Hallo zusammen,
auch ich bin neu hier und habe noch ein paar Fragen.
Ich bin 35 Jahre alt und war vor meinem Bandscheibenvorfall nie ernsthaft krank. Außer meiner Schilddrüsenunterfunktion
und mal 3 Tage Erkältung hatte ich sonst keine gesundheitlichen Probleme.
Im letzten Jahr hatte ich immer mal wieder Rückenschmerzen, die mal mit Diclofenac und mal mit Spritzen vom Hausarzt behandelt wurden.
Seit Anfang November hatte ich dann ständige Rückenschmerzen, die weder mit Tabletten noch mit Spritzen weggegangen sind.
Am 18.12.10 hatte ich den typisch ausstrahlenden Schmerz in das linke Bein. Am nächsten Tag bin ich die Notaufnahme,
da wurde ich dann mit Schmerzmitteln abgefertigt und wieder nach Hause geschickt. Montags bin ich dann zum Orthopäden, der mich gleich zum MRT weiter geschickt hat.
Hier die Diagnose:
Bandscheibenvorfall L4/5 li, frei sequestriert
Osteochondrose L4/5, Stadium Modic II
Bandscheibenvorfall L5/S1 ohne klinische Manifestation
Ich bekam Cortison und Tetrazepam mit nach Hause und die Schmerzen sind 2 Tage später auch erstmal abgeklungen.
Am 1. Weihnachtstag wurden die Schmerzen so schlimm, dass ich freiwillig ins Krankenhaus bin.
Der Termin beim Neurochirurg war für den 27.12. bereits ausgemacht. Er hat mich dann auch gleich da behalten und
mich direkt am nächsten Tag operiert an L4/5. Zu dem Zeitpunkt hatte ich eine Fußheberparese Kraftgrad 3/5,
Glutaeus medius Parese links 4/5, Großzehenheberparese 3/5, Hypästhesie im distalen Dermatom L5.
In der anschließenden AHB ging es mir nicht so gut, hatte in der 1. Woche ständig Krämpfe und Muskelschmerzen im linken Bein/Fuß.
Anfang der 2. Woche hatte ich im linken Fuß stundenlang einen Krampf. Danach konnte ich 1 Woche nur an Krücken laufen, weil ich Schmerzen beim auftreten hatte.
Der Orthopäde zu Hause hat dann einen durchgetreten Spreizfuß diagnostiziert. Ich hab dann erstmal Einlagen für die Schuhe bekommen. Und jetzt zu meinen Fragen:
- Ich fühle wie einen Knoten im Vorderfuß. Es ist so, als ob man ständig auf einem Stein im Schuh läuft. Weiß jemand,
ob das auch ein Morton Neurom sein kann? Oder seh ich hier schon Gespenster? Schmerzen hab ich übrigens keine, es ist „nur“ unangenehm.
- Die ersten 3 Zehen sind immer noch taub und die Hypästhesie auf dem Fußrücken ist auch noch da. Kann das noch zurück gehen?
Wie lange kann das dauern? Der NC meint, dass es ev. gar nicht mehr weg geht und ich damit leben müsste.
Danke fürs lesen.
Viele Grüße
Fuchs
Discothek
05 Mär 2011, 16:58
Hallo Fuchs,
erstmal Glückwunsch zur überstandenen OP! Um die Gefühlsstörungen würde ich mir an Deiner Stelle erstmal keine Sorgen machen, denn das Wichtigste ist, daß die Muskelfunktionen wieder gehen! Wie sieht es mit Hüftstabilisierung und Fußheber jetzt aus?
Mach bitte nicht noch ein Faß mit einem Neurom oder was auf! ;-) Mißempfindungen an der Fußsohle können durchaus durch die Nervenwurzelschädigung kommen, v.a. wenn der ganze Bereich sensorisch etwas überfordert ist, weil es noch einen Spreizfuß gibt. Viele Leute hier im Forum haben berichtet, daß sie das Gefühl hätten, eine zusammengerollte Socke an den Zehen zu haben etc., das hört sich ähnlich na wie bei Dir. Wie lange es dauert, bis Du wieder normal im Fuß fühlen kannst, ist nur schwer zu sagen. Natürlich kann es auch eine dauernde Schädigung geben, das ist bei einem Kollegen von mir passiert, aber so früh nach einer OP ist noch alles möglich. Der Nerv muß seine Axone bis ganz runter in den Fuß komplett nachwachsen lassen, und das geht jeden Tag nur im mm-Bereich voran. Da kannst Du jetzt Dein Bein messen und ungefähr ausrechnen, wie lange Du Geduld haben mußt.
