vorab einmal hoffe ich,dass ich hier das richtige Unterthema im Forum erwischt habe, bin ganz neu hier.
Bevor ich Euch um Rat frage möchte ich mich kurz vorstellen- ich bin 34 Jahre alt und lebe in der Nähe von Reutlingen.
Seit gut zwei Jahren bin ich nun auch ein "Bandi" (hatte die Bezeichnung vorher noch nie gehört,gefällt mir

Der erste Bandscheibenvorfall (L4/5) wurde bei mir Anfang 2011 diagnostiziert; zunächst wurde es mit konservativer Therapie und
danach mit einer Rehabilitationsmaßnahme versucht. Leider verschlechterten sich die Beschwerden immer mehr und ich hatte Paresen im
rechten Bein, so dass im Juni 2011 eine Nukleotomie durchgeführt wurde. Danach gings nochmal drei Wochen in die Reha.
Die Paresen waren nach einigen Wochen bis auf ein kleines Kribbeln hier und da weitestgehendst verschwunden, jedoch die Schmerzen gingen nie wirklich weg.
Nach der Reha ging es weiter mit Krankengymnastik und danach mit Kieser-Training. Nach ca. einem guten halben Jahr verschlechterten sich meine Beschwerden
noch mehr, nach einem Dreivierteljahr war der Zustand so weit, dass ich wieder permanent starke Schmerzen im Rücken und im Bein hatte, besonders beim Sitzen.
Wieder gab es Krankengymnastik,Reizstrom, eine Vielzahl unterschiedlicher Medikamente, von denen zum Schluss hin nur noch Tilidin eine Wirkung zeigte.
Trotz zunehmender Hypästhesien und erneut beginnender Paresen befand mein behandelnder Orthopäde es nicht für nötig, erneut ein MRT zu veranlassen.
Nachdem ich bereits hinkend in seine Praxis kam wurde dann mal eine Nervenmessung beim Neurologen durchgeführt, der dann sofort ein MRT veranlasste.
Das Ergebnis war ein breitbasiger Rezidivprolaps mit Wurzelkompression. Zwei Tage später machte mein Großzehenheber dann endgültig schlapp und es erfolgte eine Noteinweisung ins Krankenhaus, das war dieses Jahr Anfang Juli.
Dieses Mal verschwanden die Paresen nicht sofort nach der OP, ich konnte den großen Zeh zwar wieder etwas bewegen, jedoch sehr eingeschränkt. Die Beinschmerzen waren jedoch nach drei bis vier Wochen verschwunden. Zurück blieben nach wie vor die tiefsitzenden Rückenschmerzen beim Sitzen, die nach ca. 6-7 Wochen so schlimm wurden dass Sitzen überhaupt nicht mehr möglich war. Danach erfolgte ein Marathon aus Krankengymanstik, Manueller Therapie, Wärmetherapie, Reizstrom, CT-gesteuerter Infiltrationstherapie, Kortisontabletten, Osteopathie, Akupunktur und jeder Menge Pharamazie.
Die ganzen Maßnahmen schlugen entweder gar nicht oder immer nur kurzweilig an.
Seit ca. 7 Wochen gehe ich nun wieder arbeiten. Nach langem Kampf habe ich einen höhenverstellbaren Schreibtisch bekommen, an dem ich stehen kann, sonst könnte ich überhaupt nicht arbeiten. Sitzen geht nur eine kurze Zeit gut (an schlechten Tagen auch manchmal nur eine Viertelstunde), dann muss ich wieder hinstehen, was bei einem Arbeitstag von 08:30 Uhr bis 17:30 Uhr sehr anstrengend und oft schlichtweg eine Quälerei ist.
Seit ca. zwei Wochen fingen dann erneut wieder die Beinschmerzen mit zunehmender Taubheit an, worauf mein jetztiger Orthopäde wieder ein MRT veranlasste. Ergebnis: wieder ein Rezidiv-Prolaps mit zusätzlicher kräftiger Narbenfibrose, die die Nervenwurzel fesselt.
Jetzt steht die Überlegung im Raum wie es weitergeht...
Der Neurochirurg ist der Meinung dass eine weitere Nukleotomie den Gesamtzustand nur noch weiter verschlimmern würde, natürlich unter der Voraussetzung dass die Paresen sich nicht weiter verschlimmern. Wir haben die Möglichkeit einer Bandscheibenprothese besprochen. Der Neurochirurg hält das für sinnvoll, denkt jedoch dass man damit noch mindestens einige Monate abwarten solle "um sicherzugehen dass der tiefsitzende Rückenschmerz sich nicht von selber bessere".

