Pura Vida
07 Dez 2012, 09:00
Hallo zusammen,
ich habe eine Frage zu einem akuten BSV in der LWS S1, der vor ca. 10 Tagen aufgetreten ist.
Er äußert sich zur Zeit durch ein Taubheitsgefühle in Wade, Ferse und Zehen im rechten Bein.
Eine MRT wurde gemacht, allerdings 3-4 Tage zuvor - als das linke Bein noch mehr beeinflusst war.
In der Zwischenzeit ist auch eine manuelle Therapie angelaufen, die Schmerzen im Rückenbereich sind kaum mehr vorhanden und grundsätzlich war das Gefühl vorhanden, dass sich eine leichte Besserung zeigt.
"Lediglich" das Taubheitsgefühl im Bein ist weiterhin da und gestern wurde im Eigenversuch festgestellt, dass eine Muskulaturschwäche im rechten Bein vorhanden ist, wenn es darum geht auf der Ferse oder den Zehen zu stehen, was nahezu unmöglich ist im einbeinigen Stand.
In der Erstauswertung des MRT-Befundes wurde durch einen Orthopäden zu einer OP geraten, allerdings auch umgehend weitervermittelt zu einem Neurochirurgen.
Eine OP kommt aber wirklich nur in Frage, wenn es gar keine andere Lösung geben sollte und keine anderen, alternativen Methoden mehr helfen sollten.
Aus diesem Grund meine Fragen an Euch:- Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht mit Muskulaturausfall im Bein und beim Patellarsehnenreflex?
- Konnten diese Ausfälle auch ohne eine OP, also nur durch Einsatz alternativer Heilmethoden (Reha, Akupunktur, Kortisonspritzen, manuelle Therapie, etc.), auch wieder in den Griff bekommen werden?
- Mit welchem Zeitfenster hattet Ihr hier zu tun bzw. wann sollte spätestens über eine OP nachgedacht werden?
- Kann eine Therapie unter diesen Umständen auch über mehrere Wochen/Monate/Jahre fortgesetzt werden und der bedrängte/eingeklemmte Nerv ohne OP wieder freibekommen werden?
- Welche alternative Heilmethoden haben bei Euch die besten Ergebnisse gebracht?
Danke für Eure Erfahrungen und Hilfe im Voraus und viele Grüße,
Tom
paul42
07 Dez 2012, 11:19
Hallo Tom
Willkommen im Forum
Warst du schon beim NC, wenn ja hat er dir doch bestimmt den Ernst der Lage erklärt, Oder ?

Der neurologische Ausfall, bzw. nicht auszulösende Reflexe sind eigentlich eine deutliche OP- Indikation.
Auch wenn du derzeit kaum noch Schmerz im Rücken spürst ist das in Kombination zu deinen Beinbeschwerden aus meiner Sicht kein Anlass der Grund zur Hoffnung macht.
Es könnte genauso Bestandteil der neurologischen Störung sein.
Warst du mal beim Neurologen und hast die Nerven checken lassen.?
(EMG, ENG)
Das Risiko eine dauerhaften neurologischen Störung ist aus meiner Sicht zu groß.
Länger als vier Wochen würde ich an deiner Stelle nicht überlegen.
Je länger der Nerv bedrängt wird, desto länger brauch er auch um bestenfalls zu regenrieren.
Da wird sich auch jeder Arzt auf ganz schmales Eis begeben, die sowas zu empfehlen.
Aber grundsätzlich ist das deine ganz persönliche Entscheidung.
Vielleicht besorgst du dir noch eine zweite Meinung.
mfg
paul42
Pura Vida
07 Dez 2012, 12:05
Hallo Paul,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort und Meinung!
Ich bin hier nicht direkt betroffen (obwohl ich selbst auch mehrere BSV und mich gut in ihre Lage hineinversetzen kann) sondern meine Freundin für die ich hier im Moment versuche zu recherchieren und vor allem Erfahrungswerte anderer Betroffener zu bekommen.
Termin beim NC ist erst am Montag, die Gespräche fanden beim Orthopäden statt, der auch die MRT anberaumt hatte.
