Bettina13
24 Apr 2013, 18:30
Liebes Forum,
ich bin Bandi-Neuling seit 21.4.13, also noch ganz frisch.
Ich habe keine Rückenschmerz-Vorgeschichte, jogge seit 12 Jahren (bin w, 42).
Nach nur ca. 10 Tagen gut erträglicher Rückenschmerzen nur beim Vorbeugen, in denen ich noch Joggen war (tat gut und war völlig schmerzfrei), waren dann am Sonntagmorgen die Schmerzen sehr schnell unerträglich, sodass nur noch der Krankenwagen in die Notaufnahme blieb, konnte nicht mehr aufrecht stehen, nicht gehen, sitzen oder liegen.
Schmerzmittel-Infusionen + Tablettencocktail haben mich innerhalb von 24 h schmerzfrei gemacht, geblieben ist ein tauber linker Fuß (3 äußere Zehen und Außenkante), bis Rückseite der Wade, und ein unangenehmer Schmerz beim Laufen in der Wade und in der Fußsohle, stechend/ziehend wie bei einem heftigen Muskelkater. Zehen- und Fersenstand geht gut.
MRT ergab: BSV L5/S1 sequestriert, laut Arzt ein sehr grosser Vorfall, normal großer Wirbelkanal, restliche LWS unauffällig.
Was nun? Bin noch im Krankenhaus, der Neurochirurg möchte wg. Größe des Vorfalls und wegen der Taubheit operieren, der Orthopäde meint, solange Blase/Darm o.k. und die Kraft im tauben Bein noch vorhanden ist, würde er noch warten. Da ich Angst vor den bekannten Risiken einer OP habe (Vernarbung mit neuen Schmerzen etc.) und sonst ja relativ schmerfrei bin, würde ich die OP auch gerne vermeiden.
Letzte Entscheidung heute nachmittag: morgen soll PRT (CT-gesteuerte Cortison-Injektion an die Nervenwurzel) gemacht werden, OP erstmal nicht.
Wie ist eure Meinung dazu? Was tun, wenn das Taubheitsgefühl im Fuß nicht verschwindet? Wie lange kann man das anstehen lassen, ohne den Nerv irreversibel zu schädigen? Kann dieser große Sequester noch andere Probleme bereiten? Wann kann ich wieder arbeiten (sitzende Tätigkeit), wie geht es nach der 1. Spritze weiter (kann ja nicht ewig im KH bleiben)?
Habe schon so viel gegoogelt und gelesen und weiß trotzdem nicht weiter...
Freue mich über jede Rückmeldung und Erfahrung!
Danke,
Bettina
violac01
24 Apr 2013, 18:53
Hi Bettina,
da stehst du vor einer schweren Entscheidung.... denn was sein wird kann ja keiner mit Sicherheit sagen, hier keiner und deine Ärzte auch nicht.
Ich schreibe mal ein bischen zur Theorie:
-ja, man sollte nicht so schnell operieren, wenn man keine Lähmungen und Kraftverlust hast
-anderersseits hast du einen Sequester... dieser kann sich frei bewegen und daher auch an andere Stellen rutschen und dann mehr Probleme machen.... dann kann man natürlich immer noch operieren
-ein Sequester kann sich auch auflösen/abgebaut werden... nur meist etwas schlechter, da er keine Verbindung mehr hat
- die Taubheit kann wieder weggehen... kann aber auch bleiben, oft kann man mit soetwas aber leben
- wieviele Wochen man warten kann? na ein bischen schon 2 - 3 sicherlich sicher und ev. auch länger ; man weiß ja ncht, ob der Nerv geschädigt wird oder eben nur bedrängt
- aus eigener Erfahrung kann ich dir nur sagen: ich hatte 2 - 3 Mo taube Zehen (die drei kleinen) und einen ausgefallenen Achilessehnenreflex und es ist alles wieder o.k. geworden (hatte aber großen BSV, kein Sequester).. auch der Muskelkater in der Wade und die Schmerzen alles weg.... dauert eben solange wie der Nerv bedrängt ist und der BSV nicht ausreichend geschrumpft ist... ev. dauert es bei Sequester noch länger?
