Hallo liebe Leidensgenossen,
bin eine ganz neue Teilnehmerin im Forum und muss deshalb etwas bei meiner Vorgeschichte ausholen.
Habe seit seit 2001 einen Bandscheibenvorfall LW 5/S1, der jedoch 2 Jahre lang unerkannt blieb, da ich damals nie Rückenschmerzen sondern nur Bauchschmerzen recht hatte. Erst eine Fachärztin für Urologie hat diesen bei einer Röntgenaufnahme der Nieren im Stehen entdeckt.
Nach der damaligen Akutbehandlung über 6 Wochen hatte ich ca. 5 Jahre nur moderate Beschwerden gehabt. Im Jahre 2006 wurden die Schmerzen wieder unerträglich und im MRT zeigte sich dann schon die Einengung des Spinalkanales und Wirbelgelenksveränderungen und Osteochondrose. Ich bin eine kleine zierliche Frau und habe mein Leben lang Sport getrieben. Von meinem 4. bis zum 20. Lebensjahr habe ich täglich Ballett getanzt, die Ärzte meinen, dies sei die Ursache für die Wirbelsäulenerkrankung. Seit 2006 erhalte ich 2-3 mal im Jahre im Abstand von 4 Wochen eine CT-gestüzte Perineuraltherapie im bin damit sehr gut über die Runden gekommen, allerdings haben sich die Abstände, in denen ich zur Therapie musste, stetig verkürzt. Die Zeiten zwischen den jährlichen Therapien habe ich mit Schmerzmitteln überbrückt, Einnahme aber nur, wenn es absolut nicht mehr ging.
Nun haben sich in diesem Jahr die Beschwerden erheblich verstärkt und verändert.
War im April 2 Wochen arbeitsunfähig, da ich 24 h starke Rückenschmerzen hatte und wahnsinnige Schmerzen in den Beinen. Danach habe ich eine Woche gearbeitet und als dies nicht auszuhalten war, nochmals 4 Wochen arbeitsunfähig.
War nicht in der Lage, Strecken länger als 5 min zu gehen. Die Schmerzen wurden durch Medikamente wie Valoron, Katalon S nur kurzzeitig gelindert.
Arbeite seit 3 Wochen wieder, weil ich zu Hause noch verrückt werde, aber jeder Tag ist eine Herausforderung und eine Qual. Meine sehr liebe Hausärztin, die alles für meine Besserung meiner Beschwerden tut, aber leider kommt Sie nun auch nicht weiter.
Habe auch in den letzten 3 Monaten 5 kg zugenommen, ist ja auch kein Wunder, da ich mich nur noch im Schneckentempo bewegen kann.
Hatte vorige Woche endlich einen Termin beim Orthopäden (wohne in Chemnitz und habe auf diesen Termin 5 Monate gewartet). Bin dort mit meinem aktuellen MRT vom Mai vorstellig geworden und der Orthopäde war ein sehr kompetenter und aufgeschlossener Arzt. Er hat mich untersucht und teilte mir mir mit, dass die Reflexe noch in Ordnung sind aber meine Lendenwirbelsäule sei total blockiert und die Muskeln regelrecht aufgequollen und total überreizt. Daher auch die starken Schmerzen beim Liegen, Sitzen, Stehen, Gehen. Leider sei er in meinem Fall jetzt auch überfordert, er meinte nur, ich kann auf keinen Fall jetzt zur Physiotherapie um die Blockade zu lösen, dazu sei der Zustand zu akut und ich soll mir einen Termin in der Neurochirurgie besorgen. Er sei aber der Meinung, bei meinem Zustand der Wirbelsäule würde eine OP nicht sehr viel bringen. Diesen Termin habe ich mir bereits im Mai besorgt, allerdings kann ich erst am 9. August dort vorstellig werden.
Eine mir bekannte Physiotherapeutin hat mir auch von irgendwelchen Heilmittelbehandlungen im jetzigen Zustand dringend abgeraten.
Habe einen sehr hohen Schmerzpegel, aber der jetzige Zustand ist für mich bald unerträglich. Ich kann mich doch nicht täglich mit Schmerzmittel zudröhnen, zumal die mich bei meiner beruflichen Tätigekeit stark in der Konzentration beeinflussen.
Nun meine Fragen an Euch: Was kann ich gegen die Blockade der Lendenwirbelsäule tun um wenigstens mal eine halbe Stunde schmerzfrei laufen oder sitzen zu können?
