Apfelschorle
01 Jun 2010, 00:29
Da mich Google sowieso bei meiner Suche nach Informationen ständig auf eure Seiten führt, habe ich mich entschlossen, mich hier anzumelden.
Seit etwa einem Jahr habe ich zunehmend Schwierigkeiten beim Laufen, erst nur auf längere Strecken, das linke Bein fühlt sich äußerst merkwürdig an, irgendwie steif, schwer und widerspenstig. Gerade beim treppab gehen merke ich, dass ich weniger Kontrolle über das linke Bein habe, oft bin ich mir nicht sicher- setzt es gleich auf oder sind es noch ein paar cm. Ich ermüde beim Laufen jetzt viel, viel schneller und dabei müsste ich eine gute Kondition haben was das betrifft, denn unter 8km Fußmarsch jeden Tag gabs in den letzten 10 Jahren bei mir nicht- bis das anfing. Sehr merkwürdig das.
Auch die Hände machen nicht unbedingt, was sie sollen. Mit der Feinmotorik ist es oft schwierig, mir fallen Sachen aus der Hand, ich habe Probleme, kleine Dinge zu greifen (so als würde man im Winter nach einem Spaziergang mit eiskalten Händen für die Kassiererin einen Cent aus dem Geldbeutel pulen wollen), beim Tippen passiert es öfter als normal, dass Tasten nicht richtig angeschlagen werden oder ich daneben liege. Meine neue Ungeschicklichkeit hat schon viele Gläser umgestoßen, Frühstücksbrote auf frisch gewaschene Hosen drapiert usw. Neulich gabs Raclette und normal mag ich das total gern, es wurde mir aber schnell klar, dass dieses Essen zu einer Herausforderung mutiert war: all die glitschigen kleinen Zutaten auf das Pfännchen zu laden ohne die Hälfte runter zu schmeißen.
Letzten September war ich mit diesen Beschwerden bei einem Neurologen, der mir bereits VOR der Untersuchung sagte, dass er meine Beschwerden für psychisch hielt, da auf der Überweisung eine psychische Vorerkrankung vermerkt war (die zwar besteht, aus meiner Sicht aber nichts mit den Beschwerden zu tun hat). Dass solche Leute auch mal richtig krank werden können, kam ihm nicht in den Sinn. Jedenfalls ließ er mich drei Meter durchs Zimmer laufen, meine Nase anfassen, klopfte ein bisschen mit dem Reflexhammer und teilte mir mit, dass ein Bein schonmal Probleme machen könne, wenn man sich selbst im Weg stehen würde.
Nach diesem Arztbesuch hatte ich für längere Zeit keinen Mut mehr, zu irgendeinem Arzt zu gehen, da ich mich nicht ernst genommen fühlte.
Da es aber nicht besser, sondern immer schlimmer wurde, habe ich nun doch einen neuen Anlauf gewagt und einen sorgfältigeren Arzt gefunden. Der machte allerhand Untersuchungen, bei denen er zwar nicht viel Verwertbares finden konnte, aber er schickte mich "zur Sicherheit" ins MRT (Kopf und HWS) mit Verdacht auf MS. Die MS bestätigte sich nicht, dafür fand sich ein Bandscheibenvorfall in der HWS C4/5 mit mäßigem Druck auf das Rückenmark.
Der Radiologe meinte, kein Wunder, dass ich diese Beschwerden habe. Der Neurologe ist da allerdings zögerlich. Aus dem einfachen Grunde, weil ich keine Schmerzen habe. Die Frage, ob die Beschwerde daher kommen, konnte oder wollte er mir nicht beantworten. Er gab mir eine Überweisung zum Neurochirurgen, die sollen abklären, ob eine OP notwendig ist.