Momentan bekomme ich mal wieder Krankengymnastik und Wärmetherapie, kann wieder kaum sitzen und habe den Eindruck dass die Beinschmerzen stetig zunehmen.
Gestern habe ich "versucht" mir eine zweite Meinung in einem Wirbelsäulenzentrum in Stuttgart einzuholen. Der Neurochirurg dort bestätigte zwar die Diagnose und hielt auch die Prothese für eine Möglichkeit meine Schmerzen zu verbessern, fragte dann jedoch ob ich "privat oder Kasse" sei und meinte nach meiner Angabe "nur Kassenpatient" zu sein dann, es wäre vielleicht besser noch einmal eine Infiltrationstherapie zu versuchen.

Mein Problem ist momentan, dass ich mich komplett dem Weg, den irgendein Facharzt für einen "vorsieht" ausgeliefert fühle...auf das,was man selbst als Patient schildert, wird - so wie ich meine aus Zeitmangel der Ärzte - kaum wirklich eingegangen. Es wird immer wieder erneut nach "Schema F" vorgegangen...das ganze Behandlungsspektrum noch einmal von vorn, ungeachtet der Tatsache dass das alles bislang keinerlei Besserung gebracht hat. Ich denke dass man nach einer so langen Zeit selber gut einschätzen kann, aus welcher "Richtung" die Schmerzen kommen...die "Sitzschmerzen" sind vollkommen anders als die bei einer Blockade oder einer Entzündung des ISG (hab ich alles schon durch

Vor allem ist die Möglichkeit, sich (als Kassenpatient) großartig andere Meinungen einzuholen auch begrenzt, denn bei jeder Klinik benötigt man eine Überweisung vom Orthopäden, vom Hausarzt reicht denen nicht...wenn der behandelnde Orthopäde jedoch gerade gerne einen anderen Weg gehen möchte steht man da!
Ich war immer bereit alle konservativen Möglichkeiten auszuschöpfen...jeder ist ja dankbar wenn es irgendwie ohne Operation geht und mit weniger invasiven Maßnahmen eine Besserung eintreten würde.
Aber inzwischen hab ich ehrlich gesagt jeden Glauben an eine Besserung durch irgendwelche weiteren Maßnahmen verloren und hab auch keine Geduld mehr... seit zwei Jahren dreht sich alles nur noch um deine Krankheit und kann so vieles nicht machen was für andere, gesunde Menschen, im gleichen Alter vollkommen normal ist.
In den letzten Wochen habe ich mich viel mit der Prothese beschäftigt, stand im Austausch mit Patienten die ebenfalls eine haben usw. und muss inzwischen sagen dass ich
fast dankbar wäre wenn mein Arzt morgen sagen würde so,das machen wir jetzt...weil es endlich die Chance auf eine Besserung wäre!
Daher meine Frage an Euch - welche Erfahrungen habt Ihr diesbezüglich mit Euren Fachärzten gemacht? Wurdet Ihr auch in einen Behandlungsweg hineingedrängt?
Ich habe im Forum von Fällen gelesen, in denen bereits nach weniger ereignisreicher Vorgeschichte eine Prothese gesetzt wurde.
Für Ratschläge und Tipps in jeglicher Form wäre ich Euch sehr dankbar!
Viele Grüße
Heike