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Komplette Version Bandscheibenvorfall, Motivation und Depression

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Amalthea
Hallo zusammen, wink.gif

ich bin neu hier und möchte mich erstmal vorstellen bzw. meine Geschichte erzählen...

Ich bin 28 und war 2 Wochen wegen Bandscheibenvorfall im Krankenhaus (Schmerztherapie), danach habe ich 4 Wochen Reha gemacht. Im Januar habe ich nochmal 6 Wochen für 3x die Woche die Nachsorge bei dem Reha-Zentrum. Zustand Krankenhaus: starke Schmerzen, konnte nicht auf Rücken oder links schlafen, sondern nur rechts. Selbst da hatte ich teilweise bei Beinbewegung Schmerzen. Linkes Bein war betroffen, teilweise starkes Brennen bei Belastung in der Wade hauptsächlich und teilweise im Bein, teilweise taubes Bein + Fuß. Abknicken manchmal beim laufen. Allgemein konnte ich nicht normal laufen, konnte so gut wie nicht auf die Zehenspitzen mich hochdrücken. MRT wurde gemacht, Arzt war selbst überrascht wie stark der Bandscheibenvorfall ist. OP stand im Raum... er hat mich gefragt ob ich es will oder ob ich es über die Reha versuchen will.

In der Reha konnte ich anfangs die Treppen schlecht hochlaufen oder allgemein Bergauf und Bergab schlechter laufen... Aber es wurde immer besser... Am Schluss konnte ich normal laufen, mein Bein was links sehr schwach wirkte, war kräftiger geworden, ich konnte mich auch besser auf die Fußspitze stellen, das Taubheitsgefühl in Bein + Füßen wurde weniger. Nur noch etwas in den 3 kleineren Zehen. Arzt war sehr zufrieden.

Ich bin nun wieder arbeiten... die Feiertage kamen auch gelegen. Nur 2x 3 Tage arbeiten. Davor 1,5 Tage. Das ist soweit mein Einstieg... Leider wird es wieder schlechter, was sicher daher kommt, weil ich nicht mehr in der REha bin. Mache mehr Sport aber natürlich nicht so viel wie in der Reha...Weiß selbst nicht so ganz wie ich das machen soll... Muss mich wohl zusätzlich wieder im Fitness-Studio anmelden, verschiedene Sportsachen allgemein probieren usw. Die Übungen Zuhause reichen nicht so richtig.

Es kommt dazu das es schwierig ist, sich zu motivieren. Seit ca. der letzen Woche der Reha fühle ich mich unglaublich depressiv, unmotiviert und mir ist vieles total egal und mich interessiert kaum etwas. Komme im Moment morgens schwer aus dem Bett. Vielleicht habe ich nun eine Winterdepression? Ich weiß nicht wo ich die Kraft hernehmen soll. Treffe schon regelmäßig eine Freundin oder versuche mir über ein paar Wege Kraft zu holen.... Habe aber trotzdem sehr schnell ein gleichbleibendes Gefühl der Schwere und manchmal möchte ich einfach nur weinen.

Dieser Teufelskreis macht mich verrückt. Muss Muskeln aufbauen, motiviert sein und das was Gift ist für den Rücken weiter machen: Sitzen. Ich stehe schon öfters auf und mache Gymnastik.

Das alles löst immer wieder Panikattacken in mir aus oder halt das depressive. Auch Zukunftsängste sind etwas da.

Vielleicht muss ich nun lernen besser mich allem umzugehen... Ich fühle mich total "angeknackst" durch das Erlebnis mit der Bandscheibe, Krankenhaus, Reha... Das ist alles so neu und verwirrend. Fühle mich, wie in so ein Loch gefallen...Irgendwie macht mich im Moment kaum etwas glücklich.

Ich habe Angst doch noch operiert werden zu müssen... Der Arzt meinte, das kann mir schon passieren. Der Bandscheibenvorfall ist schon stark...Dann wäre ich ja nochmal für Wochen krankgeschrieben.