Für mich sind das irgendwie zwei verschiedene Sachen. Es können doch Probleme da sein und auch durch den BSV erklärt, ohne dass gleich operiert werden muss. Ehrlich gesagt hatte ich bei dieser Zögerlichkeit den Eindruck, dass er auch ein bisschen auf der Psychoschiene dachte, das aber nicht offen sagte. Aber- der BSV ist auf dem Bild deutlich zu sehen, auch dass er das Rückenmark an einer Stelle drückt. Das ist ja nunmal da und deutlich zu sehen, ob es nun Schmerzen macht oder nicht. Bei mir gab es schon mehrere Erkrankungen, die normalerweise schmerzhaft hätten sein müssen (ich bin ziemlich schmerzunempfindlich) und es nicht waren und ich muss sagen, ich bin da nicht traurig drüber. Nur das ernstgenommenwerden leidet darunter natürlich dann schon, man steht viel schneller als Simulant da. Mehr als Nackenverspannungen und ab und an ein oder zwei Wochen Kopfweh kann und will ich ja auch nicht bieten, nur damit es wie im Lehrbuch aussieht.
Das Blöde ist auch, dass die Schwierigkeiten vermutlich schwer nachzuweisen sind. Denn auf kurzen Strecken fühlt sich mein Bein zwar komisch an, aber ich kann ja noch alles, solange ich es nicht dauerhaft machen muss. Also zur Not steig ich euch auch über einen Stuhl. Zwar nicht oft, aber es geht. Die Ungeschicklichkeit hält sich in Grenzen, sofern ich mich wahnsinnig drauf konzentriere, den Gegenstand gut fest zu halten und mich nicht darauf verlasse, dass das mit dem "üblichen" Druck schon klappen wird bzw. nicht darüber nachdenke. Der übliche Druck reicht eben nicht mehr. Aber wenn ein Neurologe sagt: drücken Sie mal, ja klar, dann drück ich. Und er weiß ja nicht, wieviel Kraft ich früher hatte. Vermutlich ist es für ihn immer noch eine ganze Menge im Gegensatz zu einem gelähmten Pfötchen oder was man sonst so erwartet.
Aber solange nix beweisbar ist, riecht es für mich immer noch danach, als würde mir simulieren unterstellt. Von dem ganzen Untersuchungskram und ob es sein kann, dass die Schwierigkeiten nicht nachweisbar, aber dennoch da sind, hab ich auch einfach zu wenig Ahnung. Fakt ist, der BSV ist ja auf dem MRT-Bild und es wäre doch ziemlich zufällig, wenn ich ungefähr ein Jahr vor einem MRT-Bild mir Symptome ausgedacht hätte, die- wie ich inzwischen gelesen habe- ziemlich gut dazu passen, dass das Rückenmark gedrückt wird. Ohne zu wissen, dass später im Bild genau solche ein BSV festgestellt werden wird.
Tja, und nun warte ich auf den Termin beim Neurochirurgen (ist ein ganzes Stück weit zu fahren) und bin, nachdem ich mich am Freitag nach dem MRT gefreut hatte, dass die Ursache für die Beschwerden nun endlich gefunden ist und man nun anfangen kann, was dagegen zu tun, nun wieder einigermaßen ernüchtert und skeptisch, ob mir denn nun tatsächlich geholfen wird (durch OP oder andere Therapie, wobei ich mich nicht unbedingt nach einer OP sehne).
Apfelschorle
01 Jun 2010, 00:51
Noch vergessen bei Symptombeschreibung das ganze Kribbeln, eingeschlafene Hände, Füße usw. na ich denke ihr kennt das.
Nur der Vollständigkeit halber
Jürgen73
01 Jun 2010, 04:23
Hallo Apfelschorle,
wilkomen im Forum.
Deine Probleme mit den Händen und Armen könnten von dem BSV verursacht werden.
Der richtige Arzt wäre für dich der Neurochirurg. Dieser operiert auch nicht sofort.
Ist ja schon mal gut das du dort einen Termin hast.
Panthercham
01 Jun 2010, 10:19
Hallo Apfelschorle,
ich möchte noch hinzufügen das es tatsächlich BSV gibt ohne schmerzen.
Das was Du beschreibst kann man "Gangunsicherheit" nennen, passiert uns HWS geschädigten des öfteren.
