Einige Zeit ist seit der OP ins Land gegangen und somit kann ich schon mal einen "Zwischenbericht" ablegen.
Vorab zum Wirbelsäulenproblem bei mir:
- medialer BSV bei L5/S1 der auf voller Bandscheibenbreite durchgebrochen ist
- höhergradiger Bandscheibenverschleiß L5/S1 mit Keilförmiger Abnutzung (könnte später mal Gleitwirbel hervorrufen)
- S1 ist mehrgeteilt in S1 + S2 inkl. vertikalem Gelenk und 3/4 Bandscheibe S1/S2
- der Bereich S1/S2 ist nicht "bündig" im Wirbelsäulenverlauf sondern um fast 1/2 Wirbelkörperbreite nach links versetzt
- Spinalkanal dadurch im Bereich S1/S2 stark verengt
- Abnormale und übermäßige Beweglichkeit im Bereich ab L5 abwärts
- Wirbelgelenksarthrose im Bereich ab L5 abwärts
- Im Bereich BWS mittelstarke Abnutzung der Bandscheiben, im Bereich HWS alles ok (na wenigstens etwas was noch ok ist)
Nun, meinen langen Weg bis zur OP, der zuweilen von sehr "netten" (vorsicht ! Ironie tropft) Docs gespickt war, habe ich ja in meiner Vorstellung <<Hier klicken>> bereits verewigt und führe das hier mal nicht weiter aus.
Was/wie soll operiert werden ?
Einige Kliniken/Ärzte wollten mich auf biegen und brechen versteifen obwohl ich erst 32 bin... Dr. Vahldiek (Chefarzt) in der Auguste-Viktoria-Klink, hat dies jedoch nur als allerletzten Weg genannt geht zunächst einen "weniger schwerwiegenden Weg"...
Es wird per microchirugischer Variante (ca. 5-8cm Schnitt) vom Rücken her über die rechte Wirbelflanke ein Zugang verschafft, man entfernte in der OP einen großen Teil des Bandscheibenkerns (Nukleotomie) und hat die Bandscheibe hinten "abgehobelt" um die ursprüngliche Form zum Spinalkanal wieder halbwegs herzustellen und den Nerven eine 100%ig Druckfreiheit zu geben. Vorm Verschießen des OP Bereichs werden die Nervenstränge mit einem Gel eingeschmiert, damit sich kein Narbengewebe anhaften kann.
OP in der Auguste-Virktoria-Klinik, Bad Oeynhausen
Am 22.04.04 hieß es für "einrücken" in die Klinik und am 23.04.04 war dann OP Tag. Nun, der 22.04. war ein Tag an dem ich nicht wirklich zum nachdenken kam... alle wollten was von mir, einige davon trachteten mir sogar nach meinem Blut

Alles in allem zwar ein stressiger Tag, aber ich hab mich gut aufgeklärt und eingewisen gefühlt und hatte das Gefühl das man alles tut, damit das alles gut verläuft.
U.a. mantelt man während der OP die Nervenstränge mit einem Gel ein, damit sich kein Narbengewebe an die Nervenstränge anhaften kann... uvm.
Am 23.04 hieß es dann OP... morgens, ähm... nachts um 5 Uhr weckte mich die Nachtschwester... am Vortag gabs nen Zettel mit dem was ich nun zu tun habe... ausgiebig duschen und einige andere Dinge... dann kam sie wieder und machte mich OP fertig. Gegen halb sieben bekam ich nen kleines Pillchen und schon bald merkte ich... DIE WOLLEN MICH EINSCHLÄFERN !
Hat auch geklappt... irgendwie hörte ich noch was von wegen "so... wir fahren dann mal los..." und das nächste was ich mitbekam war das ich fragte: "Öhm... wann geht es denn nun los ?" - gleichzeitig hab ich gedacht "wo bin ich hier eigentlich ?"... Antwort kam prompt "Hallo ! Da sind Sie ja wieder... Sie sind auf Intensiv und alles ist doch schon vorbei !"
Öhm ... jo... geglaubt hab ich das erst ne Ecke später

"So ist das also ohne Druck im Rücken und ohne Schmerzen" ... "Aha..."... die Gedanken kreisten ein wenig...
Die nette Schwester kam bald wieder rum und dann folgten nen paar Checks... da ich ein ausgesprochener Scherzkeks bin bat ich sie im Laufe des Checks doch mal in den OP zu gehen und zu schauen ob da noch mein rechtes Bein irgendwo rumliegt... das vermisse ich nämlich vom Gefühl her...
OK, wurde mir vorher schon angedroht das das passieren wird, da man einen Nervenstrang aus dem Gewebe lösen musste und beiseite gezogen hat...
Eigentlich war ich dann auch schnell recht wach und munter... hab mir die Intensivstation angeguckt und festgestellt das die mein Bein wohl doch net vergessen hatten...
Um 12 Uhr gings dann, weil ich schon wieder so fit war, wieder auf Station...
Dort angekommen, wunderten sich einige über meinen wachen und munteren Zustand... und ich mich darüber wie die auf Intensiv es bringen konnten mir 3 Liter Flüssigjeit per Tropf in so kurzer Zeit reinzupumpen... das Ergebnis kam prompt... die 3 Liter wollten wieder raus, nur ich erfuhr das da nix mit Aufstehen ist in den nächsten 24 Stunden...