Es ist schon komisch... Ich weiß ich wünsche mir in naher Zukunft eine Familie. Das jetzt bringt mich auf den Gedanken, wie es wäre halbtags zu arbeiten und halbtags bei der Familie zu sein... Weiß nicht wie ich mir eine Zukunft vorstellen soll wo ich in der Firma jahrelang im Sitzen arbeite. Ich bin erst 28.

Naja, was soll ich sagen... bin im Moment immer wieder aufgewühlt und weiß nicht wie ich mit allem umgehen soll....

LG - Amalthea

Indyce
Hallo Amalthea,

Laß dich erst mal streicheln.gif !

Auch wenn es abgedroschen klingt: Aber nach jedem Tief kommt ein Hoch! Ich kann deine Niedergeschlagenheit gut nachempfinden. Hab sechs Jahre Volleyball gespielt, war zwei Jahre im Fitnessstudio, 1/2 Jahr Softball, fünf Jahre Taekwondo und dazwischen immer noch Wandern und Radeln oh, und vor zwei Jahren kam noch das Tauchen hinzu. Lange Rede kurzer Sinn: Ich dachte, ich bekomm nie nen BV.

Vor meinem 28.Geburtstag wurden die Rückenschmerzen immer schlimmer und nachdem sich mal eine MRT Arzthelferin erbarmt hat und mir einen zeitnahen Termin gegeben hat, stand fest: massiver BV. Toll. Ich muss nicht erwähnen, dass ich da grad meinen ersten Job nach dem Studium angenommen hab, oder?

Beim NC wurde dann auch noch eine Fußheberschwäche festgestellt und mir mitgeteilt, dass ich zu den 10% gehöre, die sich unters Messer legen dürfen. Genial. Ich war bedient, meine Eltern ebenfalls. Der einzige Vorteil war die Gewichtsreduktion...

Hab mich auch abgekapselt. Lag sinnlos bis zur Einlieferung ins KH auf dem Sofa herum und hab mir Animes aus dem Internet reingezogen. Aber natürlich hab ich mich stundenlang über derartige OPs informiert, und je mehr man darüber liest, desto schlechter wird einen. Irgendwann wollte mir meine Mutti schon den Saft abdrehen, damit ich auf andere Gedanken komme.

Nach der OP und dem KHaufenthalt lag ich über Ostern wieder daheim und hab auf die Reha gewartet. Nach Ostern hab ich dann abwechselnd mit der Reha und dem KH telefoniert, weil ich keinen Termin bekommen hab und erst die Krankenkasse konnte die Verwirrung entwirren. Da war ich auch beschäftigt.

Wie ich mich über Wasser gehalten hab? Hoffnung, dass die OP klappt. Hoffnung, dass es in der Reha auch junge Menschen gibt. Hoffnung, dass ich schnell wieder Arbeiten kann. Hoffnung, dass ich bald wieder auf meinem Motorrad sitzen kann.

In der dreiwöchigen Reha hab ich widererwarten viele nette Menschen getroffen und mit den Gesprächen kam auch der Lebensmut wieder. Nach der Reha bin ich wieder zur Arbeit (auch das hat mir natürlich Mut gegeben, dass mein Chef mich nicht gleich auf die Straße gesetzt hat), hab mein Motorrad ausgepackt, geputzt und bin Probe gesessen. Trockenfahren nenn ich sowas! *seufz* Das hat mich glücklich gemacht. Die Vorstellung wieder auf Achse sein zu können. Bald. Hab mir Zeit gelassen, brav die KG gemacht (auch heute noch) und nach einem Monat oder so dann der erste Ausritt. Glück, Glück, Glück. (Auch wenn ich meine Sitzhöcker gespürt hab.)