heigehuhn
24 Apr 2013, 20:04
Hallo Bettina,
Deine Geschichte ähnelt meiner sehr. Ich hatte ebenfalls einen sehr großen Sequester L5/S1 Anfang Januar. Bei mir war der Zehenstand eingeschränkt (hast Du schon versucht, einbeinig aus dem Stand auf die Zehen zu kommen?) und der Achillessehnenreflex ist weg, die Zehen und die Fußaußenseite waren taub. Mir hat schon die erste PRT geholfen, aber nur minimal. 4 Wochen lang konnte ich wegen der Krämpfe in der Wade ganz schlecht laufen, nach der 4. PRT kam der Durchbruch. Hatte auch sofort mit manueller Therapie bzw. KG begonnen. Sitzen konnte ich dann aber noch nicht gut. EMG hat ergeben, dass der Nerv einen Schaden hat, aber der Fußsenker kann von anderen Muskeln ausgeglichen werden. Mitte März habe ich nach 3 Wochen Reha und insgesamt 10 Wochen Krankschreibung mit der Wiedereingliederung begonnen. Jetzt nordic walke ich eine Stunde am Stück, habe noch leichte Restbeschwerden(ohne Medis auszuhalten), bin froh, nicht operiert worden zu sein
Jeder Fall ist anders, aber es gibt bis ca. 6-8 Wochen Spielraum zur Chance, dass sich durch konservative Behandlung der Sequester verkleinert und nicht mehr auf den Nerv drückt. Wichtig war bei mir, dass ich drei Ärzte hatte, die alle an einem Strang gezogen haben und ich immer die Gewissheit hatte, dass ich bei Bedarf schnell zum Arzt gehen konnte.
Vielleicht hilft Dir meine Erfahrung bei der Einschätzung, ich weiß noch gut, wie unsicher ich war. Arbeiten kannst Du m.E. aber die nächsten Wochen erstmal nach hinten schieben, egal, ob OP oder nicht. Es braucht Zeit und Geduld.
Liebe Grüße,
Heike
Mellimaus21
24 Apr 2013, 20:36
Hallo
Entscheiden kannst du nur selber, ich würde allerdings dem Orthopäden glaube und nicht operieren lassen vorerst. Du hast noch dei Möglichkeit es konservativ zu probieren, operiert ist schell und läuft dir nicht weg.
Aber wie gesagt, es ist deine Entscheidung und die kann dir niemand abnehmen
snowflake
24 Apr 2013, 21:46
Hi,
der Sequester ist eine OP-Indikation. Umso besser, dass das bei dir differenziert betrachtet wird und man (vorher noch) PRT versucht. Allerdings sollte auf jeden Fall noch eine zweite PRT erfolgen um zu sehen, ob sich eine positive Tendenz ergibt und die Schmerzen/Symptome zunehmend länger ausbleiben bzw. schwächer werden.
Ob der Nerv einen Schaden hat, müsste ein Neurologe feststellen. Wenn z.B. Taubheitsgefühl jetzt oder nach der PRT nicht dauerhaft ist, wird wohl kein Schaden vorliegen.
Und denke jetzt nicht soviel über die Arbeit nach. Die kann und muss warten, bis du wieder arbeitsfähig bist. Und das werden eher Monate als Wochen sein. Eine genauere Prognose wird es nicht geben.
Hallo Bettina!
Höre auf den Orthopäden.Mein Nerv war mit unterbrechungen,1,5 Jahre bedrängt.Habe auch taubheitsgefühle gehabt.
Kam dann allerdings nicht um 2 Operationen herum.Meine letzte Operation war im Januar 2013.Habe jetzt keine Taubheitsgefühle mehr im Bein,allerdings ab und an ein leichtes kribbeln.Mein Orthopäde meinte ,es dauert bis zu einem Jahr,bevor der Nerv sich regeneriert hat.
