kurt78
28 Nov 2014, 15:11
Hallo Zusammen,
Ich habe leider meinen ersten Bandscheibenvorfall und ich hoffe auch meinen letzten.
Jetzt weiß es jeder im Bekanntenkreis besser als der Andere, was ich tun und lassen soll, welche Tabletten ich mir verschreiben lassen soll, was schlimm ist und so weiter und so fort.
Alle Verunsichern mich. Deswegen such ich hier weitern Rat.
Zur Vorgeschichte...
Im August habe ich ein 50 Liter Fass Bier (leider voll) von A nach B geschleppt.
Es folgten Rückenprobleme.
Mein Hausrazt (Auch Chiropraktier) renkte mich ein und es war besser hatte aber noch Wochen lang leichte Beschwerden...
Im Herbst Urlaub sind die leichten Beschwerden umgeschlagen in stechenden Hüftschmerzen die in das linke Bein zogen. Ibuprofen hatte im Urlaub nicht mehr geholfen.
Schmerzen vor allem in der Nacht.
Ein paar Wochen nach dem Urlaub war ich eigentlich Beschwerdefrei.
Bis vor einer Woche wo es sehr schnell ging...
Samstags starke schmerzen... Sonntag Notaufnahme und mit Spritzen nach Hausgeschickt. Iboprufen 800 war in der Bacht selbst nach 3 Tabletten und 1 Voltaren Wirkungslos.
Montag zum Hausrazt... Am gleichem TAG CT
Das CT sagte folgenden Befund:
1. 6 teiliger Aufbau mit lumbosacralem Übergangswirbel
2. Chondrosis intervertebralis L5/L6
3. Links medio lateraler intraforaminaler Bandscheibenprolaps im Segment L5/L6 mit intraspinaler Nervenwurzelkompression sowie Verlegung des linken Neuroforamens und zusätzlich anzunehmender Beeinträchtigung des hier austretenden Spinalnerven
Mein Hausarzt meine es seine OP Indikatoren da die er gerne im Krankenhaus in der Neurochirurgie abklären will... Ob die das auch so sehen..
Er erklärte mir wo ich Dienstags noch untersucht worden war
hatte ich eine leichte parese und heute am Freitag
eine komplette Zehenheberparese und 3/5 gastrocnemiusparese... Das gefällt ihm gar nicht...
Meinung meiner Frau: stellt dich nicht so an :
Von Bekannten: Bloss nicht operieren lassen
Von einer Bekannten Arzthelferin: Hatte ich auch mal.... brauchst nur PD´s
Von jemand der schon lange unter BSV leidet... Welche Tabletten man sich verschreiben lassen muss, Reflexe hätte er über Monate nicht.. alles halb so wild... Das dauert Monate bis überhaupt operiert werden muss.
Na was den nun?
Was kommt auf mich zu?
Was ist Sinnvoll?
Andre63
28 Nov 2014, 16:40
Hallo, kurt78,
die Aussage Deiner Frau ist so nicht tragbar. Hab eben gegoogelt, was der m.gastrocnemius macht: den Fuß strecken beim gehen. Das zusammen mit der Zehenheberparese dürfte Dir das Gehen mit dem Bein fast unmöglich machen.
Du brauchst zum einen eine vernünftige Schmerzmedikation. Wenn ein entsprechender Arzt schnell zur Hand ist, Spritzen alle paar Tage haben mir persönlich was gebracht, mein HA ist glücklicherweise auch Schmerzdoc. Dein HA müsste Dir Medikamente verschreiben können. Ibuprofen ist entzündungshemmend, wird aber als alleinige Medikation nicht ausreichen, mir persönlich hilft das überhaupt nicht. Falls der HA Dir Muskelrelaxanz verschreiben will, bloß kein Katadolon!
Du solltest mit Deinen CT-Bildern und dem Befund schnellstmöglich einen Neurochirurgen aufsuchen, der kennt sich mit der Wirbelsäule und Paresen aus. Ein Orthopäde kennt sich in der Regel rückenmäßig nicht so gut aus. Hast Du schon einen Termin gemacht?
PRT wär auch gut, das ist wohl in etwa das, was die Arzthelferin gemeint hat. Der Neurochirurg müsste das entweder selbst machen oder zumindest verschreiben können. Wenn die vom Schmerzdoc verschrieben werden, wird das von der gesetzl. Krankenkasse bezahlt, wie das mittels Rezept vom NC ist, weiß ich nicht. Wenn man die selbst zahlen müsste, kosten die etwa 130€ pro Stück, das variiert. Ich hab's nur häufiger gelesen, ich hatte bislang keine.