Jetzt nach nem halben Jahr gehts mir wieder sehr gut. Denk schon an allen erdenklichen Sport, den ich anfangen möchte. Aber ich werd vorerst bei Pilates bleiben und wahrscheinlich noch Qi Gong hinzunehmen. Möchte die ganze Sch*** ja nicht nochmal durchlaufen.

Wenn ich früher geknickt war, dann hat mir der Sport geholfen. Durch das auspowern bekam man wieder einen klaren Kopf. Jetzt ist das schwieriger geworden. Aber ich kann halt Gott-sei-Dank meine Liebe zu Zweirädern erhalten, ob mit oder ohne Motor. Und ab nächstem Jahr hoff ich auch wieder Tauchen zu können. Ich hab also immer "Ziele" vor Augen. Manchmal ist es natürlich schwierig, aber wenn man sich die Ziele klein hält, dann sollte auch das Glück nicht weit entfernt sein.

Aktuell würd ich mir die Frage stellen: Welche Übungen tun mir gut? Kann ich sie öfter machen? Wie sieht es mit Spazieren aus?

Selbst wenn du momentan nur eine kurze Strecke schaffst, wird es sich mit der Zeit verbessern! Nach der OP hab ich es grad mal den Gang hinunter geschafft, jetzt kann ich schon zwei-drei Stunden Wandern! (Gut, von der einstigen Kondition -Zugspitze rauf- bin ich noch weit entfernt, aber ich taste mich vor!) Rückschläge muss ich auch verkraften, da ich sagenhaft zugenommen hab, aber das wird auch wieder. Zumindest hab ich nicht vor neue Klamotten zu kaufen!

Kuck dir doch mal die Pilates Angebote an! Wichtig ist, dass man die Übungen bewusst, mit Körperspannung und langsam macht. Oh, und Schmerzen sollte man dabei natürlich keine haben. Wenn der Lehrer nicht auf deine Bedürfnisse eingeht, dich kontrolliert und Fehlstellungen verbessert, dann bist du falsch.

Die Gedanken über eine eigene Familie hab ich verdrängt, da mir da noch die zweiten 50% fehlen. Ich will mir außerdem gar nicht ausmalen, was für tolle Schmerzen das sein können, wenn ein Baby auf die LWS drückt. Mir reichen noch die Schmerzen vom BV...und die Hilflosigkeit...und die nicht-vorhandene-Zweiklassenmedizin...Wenn ich aber den Mann meiner Träume hätte, der sich eine Familie mit mir wünscht und wo ich davon ausgehen kann, dass er es auch ernst meint, dann würd ich es dennoch wagen! Wär ja noch schöner, wenn man als Rückenkrüppel auch noch keine Kinder bekommen dürfte!

Also: die unschönen Dinge verdrängen, sich Dinge suchen, die einen Aufheitern, den Kopf nicht hängen lassen und wenn alles nichts hilft: McGyver kucken!!! Hoo-raah!

Ganz liebe Grüße

Indyce
joggeli
Hallo Amalthea,

willkommen hier im Forum!

Wie lange machst Du mit dem BSV schon rum?

Anscheinend scheinst Du ja Fortschritte gemacht zu haben in der Reha, von daher zeigt Dir ja Dein Körper, dass ihm Bewegung gut tut - das sollte eigentlich Motivation genug sein!

Zitat
Seit ca. der letzen Woche der Reha fühle ich mich unglaublich depressiv, unmotiviert und mir ist vieles total egal und mich interessiert kaum etwas


Vielleicht solltest Du mal darüber nachdenken, professionelle psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ob das jetzt eine "Winterdepression" ist, oder Du wegen Deinem BSV in einem Tief bist, ist völlig egal, da musst Du rauskommen und wenn es alleine nicht geht, dann hol Dir Hilfe und zwar lieber früher als später.

Ein BSV ist keine Diagnose, die einem den Kopf in den Sand schecken lassen muss. man kann viel selber dazu beitragen das es aufwärts geht.
man hat eine Schwachstelle am Rücken, aber damit kann man auch leben!
Vieles kommt auf die eigene Einstellung an, wenn ich mich hängen lassen und negativ denke, ist die Chance gross, dass es auch so kommt.