Unter Androhung von Katherterlegen und gröberen Futterenzug hab ich mich dann breitschlagen lassen doch net aufzustehen sondern eine Alternative zu wählen..
Die kommende Woche verlief gut und ich war etwa 26 Stunden nach Op schon wieder auf dem Flur "joggen"... mit Schleiffuß, Krücken und Karusell aber der Flur war meiner.
Nach grade mal 7 Tage wurde ich mit Korsett entlassen. Direkt in der ersten Nacht wachte ich mit starken Krämpfen auf, nachdem ich mich kurz zuvor umgedreht hatte... die Krämpfe waren innerhalb von2 doer 3 Minuten so stark das die gesamten Beinmuskulaturen plus Becken und LWS ein Block wurden und ich wohl (ich hab davon kaum was mitbekommen vor Schmerz) das ganze Haus zusammengeschrien habe. Ratz fatz kam nen Notarzt und stümte zum entsetzen unseres Katers das Schlafzimmer. Kater Stromer rückte mir nicht von der Seite und kratze sowohl den Notarzt als auch beide Rettungssanitäter... die waren aber dem kleinen Kerl net bös...
Ich wurde im NAW vollgepumpt mit Muskelrelaxern, Schmerzmitteln usw... und ab ins nächste Klinikum. Cool, so ne Federung brauch ich in meinem Auto auch mal... Dort im Klinikum hatte man keinen Plan von Bandscheiben OPs und es war dem Neurologen auch so ziemlich schnuppe das ich im rechten Bein nun keinerlei Reflexe mehr hatte

Sofort Kernspin, Neurologenteam usw... Test, checks und was nicht alles. Da man seit Auftreten der Komplikationen satte 28 Stunden nix getan hatte (die haben mich ja erst nach merhmaligen Protest und auf eigenen Rechnung verlegt !) war nun die Kiste lichterloh am Brennen da im Klinikum auch keinerlei Diagnostik gefahren wurde.
Schnell war klar das ich eine innerliche Nachblutung hatte, die wohl ihre Ursache im Rumdrehen im Bett hatte... erst wurde eine OP ins Auge gezogen um eine Druckentlastung für die Nerven herzustellen... jedoch waren die Reflexe nun unter den diversen Medikamenten die man mir hier gab langsam am wiederkommen... so schob man die Not-OP auf und wartete erst mal ab, da ein erneuter Eingriff das OP Gebiet auch nicht besser machen würde.
Wieder bewieß ich gutes Heilfleisch und erholte mich langsam, so das man dann eine 2. OP endgültig absagen konnte. Jedoch hatte mich das ganze so hart im inneren getroffen das man mir erst mal nen Psychologen an die Seite stellte... ich brauchte mal nen leichten Klaps wieder in die richtige Richtung... der Schmerzfaktor und die Angst das es mir die ganzen Nähte beim Krampf zerreißt waren doch arg...
Nach wiederrum 7 Tagen wurde ich (noch schwer unter Drogen) entlassen... eine Woche später war ich dann gänzlich von den Schmerzmitteln weg....
Heute, 7 Wochen post OP, befinde ich mich in KG Behandlung, trage das Korsett nur noch beim Autofahren und mein rechtes Bein hat sich halbwegs erholt. Das gehen macht zwar noch ein bisserl Probleme, aber das wird man in der kommenden Reha wohl in den Griff bekommen.
Meine Physiotherapeutin ist überrascht über meinen derzeitigen Zustand. Das ich das Korsett so schnell los bin, so schmerzfrei bin und bereits leichtere Übungen aus dem Fortgeschrittenenprogramm machen kann...
OK, weh tuts schon noch ne kleine Ecke, aber nix im Vergleich zu vorher und auch nicht so schlimm das ich Schmerzmittel bräuchte.
Es folgt eine Weile KG und dann eine Reha... danach Wiedereingliederung und dann... auch wieder mein Hobby BIKEN

Ich würde die AVK jederzeit empfehlen. Die Wirbelsäulenstation ist hervorragend besetzt und man wetzt nicht unbedarft die Messer sondern sondiert sorgsam alle Möglichkeiten ab. Wo alle anderen bei mir versteifen wollten (ich bin erst 32) hat man dort mit einem kleineren Weg mir eine gute Scherzfreiheit, zumindest für eine Weile verschafft. Versteifen kann man schließlich später immer noch
Grüßle
Markus