Hallo zusammen,
erstmal muss ich sagen, dass dies wirklich ein tolles Forum ist und mir besonders in der akuten Phase des Bandscheibenvorfalls sehr geholfen hat.
Ich lese also schon längere Zeit mit, habe mich aber jetzt erst registriert um euch meine Erfahrungen mitzuteilen.
Ich heiße Daniel, werde im Februar 27 Jahre alt, und wohne in NRW.
Es war Samstag, der 21. April 2012. Ich freute mich auf einen gemeinsamen Kegelabend unter Freunden, wie er alle vier Wochen bei uns stattfindet. Alles begann wie immer und jeder warf abwechselnd reihum eine Kugel auf die Bahn. Dann kam aber alles plötzlich ganz anders. Ich war an der Reihe und nahm wie immer die Mittelgroße-Kugel aus der Reserve. Ich nahm kurz anlauf und legte die Kugel in einem Schwung sanft auf die Bahn. Doch irgendwas war anders. In der Bewegung vernahm ich ein leises knackendes Geräusch, dass von meinem Körper ausging. Ich fühlte mich plötzlich instabil, versuchte zunächst aber, mir nichts anmerken zu lassen. Ich drehte mich von der Bahn weg und wollte zurück, um mich zu setzen. Doch ein heftiger, stechender Schmerz durchfuhr plötzlich meinen unteren Rücken. Ich wusste nicht was los war, solche Schmerzen hatte ich nie zuvor erfahren.
Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten. Meine Freunde schauten mich entsetzt an und fragten, was los sei. Ich stammelte nur vor mich hin und erzählte von den Schmerzen im Rücken und das ich mal kurz raus an die Luft gehen werde. Noch auf dem Weg dorthin wurden die Schmerzen immer schlimmer. Es kam soweit, dass ich aufgrund des Schmerzes mich nicht auf den Beinen halten konnte und zusammensackte, als ob mir jemand in die Kniekehlen getreten hätte.
Als mir aufgeholfen wurde und ich gestützt wurde ging es nur noch im Schneckentempo vorfährts. Ein kleiner Schritt nach dem nächsten. Ich wurde gefragt, ob ein Krankenwagen gerufen werden sollte und ich bejahte.
Keine 5min später war der RTW vor Ort und der Notarzt fragte nach meinem Befinden. Ich erzählte ihm wie es passiert sei und das ich mich kaum bewegen könne. Der Arzt entschied dann, mich mit einer speziellen Trage aus dem Stand in die horizontale Position zu bringen, um mich ins Krankenhaus fahren zu können. Im Krankenwagen kam mir die ganze Situation sehr surreal vor. Das letzte mal im Krankenwagen war ich als Kleinkind vor ca. 20 Jahren. Das konnte heute einfach nicht passiert sein mit mir.
Die fahrt ging weiter und der Arzt fragte mich ständig nach meinem Befinden. Er müsse prüfen, ob ich noch bei Bewusstsein sei, sagte er wohl etwas scherzhaft. Nach einer gefühlt ewig langen Fahrt kamen wir im Krankenhaus an. Vor Ort bekam ich erstmal ein Schmerzmittel und wurde auf ein blockiertes Darmbein-Kreuzbein-Gelenk hin überprüft. Nach einer lokalen Spritze in die Nähe des Gelenks und keiner Aussicht auf kurzzeitige Besserung meiner Schmerzen, wurde ich auf die Intensivstation verlegt.
Dort bekam ich erstmal für die folgenden drei Tage ein Schmerzmittel als Infusion. Man wollte erstmal Schauen, ob sich die Sache von alleine wieder auf den Weg der Besserung begibt. Als ich mich am vierten Tag immer noch kaum bewegen konnte, bekam ich einen Termin zum MRT.
Kurze Zeit später hatte ich die Gewissheit, dass es sich um einen subligamentären Bandscheibenvorfall der Wirbel L5/S1 handelt. Ich war erstmal fertig mit der Welt. Klar, es gibt weitaus Schlimmeres, aber ich sah in diesem Moment mein bisheriges Leben als Geschichte an. Ich dachte ich müsste von nun an mit den Schmerzen leben und könnte nie wieder Sport treiben und ein normales Leben führen.
Das Gespräch am nächsten Tag mit dem leitenden Arzt brachte Aufklärung. Diese Krankheit sei heute auch in meinem Alter nicht mehr unbedingt unüblich. Man hätte gute Chancen auf Besserung durch konservative Behandlungen, von Operationen würde man erstmal ganz absehen. Das klang ermutigend.
So kam es dann auch. Direkt am nächsten Tag bekam ich eine PRT Spritze direkt an den gereizten Nerv. Die Schmerzen waren unmittelbar danach um gut 50% abgeschwächt und auch am nächsten Tag war ich viel mobiler. Ich bekam Fango-Anwendungen und konnte mit leichten MTT Übungen beginnen.
Nach 8 Tagen wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Ich sollte mich für weitere 3 Wochen zuhause schonen und danach mit Krankengymnastik beginnen. Ich schwor mir, alles nötige für meinen Körper zu tun, um so eine Situation nicht wieder erleben zu müssen.
Es ging mir von Tag zu Tag besser. Nach der dreiwöchigen Schonungsphase ging ich wieder zur Arbeit und hatte meine erste Therapie bei der Krankengymnastik. Dort zeigte man mir hauptsächlich Übungen zur Mobilisierung der Nerven, wie man sie dehnen und wieder entspannen kann. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mich wieder relativ frei bewegen, ich spürte aber beim gehen nach wie vor ein Stechen im unteren Rücken. Der sogenannte Lasegue-Test schlug vor allem beim Anheben des linken Beines an. Insgesamt hatte ich 12 Therapie-Sitzungen, mehr wird von den Krankenkassen leider nicht übernommen.
Danach habe ich entschieden ins Fitness-Studio zu gehen. Unter Physio-Therapeutischer Anleitung habe ich mir einen Trainingsplan erstellen lassen. Ich gehe seit Mitte Juni 2012 nun regelmäßig drei Mal in der Woche zum Training und ziehe meine Übungen in ca. eineinhalb Stunden durch.
Die Ergebnisse die ich daraus erziele sind unglaublich. Ich würde zum jetzigen Zeitpunkt sagen, mir geht es derzeit besser als vor dem Vorfall. Ich habe so gut wie keine Probleme mehr mit dem Rücken. Ich bin deutlich stabiler und kräftiger geworden. Ich habe 7 kg abgenommen (jetzt 84kg bei 1,90m Größe) und an Muskelmasse zugelegt.
Niemals hätte ich gedacht, dass es soviel bringt. Ich war vorher nicht unbedingt unsportlich, habe 12 Jahre lang im Verein Fußball gespielt, aber in den letzten 3 Jahren nur noch hobbymäßig gespielt. Sicherlich, es gibt Tage, an denen ich mich nach einem langen Arbeitstag aufraffen muss zum Training zu gehen. Aber ich rufe mir dann einfach wieder ins Gedächtnis, wie schlimm die Schmerzen damals waren und das ich das nie wieder erleben möchte. Daher trainiere ich weiter und sobald das Wetter wieder besser wird, fahre ich auch wieder mit dem Rad.
Denn Bewegung ist das beste was man dem Körper geben kann.
Ich danke euch für das Lesen und hoffe, dass euch mein Bericht vielleicht etwas Mut gemacht hat, falls ihr grade selbst in einer ähnlichen Lage steckt.
Falls Ihr Fragen habt, beantworte ich diese gerne!
Grüße,
Daniel