Die Betreuung hier ließ leider ziemlich zu wünschen übrig - man fühlt sich unglaublich alleingelassen mit allen Entscheidungen und die Zeit verrinnt...
Entsprechend groß ist natürlich jetzt auch die Sorge und die Gedanken, die wir uns machen bzw. vor allem sie sich macht.
Der Orthopöde hat dann auch ein paar Tests gemacht (u.a. Hackenstand/Zehenstand) und den Patellarsehnenreflex und dann eine Überweisung zum NC bzw. Wirbelsäulenspezialisten veranlasst.
Eine OP ist zur Zeit wirklich nur die Lösung, falls gar nichts anderes gehen sollte. Und selbst dann sind wir uns nicht sicher, ob wir das Risiko eingehen sollten. Die Sorge, dass bei der OP etwas schiefgehen könnte oder danach größere Schmerzen bestehen als jetzt ist einfach zu groß und für mich auch absolut nachvollziehbar. Wie beschrieben scheinen die alternativen Methoden, u.a. die manuelle Therapie (2x/Woche) und auch ihre eigenen Rückenübungen und Gymnastik, leichte Fortschritte zu bringen.
Es bleibt also letztlich eine Abwägungs-/Ermessenssache:
OP und damit Schmerzen oder Komplikationen riskieren oder sich mit dem eingeklemmten Nerv und dem Muskulaturausfall vorerst zu arrangieren und mit alternativen Methoden dagegen vorzugehen.
Um uns bei der Entscheidungsfindung ein wenig leichter zu tun und auch ein wenig zur Beruhigung und um das alles ein wenig besser einordnen zu können, wäre es klasse, wenn wir erfahren könnten, wie es anderen in einer vergleichbaren Lage ergangen ist.
Gab es unter den Forumsusern Fälle gab, in denen die Muskulaturschwäche/-ausfall und der Ausfall des Patellarsehnenreflexes eben auch ohne OP, eben nur mit Einsatz alternativen Methoden, wieder behoben werden konnte?
Danke und viele Grüße,
Tom
Trinchen
07 Dez 2012, 13:50
Ciao Tom,
ich kann mich der Meinung von Paul nur anschließen.
Ich denke auch, dass diese Ausfälle / Beschwerden eine OP-Indikation sind und dass die Schmerzen im Rücken weg sind, ist ja nicht unbedingt ein gutes Zeichen - im Gegenteil.
Bei mir war es so, dass die Schmerzen im Rücken auf einem Schlag weg waren und dann aber die Beschwerden im Bein anfingen.
Ich wurde daraufhin auch recht schnell operiert und muss sagen, dass ich diese Entscheidung nicht bereut habe.
Ich möchte damit sagen, dass eine Bandscheiben-OP kein Weltuntergang ist. Auch wenn viel gegen Operationen "gewettert" wird, in manchen Fällen geht es halt nicht anders. Aber die Entscheidung liegt natürlich bei jedem selbst.
Alles Gute für Deine Freundin und viele Grüße
Trinchen
Pura Vida
07 Dez 2012, 14:53
Hallo Trinchen,
vielen Dank für Deine Antwort und die lieben Wünsche!
Weltuntergang ist es sicher nicht, aber dennoch macht man sich einfach Gedanken... und OP ist ja auch nicht gleich OP.
Es stellen sich halt einfach tausende von Fragen...
Und wenn es dann doch noch den einen oder anderen Fall "da draußen" geben würde, der das bei ähnlichen Symptomen auch ohne OP hinbekommen hat, dann wär das einfach nur gut zu wissen... die Hoffnung stirbt zuletzt, vielleicht findet sich ja doch noch jemand mit genau dieser positiven Erfahrung.
Danke und viele Grüße,
Tom
ngirisushi
09 Dez 2012, 00:38
Hallo Pura Vida,
da hat deine Freundin eine schwere Entscheidung vor sich... So wie mein Verständnis von der Sache ist, wandelt sie auf einem schmalen Grat.