Zitat
das was Gift ist für den Rücken weiter machen: Sitzen. Ich stehe schon öfters auf und mache Gymnastik.

Na das ist ja gut, wenn Du merkst, was Dir gut tut und Du das umsetzen kannst.
Vielleicht kannst Du ja über die Rentenkasse einen höhenverstellbaren Schreibtisch bekommen, sodass Du auch mal im Stehen arbeiten kannst.

Also, such Dir Hilfe, den ewige Schmerzen können einem sehr zermürben, dass kennen viele hier und sind deshalb auch in psychologischer Behandlung.

Alles Gute

LG

joggeli


Ave
Hallo Almathea

Zitat
Ich bin 28 und war 2 Wochen wegen Bandscheibenvorfall im Krankenhaus (Schmerztherapie),


Lass mich raten - Du hast am Schmerztropf gehangen bzw hast Medikamente bekommen und Infiltrationen?

Das ist KEINE Schmerztherapie, das ist medikamentöse Schmerzbekämpfung.

Eine gute Schmerztherapie geht zum einen länger als 2 Wochen und zum anderen geht sie über medikamentöse Versorgung hinaus.
Joggeli hat Dir ja schon geschrieben, dass Du Dir professionelle Hilfe wg Deiner Antriebslosigkeit mit an Bord nehmen sollst.
Und gekoppelt an diese psychologische Begleitung solltest Du Dir einen Facharzt für spezielle Schmerztherapie suchen.

Ich denke, mit Hilfe von diesen beiden Fachrichtungen kann es Dir gelingen, Deinen Alltag so zu strukturieren, dass Du klar kommst.
Schmerz und Psyche sind leider eng miteinander verbunden (was nicht heißt, dass man sich den Schmerz einbildet!) und deshalb ist es wichtig, dass man diesen Teufelskreis durchbricht.

Das geht aber nicht von heute auf morgen, sondern in kleinen Schritten, wichtig ist aber der erste Schritt: Nämlich sich die Hilfe(n) zu suchen und sie auch anzunehmen.

Alles Gute!

Lg
Maria
Amalthea
Ich bin Anfang November ins Krankenhaus gekommen damit. Hatte aber vorher schon 1 Jahr mit wiederkehrenden Schmerzen zu tun gehabt. Arzt meinte auch, das ich den BSV nicht von heute auf morgen bekommen habe.

Ich hätte nie gedacht, das durch sitzen + kaum Muskeln ein Bandscheibenvorfall entstehen kann. Vor etwa einem Jahr wurde mir auch gesagt, das ich eine Fehlhaltung habe. Ist ja klar...bei fehlenden Muskeln entsteht sowas.

Ich finde das total komisch, wenn ich angesprochen werde: So jung und schon ein Bandscheibenvorfall...... Das haben die im Krankenhaus gesagt, Leute in der Firma, der Typ den ich am Telefon hatte von der Krankenkasse.... Also ich habe eine Kollegin, die ist 2 Jahre jünger wie ich und wurde schon operiert und dort in der Reha war auch eine, die ist 23.

Ich bin schon in psychologischen Betreuung. Habe auch ne Therapie hinter mir vor ein paar Jahren. Ich weiß das ich anfällig bin depressiv zu sein und das ich zu Ängsten/Panikattacken neige.

Es fällt mir schwer aus meiner Umgebung Kraft zu schöpfen, aber es ist besser geworden... ich nehme Hilfe mehr an, teile mich Leuten mehr mit und gehe Probleme besser an.

