Bin gevor ein paar Tagen zu Euch gestoßen...nachdem ich immer wieder mal als Gast in Eurem Forum unterwegs war fand ich es nun an der Zeit, auch mal meinen ungefragten Senf dazuzugeben.
Angefangen hat alles 2010 während des "Sommermärchens"...Deutschland spielt um die WM... .
Als Krankenpflegerin bin ich im Spätdienst unterwegs, jeden Abend Bewohner (arbeite im Altenheim) zu Bett bringen.
Eine Bewohnerin ist besonders schwierig aus dem Rollstuhl zu mobilisieren, wir sind zu Zweit und trotzdem merke ich nach der Schicht: "Autsch...das heute war irgendwie mal so überhaupt garnicht gut..."
Rückenschmerzen vom Allerfeinsten aber das kannte ich noch aus der Vergangenheit; hatte da so einige Male mit einer Lumbalischialgie zu kämpfen... .
Ein paar Tage später merke ich ein Kribbeln in der rechten Wade.
Da ich in genau der Höhe der Beschwerden eine Krampfader besitze (übrigens die einzige weit und breit auf meinen Beinen, lach), denke ich erst daß es davon kommen wird und messe diesem keine Bedeutung bei.
Während der Tage wird diese kribbelnde Stelle immer größer...immer noch kein Drama, denke ich... .
Jetzt bekomme ich stärkere Rückenschmerzen und nehme zum ersten Mal ein Taubheitsgefühl im re. kleinen Zeh war..."Oooookay", denk ich mir " jetzt wird es aber Zeit daß Du zum Arzt gehst"
Gesagt, getan
Arzt kommt, spricht genau zweieinhalb Minuten mit mir und verabreicht mir nach Absprache eine Diclofenac-Injektion; Krankmeldung für drei Tage
Am nächsten Tag genau das Gleiche; Krankmeldung wird verlängert.
So geht es ca. zweieinhalb Wochen.
Ich bekomme ein Rezept für Diclofenac Tabl. und gehe weiter arbeiten; der Schmerz ist auszuhalten aber unangenehm.
Ab hier wird es stark gekürzt da ich Euch nicht langweilen möchte.
Nachdem ich in den darauffolgenden siebeneinhalb (!!!!) Monaten von Diclo ( hilft nicht mehr) über Novalgin ( hilft mir, indem es mir nur schadet und meine Schleimhäute kaputt macht), über Tilidin ( wie Hustensaft, nur ohne Husten dafür aber auch ohne Wirkung) zum Tramal komme und ich zwischendurch immer mal wieder eine Spritze abhole, sind meine Beschwerden genauso groß geworden wie mein Streifzug durch die Pharmaindustrie.
Das gesamte re. Bein ist rückseitig kribbelnd, die Fußsohle taub und die letzten drei Zehen haben sich gefühlsmäßig von mir verabschiedet; links kribbelt der Rücken in Höhe meiner Hüfte und der Fußrücken...mein Orthopäde ist immerhin so schlau mich zu röntgen...auf meine Frage ob er mich veralbern will da ich weiß das man Bandscheiben auf dem Bild nicht sieht sagt er nichts... .
Richtig laufen bzw. richtig gehen kann ich schon seit einigen Monaten nicht mehr...dazu sei gesagt dass ich schon immer ein Schnell-Geher gewesen bin; in der Pflege braucht man das und es gehört irgendwie auch zu meinem Naturell dass ich nicht langsam gehen kann...lach...ich muss einfach flott durch meinen Alltag "rennen"...normalerweise brauche ich z.B. für die Strecke von meinem Friseur bis zum Ärztehaus in unserem Ort ca. sieben Minuten...mittlerweile benötige ich sechsundzwanzig Minuten da ich nur noch durch die Gegend humpeln kann, jeder verdammte Schritt verursacht mir Schmerzen... .
Nach den sieben Monaten spreche ich Onkel Doktor an, ob er nicht endlich mal gedenkt mich zum MRT zu schicken...seine Antwort: "Ja, können wir ja eigentlich mal machen"
Ich bin echt sprachlos...hätte nicht ER den Vorschlag machen sollen?
Aber nun...so weit, so schlecht... .
Ich zum MRT, liege summend auf dem Tisch und gehe eigentlich davon aus dass es so schlimm nicht sein kann...manchmal ist man schon ein wenig blauäugig doch naja... .