Meine pelzigen Stellen werden nur im Schneckentempo besser, ich merke nur alle paar Wochen mal einen Fortschritt. Aber selbst wenn da was bleiben sollte, ist es doch nicht so tragisch.
Alles Gute,
Disco
Hallo Disco,
danke für deine beruhigenden Worte.
Seit ich zu Hause bin, geht es mir auch von Woche zu Woche besser. Der operierte BSV macht auch sonst keine Probleme mehr.
Fußheber klappt einwandfrei und Muskelaufbau mach ich gerade über das IRENA Programm.
Seit ich zu Hause bin, hatte ich keine Krämpfe und Schmerzen mehr.
Die Osteochondrose in L4/5 macht mir noch zu schaffen. Habe am Mittwoch Cortison direkt an den
Wirbel gespritzt bekommen und der morgendliche Anlaufschmerz ist deutlich weniger geworden.
Nehme im Moment an Schmerzmitteln morgens nur eine Iboprofen 600, sonst nichts mehr.
Mir wurde zwar immer wieder gesagt, ich muss Geduld haben, aber das ist nicht einer meiner Stärke.
Das Komische ist, dass der Zehenstand links nicht klappt. Der NCH hat mich zur KOntrolle nochmal zum MRT geschickt und lt.
den Bildern macht der BSV L5/S1 keine Probleme, an L4/5 hat sich auch kein Rezidiv gebildet.
Kann das auch von einem durchgetretenen Spreizfuß kommen?
Habe dazu noch nichts gefunden.
Ausserdem verspür ich öfter an der linken Hüfte bis in den Oberschenkel ein kribbeln und brennen. Kann das noch eine Reizung vom Nerv sein?
Der NCH ist gar nicht darauf eingegangen. Das Brennen ist immer weniger geworden, nur das kribbeln ist nach wie vor da.
Es ist auch nicht ständig da. Ich möchte nur gern verstehen, was da in meinem Körper vorgeht.
Viele Grüße
Fuchs
Discothek
06 Mär 2011, 09:55
Hallo Fuchs,
mmmh, das mit dem plötzlich schwächelnden Fußsenker ist seltsam. Die zugehörige Nervenwurzel ist S1, und die verantwortliche Muskulatur sitzt an der Hinterseite der Wade, da wo die Wade am dicksten ist (M. gastrocnemicus), also kann ich mir eher nicht vorstellen, daß der Spreizfuß dafür zuständig sein kann. Wie ist es denn mit dem Gefühl im S1-Hautareal, also am äußeren Knöchel und Fußaußenrand und kleine Zehen? Und wie heftig ist die Schwäche? Kannst Du Dich nur nicht gegen Dein Körpergewicht einbeinig hochdrücken, oder sackst Du runter, wenn Du Dich mit Hilfe des rechten beines beidseitig auf die Zehen stellst und dann das ganze Körpergewicht auf links verlagerst?
Gut, daß ein Kontroll-MRT gemacht wurde, sonst würde ich fast vermuten, ein Stück des freien Sequesters könnte etwas runtergerutscht sein und nun S1 ärgern oder der BSV L5/S1 hat sich verschlimmert. Laß da mal nicht locker bei Deinem NC! Es muß da eine Erklärung geben, auch wenn das MRT nichts zeigt. Der ist motorisch nicht ganz so wichtig wie der Fußheber, und kann bei Dauerschädigung der Nervenwurzel (also falls S1 doch bedrängt wird und man sieht es im MRT nicht) auch durch Training/Gewöhnung meist von anderen Museklgruppen wieder übernommmen werden, aber das muß ja nicht unbedingt sein... wann hast Du das denn bemerkt? Als Faustregel hat man ca. vier Wochen Zeit zu Warten, ob es von selber wieder besser wird. Bei mir kam der Fußsenker nach drei Wochen beim ersten unfreiwilligen konservativen Behandlungsversuch nach drei Wochen von selber wieder. Der Rückfall, wegen dem ich mich habe operieren lassen, steht auf einem anderen Blatt.
Kribbeln bedeutet eine Veränderung des Gefühls, und zwar entweder zum besseren oder zum schlechteren, da muß man vorher-nachher und die Tendenz genau beobachten. Da Du vorher Mißempfindungen (brennen) hattest, kann es also gut sein, daß das gerade das körperwärts gelegene Ende des L5-Hautareals ist, das gerade wieder aufwacht. Oder das von S1, das gerade einschläft... daher meine Frage nach den kleinen Zehen, oben überlappen sich die Areale zu stark, um sie auseinanderzuhalten.
Alles Gute,
Disco
Matti63
06 Mär 2011, 23:15
Hallo Disco,
leider muß ich dir hier wiedersprechen.