Auch wenn Du gern Wärme an die Lendenwirbelsäule bringen möchtest zur Entspannung, lass es sein, weil es die Entzündung der Nervenwurzel richtig anheizt. Mein HA hatte mir das direkt untersagt.
Probier zur Entlastung der Wirbelsäule Stufenlagerung. Geht auch mit Stuhl, obwohl meistens ein Bierkasten empfohlen wird. Sitzen vermeiden. Versuchen, immer wieder etwas zu gehen. Bloß nicht den ganzen Tag im Bett liegen. Bewegung hilft dem Körper.
Falls Du Wadenkrämpfe hast, da kann Wärme helfen. Verzichte auf das häufige Testen des Zehnenspitzenganges, das verkrampft die Wade zusätzlich.
Über die Vermeidung weiterer BSVs sollte später diskutiert werden, es gibt da Möglichkeiten, die Dir in der Akutphase nix nützen, weil für Dich gar nicht machbar.
Wenn noch Fragen offen sind, immer her damit.
Gute Besserung
Andre
kurt78
28 Nov 2014, 19:07
Hi,
Also Medikamente habe ich Tramadol 100mg Tabletten bekommen sowie Voltaren.
Die Tramadol helfen sehr gut gegen die Schmerzen und ich wach morgens mit leichten bis mäßigen Schmerzen auf. Das finde ich noch okay und nicht überdosiert.
Mein Hausrazt hat mir direkt in unserem Sportkrankenhaus einen Termin beim Neurochirugen geben lassen.
Dienstag soll ich hin.
Müsste man den Befunde den operieren wenn er so bleibt ?
Andre63
28 Nov 2014, 23:54
Hallo, Kurt,
eine OP ist wg. der möglichen Spätfolgen nicht erstrebenswert, deshalb sollte es einige Wochen konservativ versucht werden. Lass Dir also am Dienstag nicht sofort eine OP aufschwatzen, sollte eine solche Dir nahegelegt werden. Sollten sich die Paresen nicht innerhalb einiger Wochen bessern, müsste neu überlegt werden. Da können andere Betroffene vielleicht mehr zu sagen. Die allgemeine Meinung erfahrerer Mitglieder dürfte aber mit der meinen übereinstimmen.
Gruß
Andre
violac01
29 Nov 2014, 09:58
Hi,
allgemein sagt man OP nur bei Lähmungen und Ausfällen.
Du hast ja leider Paresen, also besprich genau, wie lange du da warten kannst. Sicher nicht allzu lange, aber sicher muss eine OP auch nicht gleich und sofort sein....
Im Internet kann man das schlecht beantworten, denn es hängt vom Ausmaß der Kraftminderung ab....
Bei OP Empfehlung unbedingt eine 2.Meinung einholen und dann entscheiden.
(ich hatte 2. OP Empfehlungen und erst ein 3 NC meinte, dass ich warten sollte..hatte aber keine Paresen, nur großen BSV und monatelang Schmerzen...ist ohne OP weg gegangen, hat aber auch länger als die oft erwähnten 12 Wo gedauert)
kurt78
30 Nov 2014, 23:05
Hi,
Ich werde mir das schon genau überlegen falls es zu einer OP geraten wird.
Komischer und glücklicher Weise fühle ich mich heute sehr gut.
Ich habe keine nennenswerten Schmerzen in den letzten 24h gehabt.
Ausser einem hin und wieder auftretedem drückendenden dumpfen Schmerzen links neben den Wirbeln und in der Hüfte links ist alle okay.
Das mit den Lähmungserscheinungen hatte mich beunruhigt und verwundert mich immer noch sehr. Mein Hausarzt sagt mir ich solle immer wieder mal versuchen die Zehen zu heben, den Fuß zu bewegen und auf den Haken zu laufen und und und...
Ich übe auch fleißig. Nur heute ist es irgendwie sehr komisch...
Ich weiß nicht, vielleicht spinne ich auch von den Tabletten.
Ich stelle feste das ich jetzt Teilweise nur die Lähmungserscheinungen habe...
Wie kann das sein?
Zum Beispiel vor einer guten halben Stunde kann ich mein Linkes Bein fast 90 Grad im Liegen und im stehen heben... jetzt wieder nur so 30cm vom Boden und dann irgendwie Blockade.... es geht nicht weiter...