Mein Fall ist ähnlich, ich habe seit 7 Wochen ebenfalls einen größeren, sequestrierenden BSV mit Fußheber- und Fußsenkerschwäche. Zehen/Hackengang ging praktisch nicht, Schlappfuß in dem Sinne hatte ich aber auch nicht. Die Schmerzen sind schnell besser geworden, aber nicht weg.
Auch ich wollte lieber die OP vermeiden und bin in das Meinungsfeuer diverser Ärzte geraten und musste letztendlich selbst entscheiden. Bislang habe ich mich dagegen entschieden. Zentrale Frage war: Wie lange warten, bevor der Schaden an den Nerven, der für die Paresen verantwortlich ist, irreversibel ist? Ich habe es drauf ankommen lassen, weil:
Zehenspitzengang kam zügig wieder. Der Hackengang geht seit 3 Wochen wieder so einigermaßen. Voll hergestellt bin ich aber nicht. Heber links ist immer noch deutlich schwächer als der rechte. Schmerzen seit 4 Wochen konstant niedrig, aber gehen nicht weg.
Um auf deine Fragen einzugehen, soweit ich was dazu sagen kann:
- Es können sich ganz offensichtlich auf bei Paresen Besserungen ohne OP einstellen. Aber wer kann das garantieren, und inwieweit ist man bereit, Restparesen in Kauf zu nehmen?
- Die diversen Ärzte haben mir einen Zeitraum zwischen sofort und 4 Wochen für eine Entscheidung für oder gegen eine OP eingeräumt, danach sei es eh zu spät. (Man bedenke, der Fußheber kam zumindest teilweise in Woche 5 wie Phönix aus der Asche zurück).
- Der letzten Neurochirurg, den ich konsultiert hatte, hat mir gesagt, wäre ich am Anfang bei ihr gewesen, hätte man mich notfallmäßig operiert. So wie mein Verlauf gewesen sei, würde sie jetzt keine OP mehr anraten. Aber es sei ein großes Glück, wie es gelaufen ist. So wäre es nicht zu erwarten gewesen, es wäre außergewöhnlich. Hm...
- Es ist schwierig, die Behandlungen und den Verlauf in Zusammenhang zu bringen, da passieren ja viele Dinge gleichzeitig. Ich tippe darauf, dass Ruhe mit moderater Bewegung sowie das Cortison (als PRT und oral) tatsächlich eine Besserung erbracht haben, und dass es nicht nur die reinen Selbstheilungskräfte waren.
Vielleicht liest du auch mal die Beiträge von Violac, sie hat´s scheinbar komplett gepackt.
Dennoch muss sie das Risiko für sich selbst bewerten. Ich denke, man kann beide Wege mit gleicher Berechtigung beschreiten. Jeder hat seine eigenen Risiken.
Gruß
Ngirisushi
PS: Ich finde es ziemlich schwach, dass erst der eigene Test die Muskelschwächen festgestellt hat. Das hätte doch der Ortho bei der ersten Untersuchung schon prüfen müssen. Das wäre für mich ein Grund, sofort den Arzt zu wechseln.
violac01
09 Dez 2012, 09:16
Hi,
Zitat
Vielleicht liest du auch mal die Beiträge von Violac, sie hat´s scheinbar komplett gepackt.
ja das stimmt..... aber....
ich hatte keine Lähmungen und Muskelschwächen.
Neben den Schmerzen hatte ich Ausfall des Achillessehnenreflexes (kam nach 8 Monaten wieder, aber ich glaube den braucht man auch nicht wirklich), 2 taube Zehen und unterm dem Hacken taub, am Schienbein eine taube Stelle
ihr braucht einen guten Arzt (notfalls mehrere fragen), der euch beantwortet wie sehr eine ev. bleibende Schwäche das Laufen beeinträchtigen würde. Ich glaube beim Fußsenker übernehmen das andere Muskeln mit.
