Hallo Esther,
ja, Deine Gangunsicherheit kommt in meinen Augen von Deiner HWS, da Du da ja eine absolute Spinalkanalstenose hast mit Pelottierung des Myelons. Die Gangprobleme, die Du beschreibst, sind ganz typisch für eine Kompression des Rückenmarks, welches ja ungefähr auf der Höhe von L2 endet. Somit kommt Deine LWS zumindest für Deine Gangunsicherheit nicht in Betracht.
Diese Gangunsicherheit nennt man in der Fachsprache "Ataxie". Du hast einen ataktischen Gang Deiner Beschreibung nach.
Hast Du mal versucht, ob du im Hellen besser laufen kannst, als im Dunkeln? Typisch für eine spinale Ataxie ist nämlich, dass man die Unsicherheit mit den Augen etwas kompensieren kann.
Ich selber habe nun seit 2 Jahren eine inkomplette Querschnittslähmung ab Brusthöhe aufgrund eines Massenvorfalles in der BWS (Th5/Th6). Im Mai 2006 wurde ich in den Niederlanden (Maastricht/Dr. Cornips) zwar erfolgreich operiert, aber leider kam die Operation für mich etwas zu spät, wie sich während und nach der Operation herausstellte. Durch den enorme, verkalkten Bandscheibenvorfall wurde das Rückenmark über einen Zeitraum von mehreren Monaten wohl zu sehr komprimiert, so dass es nun leider zum Teil irreparabel geschädigt ist.
Mit den Ausfällen in Beinen und Oberkörper fing das bei mir eigentlich so richtig an im Januar 2006. Da bin ich häufiger gestolpert, verlor oft mein Gleichgewicht und konnte im Dunkeln nicht mehr sicher gehen, ohne zu stürzen (Ursache war eine verminderte Tiefensensibilität und somit eine spinale Ataxie). Wenn ich beim Laufen nicht auf meine Füße sehe, dann bekomme ich Probleme und laufe sehr sehr unsicher. Ich sage immer "ich laufe mit meinen Augen".
In den Wochen danach wurde das Gefühl (Sensibilität) in Beinen, Füßen und Oberkörper immer schlechter bis hin zur kompletten Taubheit und es entwickelte sich eine Spastik in beiden Beinen. Letztlich gesellten sich da dann noch massive Lähmungserscheinungen in Rumpf und Beinen dazu, wodurch ich kurz vor der OP eigentlich so gut wie nicht mehr laufen konnte. Ich konnte nur noch 10-20 Meter mühsam mit Hilfsmitteln laufen. Ansonsten war ich auf einen Rollstuhl angewiesen. Last but not least hatte ich erhebliche Blasenprobleme (enorme Mengen an Restharn, Harnverhalt, spastische Blase), einen atonischen Darm (gelähmter Darm mit massiver Verstopfung) und eine sexuelle Dysfunktion.
Ich will Dich jetzt nicht mit meiner Geschichte schockieren, denn was mir passiert ist, ist sehr selten und beruht auf einer Menge Pech und Fehleinschätzungen seitens der Ärzte.
Allerdings solltest Du Deine eigenen Beschwerden ernst nehmen und nicht zu lange warten mit dem Handeln.
Du solltest Dich dringend unter neurologische Kontrolle begeben. Ein Neurologe kann mit Tests und Untersuchungen (Messung der Nervenleitgeschwindigkeit mit SSEP/Somato-Sensorisch-Evozierte Potentiale und MEP/Motorisch-Evozierte Potentiale)schon ganz gut feststellen, wie es Deinem Rückenmark geht. Mittels MEP und SSEP kann man feststellen, wie viele elektrische Signale Die komprimierte Stelle im Rückenmark noch passieren können. Im Bereich der Läsion ist offenbar die Leitfaähigkeit Deines Myelons gestört/verlangsamt. Das ist wirklich wichtig, solange Du Dich in Deinem Falle konservativ behandeln lassen willst! Diese Untersuchungen sind auch für die Verlaufskontrolle sehr wichtig, da eine Rückenmarksschädigung sich sehr schleichend entwickeln kann und man das selber oft gar nicht so bemerkt. Mit Hilfe dieser Untersuchungen lässt sich dann eine mögliche Verschlechterung sehr gut objektivieren.
Bei mir war die Nervenleitgeschwindigkeit sehr stark verlangsamt und teils kam da gar nicht mehr viel durch.
Ich würde mich freuen, wenn Du uns weiter auf dem Laufenden hältst.
Wenn Du weitere Fragen hast, dann will ich Dir gerne helfen, denn schließlich kenne ich das ganze ja leider selber nur zu gut.
Lasse Dich nicht unterkriegen!
Liebe Grüße von Nicoline