Nabend,
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Wie hat der Chefarzt Dir da zugehört?
Ganz einfach:
Diese Ärztekomission (bestehend aus den oben genannten 4 Ärzten) saß vor mir und der Stationsarzt erläuterte den anderen zunächst die Anamnese. Soweit so gut, die jahrelange Krankengeschichte hatte er noch exakt zusammenbekommen.
Zur Überleitung der anschließenden Gesprächsrunde fragte mich dann ganz nett und freundlich der Chefarzt, wie mir denn der Klinikaufenthalt bei ihnen gefallen habe.
Da holte ich aus meiner mitgebrachten Tasche eine Mappe hervor und darin lag der kopierte Behandlungsplan der drei Wochen Rehazeit und ein weißes Blatt Papier, auf dem lauter kleine gelbe Klebezettel von mir aufgeklebt waren.
Auf diesen gelben Klebezettel hatte ich alles notiert, was in den drei Wochen schiefgelaufen war und vor allen Dingen auch die Gesprächsnotiz festgehalten, über die Frechheiten, die der Stationsarzt mir bei der Eingangsuntersuchung an den Kopf knallte.
Der Chefarzt und seine Mannen, schauten mir dabei zu und ich begann ganz ruhig damit, dass ich ihnen sagte:
es hätte mir ja gut gefallen können, wenn ich nicht zu Beginn gleich von dem Stationsarzt so niedergemacht worden wäre und ich somit die ganze Zeit dermaßen ärgerlich war.
Ich nun den Eindruck gewonnen hätte, dass ich eigentlich nicht hätte anreisen brauchen und mein Bericht wohl schon im Vorfeld verfasst sei.
Ausserdem hätte ich ohne den Ärger den Aufenthalt hier dann auch genießen können, da die Behandlungen, die man mir zukommen ließ, eher einem Wellnessprogramm näher kamen, als einer beruflichen Leistungserprobung, zu der ich ja eigentlich hierher geschickt worden sei.
Ich nun der Meinung bin, dass die Herren nicht in der Lage wären, eine objektive Leistungsbeurteilung somit abgeben zu können.
Bei Behandlungen wie in einer Wanne mit Kamillenzusatz zu liegen, eine Moorpackung zu genießen, Einzel-KG, Gruppen KG, ohne Aufsicht oder Kontrolle Ergometer fahren und Bewegungsbad in der Gruppe, könne ich keine berufliche Leistungserprobung festmachen.
Mich jedoch vom Stationsarzt beim Eingangsgespräch u.a. als Rentenjäger betiteln zu lassen, hätten meiner psychischen Verfassung eher geschadet.
Die Fragestellung des Stationsarztes nach der Höhe meiner Rentenzahlung, falls man mir sie zuspräche, wären für mich unverständlich und irrelevant und dies würde ich gewiss nicht offenlegen, da ich der Meinung sei, das stehe nicht in Bezug zur Ermittlung meines Gesundheitszustandes.
Vielmehr hätte ich nun den Eindruck gewonnen, dass man die Entscheidung zur oder gegen eine Rentenzahlung der Rentenhöhe angliedere, d.h niedrige Rente dann stimme man mit ja, hoher Rentenanspruch und längere Zahlungsdauer dann stimme man eher dagegen.
Ich jedoch der Meinung sei, dass ich während meiner jahrelangen Arbeitszeit diese Rentenansprüche ehrlich erworben hätte und sie nicht relevant für die Klinikärzte wären.
Eine Eingangsuntersuchung nicht stattgefunden habe und somit ich der Meinung sei, man in dieser Klinik auch keine objektive Vergleichsaussage abgeben könne.
Das erbetene, besser erkämpfte, Einzelgespräch mit der Psychologin ernüchternd gewesen sei, da lediglich die Aussage rüberkam, ich müsse diese Reha aussitzen, auch wenn es mir, aufgrund der Vorkommnisse, mental dreckig ginge, ansonsten wären alle Ansprüche an die DRV futsch.
Meine Therapeuten daheim bereits informiert seien und ich in drei Tagen bereits Gesprächstermin habe, um das alles aufzuarbeiten, was ich hier erlebt habe.
Der Chefarzt ließ mich ohne Unterbrechung reden und der Stationsarzt rutschte stumm auf seinem Stuhl hin und her.
Als ich dann schwieg, fragte der Chefarzt nur noch, ob ich nun alle Zettel abgearbeitet hätte, was ich bejahte.
Seine Frage, ob ich noch einmal eine Wiedereingliederung probieren wolle beantwortete ich dahingehend, dass ich umgehend diese machen würde, wenn ich hier herauskäme, sie mögen einen Plan erstellen, zumal ich eh im Betrieb wohne.
Er schmunzelte wohl in sich hinein und gab mir die Hand und verabschiedete mich freundlich.
Ich ging schnurstracks auf mein Zimmer und dort fiel ich auf mein Bett, zitterte und heulte was nur ging. Die Anspannung musste raus. Vor denen hätte ich mir niemals die Blöße gegeben und geweint!
Ich hatte den Stationsarzt bereits beim Eingangsgespräch dahingehend gewarnt, dass ich es mir vorbehalte, dass diese Frechheiten, die ich eben von ihm zuhören bekam, nicht im Stationszimmer belassen werde. Er könne froh sein, wenn sie nicht das Klinikgebäude verließen.
Ich denke, ich war fair und habe es in seinem Beisein vorgetragen, er hatte die gleiche Chance sich dazu umgehend zu äußern, aber es kam nichts von ihm.
Zwei Stunden später hatte ich Termin bei ihm zum Abschlussgespräch und da sprach er seine Enttäuschung darüber aus, dass ich nicht vorher noch einmal persönlich mit ihm gesprochen hätte. Ich meinte, um mir von ihnen weitere Frechheiten anzuhören, nö! Für mich sei das Gespräch dahingehend nun beendet.
Da meinte er: wenn Sie das meinen! und drehte mir den Rücken zu.
Ich ging zur Tür und sagte zu ihm: auf Wiedersehen würde ich jetzt nicht sagen, eher ein Ade.
Da fragte er süffisant, ob ich denn nicht wissen wolle, wie die Komission nun entschieden habe. Ich antwortete, das würde ich morgen erfahren, wenn ich den vorläufigen Entlassbrief ausgehändigt bekommen würde.
Er konnte es sich nicht verkneifen und mir doch noch mitteilen, dass man mich ohne Zeitbegrenzung bis auf weiteres AU schreiben würde und eine weitere Wiedereingliederung keinen Sinn mache, also kein Plan erstellt würde.
Wir waren vier Patienten an diesem Morgen zur Rentenbegutachtung, ich war die einzige, die weiter AU entlassen wurde.
Ich denke, meine Argumente waren nicht haltlos und ich habe dort höflich aber sehr bestimmt allen auf die Füße getreten.
Beweise hatte ich nur meine Notizzettel und die Pläne.
Ich denke, der Chefarzt hat meinen Ausführungen Glauben geschenkt, zumal der Stationsarzt sicher Einspruch erhoben hätte, wenn ich Lügen vorgetragen hätte.
Eine lange und aufregende Geschichte.
Man kann vieles mit mir machen, nur nicht für dumm verkaufen und ungerecht werden.
Dir also toi, toi, toi und sei wachsam!

parvus