Ich betrete das Zimmer des Radiologen und hab die Tür noch offen stehen, da kommt er um mich herum, schliesst die Tür und sagt währenddessen: „Fr. XYZ, sie haben einen dreifachen Bandscheibenvorfall“
„...?...“
Er nimmt mich mit an den Tisch wo die Bilder liegen und erklärt es mir genau...ein Protrusion an L1/2, einen Vorfall an L4/5 und den größten sowie schlimmsten an L5/S1...ich denke mich trifft der Schlag. Ich sehe diesen riesigen Schatten auf dem Bild und bin schockiert...der Radiologe meint ich solle mich schnellstmöglich bei den Neurochirurgen vorstellen da schon ca. ¾ meines Spinalkanales eingedrückt sind und bei dieser langen Zeit wäre eine dauerhafte Schädigung nicht mehr auszuschließen.
Ich tapere also wieder zurück zu meinem Orthopäden, richtig viel Wut im Bauch...siebeneinhalb Monate verschwendet aber gut...ist jetzt halt so... .
Dem liebreizenden Arzt leg ich also die Bilder auf den Tisch, er liest die Diagnose und sagt: “Ja, hm, das ist ja das was wir schon vermutet haben“
„Was WIR vermutet haben? Was WIR vermutet haben?


Ich bin stinksauer.
Er verabreicht mir noch eine Spritze und fragt mich ob ich eine weitere Krankmeldung benötige...diesmal aber nicht; mein Krankenstand ist mittlerweile so exorbitant hoch dass ich mir eine Weitere nicht mehr leisten kann; ich lehne also ab.
Der Orthopäde beugt sich zu der Assistentin, die die Spritze vorbereitet und flüstert ihr halblaut zu:“ Mit der Diagnose darf sie eigentlich überhaupt nicht mehr arbeiten“.
Ich drehe mich rum und gucke ihn nur an, er schweigt und senkt den Blick zu Boden.
Seitdem hat mich dieser Mensch nicht mehr in seiner Praxis gesehen.
Bei den Neurochrirurgen bekomme ich einen Termin für Mitte März.
So weit soll es aber nicht mehr kommen.
Ca. zwei Wochen später habe ich Frühdienst; ich schlage mich mehr schlecht als alles Andere durch den Pflegealltag. Als ich aus einem Patientenzimmer heraus komme, bemerke ich plötzlich dass ich kein Gefühl mehr in den Oberschenkeln habe...ab der Gürtellinie ist alles taub...nun bekomme ich Panik!!!
Nach Absprache mit den KollegInnen beende ich sofort meinen Dienst, fahre zum Hausarzt und lasse mir eine Not-Überweisung für die Neuro-Chirurgen geben. Komme auch sofort dran und der junge Oberarzt untersucht mich; beim Blick auf meine Bilder zieht er eine Schnute und sagt mir ich könne direkt da bleiben da die Schädigungen bereits so massiv sind dass ich nicht mehr lange warten kann.
Evtl. werde ich noch heute operiert; nach Rücksprache mit seinem Chef bleibt mir noch Zeit bis morgen...bin direkt als Erste auf dem Plan eingeteilt
Am Tag der OP muss ich dann doch noch etwas warten; Notfälle werden natürlich vorgezogen...Narkose und weg bin ich.... .
Im Aufwachraum beugt sich ein Anästhesist über mich und erkundigt sich nach meinem Befinden...ich kann meine Zehen endlich wieder fühlen und das sage ich ihm auch; Schmerzen sind aber höllisch und so werde ich dementsprechend abgedeckt.
Die Heilphase verläuft ohne weitere Probleme; bei der Chefvisite wird mir allerdings mitgeteilt dass der Vorfall größer war als ursprünglich angenommen...ein Stück meines Dornfortsatzes musste dran glauben um den dahinter liegenden Schaden zu beheben.
Knapp eineinhalb Wochen später geht es nach Bad Driburg zur Reha... .
Ich habe mein früheres Gehtempo wieder erreicht; das war mir am wichtigsten und das erklärte Ziel meiner Reha.
Heute, ca. ein Jahr später habe ich erneut Taubheitsgefühle in den Füßen; ein MRT zeigt dass Narbengewebe auf die Nerven drückt und obendrein habe ich zu meinem ganzen Krempel auch noch zwei BSV´s mehr, diesmal im BWK-Bereich, Th 10/11 und Th 11/12.
Ihr seht also ich hab mal wieder zugeschlagen...was weiter passiert weiß ich bislang noch nicht aber lange werde ich in der Pflege nicht mehr arbeiten können. Ich habe 2009 eine Ausbildung zur Altenpflegerin begonnen; im August diesen Jahres habe ich die letzte Prüfung...ich hoffe nur ich halte bis dahin durch... .
Herzlichen Danke für´s "Durchschlagen"
LG

Phönix