Die Sensorik ist ein überaus wichtiger Bestandteil der motorischen Funktionen.
Ein sensorisches Feedback ist notwendig um ein motorisches Feddfoward auszulösen!!!
Da kann ich dir das Buch der Neurophysiologie nahe legen bzw. schriften über Pathophysiologie.
Das ist Bestandteil des dritten Semesters gewesen, da mein Studium in NL stattgefundenn hat.
Im übrigen gehe ich mit deinem geschriebenen konform:-)))
Matti
Hallo Disco,
ganz lieben Dank, dass du so ausführlich darauf eingehst.
S1 Hautareal ist normal, kein Taubheitsgefühl, kein Kribbeln. Bei mir sind der große Zeh und die beiden daneben betroffen,
spricht für L5 und eben der Fußrücken fühlt sich auch taub an (über diesen 3 Zehen). Die kleinen Zehen sind überhaupt nicht davon betroffen.
Vermutlich ist dann eher das L5-Hautareal am aufwachen.
Ich kann links die Ferse heben und mich fast auf die Zehen stellen, aber nur ganz kurz und auch nicht wie beim rechten Fuß.
Da muss ich mich aber sehr darauf konzentrieren (habs gearde ausprobiert).
Aber wie du weiter geschrieben hast, sack ich runter, wenn ich quais oben stehe und das ganze Körpergewicht nach links verlagere.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass das schon so bei der Aufnahmeuntersuchung am 12.01. in der Rehaklinik war.
DA sollte ich mich auf die Zehen stellen und links bin ich gleich runter. Muss mal in meinem Rehabericht nachschauen.
Die 4-Wochen Frist wär damit schon lange rum. Aber wenn das trainiert werden kann, find ich das im Moment nicht mehr so dramatisch.
Vor der OP war kein Problem mit dem Fußsenker da. Und weil das MRT keine Änderungen zeigt, ist sich eben der NC sicher, dass ich mit S1 keine
Probleme habe. Von einer OP rät er auch erstmal ab.
War heute beim Orthopäden und habe nochmal wegen dem Spreizfuß und dem Knotengefühl nachgehakt.
Er meinte, dass das eben Zeit braucht. Meine Muskeln und Bänder wären geschwächt, was ja doch dafür sprechen würde, dass ich mich nicht auf den Zehen halten kann. Habe dummerweise vergessen, das mit dem erschwerten Zehenstand anzusprechen.
Am Freitag hab ich den 1. Termin für KG. Der Therapeut soll sich das einfach auch mal anschauen und mir Übungen zur Stärkung zeigen.
Am 28.03. habe ich nochmal einen Termin beim NC und werde ihn dann nochmal löchern. Mich nervt es grad gewaltig, dabei bin ich noch nicht mal
so schlecht dran.
Vielen Dank und auch Dir alles Gute,
Rosa
Zitat (Matti63 @ )
Die Sensorik ist ein überaus wichtiger Bestandteil der motorischen Funktionen.
Ein sensorisches Feedback ist notwendig um ein motorisches Feddfoward auszulösen!!!
Matti
Hallo Matti,
Habe das leider nicht ganz verstanden, wie das zu meinem Problem passt.
Viele Grüße
Fuchs
Matti63
08 Mär 2011, 19:41
Hi,
die sensorischen Fasern sind ein wichtiger Bestandteil für eine Antwort der motorischen Funktionen.
So kannst du zwar auch z.B. ohne Gefühl im Bein laufen muß dann aber über kompensatorische Mechanismen ausgleichen.
So ist ein Fortschreiten von Funktion u.a. abhängig von den sensorischen Qualitäten ergo. kannst du eher mit Verbesserungen rechnen , wenn die Sensorik intakt ist.
So entwickeln sich z.B. deine wiederkehrenden Fkt. im Fuss besser, wenn das Gefühl auch vollständig vorhanden ist.
Deshalb ist es in der Therapie auch wichtig die Bereiche zu stimulieren, die eine Gefühlsminderung aufweisen.
Sicher geht es auch ohne ......aber es dauert etwas länger.
Die sensorischen Fasern werden auch in zwei Bereiche aufgeteilt.
Protopatische und epikritische neurale Verbindungen unterscheiden zwischen anfassen und angefasst werden.
So jetzt wird es schon zu fachlich und alles andere würde eher nur verwirren.
Ich denke, das Disco die richtigen Worte gefunden hat und in jedem weiteren Punkt kann ich mich ihr nur anschließen
Matti
Hallo Matti,
vielen Dank für die Erklärung. Habe jetzt verstanden, was damit gemeint ist.
Viele Grüße
Fuchs