problembärtiger
24 Jun 2013, 19:09
Hallo liege Forum-Gemeinde,
ich darf mich seit 10 Tagen mit ärztlichem Attest zum Kreis der Bandscheiben-Geschädigten zählen und finde diese Möglichkeit des Austausches und der gegenseitigen Unterstützung super. Nachdem ich mich in den letzten Tagen einigermaßen in das Thema eingelesen und hier ähnliche Berichte u. Erfahrungen gesichtet habe, möchte ich auch meinen Fall vorstellen und so wie ich dazukomme auch weiter dokumentieren. Auch damit andere Betroffene mit ähnlichem Background davon profitieren können.
Ich bin 33J alt, 1.93 groß, habe 86kg. Seit gut zehn Jahren mache ich viel Sport, anfangs drei Jahre intensiv TaekWanDo, dann zeitbedingt nur ambitioniertes Lauftraining, die letzten zwei Jahre auch regelmäßiges Grundlagen-Krafttraining zu Hause nach dem Laufen. Bin ein Büromensch, wobei ich im letzten Jahr ziemlich eingespannt und auch angespannt war, habe auch hin-u. wieder Nächte durchgearbeitet, bin auch an Wo.Enden sehr lange am Stück gesessen. keine vorherigen OPs oder ärgere Leiden.
Dem Befund Massenprolaps sind regelmäßige Kreuzschmerzen in den letzten Beiden Jahren vorangegangen, war auch zweimal bei versch. Orthopäden, die mir nur mit Spritzen helfen wollten, keiner hat die Symptome richtung BSV gedeutet. Röntgenbild war unauffällig, wurde zur Laufanalyse geschickt, Heilmasseur brachte kruzfristige Linderung der Schmerzen, die dann nach einer Weile wiederkamen. Waren immer arge Kreuzschmerzen, die in die Po-Gegen runterstrahlten, selten auch weiter, sodass ich die schmerzende Sehne im Fuß gespürt habe.
Vor drei Wochen dann wieder die Schmerzen, am Weg zum Orthopäden musste ich dann plötzlich hinken, konnte meinen rechten Fuß nicht ordentlich wegdrücken. Er gab mir dann die Überweisung zum MRT, sagte aber nichts weiter dazu, dass ich mich schonen soll oder dergleichen... Er meinte ich soll dann mit dem Befund wiederkommen, kann bis zu drei Wochen dauern. Ich bin dann die nächsten beiden Tage arbeiten gegangen, bis es dann zuviel wurde. In den beiden Tagen darauf ist die Fußschwäche leider dauerhaft geworden, vorher ist sie nach längerem Ausruhen wieder zurückgegangen. Das dazugehörige Kribbeln ist auch gekommen. Da ich aber nicht gewarnt wurde, und auch selbst nicht zB. im Internet den Symptomen nachgegangen bin, habe ich mich nicht geschont, sogar noch meine Autobatterie gewechselt..
MRT hat dann doch nicht so lange gedauert, vor zehn Tagen kam der Befund: Massenprolaps, Basis 18mm, Tiefe 13mm, der den S1 verdrängt:
Zitat
Zuweisungsdiagnose: radikuläre Symptomatik S1 rechts. V. a. Diskusprolaps.
Rechts mediolateraler Massenprolaps, der an der Basis 18 mm hält und eine Tiefe von ca. 13 mm aufweist. Die absteigende Nervenwurzel S1 wird verdrängt und komprimiert. Ein Nahebezug auch zur austretenden Nervenwurzel ist kurzstreckig vorhanden. Die linke Nervenwurzel ist frei.
Die Bandscheibe ist dehydriert.
Die übrigen Bandscheiben überragen die Hinterkante nicht.<br>Regelrechte Signalgebung des Conus und der Cauda equina.
Mäßiger Reizzustand der Facetten L4/L5 bds.
Das hab ich erstmal verdauen müssen, ich bin ein eher physischer Typ, habe immer auch körperlich gearbeitet, durch den Sport war ich Krämpfe, Verspannungen, eingerissenen Bänder gewohnt und auch gewohnt, alles durch Dehnen, kurzfristiges Schonen usw. auskurieren zu können. Da die Fachleute nie BSV-Verdaht geäußert haben, habe ich mir auch keine Sorgen gemacht und eben wie bisher weitergemacht.