Denke eher hat mehr mit dem Rückenmark zu tun als mit den Nerven in Höhe c4/5.
Könntest Du den MRT Bericht mal abtippen.
Gruß
Markus
Apfelschorle
01 Jun 2010, 11:19
Die Bestätigung, dass es das ohne nennenswerte Schmerzen geben kann, tut gut.
Den MRT-Bericht habe ich leider garnicht, ich habe nur die Bilder, den Bericht hat der Neurologe (ich muss mir den aber wirklich mal kopieren lassen, es ist immer gut, sowas selbst in der Hand zu haben). Als der Bericht auf dem Tisch lag, hab ich zwar kurz drauf gelinst, aber ich kann das nur noch sinngemäß wiedergeben: linksseitiger (oder linksbetonter?) Prolaps HWS C4/5 mit mäßiger Kompression des Rückenmarkes
War ganz kurz, mehr stand da nicht.
Panthercham
01 Jun 2010, 11:50
Hallo Apfelschorle,
es gibt einen Kurzbericht und einen Ausführlichen.
Generell immer besser wenn man selbst die Unterlagen hat, auch für später mal.
Die Ärzte sind verpflichtet Dir die Unterlagen auszuhändigen, sogar ohne Nachzufragen.
Gruß
Markus
Hallo Apfelschorle,
ein herzliches Willkommen im Bandi Forum.
Genau die gleichen Beschwerden hatte ich
auch, manche Tage bin ich gestolpert ohne
Ende und manche Tage konnte ich noch nicht
einmal einen Kugelschreiber halten.
Bei mir kam es von der HWS.
Das Rückenmark von C 4 bis C 7 wurde durch
Knochenanbauten bedrängt, durch konservative
Therapie wurde es nicht besser, weil es immer
enger wurde.
Mein Tip für Dich, nehme Deine MRT Bilder und
gehe in eine große Wirbelsäulenchirurgie, dort
wo die Ärzte täglich mit der Wirbelsäule zu tun
haben, ist die meiste Erfahrung vorhanden.
Lasse Dich dort beraten.
Alles Gute für Dich!
LG Isab
Apfelschorle
01 Jun 2010, 16:22
Der Termin, den mein Arzt für mich bei dem Neurochirurgen ausgemacht hat, ist in einem Wirbelsäulenzentrum an einem Krankenhaus, diese Neurochirurgen machen also den ganzen Tag sowas. Ich hoffe mal, dass es dann endlich Klarheit gibt.
Nach den Unterlagen werde ich auf jeden Fall fragen.
Aber danke schonmal, das ist erstmal eine gute Info. So langsam fühle ich mich doch wieder mehr ernst genommen von meinem Arzt, denn wenn das mit dem Neurochirurgen der nächste sinnvolle Schritt ist, den man jemandem mit diesen Beschwerden anraten kann, hat er ja eigentlich genau das Richtige gemacht (und mir auch noch einen baldigen Termin besorgt)
parvus
01 Jun 2010, 23:59
Hallole
fange sofort an Deine Unterlagen lückenlos an-/einzufordern, wer weiß ob Du sie nicht einmal benötigst.
Auch die Bilder kannst Du selber verwalten. Die Radiologen schreiben zwar vor, dass sie ihr Eigentum seien, jedoch um den Verlauf zu sehen, ist es besser Du nimmst sie an Dich um damit auch Fachärzte in Zukunft den Verlauf zeigen zu können.
Viel Erfolg beim Neurochirurgen ... notiere Dir dazu auch alle Dich bereits quälenden Fragen auf einen Zettel um sie dort fachlich durchzusprechen. Wenn man bei den Ärzten sitzt vergißt man meistens die Hälfte, da ist so ein Spikzettel Gold wert!