Falls eine OP nötig wird, möchte ich mich ungern in stationäre Behandlung zumindest hier in Wohnortnähe begeben. Bin gelernte Krankenschwester und arbeite seit 20 Jahren bei der Krankenkasse und weiss daher, warum sich die meisten Patienten zur OP woanders hin begeben. Kann mir jemand einen Arzt oder ein Behandlungszentrum empfehlen, die ambulant operieren und bei denen man nicht monatelang einen Termin warten muss. Wohne in Sachsen und würde schon einen Anfahrtsweg von bis zu 200 km auf mich nehmen.
Würde mich sehr freuen, wenn mir jemand eine hilfreiche Antwort geben geben könnte und danke Euch fürs erste.
Betti
roxana
02 Jul 2011, 15:47
Hallo Betti,
willkommen hier im Forum.
Bezüglich Deiner Muskelschmerzen könnten Dir vielleicht medikamentös Muskelrelaxatien helfen, die kann der Hausarzt verschreiben. Auch hochdosiertes Magnesium (z.B. Verla) könnte Entlastung bringen. Auch Vitamin B (bes. 12) könnte sinnvoll sein (z.B. Keltican wird oft bei Wirbelsäulenerkrankung empfohlen, muss man aber selbst zahlen). Für entzündungshemmende Prozesse wäre Diclofenac 75 mg eine Alternative
Ich selbst war diese Woche in der Uniklinik Dresden in der Neurochirurgie. Ich musste zwar auch lange warten auf den Termin (6 Wochen), aber die Ambulanz macht einen sehr guten Eindruck, wurde mir auch schon von anderen bestätigt. Sie operieren auch endoskopisch, aber ob sowas in Deinem Fall überhaupt geht, weiß ich nicht. Ich kenne aber niemanden, der dort operiert wurde. Ich selbst versuche es auch konservativ. Hier ist der Link:
http://www.tu-dresden.de/mednch/.
Ich wurde trotz meiner Schmerzen frühzeitig vom Physiotherapeuten behandelt (habe einen BSV und kann auch nicht laufen und sitzen) ... man soll mit den Schmerzen keine Krankengymnastik machen. Aber manuelle Therapie (Massage), Schröpfen, Akupunktur, Elektrotherapie, Ultraschall dürfte trotzdem machbar sein.
Vielleicht wäre auch eine Vorstellung bei einem Schmerzarzt sinnvoll?
Liebe Grüße Roxana
Hallo liebe Roxana,
vielen Dank für Deine schnelle Antwort und Deine wertvollen Hinweise. Werde nochmals mit meiner Hausärztin sprechen bezüglich der Heilmittelbehandlungen und einer möglichen Medikation wie von Dir empfohlen. Habe mittlerweile etwas im Forum gestöbert und weiss nun, dass ich auch die starken Schmerzmittel bedenkenlos über längere Zeit einnehmen kann. Habe mich bisher immer davor gescheut und diese nur sporadisch eingenommen und lieber die Schmerzen ertragen. Aber da muss ich den Schalter wahrscheinlich umlegen, um etwas mehr Lebensqualität zu erreichen.
Danke auch für Deinen Tip mit der Neurochirurgie in der TU Dresden. Kann auch durch meine berufliche Tätigkeit von dieser Einrichtung nur positives berichten und ich werde mir dort sicherlich vorstellen.
Liebe Grüße von Betti
violac01
02 Jul 2011, 16:49
Hallo Betti,
na du bist aber ein sehr geduldiger Patient

. Das geht doch nicht, wenn du solche Schmerzen hast musst du ein bischen mehr Druck machen. Ich habe bei meinen vielen Arztbesuchen immer mal die Telefongespräche mithören dürfen: die sagen, nein Termin erst in 3 Monaten....dann "jammern" wahrscheinlich die Patienten am anderen Ende und geben nicht auf und dann sagen die Schwestern, na wenn es gar nicht geht, dann kommen sie heute noch, setzen sie sich mit rein , sie müssen aber warten. Das müssen sie auch tun und Notfall ist man halt auch mal mit großen Schmerzen.
Kannst du es nicht so beim NC machen. Denn irgendwie muss doch jetzt mal einer anfangen dich zu behandeln. Hat der orthopäde gar nichts weiter gemacht?
Warum man nicht vorsichtig anfangen kann die Muskeln zu lockern durch Physiotherapie leuchtet mir auch nicht ein. Frage doch mal deine HAUSÄRZTIN; sage, ihr was der Orthopäde gesagt hat.... vielleicht hat sie da eine Idee. Sicher ist es nicht mit einer kurzen Deblockierung getan, da muss man sicher langsam und vorsichtig rangehen. Verspannte Muskeln tun höllisch weh.