Auch mit diesem Zehenheber... Ich habe mir einen Küchenstuhl auf den Linken Zeh gestellt... Mal klappt es den Stuhl anzuheben.. Mal nicht.... Fuß hebt sich aber der Zeh knickt nach hinten weg...
Auf Zehenspitzen ist es ähnlich... Wenn ich auf beiden Füßen stehe klappt es... Wenn ich nur den linken Fuß nehme kommt es darauf an wie ich mein Gewicht verlagere... Auf der Ferse klappt es fast nie... und wenn ich das Gewicht leicht Richtung Zehen verlagere kann ich mich mit einiger Mühe hochdrücken. Mit dem rechtem Bein habe ich keine Probleme...
Ich deute das mal Zeichen einer Besserung nur ich finde es schon sehr komisch.
Ich könnte mir das nur so erklären ich mir den Nerv hin und wieder abdrücke ? Oder mir die Tabletten aufs Hirn schlagen??
Gibt es sowas ? Ist das "normal"?
QueSera
30 Nov 2014, 23:32
Hallo,
ich weiss nicht, die Schmerzen wären für mich, im Gegensatz zu den Paresen, das kleinere Problem.
Ich hatte einen verschleppten BSV, der schliesslich auch zu einer Parese führte. Das war für meine Behandler ein Grund zur sofortigen OP. Trotzdem hat es nach der OP ein gutes Jahr mit viel Arbeit gedauert, bis ich meinen Fuss wieder im Griff hatte. Auch ich hatte das Gefühl, dass die Schmerzen, kurz bevor der Fuss sich verabschiedet hat, besser wurden.
Warte nicht zu lange. Viel Glück.
Jorinde
01 Dez 2014, 20:57
Hallo Kurt,
wie auch im echten Leben bekommst du auch hier jede Menge verschiedene Ratschläge. Da Ratschläge auch Schläge sind, stellt alles, was ich dir dazu schreiben möchte, meine persönliche Meinung aus 20 Jahren Beruf mit BS- Reha- Pat. dar.
Du hast einen massiven Befund, was bedeutet, dass die Öffnung, durch die der Nerv verläuft (aus dem Rückenmarkskanal bis ins Bein) deutlich eingeengt ist. Das führt zum einen zu lokalen Entzündungsreaktion. Flüssigkeit wird eingelagert, an einer Stelle, die eh schon eng genug ist und sorgt für weitere Kompression der Nervenwurzel.
Eine Infiltration würde dir die Schmerzen zeitweise lindern (passiert durch ein Betäubungsmittel, dass lokal platziert wird und den Körper genau so belastet wie jedes andere Schmerzmittel auch), aber die Ursache nicht beheben.
Eine Wirkung ist meiner Meinung nach fraglich. Symptome zu behandeln ist nicht unbedingt effektiv, in der Schulmedizin leider das tägliche Brot.
Konservative Behandlung ist meist dann sinnvoll, wenn der eig. BSV an sich nicht so massiv ist wie bei dir, sondern wenn die Folge davon (also die lokale Entzündung und die damit verbundenen Beschwerden) behandelt werden können. Ein so massiver Befund wie bei dir wird auch nach Abklingen der Entzündung nicht "geheilt" sein.
Was du bei deiner Entscheidung unbedingt wissen solltest ist, dass - je länger die Nervenwurzel komprimiert ist- die Wiederherstellung der vollen Nervenfunktion immer
fraglicher wird. Je nach Schwere des BSV können 6 Wochen Wartezeit (oder konservativer Behandlungsversuch um jeden Preis) schon zu viel sein. Die Folge einer dauerhaften Nervenläsion wäre, dass du nie wieder normal laufen können würdest, weil dein Fuß nicht mehr abrollt.
Das zweite Problem ist, dass dein Körper ein Schmerzgedächtnis hat. Je länger die Schmerzen bestehen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass du nach einer OP nicht wieder schmerzfrei wirst.
Fußheber (M. peroneus) und M.gastrocnemius (der dir den Zehenspitzenstand ermöglicht) werden von zwei unterschiedlichen Nerven versorgt. Wenn beide Muskeln (Nerven) betroffen sind, würde ich nicht mehr lange diskutieren. Dein Hausarzt hat Recht, wenn er sagt, dass das eine OP- Indikation darstellt.
Wenn du eine ehrliche Meinung eines Mediziners wissen möchtest, fragst du am besten jemanden, der selbst NICHT operiert, also im Ernstfall nichts daran verdienen würde. (Wie dein Hausarzt)
Jede OP ist ein Risiko, für keinen Eingriff gibt es Garantien. Die Frage ist nur: Was ist die Alternative? Nie wieder vernünftig laufen können?