Für mich ist der Bandscheibenvorfall ein Einbruch, der zeigt, das ich nicht belastbar bin. Das beunruhigt mich wegen meinem Beruf. Das schränkt mich im Moment ein. Ich fühle mich so unvollständig und schwach. Nicht vollwertig? Hört sich blöd an... Ich muss lernen damit umzugehen und muss Geduld haben. Vielleicht ist mein Problem, das ich dazu getrimmt worden bin, zu funktionieren, keine Schwäche zu zeigen. Möglich, das es immer noch in mir steckt... Obwohl ich dachte, es nicht mehr so ist.... Vor einigen Jahren hatte ich schon einen Burnout im Beruf. Seit dem trete ich deutlich kürzer und akzeptiere mehr meine Grenzen.

Danke für Eure lieben Worte und Erfahrungsberichte... Ich werde weiterhin hier viel lesen.

Ich merke das ich unglaublich viel Zuspruch brauche... aber das gute daran ist, das ich das auch tue... ich gehe auf andere mehr zu und sagen denen, das es mir nicht gut geht und das ich einfach nicht mehr kann... das habe ich auch in der Firma gesagt. Man versucht mir auf jeden Fall zu helfen.

Ich glaube ich schreibe etwas durcheinander gerade.... Aber es ist mir wichtig zu schreiben, was mich alles so belastet....

Nachtrag: Also im Krankenhaus habe ich jeden Tage eine Spritze in den Spinalkanal bekommen, Infusion, Fango, Tens-Gerät, Gymnastik

in der Reha: Gerätetraining, Krankengymnastik, Massage, Elektrotherapie, Seminare über verschiedene Themen, wöchentlich bis zu 2 Arzttermine und Entspannungstherapie

Sab
Ich kann Dich gut verstehen. Rückenschmerzen sind nichts Schönes ! Und sie können sehr real sein...Du hast ja schon einige Empfehlungen bekommen. Ich kann sehr gut verstehen, dass Rückenschmerzen Dich depressiv machen. Für mich ist bei meinem Rückenproblem (im Februar einen Bandscheibenvorfall, Ende Juni dann Bruch von 5 Wirbeln durch Unfall)wichtig, dass ich versuche, etwas dagegen zu tun (das ist in meinem Fall Gymnastik / Sport) , damit ich mich der Sache nicht so ausgeliefert fühle. Damit geht´s mir besser, ich merke, dass ich - zumindest teilweise - kontrollierne kann, ob ich Schmerzen bekommen bzw. etwas dagegen tun kann. Und ich versuche , an meiner Haltung zu meinen Schmerzen zu arbeiten; sie nicht so >ernst >nehmen. Es sind halt Schmerzen aber es ist nicht lebensbedrohlich. Ich versuche, trotzdem mein Leben einigermassen normal zu leben, den Schmerzen nicht so viel Raum zu geben. Das klappt meistens ganz gut.

lg


Sabine
masumol
Hallo Amalthea,

ich hab jetzt Deine Beiträge, auch die der Anderen hier im Thread klar, eben dreimal durchgelesen und überlegt, was ich dazu schreiben könnte.

Ich fang einfach mal an: ein wenig erinnert mich Dein medizinischer Werdegang bis heute ein bissl an den meinen. Ich hab auch schon seit gut zehn Jahren mit Angststörungen und diesem ganzen Drumrum zu tun und mein erster BSV war 1999. Den BSV hab ich damals glücklicherweise konservativ mit Physio, Tens, MT zur Ruhe bekommen. Wegen der Ängste war ich schon damals längere Zeit in psychologischer Behandlung, nach vielen Sitzungen und auch stationär stand ich auf einmal wieder mitten im Leben. In dem Maße, in dem ich mich vorher verkrochen hab, hab ich danach total überzogen mit Job und gleich fünf Ehrenämtern.

Bis dann der Rückenschmerz 2005 wieder kam, erst erträglich, später kaum noch erträglich und irgendwann war der Akku leer. Der richtige Befund ließ leider lange auf sich warten, ich war halt an den falschen Arzt geraten, wie ich heute weiß. Meine Hausärztin war die, die mich immer wieder in die richtige Spur geschickt hat. Als nix mehr ging, hat sie mich in eine stationäre konservative Behandlung ähnlich Deiner überwiesen, von dort ging's direkt in die Reha.

