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Sanni
Hallo liebe Mitglieder,

ich wollte mich noch mal melden und euch um Rat bitten...
Habe hier ja schon einmal liebe Unterstützung von euch erhalten. Danke nochmal dafür!

Ich war nun beim Neurologen und der stellte abgeschwächte Armreflexe mit Übersprung auf die Beine fest sowie auch Sensibilitätseinschränkungen.
Von einer OP rät auch er ab.

Da ich kaum mehr in der Lage bin, für einen längeren Zeitraum zu sitzen, bzw. meine geliebten Spaziergänge auch nicht mehr so gehen (spüre jeden Schritt im Nacken, muss ständig Pausen machen, stolpere immer wieder über meine Füße), bin ich doch psychisch in ein ziemliches Loch gefallen.
Der Neurologe verschrieb mir Antidepressiva.

Die wirkten sich beim ersten Mal so aus, dass ich wie unter einer Glasglocke war, Informationen nur verzögert ankamen, bei der zweiten Einnahme bekam ich Kicheranfälle, obwohl ich am liebsten geheult hätte.
Ich spürte, dass das alles nur eine Vortäuschung falscher Tatsachen war und danach ging es mir noch schlechter.
Das ist für mich definitiv kein Weg.
Hat jemand Erfahrungen, wie man am besten mit Krankheitsbewältigung und Arbeitsunfähigkeit umgehen kann?

Viele Grüße

Sanni


Kater Oskar
Hallo Sanni,

Ich finde es schon mal gut, dass Du augenscheinlich selbst erkannt hast

Zitat
bin ich doch psychisch in ein ziemliches Loch gefallen


Die Meisten, ich selbst eingeschlossen, wehren sich lange Zeit ein zu sehen, dass man selbst psychische Probleme hat und Hilfe von Außen braucht. Ich habe für diese Erkenntnis Jahre gebraucht obwohl ich die ganze Zeit ganz tolle Menschen an meiner Seite hatte, die mich immer wieder aufgefangen und nie aufgegeben haben, sonst wäre ich wohl daran zerbrochen.

Ich denke, es ist schon richtig, über den Einsatz von Psychopharmaka nach zu denken, nur damit bekämpft man halt (in den meisten Fällen) nur die Symptome und nicht die Ursachen. Ich selbst habe -nachdem ich begriffen hatte, dass ich Hilfe brauche- damit begonnen, eine Therapie zu versuchen. Hatte damals Glück, relativ zeitnah einen Termin bei einer Psychologin zu bekommen, mit der ich auch sehr gut klar gekommen bin. Auch sie verschrieb Antidepressiva, wobei es wohl nicht einfach ist, sofort das richtige Medi zu finden. Auch ist es notwendig, die Medis über einen längeren Zeitraum zu nehmen und auch mit den Nebenwirkungen fertig zu werden, welche oft erst nach längerer Einnahme weniger werden (manchmal aber auch gar nicht).

Sehr gut ist es auch, wenn man eine Schmerztherapie beginnen kann, da dort, zumindest ist es meine Erfahrung, auch sehr viel Wert auf die Psyche gelegt wird. Auch bei einer Schmerztherapie kommen oft Antidepressiva -neben den Schmerzmedis- zum Einsatz, so nehme ich auch zum jetzigen Zeitpunkt noch ein AD.

Bei mir hatte die Schmerzi während der Behandlung auch starke psychische Erkrankungen diagnostiziert, welche in einem Burn out endeten. Erst als ich sowohl körperlich als auch psychisch zusammen gebrochen war, habe ich zugestimmt, mich stationär in einer psychosomatischen und Schmerzklinik behandeln zu lassen. Soweit sollte man es (eigentlich) nicht kommen lassen, aber es hat mich wieder auf die Füße gestellt.

Ich habe mich zu Beginn meiner Forumszeit hier lange Zeit an einem Thraed beteiligt, welcher mir sehr geholfen hat. Falls Du Zeit und Lust hast, schau doch

hier

mal rein, da stehen viele kluge Gedanken drin und es wurden sehr viele Probleme und Ängste zur Sprache gebracht. Oft hatten diese Problem/Ängste mit dem Job oder/und der körperlichen Erkrankung/Einschränkung und den daraus resultierenden Gefühlen zu tun.

