Hallo zusammen!
Ich bin neu in diesem Forum und möchte mich kurz vorstellen:
Ich heiße Rainer, werde im März 55 Jahre alt, wohne in Waltrop (nördlich von Dortmund) und habe wie wohl alle hier massive Rückenprobleme, hauptsächlich im HWS - Bereich.
Alles begann schon vor mehreren Jahren: Verspannungen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen... viele Spritzen entlang der Brustwirbel und in den Hinterkopf, einige Male die Brustwirbel eingerenkt, Fangopackungen, Massagen, eben das ganze Programm - und das seit ca. 20 Jahren...
Seit ca. 3 Jahren konzentrierten sich meine Schmerzen in den HWS - Bereich. Starke Schmerzen am Hinterkopf, wenn ich z.B. mit nassen Haaren in die Kälte gegangen bin oder Zug bekam.
Dazu kamen Schwindelanfälle bei plötzlichen unvorhergesehenen Bewegungen - Ich bin z.B. Hand in Hand mit meiner Frau spazieren gegangen, sie blieb plötzlich stehen. Diese kleine plötzliche Drehung ging mir durch den ganzen Körper, wie Schwindel, fast orientierungslos, eine Blockade, als ob der ganze Körper von einer Sekunde auf die andere einschläft. Man stelle sich dieses Gefühl vor, wenn man auf einem Gabelstapler sitzt, von links nach rechts guckt und dann plötzlich diese Ausfälle bekommt. Unverantwortlich...
MRT - Befund: Bandscheibenvorfälle im Bereich C5 bis C 7.
So wurde ich im Spätsommer 2010 zur Schmerztherapie ins St. Anna Hospital Herne geschickt.
Optimal für leichte Bandscheibenvorfälle!!! 3 Tage Aufenthalt, gleich am ersten Tag bekam ich einen Zugang gelegt und kam nachmittags in den OP. Dort wurde über den Zugang ein Beruhigungsmittel injiziert und schließlich eine Spritze in den Nervwurzelkanal gesetzt, die ein Schmerzmittel und Kortison enthielt. Danach 2 Stunden Bettruhe.
Während der nächsten beiden Tage ging es mit Therapie weiter: Reizstrom, Rotlicht, Massagen, Rückenschule usw..
Anschließend, um den Schwindel abzuklären, zu Untersuchungen beim HNO, Neurologen und Kardiologen. Dort war alles ok, der Schwindel kam also eindeutig von der Wirbelsäule.
Ca 4 Wochen nach der Schmerztherapie ging es mir deutlich besser, das Ganze hielt dann ca. 3/4 Jahr an, bis die Beschwerden dann langsam wieder kamen und dann leider 2012 unerträglich wurden.
Bei einem erneuten MRT wurden dann starke Bandscheibenvorfälle im Bereich C 5/6 und 6/7 mit einer Spinalkanal-Stenose festgestellt. Also wieder zur Schmerztherapie. Nach der Therapie habe ich mich wieder bei meinem Orthopäden vorgestellt. Das dumme dort ist allerdings, dass in der Praxis 3 Neurochirurgen arbeiten, bei jedem Besuch ist man bei einem anderen und keiner hat länger als 5 Minuten Zeit...
Der letzte erklärte mir dann, dass es nicht die Frage sei, wie meine Schmerzen behandelt werden, sondern wie lange ich denn noch laufen kann, und empfahl mir dringend eine Operation. Um mir eine zweite Meinung einzuholen gab er mir fairer Weise eine Überweisung zu einem anderen NC nach meiner Wahl.
So entschied ich mich für Dr. Thal, einen NC, zu dem Patienten aus ganz Deutschland kommen.
Der Mann ist über 60 Jahre alt und hat vor 30 Jahren schon meinen Hausarzt an der LWS operiert.
Dr. Thal fing damals im Krankenhaus in Lünen an, wechselte dann nach Werne, wo er im Laufe der Jahre eine ganze Station für Neurochirurgie aufbaute und praktiziert mittlerweile in Steinfurt.
Im Internet habe ich dann herausgefunden, dass Dr. Thal eine Privatpraxis in seiner Villa in Lünen hat. Also rief ich dort an und hatte seine Frau am Telefon. Trotz des Hinweises, dass ich kein Privatpatient sei, bekam ich von ihr einen Termin - auf einem Freitag Abend um 20 Uhr!!!
Dr. Thal ist unter der Woche jeden Tag in Steinfurt ( 100 km entfernt) und kann nicht anders...
Bereits bei dem besagten Termin bekam ich vollstes Vertrauen zu diesem Arzt. Der Mann nahm sich quasi in seiner Freizeit auf einem Freitag Abend sage und schreibe 1 3/4 Stunden für mich Zeit, zeigte mir alles am PC, erklärte mir mein mitgebrachtes MRT, untersuchte mich gründlich und erklärte mir den ganzen Verlauf einer Operation sowie deren Risiken.
So einen Arzt habe ich als Kassenpatient noch nicht erlebt. Der Mann geht förmlich in seinem Beruf auf.
Nebenbei: Er hat alleine 2012 ca.250 Bandscheiben Operationen durchgeführt, er hat also Routine.
Natürlich entschied ich mich zu einer Operation bei ihm. Auch wenn das Krankenhaus 100 km entfernt war.
