in den letzten Jahren Ibu 800 eingenommen, im letzten Jahr sehr häufig. Damit war ich dann für kurze Zeit fast schmerzfrei. Sehr häufig leide ich unter schmerzmittelinjizierten Kopfschmerzen, die extrem quälend sind.
Jetzt bekam ich dafür die Quittung. Seit Weihnachten 2014 ging es mir schlecht, mir war ständig übel, fast bis zum Erbrechen, ständiges Aufstoßen und Magenschmerzen. Anfang 2015 dann eine Magenspiegelung mit dem Ergebnis einer erosiven Gastritis. Das bedeutet, dass zukünftig Ibu 800 für mich ausfällt und ich jetzt auf Novalgin in Schmerzspitzen zurückgreife. Gleichzeitig nehme ich hochdosiert ein Magenschutzmittel ein und hoffe, dass es wieder besser ist. Im Moment ist es jedoch noch fast unverändert. Der Magen ist eben sehr angegriffen. Durch die jahrelangen Schmerzen leide ich schon viele Jahre an Depressionen (seit 7 Jahre bin ich in ununterbrochener Behandlung), all das hatte ich aber bis Mitte letzten Jahres gut im Griff. Ich bin immer zur Arbeit gegangen und habe sehr selten krank gemacht. In den 10 Jahren hatte ich zwei Reha-Maßnahmen. Die letzte 2011, da wurde ich nach 6 Wochen noch drei Monate arbeitsunfähig geschrieben mit anschließender Überprüfung der Arbeitsfähigkeit. Ich bin jedoch nach den drei Monaten direkt wieder zur Arbeit. Am Anfang habe ich noch viele Ärzte aufgesucht, in der Hoffnung auf Hilfe. Irgendwann musste ich mich mit den dauernden Schmerzen abfinden, sonst wäre ich verrückt geworden. Aufgrund meiner Schmerzen habe ich freiwillig im Laufe der letzten 10 Jahre meine Arbeitszeit von wöchentlich 30 Stunden auf 20 Stunden reduziert, aber jetzt geht auch das nicht mehr. Ich wurde immer unkonzentriert an der Arbeit, teilweise bin ich kurz am Computer (ich bin Sachbearbeiterin in der Diakonie) eingeschlafen, war kaum noch belastbar. Mein ARbeitgeber legte mir nahe, mich dauerkrank schreiben zu lassen und zu versuchen, eine EU-Rente zu bekommen. Am Anfang war dies ein großer Schock für mich und es hat lange gedauert, bis ich mich mit der Situation anfreunden konnte. Jetzt bin ich seit Juli 2014 zuhause. Zwischenzeitlich sind noch zwei weitere Erkrankungen hinzugekommen. Meine rechte Schulter ist nur noch unter starken Schmerzen in bestimmte Richtungen bewegungsfähig (war letzte Woche im MRT und warte auf das Ergebnis) und bei der Magenspiegelung wurde eine seltene Speiseröhrenerkrankung Achalasie festgestellt. Diese Erkrankung ist nicht heilbar, allerdings behandelbar. Es gibt drei Stadien, ich befinde mich am Ende des ersten Stadiums. Im Moment muss ich vor jeder Mahlzeit ein Herzmedikament einnehmen, das bei dieser Erkrankung helfen soll. Gleichzeitig bin ich schon viele Jahre lang Bluthochdruckpatientin, wobei bei mir immer der zweite Wert der höhere ist. Schmerzfreies Sitzen ist für mich mittlerweile auch nicht mehr möglich, da auch meine Lendenwirbelsäule deutliche Vorwölbungen zeigt und ich ständig Schmerzen des Iliosakral-Gelenkes habe. Mein tägliches Medikamentenaufkommen sieht aus wie bei einer alten Frau. Wenn die Achalasie irgendwann weiter fortschreitet, wird eine normale Essensaufnahme nicht mehr möglich sein und es muss mit operativen Methoden versucht werden, die Situation erträglich zu machen.
Ende Dezember 2014 habe ich nun den Antrag auf EU-Rente gestellt. Ich bin sehr aufgeregt und habe Angst, man könnte mich für eine Simulantin halten. Vor drei Tagen kam die Benachrichtigung, dass ich zu einem Gutachter der Rentenkasse muss. Dr. Kirn, Chefarzt der Wicker-Klinik in Bad Wildungen wird das Gutachten erstellen. Ich bin sehr nervös. Einen Termin habe ich noch nicht. Ich habe jetzt meinen Leidensweg der letzten 10 Jahre aufgeschrieben und überlege diese Aufzeichnungen mit den Arztberichten an die Rentenkasse zu schicken. Vielleicht hilft es, meine Situation richtig einzuschätzen. Ich bin erst 53 Jahre und da ich schon immer jünger und auch nicht schlecht aussehe, habe ich Angst, dass man aufgrund meines Äußeren schon gleich sagt, die kann noch arbeiten. Aber ich kann nicht mehr, noch dazu, wo man mich an meiner Arbeit (ich bin schwerbehindert 60 Grad und unkündbar) ja gar nicht mehr will und schon eine Vertretung für mich eingestellt hat, mit der man wohl sehr zufrieden ist und die nicht so krank ist, wie ich.
Ja, das war meine Geschichte zu einem thorakalen Bandscheibenvorfall. Dr. Rosenthal kann ich jedoch uneingeschränkt empfehlen, denn er ist wirklich eine Kapazität auf seinem Gebiet, ich hatte wahrscheinlich nur Pech.
Liebe Grüße und gute Besserung an alle Betroffenen