Ich hoffe, ich konnte ein wenig helfen, falls Du weitere Fragen oder konkretere Probleme hast, frag einfach weiter.

LG, Kater Oskar
Andre63
Hallo, Sanni,

mein HA verschrieb mir vor 2 Wochen Cymbalta30 als "Stimmungsheber". Er meinte, das wird oft in der Schmerztherapie eingesetzt, er ist auch Schmerztherapeut. Da ich zur Zeit auch Palexia und Lyrica nehme, die schon etwas müde machen, hat die morgentliche Einnahme von Cymbalta die Müdigkeit noch verstärkt, deshalb nehm ich das jetzt abends (das Medikament soll nur 1 * täglich genommen werden). ICh hab schon das Gefühl, dass es ein bisschen wirkt.

Gute Besserung

André
Sanni
Hallo "Kater Oskar" ;-),

vielen Dank für deine ausführliche Antwort!
Ja, es handelt sich eben tatsächlich nur um eine Symptombekämpfung, und das weiß mein Unterbewusstsein ganz genau, ich kam mir eben ziemlich schizophren vor, nachdem ich dieses Mittel (Amineurin) eingenommen hatte.
Da ich tgl. seit Jahren meditiere, habe ich einen recht guten Zugang zu meiner Psyche und die lässt sich eben nicht betrügen... Das ist, als wenn da jemand im "Kontrollzentrum" zu mir sagt: "wieso lachst du, wenn du eigentlich heulen möchtest?". Ich war einfach nur froh, als ich mich wieder als Einheit erlebte.

Ja, habe mir auch überlegt, nächste Woche mal einen Psychiater und anderen Schmerzarzt (momentan "nur" TCM Arzt, der Akupunktur durchführt) aufzusuchen, da mein Versuch beim Psychologen voll gescheitert ist.
Der war vollkommen überfordert und meinte - nach einer vollen Stunde Gequatsche - , dass ich dann wiederkommen könnte, wenn ich diese Sache (meine Krankheit) durch habe.
Wir könnten dann alles andere behandeln, wenn ich wolle... hammer.gif

Wie hast du den Kampf bezüglich AU durchgehalten?
Es ist schön, dass du Menschen hast, die dich unterstützen! Das ist alles andere als selbstverständlich!

LG
Sanni

PS: dies ist evtl. nicht das "richtige" Forum für dieses Thema... und doch ist es ja mit dieser Erkrankung verbunden und es ist leichter, sich über die "Begleiterscheinungen" mit Leuten auszutauschen, die ähnliche Symptome haben.


Sanni
Hallo André,

ja, da ist wohl doch jeder Mensch sehr unterschiedlich.
Es freut mich, dass du etwas für dich gefunden hast, was dir den Alltag erleichtert!
Ich denke, es ist einfach sehr wichtig, sich auch über die Krankheit begleitende Gefühle auszutauschen, zumal ich den Eindruck habe, dass auch Ärzte dieses Thema gerne totschweigen wollen.
Für mich ist es bisher keine Lösung Antidepressiva einzuwerfen, denn das betäubt doch nur die "oberen Schichten", darunter gärt es weiter.
Oder hast du das Gefühl, dass das Medi dir dauerhaft hilft?

LG
Sanni
Sanni
PS: Danke für die Besserungswünsche! Dir auch alles Gute!
wink.gif
Andre63
Hallo, Sanni,

ich muss noch länger beobachten, ob es hilft. Neben den Rückenproblemen hab ich noch eine Hüftdysplasie, die mir zu schaffen macht und sich durch die rechtsseitigen Oberschenkelparesen, die ich seit 6 Monaten habe, noch mehr bemerkbar macht durch gelegentlich ziemlich starke reißende Schmerzen beim Gehen. Der Schmerzdoc meint wohl, das wär durch das Cymbalta leichter zu ertragen. Wie Du selbst weißt, machen Schmerzen etwas mürbe, auch wenn sie nicht immer so stark sind. Allein die Schmerz-Präsenz, oder davon wach zu werden und nicht zu wissen, wie man den A.... drehen soll....

