Rückenprobleme hatte ich schon als Kind (leichte Skoliose), auch als Teenager schon mehrmals einen "Hexenschuß", das ging aber immer recht schnell weg. Richtig ernst wurden die Problem 2007, als das erste Mal ein BSV festgestellt wurde. Dies nach einem Sturz im Büro, wo ich umgeknickt war. Zusätzlich zum Bänderanriß im linken Knöchel wurde plötzlich mein linkes Bein taub. Der Arzt, der mich für den Knöchel behandelte, hat mich dann zum Röntgen geschickt, einen BSV L5/S1 festgestellt und mich zum Neurochirurgen überwiesen. Der hat aber gar nichts gemacht und mich praktisch beschimpft, was ich bei ihm wollte, ich würde total seine Zeit verschwenden. Nach weiterem Überweisungspingpong, wobei an den Schmerzen usw. überhaupt nichts gemacht wurde, habe ich es erstmal aufgegeben. Die Schmerzen gingen auch wieder weg.
Ein Jahr später (2008) fingen die Schmerzen von vorne an, ganz schlimme Rückenschmerzen, die immer weiter ins linke Bein ausstrahlten. Der Orthopäde hat aber keine neuen Bilder machen lassen sondern hat sich auf die von 2007 verlassen, obwohl ich immer wieder gesagt hatte, es fühlt sich anders und viel schlimmer an. Die "konservative Therapie" bestand aus immer stärkeren Schmerzmitteln, die ich aber zumeist nicht vertragen habe, und den berühmten Spritzen in den Lumbarbereich, die die Schmerzen dann schließlich so verstärkt haben, daß ich am liebsten alle Schmerzmittel auf einmal geschluckt hätte, nur damit das endlich aufhört. Nach 8 Wochen so Herumexperimentieren ließ sich der Orthopäde dann endlich dazu herab, eine neue Bildgebung machen zu lassen, im MRT. Ergebnis - Sequester der Bandscheibe L5/S1, drei Tage später wurde das operiert. Leider nicht sehr erfolgreich, ich hatte nach der OP ganz schlimme
Schmerzen, die auch nicht besser wurden, so daß nach 3 Tagen nochmal nachoperiert wurde, was genau da gemacht wurde konnte mir erstmal keiner sagen, aber im Nachhinein habe ich herausgefunden, daß ein Teil des Wirbelkörpers wegoperiert wurde, um der Nervenwurzel mehr Platz zu verschaffen.
Danach Reha (nutzlos da viel zu schnell nach der OP, so daß mir in der Rehaklinik dauernd gesagt wurde, sie können keine Anwendungen haben weil sie noch so frischoperiert sind - 5 Wochen tödliche Langeweile in der Rehaklinik mit 1-2 Anwendungen pro Tag).
Nach 6 Monaten hatte ich mich soweit von der OP erholt, daß ich einigermaßen schmerzfrei war und wieder problemlos arbeiten konnte. Bis April 2010 hatte ich dann komplett Ruhe. Dann plötzlich immer stärker werdende Schmerzen im linken Bein, mit Taubheitsgefühlen, besonders nach längerem Sitzen. Mehr als 5 Minuten Stehen ging auch nicht. Sehr schlecht in meinem Job, wo ich bis zu 12 Stunden am Tag am Schreibtisch vor dem Laptop hocken mußte, alles unter Hochdruck in der Automobilzuliefererbranche. Mein Arbeitgeber war erstmal so kulant, mir zu erlauben, zumindest halbtags von zuhause aus zu arbeiten, so daß ich einigermaßen über die Runden kommen konnte. Der Hausarzt vermutete sofort, daß sich von der OP 2008 Narbengewebe gebildet hätte, was auf den Nerv drückte. Überweisung zurück zu der Neurochirurgin, die ursprünglich operiert hatte. Die Vermutung des HA bestätigte sich. Optionen? Keine außer wieder operieren.