Eine BS- OP ist heute in Routine- Eingriff, den jeder NCH hinbekommt. NCH operieren noch ganz andere Sachen....
Wenn du die schmerzenden Muskeln entspannen möchtest, kannst du feuchte Wärme anwenden. Dass das eine Entzündung anheizt, stimmt nicht. Die Entzündung, die du im Bereich des BSV hast, ist nicht durch Bakterien oder Vieren hervorgerufen, sondern durch mechanische Reizung. Bakterielle oder virale Entzündungen kühlt man, das ist richtig. Für Entz. durch einen BSV gilt das nicht, was sich auch daran erkennen lässt, dass zu einer konservativen BS- Th. meist Fango Packungen (und Manuelle Therapie) gehören.
Als Soforthilfe kannst du (konservativ) eine Extension im Schlingentisch probieren. Dein Hausarzt kann dir das verordnen (zus. mit KG oder MTH).
Aus meiner Sicht ist allerdings eine schnelle OP der bessere Weg und zudem gesünder als sich den Körper über Wochen mit Opiaten zu zu dröhnen und auf konservative Beh. zu hoffen, schlimmstenfalls in 8 Wochen doch auf dem Tisch zu liegen und danach nie wieder richtig laufen zu können.
Ich wünsche dir eine gute Entscheidung und gute BEsserung!
Jojo
Jorinde
01 Dez 2014, 21:01
Hallo Kurt,
noch ein Nachtrag:
Es ist DEIN Körper (und nicht der Körper deiner Frau).
DU must die Schmerzen und die Folgen deiner Entscheidung tragen. (Nicht die Verwandschaft)
Es ist DEINE Diagnose. (und nicht die der Arzthelferin, deren Diagnose kann eine völlig andere gewesen sein.)
Am Besten, du stellst dich taub und hörst vor allem nicht auf all die Horrorgeschichten, die unter den Leuten kursieren.
VG
Jojo
Andre63
01 Dez 2014, 21:34
Hallo, Jorinde,
als ich meinen BSV akut hatte (der ist abends beim Aufstehen aus sitzender Position passiert, nachdrem ich schon tagelang vorher übel "Rücken" hatte"), bin ich am frühen Abend des nächsten Tages zu meinem Hausarzt (= Schmerzdoc) geschlichen. Er erklärte, mir abends wg. Sommerwärme und daraus möglicherweise resultierendem Kollaps keine Spritze mehr geben zu können, nur starkes Schmerzmittel. Dazu die Aussage:" Bloß keine Wärme drauf, wenn, dann kühlen. Und Stufenlagerung." Ich hatte schon vor dem BSV den Eindruck, dass ich Wärme an der LWS nicht vertrage.
Bei Recherchen, die eigentlich ein anderes Ziel hatten, bin ich auf www.docjudin.de gestoßen. Unter "Publikationen" findet man ein Buch sowie die PDF-Datei "Volkskrankheit Rückenschmerz..". Darin wird auch darauf hingewiesen, dass feuchte Wärme gerade im Akutfall BSV nicht gut ist.
Zitat
Dieses heiße Bad ermöglicht eine gewisse Ablenkung durch die Reizung der Gesamtkörperoberfläche und der Patient distanziert sich kurzfristig von dem Schmerzreiz. Durch diese Ganzkörperbehandlung fühlt der Patient für den Augenblick weniger Schmerzen. Allerdings bewirkt diese feuchte Wärme am pathologischen Herd nichts Gutes. Sie erregt Mechanismen, die zu einem Fortschreiten dieses pathologischen Prozesses führen.
Das Zitat ist dem o.g. Buch, S. 58, 59 entnommen. Ich will das nicht zum Glaubenskrieg werden lassen. Auf gar keinen Fall möchte ich Deine 20-jähruge Berufserfahrung angreifen. Es soll nur zur Vorsicht anregen. Mancher Bandi kann Wärme genausowenig vertragen wie ich.
Kurt, auch für Dich soll das eine Anregung sein. Fest darauf beharren, dass es nur eine Lösung gibt, will ich nicht (auch in der Mathematik gibt's nicht immer nur 1 Lösung, z.B. bei quadratischen Gleichungen

). Hoffentlich kommt das nicht als Schlag rüber, das ist keinesfalls beabsichtigt.
Gruß und gute Besserung, Kurt
Andre