An den Tagen drauf war ich in Wien beim Rudolfspital und beim AKH, in den Neurochirurgie-Ambulanzen, um mir zumindest zwei Meinungen einzuholen. Beide hielten koservative Therapie für einen möglichen Weg, wobei mir im Rudolfspital eher zur OP geraten wurde.
Meine Symptome damals: zehen/Hackengang ja, rechts kann ich mich nicht oder nur sehr schwer in den Zehenstand raufdrücken, beide haben Kraftgrad mit 5 angegeben, Stufensteigen geht, Knie/Achillesreaktion OK, Kribbeln nur in der Fußsohle und in den drei äußeren Zehen, nirgendwo ganz taub, kein Problem mit dem Hüfheber. Ich bin über das Caudasyndrom aufgeklärt worden, durfte dann mit Verweis auf erstmalige Ruhe und Orhopäden/Physiotherapie nach Hause.
Das war vor 10 und 7 Tagen, seitdem mache ich das, was sich für meinen Rücken am Besten anfühlt: Stufenbett, immer wieder aufstehen und kurz gehen, ganz sachte strecken, nach hinten lehnen, sitzen geht nur sehr kurz.. Die Symptome habe sich leicht gebessert, sind aber im Wesentlichen geblieben, wobei v.a. die Fußschwäche beunruhigt. Auch das Lesen hier im Forum war sehr beruhigend und aufklärend, ich bin jetzt wesentlich gefasster. Meine anfängliche Einstellung es jedenfalls zuerst konservativ zu probieren wurde bestärkt, ich habe mich aber auch mit einer OP im Notfall oder wenn's dauerhaft, nach ca. drei Monaten, nicht besser wird, abgefunden.
Ich komme mit den verordneten Diclovit (50mg Diclofenac) gut aus, nehme seit einer Woche 2 statt den verordneten drei/Tag, Muskelrelaxanten habe ich nach einer Woche abgesetzt, nachdem die nächtlichen starken Schmerzen wesentlich zurückgegangen sind. Ich bin nicht ganz schmerzfrei, 2~3mal am Tag spüre ich ein starkes Ziehen im Bein oder auch am Gesäß, habe aber lange schmerzfreie Phasen dazwischen. Nachdem was ich über Schmerzlevels bei ähnlich grossen und auch kleineren Vorfällen gelesen habe, bin ich sehr dankbar dafür.
Ich kann jedenfalls wg. den Schmerzen und der möglichen Vergrösserung des Vorfalls durch die Erschütterungen auch nicht als Beifahrer oder hinten liegend mit dem Auto fahren und nachdem beide NCs davon abgeraten haben ist auch der Besuch beim meinem jetzigen Orthopäden schwierig. Der ist zwar um's Eck von meinem Büro aber eine halbe Stunde entfernt von der Wohnung. Ich habe heute mit der Sekretärin telefoniert, Hausbesuch ist nicht möglich, und der Arzt "würde sowieso nur eine Infosion geben" - O-Ton Sekretärin. Ich lasse das mal unkommentiert, der Text ist so schon lang genug. Diesen Mittwoch habe ich Termin bei meinem Hausarzt wegen Krankenstand-Verlängerung, ist aber sehr nahe. Ab 1. Juli kann ich dann Orthopäden wechseln, werde mir einen in der Umgebung suchen, wobei das auch nicht leicht sein wird.
Soviel für die erste knappe Vorstellung

Ist länger geworden als ich eigenlich wollte, aber dafür habe ich gleich einige Antworten gegeben, nach denen hier dann nicht mehr gefragt werden muss

Vielleicht könnt ihr mir ja noch weitere Physiotherapeuten empfehlen, die noch nicht in der Wien-Liste dieses Forums geführt sind, einen anderen Orthopäden würde ich auch brauchen.
Nach dem Einlesen in die Thematik bleibt mir noch die naive Frage, was eigenlich mit dem Bandscheibenzwischenraum passiert, was bleibt nach einer OP des Massenprolaps im Bandscheiben-Zwischenraum? Und bei einer angenommenen Verheilung desselben ohne OP, füllt sich der Zwischenraum wieder mit Flüssigkeit, auch wenn der Vorfall natürlich nie ganz gesundet?
Und soll ich auch einen Termin beim Neurologen zur Messung der Nervenleistung vereinbaren?
Besten Dank, freue mich über den Austausch!
LG
Georg