Nun noch was zu den Schmerzmedikamenten. ich war bei einer Schmerzärztin, die verschrieb mir 800 er Ibuprofen und sagte das solle ich täglich nehmen (mache ich aber nicht, weil es bei mir auch ohne geht). Und dann meinte sie es könne ein Jahr dauern ehe sich der BSV zurückbildet. Ich sagte dann, ich kann doch nicht 1 Jahr lang Medikamnete nehmen (so habe ich ja immer gedacht, wenn ich mal Kopfschmerzen hatte hieß es nicht mehr als 5 x mal im Monat). Sie meinte aber ja, dass geht. Also da denke ich, dass du in deiner momentanen Notlage wirklich nicht allzu zurückhaltend sein solltest. Frage da auch mal deine Hausärztin.
Was du noch machen kannst, dich nach einer Schmerztherapie erkundigen (läuft im KH ambulant oder stationär), da machen sie sehr vieles (kannst es ja mal googeln). Da kannst du sicher auch nach Dresden, wenn es zu Hause bei dir so schlecht ist.
Ein Termin bei einer Schmerzärztin wäre auch nicht schlecht. Aber ich habe da auch 5 Monate warten müssen.
Ob du wirklich arbeiten gehen solltest? Der Kreislauf Schmerz/Verspannung noch mehr Schmerz ist da ebentuell nicht zu unterbrechen. Aber klar, wenn dir zu Hause auch nichts hilft...z.B. mal hinlegen...

?
Gute Besserung wünscht dir violac
karukera
02 Jul 2011, 20:51
Hallo Betti,
mir hat bei Blockaden der Lendenwirbelsäule und ISG immer mein Orthopäde geholfen, der als Chiropraktiker arbeitet. Achte aber darauf, dass es sich um "sanfte" also manuelle Orthopädie handelt, die sich durch gezielte sanfte Impulse auf die Triggerpunkte auszeichnet. Einige Male hat er auch mit einer Akupunktur-Nadel meine Nerven auf der Rückseite im Oberschenkel "angepiekst" was erst sehr unangenehm war, aber deutlich deblockiert hat.
Thermalbad kann ich auch empfehlen...
karukera
Hallo Violac,
lieben Dank für Deine hilfreiche Antwort. Ich weiss, ich bin ein mehr als geduldiger Patient und habe zum Glück auch die Fähigkeit, sehr lange starke Schmerzen zu ertragen.
Frag mich nicht weshalb, wahrscheinlich durch den täglichen Leistungssport als Kind und Jugendliche.
Und ausserdem bin ich auch ein grenzenloser Optimist. Hab mich ja die ganzen Jahre so "durchgewurschelt", aber die Muskelschmerzen in diesem Jahr und vorallem das "nicht laufen können" haben mich echt fertig gemacht.
Werde nächste Woche nochmal mit meiner Hausärztin bezüglich der Physiotherapie sprechen, zum Glück kennt sie im Gegensatz zu anderen Ärzten, die Drohung "ich hab kein Budget mehr"nicht.
Bin gestern abend über meinen Schatten gesprungen und habe erstmalig Valoron N retard 100 mg eingenommen und halt mich an die regelmäßige Einnahme aller 12 Stunden. Und plötzlich sind die Schmerzen verschwunden, fühl mich wie ein neuer Mensch. Allerdings schwebe ich etwas über mir, hoffe das gibt sich bald.
Na mal sehen, ob ich mich morgen bei der Arbeit konzentrieren kann. Ich arbeite glücklicherweise mit einer Gleitzeitordnung und bin auch mit einem verständnisvollen Chef gesegnet. Kann mir also meine Arbeit auch so einteilen, dass ich Mittags gehen kann, wenn es gar nicht mehr geht.
Es ist für mich ein großer Gewinn, mich im Bandscheibenforum angemeldet zu haben. Man bekommt Hilfe und man kann sich mal alles von der Seele schreiben. Der Familie will man ja auch nicht ständig die Ohren volljammern, die können das Thema bestimmt manchmal nicht mehr hören.
Ich hoffe, Du bist zur Zeit schmerzfrei und wünsch Dir eine schöne Woche.
Liebe Grüße von Betti
Hallo karukera,
auch Dir lieben Dank für die Hilfe. Habe vor Jahren schon mal einen privat tätigen Chiropraktiker aufgesucht, als die Schmerzen akut waren. Dieser Mann ist in unserer Stadt eine kleine Berühmtheit. Aber wie gesagt privat - einmal Blockade lösen Dauer ca. 10 Minuten- zack waren 90 EUR weg. Muss aber sagen, ich war sofort schmerzfrei. Habe ihn dann vier Wochen lang einmal aufgesucht, aber irgendwann ist das finanzielle Limit ja mal erreicht.