Im September 2010 dann die 3. OP, zur Entfernung des Narbengewebes. Davon leider Null Erleichterung der Schmerzen, stattdessen das ganze linke Bein taub. Die darauffolgende Reha hat wieder nix gebracht, auch da wieder nur eine oder zwei Anwendungen am Tag, was ist der Sinn und Zweck, Leute maximal 14 Tage nach Verlassen des Krankenhauses zu zwingen, zur Reha zu gehen, oder man kriegt keine?? So wurde mir das jedenfalls von der RV gesagt, entweder sofort oder gar nicht. Allen anderen Bandscheibenpatienten in der Reha ging es genauso. Anfänglich konnte ich nichtmal 5 Minuten lang sitzen, mit viel Mühe habe ich mich dann hochgearbeitet zu einer halben Stunde.
Berufliche Aussichten? Ganz schlecht. Ein Stehtisch oder höhenverstellbarer Schreibtisch keine Option, da ich das Stehen ja noch weniger aushalten kann als Sitzen.
Im Januar 2011 dann nach keiner Verbesserung der Lage die Diagnose: chronische Radikulopathie L5/S1 links. Einziges Therapieangebot der Ärzte: Schmerztherapie mit Lyrika. Davon in 4 Wochen 7kg zugenommen, nee danke, habe so schon zuviel auf den Rippen und weiteres Übergewicht belastet alle anderen Gelenke noch mehr. Dann das Angebot, ich könne 4 Wochen in die Schmerztagesklinik. Zu der Zeit war ich noch total darauf fokussiert, ich muß unbedingt wieder arbeiten (da Alleinverdienerin mit 2 Kindern und Hausmann), und hätte keine Zeit für die Schmerzklinik.
Von Ende Mai bis Ende Juni 2011 dann doch die Schmerztagesklinik, da inzwischen mein Arbeitgeber bekanntgegeben hatte, daß er den Standort schließt und im Laufe des Jahres allen kündigen würde.
Die Schmerzklinik war total super, ein tolles Team von Ärzten, Physiotherapeuten und Psychologen. Jeden Tag 4 Stunden Sport und Physio, sowie intensive Entspannung und Arzt- und Psychologengespräche. Die Unterstützung untereinander mit den 7 anderen Patienten war auch toll. In den 4 Wochen brauchte ich kaum Schmerzmittel nehmen, fühlte mich zum ersten Mal seit Jahren wieder fit und daß ich überhaupt noch was kann und nicht nur ein totales Wrack bin. Aber was sie dort nicht erreichen konnten war, daß ich wieder längere Zeit (geschweige denn lange genug, um arbeiten zu können) sitzen kann, oder stehen.
Jetzt, 6 Monate später, sind alle Optionen erschöpft. Zuletzt wurde noch eine PDA mit Kortison/Betäubungsmittel versucht. Davon wurden die Schmerzen wieder so schlimm, daß ich wieder total viel Ibu nehmen muß und selbst die kleinen alltäglichen Arbeiten wie Einkaufen und Hausarbeit nicht mehr bewältigen kann.
Womit ich überhaupt nicht klarkomme ist die Vorstellung, nie wieder arbeiten zu können. Aber da ich zwischenzeitlich auf einer Fortbildung war, wo ich nur 4 Stunden sitzen mußte, und mich das total fertiggemacht hat vor Schmerzen, und die Ärzte in der Schmerzklinik mir nichts mehr anbieten können und sagen, der Nervenschaden ist permanent, sehe ich momentan keine Alternativen. Finanziell sieht es für meine Familie ganz schwarz aus. Aber ich komme irgendwie nicht aus der Quarktasche, das als final zu akzeptieren und die Rente zu beantragen - obwohl mir keine irgendwelche Hoffnungen machen kann, habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Als letztes Mittel habe ich gestern eine Akupunkturtherapie angefangen.
So, entschuldigt, daß ich so einen Roman geschrieben habe, aber das Ganze zieht sich schon sehr lange hin.
Hat irgendjemand Erfahrung mit irgendwelchen Therapien für Radikulopathien? Ich weiß, daß ein Nervenschaden nicht repariert werden kann, aber kann man den Nerv bzw das Schmerzempfinden nicht irgendwie ausschalten??
Ich traue mich gar nicht, zu verzweifeln, aber darauf läuft es hinaus....