Am 07.01.2013 war es dann soweit. Montags ins Krankenhaus, noch kleine Voruntersuchungen, Besprechung mit dam Narkosearzt, Dienstag früh dann ca. 2 1/2 Stunden OP, die Bandscheiben C5/6 und 6/7 wurden entfernt und Implantate aus Titan eingesetzt.
Anschließend für 24 Stunden zur Überwachung auf die Intensivstation.
Als ich auf der Intensivstation wach wurde, hatte ich sehr starke Schmerzen (normal...), die dann nach einiger Zeit und einigen Infusionen nachließen. Als ich dann endlich etwas zu trinken bekam, ging es mir schon besser. Sichtlich erleichtert war ich, als ich - in eine Flasche - Wasser lassen konnte, hatte ich doch gelesen, dass es nach der OP sein kann, dass ein Katheder gesetzt werden muss...
Das Pflegepersonal war sehr bemüht, holten mir sogar abends mein Handy vom Zimmer, damit ich meine Frau anrufen konnte - einem Leidensgenossen haben sie sogar das Laptop auf die Intensivstation geholt...
Am nächsten Morgen kam ein ganzer Trupp Ärzte zu mir, erkundigten sich nach meinem Zustand, kontrollierten, ob ich neurologische Ausfälle hätte und gaben schließlich das OK,. dass ich ins Zimmer zurück durfte.
Dort ging es mir dann Tag für Tag besser - Mittwoch Abend "schmeckte" schon die erste Zigarette...
Keines der geschilderten Risiken ( Schluckbeschwerden, keine Stimme, neurologische Ausfälle, Schwierigkeiten beim Wasser lassen ) ist eingetreten, nur tat alles noch weh - aber dagegen gibt es ja Medikamente...
Am Donnerstag wurde dann ein in die Wunde eingelegter Drainage-Schlauch entfernt, was ein wenig gezwickt hat, da er sehr eng angenäht war, aber da muss man durch...
Und schließlich wurde ich schon am Samstag morgen nach Hause entlassen.
Von einer Reha hat Dr. Thal strikt abgeraten, da würde ich nur überfordert, es sei besser, wenn das Ganze in Ruhe abheilt. Zu meiner Verwunderung bekam ich auch keine Halsmanschette.
Nun bin ich seit fast 14 Tagen zu Hause, Fäden müssen nicht gezogen werden, die lösen sich selbst auf, lediglich ein Knoten der inneren Fäden musste aufgeschnitten werden, der zu diesem Zweck nach außen gelegt war.
In den ersten Tagen habe ich noch nach Bedarf Schmerztabletten eingenommen, die ich dann aber nach gut einer Woche komplett weglassen konnte.
Kopfschmerzen ( auch bei Kälte ) habe ich seit der OP keine mehr, vorgestern hatte ich jedoch zum ersten Mal wieder einen Schwindelanfall. Vielleicht habe ich mich aber auch nur überanstrengt. Ich darf "eigentlich" noch nichts tragen, habe mir aber ein 3 Kilo schweres Sixpack Wasser zugetraut, das war wohl zu viel.
Hinzu kommt, dass ich momentan eine starke Grippe habe (Husten und Niesen tun natürlich weh), na ja, und dass Schmuddelwetter ist für frisch Operierte auch nicht gerade ideal...
Alles in allem ist meine OP also bestens verlaufen. Dr. Thal kann ich nur weiter empfehlen, der Mann hat Ahnung, jahrzehntelange Erfahrung, einen guten Ruf auch unter Ärzten, und er geht auf seine Patienten ein, ohne auf die Uhr zu schauen. Ich kann ihn auch jetzt noch abends zu Hause anrufen, wenn ich Fragen habe. Wo gibt es noch so einen Arzt???
Das Marienhospital in Steinfurt, in dem ich operiert wurde, ist leider ein Altbau. Es gab nur eine Patienten-Toilette auf dem Flur, auf der noch nicht einmal Flächendesinfektionsmittel stand, und nur eine Gemeinschaftsdusche. Beides wurde nur einmal täglich gereinigt. So etwas finde ich nach einer OP nicht gerade hygienisch und angenehm.
Des Weiteren störte mich mein altes Bett mit mechanischer Höheneinstellung. Wenn ich flach gelegen habe und mich aufrichten wollte, musste ich aus eigener Kraft meinen Oberkörper anheben und konnte dann erst den Hebel für das Kopfteil bedienen. Das war natürlich sehr schmerzhaft. Dort wären neue Betten mit elektrischer Bedienung zwingend erforderlich!!!
Die Schwestern und Pfleger haben ordentliche Arbeit geleistet und hatten trotz Stress immer ein Lächeln im Gesicht, man fühlte sich geborgen. Auch das Essen war hervorragend.
Tja, nun heißt es abwarten, bis alles verheilt ist, viel Ruhe und Geduld - und dann mal sehen, ob sich das Ganze gelohnt hat. Aber da bin ich frohen Mutes.
Uups, nun ist´s aber lang geworden, aber vielleicht hilft es dem einen oder anderen, der noch über eine OP nachdenkt...
Danke für´s Lesen!!!
Gruß,
Rainer
p.s.: Hat jemand eine ähnliche OP hinter sich? Würde gerne mal in die Sauna gehen, weiß aber nicht, ob das jetzt schon gut ist - vielleicht hat jemand Erfahrung???