Bis der richtige Befund letztlich da war, war's Frühjahr 2006 und eine OP wurde dann nötig. Einige Zeit danach die nächste Reha, ambulante und stationäre Schmerzbehandlung und das bis heute. Und, weil mir das scheinbar nicht reichte, kamen irgendwann auch die Ängste wieder. Aus meiner heutigen Sicht eine Kombi aus Schmerz und Ängsten und dem wieder Zuhaussitzen.

Und da gab´s nur zwei Möglichkeiten, entweder ich verkriech mich weiter oder versuche wenigstens so viel, wie mir möglich ist. Ich hab hier das Forum gefunden, die Geschichten anderer gelesen, meine damit verglichen und ... es gibt so viel schlimmere Sachen als ich sie habe. Und nach und nach gelingt es mir zumindest relaxter mit vielem umzugehen, in dem ich drüber schreibe, drüber rede. Zudem bin ich meiner Schmerztherapeutin dankbar, das sie die nötigen Überweisungen zum Neurologen und Psychologen veranlasst hat und so langsam komm ich zumindest mit den neuen Tabletten klar, das andere wird auch noch.

Für manch einen mag diese kleine heile Welt, in der ich momentan lebe, ein Gefängnis darstellen, aber ich hab mich damit arrangiert, hab mir meine Hobbys gesucht und damit abgefunden, das zur Zeit leider nicht alles geht. Aber damit ist die Zukunft für mich doch nicht gestorben. Und wenn die Schmerzen heute kommen, na und, nicht angenehm, aber die gehen auch wieder.

Du hast net groß durcheinander geschrieben, bei dem Thema gibt's kein falsch oder richtig, da muss man es so raus lassen, wie's kommt. Soo, jetzt hab ich mich aber so richtig geoutet, ich hoff, es hilft Dir wenigstens etwas weiter auf einem gewiss nicht leichten Weg.

Liebe Grüße
Mario
Amalthea
Danke, an die neuen lieben Beiträge von Euch!

Das hilft mir! Heute gehts mir auch wieder besser... Gestern hatte ich viel Zuspruch privat und ich war beim Sport in ner Gruppe. Da muss ich dann was machen... und man wird motiviert. Alleine Sport machen, ist schwierig für mich. Muss mich immer wieder zusammenreißen Zuhause Sport zu machen. Und wenn es nur 15 Minuten sind... Entlastung, Dehnung und etwas Muskelübungen. Packe mir auch regelmäßig Wärme hinten drauf oder bade schon warm mit Muskelentspannungszusätzen usw. Normalerweise dusche ich ja eher. Aber ich versuche mir anzugewohnen jetzt bei der Kälte einmal die Woche zu baden.

Das blöde bei mir ist mein eigener Teufelskreis der sich aufgebaut hat. Ich muss dazu sagen: Früher war ich alleine unterwegs und kannte das nicht so mit Freunden und wie wichtig es ist, sich mitzuteilen. Dachte immer: Ich muss stark sein, konnte keine Schwäche zeigen und hatte auch Angst davor. Das liegt alles an meiner Vergangenheit. Habe mir erst später einen Freundenkreis aufbauen können, weil ich durch das alles Probleme hatte mit sozialen Kontakten. War da irgendwie unerfahren, halt weil ich lange eher Einzelgänger war. Jetzt wo ich viele Freunde habe und ein tolles Zuhause mit meinem Mann habe, merke ich so richtig, was mir hilft und wie ich das alles vermisst haben. Mir waren früher Umarmungen z.B. unangenehm weil ich ja da Gefühle zeigen muss und ich anfangen könnte zu weinen. Heute kann ich meine Schwächen besser zugeben und lasse mir dem entspechend mehr helfen.