Grüßle und alles Gute

parvus
Apfelschorle
11 Jun 2010, 16:02
So, der Termin beim Neurochirurgen liegt hinter mir und auch er war mittelschwer verwundert, weil ... tja, weil ich nunmal keine Schmerzen habe. Dennoch meinte er, es würde Sinn machen, sich operieren zu lassen, die Entscheidung muss ich aber selber treffen. Ich habe ihn gefragt, welches Risiko es gäbe, wenn ich es nicht machen lasse (da ich Stürze nicht zuverlässig vermeiden kann) und er meinte, besonders viel Platz zum Ausgleichen wäre da nicht mehr. Also schon die Gefahr einer Querschnittslähmung, allerdings hab ich die auch, wenn ich mich operieren lasse, denn da ist das eins der Risiken. Spontan neige ich zu einer OP, weil ich die Probleme beim Laufen langsam satt habe und weil ich lieber ein halbwegs kontrolliertes Risiko habe (bei der OP operieren sie ja mit Mikroskop und so) als eins, das man nicht kontrollieren kann und da ich nunmal Anfälle bekomme, kann ein Sturz immer vorkommen.
Ich bin aber eurem Rat gefolgt und habe fleißig Papierchen gesammelt.
Da stand dann drin, dass der Neurologe also tatsächlich die Schwäche in meinem Bein per Untersuchung verifizieren, er hats mir nur nicht gesagt. Beim Neurochirurgen heute fiel die Gangunsicherheit auch auf.
Ich bin aber auch ganz entsetzt, was da sonst noch alles drin steht. So hat z.b. der Neurochirurg geschrieben, es ginge um mein rechtes Bein, derweil es das Linke ist. Und weil ich einige alte Narben habe, die von Selbstverletzung her rühren, steht da nun von seiten des Neurologen, wo ich neulich war, ich hätte eine Borderline-Persönlichkeitsstörung. Ob der Neurochirurg überhaupt die Diagnosekriterien dafür kennt? Selbstverletzung kommt nicht nur bei Borderline vor und für Borderline müssen noch einige andere Kriterien erfüllt sein, die es aber bei mir definitiv nicht sind, da geht es vor allem um ein Muster, mit Beziehungen und Gefühlen umzugehen, wie will das ein Arzt beurteilen, mit dem ich nichtmal über sowas geredet habe. Das ist so, als würde der Arzt bei jemandem, der Fieber hat, gleich Malaria hinschreiben ohne weitere Tests. Fieber gibts nunmal bei verschiedenen Erkrankungen, Selbstverletzung auch. Ich meine, ich war lange genug beim Psychodoc und bei mehreren Gutachtern, alle kamen auf dieselbe Diagnose, das ist aber nicht Borderline. Wofür ist das überhaupt in so einem Bericht von Interesse? Kann man gegen solche Falschinformationen in Berichten eigentlich was machen? Ich finds ganz schön stigmatisierend ehrlich gesagt und natürlich halten das dann nachher alle für wahr, weils ja im Bericht steht. Der Neurochirurg hats jedenfalls gleich mal aufgegriffen und in seinen Bericht mit rein geschrieben, dass eine Borderline-Persönlichkeitsstörung bekannt sei. Also schonmal der erste, der das abgeschrieben hat, ohne es zu hinterfragen.
Aber gut, mal ganz abgesehen vom Wahrheitsgehalt, hoffe ich jetzt mal, dass der Teil, den ich euch zitiere, nun wirklich stimmt:
"Spondylarthrose der Halswirbelsäule (M47.82 G), Spinal(kanal)stenose Zervikalbereich (M48.02 G), Zervikale Bandscheibenprotusion (M50.2 G)"
und weiter unten:
"MRT zeigt eine kyphotische Fehlhaltung, Spondylose und breiter BSV HWK 4/5 mit Myelonpelottierung, keine Signalanhebung
Das Beschwerdebild ist nicht eindeutig, es liegt keine Schmerzsymptomatik und eindeutige Myelopathie vor. Im MRT zeigt sich jedoch eine sekundäre Spinalstenose bei Spondylose und BSV in Segment 4/5, so dass man hier eine ventrale Dekompression als relativ indiziert anbieten kann"
Könnt ihr damit was anfangen? Muss/sollte man bei diesem Befund operieren? Er schlug mir eine "ventrale Dekompression und Cage Fusion" vor.
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