Leider gibt es in unserer großen Stadt nur wenige Orthopäden und 80% nehmen keine neue Patienten auf. Höre mir das Dilemma ja jeden Tag auf der Arbeit von meinen Versicherten an, die ich betreue. Aber wenn es einen dann selbst betrifft, kann man wirklich nur den Kopf schütteln, wie man manchmal als Patient mit starken Schmerzen behandelt wird.
Danke auch für den Tip mit der Akupunktur. Habe täglich damit zu tun, aber auf das naheliegenste, es bei mir selbst zu versuchen, bin ich natürlich nicht gekommen.
Liebe Grüße von Betti
violac01
03 Jul 2011, 17:23
Hallo Betti,
Zitat
Es ist für mich ein großer Gewinn, mich im Bandscheibenforum angemeldet zu haben. Man bekommt Hilfe und man kann sich mal alles von der Seele schreiben. Der Familie will man ja auch nicht ständig die Ohren volljammern, die können das Thema bestimmt manchmal nicht mehr hören.
Ja so ging es mir auch. Die Leute zu Hause und im Bekanntenkreis wissen ja nicht wirklich wie es ist, aslo was wollen sie sagen. ja und ihnen nur auf die Nerven gehen ist auch nicht gut. Da ist es schon besser im Forum mal eine Frage zu stellen und man weiß auch, dass die Leute die da antworten, wissen wie die Schmerzen sind.
Mir hat Akkupunktur nicht viel geholfen. Schmerzfrei bin ich leider auch noch nicht, kann aber gut mit den Schmerzen umgehen . Habe so meine Strategien entwickelt...mal hin legen, mal Wärme, mal Bewegung... alles insegsamt kein Vergleich mehr zum Anfang. Es wäre aber schön, wenn es mal ganz aufhören würde, aber ich habe einen großen BSV, da muss ich Geduld haben bis dieser sich vollständig zurückgebildet hat. Momentan ärgert er mich noch bei sitzen und stehen.
Ich fahre aber noch am 1.8. zu Reha...da habe ich noch mal große Hoffnung, dass es noch mal ruckt.
Haben wir dir den Tipp mit dem TENS Gerät shcon gegeben. Kann deine HA aufschreiben, geht auch nicht vom Budget ab, es ist ein Hilfsmittel. Wirkt gut gegen die Schmerzen, musst du nicht so viele Medikamente nehmen. Frag mal nach.
PRT Spritzen wären auch noch gut, wenn du nachgewiesener Maßen BSV hast, die bringen diesen zum schrumpfen.
Wünsche dir viel Erfolg bei deiner Ärztin und mache KG (in Maßen) und manuelle Therapie, dass beides hat mir eigentlich noch am meisten geholfen.
Liebe Grüße violac
Liebe Violac,
danke für die nochmals hilfreichen Infos.
Habe mir heute von der Hausärztin ein TENS-Gerät verschreiben lassen und werde sofort damit loslegen, sobald es ausgeliefert wurde.
Die PRT-Spritzen bekomme ich seit 5 Jahren jährlich 3-4 mal im Abstand von 4 Wochen. Allerdings haben sich in den letzten 2 Jahren die Abstände verkürzt, so dass ich wohl bald aller halben Jahre das Vergnügen habe.
Die PRT-Spritzen haben mir auch immer eine große Erleichterung und Schmerzfreiheit verschafft und ich kann dies jedem nur empfehlen.
Nur dass eben in diesem Jahr meine Muskeln so verrückt gespielt haben. Ich habe so viele tolle Tipps und Ratschläge von allen erhalten und werde dies auch in den Griff kriegen.
Lange stehen kann ich genau wie Du auch nicht, dass sitzen geht, zumindest auf der Arbeit. Habe bereits den zweiten, von der Deutschen Rentenversicherung finanzierten, orthopädischen Arbeitsstuhl und hüte den wie meinen Augapfel.
Für Dich alles Gute und melde Dich bitte mal nach der Reha zum Erfahrungsaustausch.
Liebe Grüße
Betti
violac01
04 Jul 2011, 18:35
Hallo Betti,
noch ein kurzer Tipp zum TENS. Manch empfehlen es nur neben die WS zu kleben. Bei mir stand aber auch direkt aufs Bein, auf die schmerzenden Stellen, das habe ich getan und das hat geholfen, direkt neben der WS bringt mir nicht viel...aber ich habe ja auch keine Rückenschmerzen.
Einen Stuhl und Tisch soll ich auch bekommen, leider dauert das nun schon ziehmlich lange....
Und ich berichte dann mal , wie die Reha war.
Gute Besserung violac