Also Du siehst,so schnell geht der Nerv nicht kaputt,er wird zwar geschädigt,regeneriert sich aber dann auch wieder.
Übrigens war meine erste OP,ein Bandscheibenvorfall L5/S1,das war im Januar 2012.Ende März hatte ich dann an derselben Stelle erneut einen Vorfall und Narbengewebe welches auf den Nerv drückte. Es folgten 9 Monate konserative Behandlung und PRT_Injektionen.Brachte leider keinen Erfolg.Bin jetzt im Januar versteift worden und seitdem geht es mir gut.
Ich würde aus meiner Erfahrung auch nicht so schnell operieren lassen,trotzdem ein Sequester noch eine andere Indikation darstellt.
Wünsche Dir alles Gute
LG Brigitte
heigehuhn
24 Apr 2013, 22:39
Hallo zusammen,
zum Thema Sequester scheint es unterschiedliche Meinungen zu geben. Sowohl mein Orthopäde als auch der Wirbelsäulenchirurg, der mich nicht operieren wollte, haben gesagt, dass insbesondere große Sequester als Fremdkörper erkannt und entsprechend gut bekämpft werden. Ich persönlich glaube daran aufgrund meiner eigenen Erfahrung.
Ohne Lähmung ist ein Sequester allein m.E. kein OP-Grund, eine konservative Therapie und enge ärztliche Behandlung muss auf evtl. Verschlechterung achten bzw. ggfs. eingreifen, wenn es nicht besser oder sogar schlechter wird.
Liebe Grüße, Heike
Mellimaus21
24 Apr 2013, 22:53
Hallo
Das ist richtig das ein Sequester theoretisch eine OP Indikation ist, ABER wenn keine Lähmungen da sind kann man warten, es ist nicht dringend. Und Sequester können sich komplett auflösen.
Wenn sie Lähmungen machen, ohne Frage, dann müssen sie raus. Aber warum operieren wenn erst einmal keine Indikation besteht.
Und mit Verlaub, auf KH Ärzte würde ich mich mit alleiniger Meinung sowieso nicht verlassen, denn im KH verdient man nur gescheit wenn man operiert, das ist die Haupteinnahmequelle. Das sollte man halt auch immer im Hinterkopf behalten, und es ist ja aktuell auch wieder in den Medien das oft zu shcnell und zu früh zu OPs geraten wird.
Die Größe des Sequesters alleine sagt erst einmal nichts aus.
Bettina13
25 Apr 2013, 07:42
@ alle: vielen Dank für die vielen schnellen Reaktionen!
Natürlich kann mir keiner die Entscheidung abnehmen, aber in jeder Antwort findet man für sich ein Puzzleteilchen, aus dem man den eigenen Weg zusammensetzen kann.
Ja, auch auf demtauben Fuß komme ich auf die Zehen, wenn auch etwas mühsamer. Achillessehnenreflex ist nichr mehr vorhanden.
Ich werde nun abwarten, was die erste PRT heute bringt und mich dann zügig nach einer zweiten Meinung umhören. Werde berichten, wie es mir weiter ergeht, vielleicht hilft das ja wieder anderen.
LG, Bettina
violac01
25 Apr 2013, 08:23
Hi,
ja, es wäre schön, wenn du berichtest, wie es weitergeht bei dir, denn klar, der nächste hat dann wieder ein Bsp. wenn er eine Entscheidung sucht.
Was ich dir raten würde, versuche eine 2. Meinung in einer NC Praxis zu bekommen, wo die Ärzte nicht selbst operieren. Solche sind selten, aber es gibt sie und da hast du die Garantie , dass nicht wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen.
Wenn du uns verraten möchtest, aus welcher Region du stammst, dann hat der eine oder andere ev. einen gut Tipp für einen guten Arzt.
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