Mein Problem war auch immer meine eigene Stabilität. Die musste ich erst aufbauen. Habe immer noch Probleme aber es ist deutlich besser. Nehme auch zusätzlich die niedrigste Dosis von Antidepressiva, die geht. Fahre sehr gut damit und es hält mich besser auf einem guten Level. Ich habe immer mehr und immer öfters das Gefühl die Dinge besser im Griff zu haben und vorwärts zu kommen. Auch wenn manches sehr viel ist und ich noch Nachholarbeit habe. Was soziale Kontakte betrifft gehts mir nun richtig gut. Habe da meinen Platz gefunden.

Der Bandscheibenvorfall hat sehr reingehauen...und mir wieder Stabilität genommen. Aber: Früher wäre ich da viel länger in einem Loch gewesen. Ich komme da viel besser und schneller raus... auch wenn es trotzdem scheinbar länger dauert als bei anderen Menschen.

Mein Problem ist, das ich durch früher keinen gescheiten Halt hatte. Ich niemanden richtig hatte, der mich durchs Leben "geführt" hat. Ich lass das mal so stehen und gehe nicht näher drauf ein. Mir hat ein gewisser Entwicklungsprozess gefehlt. Und so fallen mir Dinge manchmal schwerer und ich musste Dinge nachträglich lernen.

Das hört sich alles "dramatisch" an, aber heute gehts mir soweit sehr sehr gut.

Ich bin mir sicher, das ich auch diese Hürde schaffen werde mit meinem Rücken... auch wenn es mal wieder harte Arbeit ist....Wichtig ist: Ich muss mir die Ängste von anderen nehmen lassen und muss richtig Ruhe finden und Kraft.

Liebe Grüße !

Lady Amathea :-)
agidog
Hi Amalthea

ich bin froh, dass du psychisch so stabil werden konntest.

Zitat
Früher war ich alleine unterwegs und kannte das nicht so mit Freunden und wie wichtig es ist, sich mitzuteilen.


Das ist bei mir immer noch so, aber ich habe inzwischen gelernt, damit umzugehen.

Zitat
Jetzt wo ich viele Freunde habe und ein tolles Zuhause mit meinem Mann habe


Das habe ich bis heute noch nicht - aber es belastet mich nicht mehr so. Früher war es schlimmer - die Depression ging bis zum Suizidversuch. Es folgten jahrelange Psychotherapie und die Einnahme von Antidepressiva.

Der BSV hat mich dagegen nicht besonders "runtergezogen", es ist nur die Rumsitzerei zu Hause, die mich nervt - vor Allem, weil ich keine Freunde habe.

Ich bin nur froh, dass meine einzige, außerhäusliche Aktivität - der Gospelchor, in dem ich singe - trotzdem noch möglich ist. Z.Z. darf ich wegen meiner Epilepsie nicht Auto fahren, aber ein ganz lieber Mitsänger fährt jedesmal gut 45 km einfach, um mich abzuholen und heimzubringen.


LG und gute Besserung wünscht


Gabi
masumol
Hallo Amalthea,

na das liest sich schon ganz anders als Deine bisherigen Beiträge hier im Thread.

Entscheidend ist es sicher, für sich immer das gesunde Mittelmaß zu finden. Wenn Du das mit dem Gefühle zulassen und Soziokontakte aufzubauen bereits verinnerlicht hast, da bist Du doch auf einem wirklich guten Weg. Und dazu die fachliche Hilfe annehmen.

Musst eben aufpassen, Dich nicht wieder einzubuddeln und weiter Deine Kontakte pflegen, das ist schon die halbe Miete. Und Du kannst mir glauben, ich weiß bestimmt, wovon ich da schreibe.

Versuch so wenig wie möglich ins Grübeln zu kommen und das geht eben am besten mit Beschäftigung, mit Ablenkung, mit einem schönen Hobby, sich selbst und anderen eine kleine Freude machen und sich kleine Höhepunkte zu bereiten.

Liebe Grüße
Mario
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