Bei neurologischen Messungen wurde bei mir ein enormer Altschaden im Kermuskel von S1 festgestellt (wahrscheinlich von einem BSV aus der Jugend, es steht im Befund: ältere bevorstehende neurogene Schäden)..... also davon habe ich selbst nie etwas bemerkt. Ich kann und konnte immer 20 km problemlos laufen und auch sind beide Beine gleich dick...
Manchmal kommt es aber zu Fehlhaltungen der anderen Muskeln und es zieht ein Problem das andere nach.
Andererseit schrieb hier neulich ein Chirurg (kannst den Beitrag bei dem Mitgled noch finden): OP nur bei erheblichen Lähmungen.
Ja was ist nun erheblch... nur der Schlappfuß
#
Ich hatte mir aber immer gesagt, wenn Lähmungen kommen, denke ich über OP nach.
Und das Risiko, dass es sich nicht erholt bleibt ja leider gleich, auch wenn sich hier noch 2 o. 3 melden, bei denen es sich erholt hat.
Wenn schon, müsste man eine statistische Studie lesen, wo viele Patienten ausgewertet werden.
Wünsche euch eine kluge Entscheidung.
paul42
09 Dez 2012, 11:51
Hallo Tom
Unter Berücksichtigung der Situation das viele Antworten oftmals zu schnell auf die eigne Geschichte zurückgreifen und dadurch für Euch die Entscheidung nicht leichter wird, möchte ich Euch für morgen noch einen Tipp mit auf den Weg geben.
Stellt eine Liste mit Fragen zusammmen die morgen mit dem NC ausführlich abgearbeitet werden können.
Lasst euch über über das Verfahren der OP und deren Risiken aufklären. Natürlich auch über mögliche Konsequenzen die daraus resultieren könnten.
Jeder der vor einer OP- Entscheidung steht macht es sich nicht leicht und das einzige Werkzeug um die Sache einzuschätzen ist nun mal die Lebensqualität mit der jeder Betroffene täglich umzugehen hat.
ich verzichte auf meine persönliche Geschichte und hoffe das Ihr morgen vielleicht noch besser informiert werdet.
Sicherlich ist jede OP, die nicht den gewünschten Erfolg bringt eine OP zu viel, aber es könnte sich ebenso gut auch eine Verbesserung einstellen, ansonsten wären solche OP-Verfahren nicht entwickelt worden.
Die medizinische Forschung begründet ihren Ursprung sicherlich nicht nur in der Geldgier.
viele Grüße und gute Besseung für deine Liebste
mfg
paul42
ngirisushi
09 Dez 2012, 13:28
Paul, du hast aber schon gelesen, dass nach persönlichen Erfahrungen gefragt wurde, gell?
Ich meine ja nur - davon lebt ja auch so ein Forum. Die wenigsten hier dürften medinzinisches Fachpersonal sein.
Gruß
Ngirisushi
paul42
09 Dez 2012, 14:46
Hallo ngirisushi
Ich bin weder med. Fachpersonal und ich erteile auch keine med. Diagnosen ohne irgendwelche Befunde die ich nicht aufgrund meinens persönlichen Leidensweges drüber hinaus beurteilen kann.
Mein Verständnis vom Forum richtet sich nach der Intention,dass es ein Austausch von Laien für Laien ist und ich bin jedem dankbar, der versucht sein Wissen um die eigene Erkrankung neutral in eignen Worten zu formulieren um das med. Latein der Ärzte ein wenig aufzudröseln.
Ich habe persönlich von meiner OP profitiert, mein Patellasehnenreflex und meine Paresen zeigten nach drei Tagen bereits eine deutliche Verbesserung, aber ich lasse jedem die freie Entscheidung,ich wüßte auch nicht wie es der Partnerin von Tom in diesem Fall helfen könnte.
Aus meiner Sicht, ist es sinnvoller auf dieser Art zu helfen, als einem Betroffenen die eigne Geschichte aufzudrücken, aber ich respektiere jeden Versuch von anderen die auch nur helfen möchten.
Ich möchte niemanden zu Nahe treten aber ich versuche auf meine Art das Gleiche einfach nur eine Hilfestellung zu geben
schönen 2. Advent
mfg
paul42