Ich geh ja auch noch arbeiten und muss da Konzentration bringen. Da ich Büromensch bin, will ich gar keine Krankschreibung, obwohl mein HA sie mir mehrfach angeboten hat. Die Arbeit lenkt wenigstens meistens ab.

Gruß

André
Sabine1968
Hallo Sanni,

Ein gut wirkendes AD macht keinen anderen Menschen aus Dir, sondern beeinflusst nach und nach die Stimmungslage, wodurch man z.B. Schmerzen distanziert wahrnimmt oder eben nicht mehr so schwarz sieht. Wenn diese Medikamente richtig eingeschlichen werden, nimmt man die Veränderung kaum wahr, weil diese sich ganz langsam einstellt. Treten heftige Nebenwirkungen auf oder massive Persönlichkeitsveränderungen, dann ist das Medikament nicht richtig. Oft muss man einige probieren, bis was passt.

Leider gibt es auch ganz wenig Psychotherapeuten, die sich auf Schmerzverarbeitung spezialisiert haben, da mal bei der Psychotherapeutenkammer nachfragen.

Sabine
Harro
Moin moin,
keine HWS Thema, erstmal ins Wirbelsäulenforum verschoben.
Bei konkreten Fragen betreffs EINES Themas bitte die Frage im passenden Unterforum stellen, danke.

Liebe Grüße Harro winke.gif
Pinguin
Liebe Sanni,

Deine Gefühle, mit denen Du jetzt zu kämpfen hast, kenne ich [/U] aus meinem eigenen Leben.
Es ist erdrückend.
PP` s sind natürlich nicht dafür geeignet, um die Ursachen Deiner Erkrankung zu bekämpfen.
Leider sind die Therapeuten auch oft dazu gezwungen, erst mal einige Mittel aus zu probieren.
Was dem einen hilft, kann dem anderen schaden.....
Dazu braucht man bei den Psychopharmaka auch oft einen gewissen Zeitraum, um im Körper
den erwünschten Spiegel zu erhalten (verzögerte Wirkung).
Unglücklicher Weise ist es für viele ein langer Weg, der zum Erfolg führt.
Diese Stimmungshebenden Medikamente werden heute oft mit Schmerzmitteln kombiniert.
Welche Kombination dann zur erwünschten Wirkung führt, dass sind dann oft viele rock.gifrock.gifrock.gif?

Auch mir hat ein Schmerztherapeut vor Jahren dieses Cymbalta, angefangen mit 30mg bis
150mg in Kombi mit Hydromorphon verordnet.
Am Anfang hatte ich wirklich eine gut erleichterte Stimmungslage, nach einiger Zeit
allerdings trat der Gewöhnungseffekt ein .
Aminotreptillin z.B. geht bei mir gar nicht, da schlaf ich schon beim 10mg am Tag im Laufen ein schulterzuck.gif

Jetzt nehme ich seit Mai 2014 das Venlafaxin 225mg 3x tgl. und bin gerade wieder an nem kritischen Punkt angelangt.

Es ist also ein ewiger Kampf.
Ich wünsche Dir aber, dass auch für Dich immer wieder Abschnitte der "Leichtigkeit" , so bezeichne ich`s mittlerweile, denn
Schmerzfreiheit, daran glaube ich nicht mehr, gefunden werden können.
Wichtig ist, dass man nicht resigniert, ist aber leichter gesagt als getan, dass weiß auch ich.

In diesem Sinne erst mal alles Gute für Dich und
L.G. Konstanze

Der ganze Hintergrund dieser Mittel soll sein, dass durch die im Optimalfall erreichte Hochstimmung (Euphorie)
die Schmerzen überlagert werden sollten.
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Übersetzt und modifiziert von Fantome et David, Lafter