
Meine Wirbelsäule und ich - unsere (bisherige) Geschichte:
Ich schreibe sie hier so ausführlich auf, vielleicht schaut ja mal jemand 'rein, bei dem es noch nicht zu spät ist - mit den Erfahrungen von HEUTE hätte ich manchmal sicher anders reagiert - und heute vermutlich keine 2 OPs mit Versteifung hinter mir - und eine unsichere Zukunft vor mir!!! Außerdem tut es mal gut, alles niederzuschreiben.
Ich bin Dipl.-Ing.(FH) Kunststofftechnik in einem Unternehmen des Anlagen- und Maschinenbaus. Eine meiner Aufgaben: Probleme mit unseren weltweit installierten Anlagen zu lösen...
Irgendwann im Alter zwischen 14 und 16: Röntgen der WS mit Diagnose "leichte Skoliose". Empfehlung des Arztes: Ausgleichssport, ja Reiten ist OK.
Also bin ich geritten, ganz ordentlich - bis Kl. M in Dressur, Springen und Vielseitigkeit. Nicht wegen meines Rückens, sondern weil es einfach Spaß macht und wir einen eigenen Stall haben.
Bis Mai 1997 konnte ich trotz Job bzw. Studium zumindest an den Wochenenden noch regelmäßig ernsthaft reiten, dann musste mein Verlaß-Pferd völlig ohne Vorwarnung in einer Not-OP eingeschläfert werden. Plötzlich nur noch junge Pferde im Stall und viele, viele einwöchige Dienstreisen nach USA (immer Holzklasse) bzw. 4-8 stündige Autofahrten in Europa. Also war erst mal nix mit Reiten - und für anderen Ausgleich keine Zeit und keine Lust (der innere Schweinehund lässt grüßen).
Bis dahin hatte ich nie irgendwelche Probleme mit meiner WS bzw. meinem Rücken!
Im Dezember '97 der erste Hexenschuß - 2, 3 Spritzen und es war wieder OK. Prima, weiter machen wie bisher..
1 Jahr später der 2. Hexenschuß - Warnsignale wieder ignoriert...
In 1999 mehrere mehrwöchige Dienstreisen nach Taiwan, Streß pur, den Kunden im Nacken und die eigenen Controller natürlich auch.
Ab September 1999 Rückenschmerzen - verdrängt weil keine Zeit...
Ca. ab November ständiges Ziehen im linken Oberschenkel, ich habe mich nur gewundert, wo denn wohl der Muskelkater herkommt...
Zwischen den Jahren war dann der Zusammenhang zwischen WS und Schmerzen im Bein auch in meinem Hirn hergestellt. Also zum Arzt - ging nicht mehr ohne. Klinische Untersuchung, Spritzen, Medikamente, Infusionen, alles half nichts. Die Schmerzen waren brutal, wie Messerstiche. Ich hatte aber keine Ausfallerscheinungen.
Diagnose CT:
"In Höhe L5/S1 links medio-lateraler Bandscheibenprolaps mit S1 Wurzelkompression links, die rechte S1 Wurzel wird soeben erreicht. Ansonsten unauffällige CT der LWS."
Nach eingehender Untersuchung in der Neurochirurgie des Klinikums Aschaffenburg (Prof. Dittmann) Termin für mikro-chirurgische OP am 15.02.2000 - 3 Wochen Wartezeit.
Die OP war erfolgreich, endlich wieder schmerzfrei laufen! Bemerkung des Operatuers:"Das war ja ein Riesenvorfall!". Nach 5 Tagen die Entlassung nach Hause, 14 Tage nach der OP die stationäre Reha in Bad Mergentheim (Klinik Hohenlohe). Anfangs lief das dort auch ganz gut. In der 3. Woche Rückfall nach einer KG-Übung (Gruppentherapie) wieder extreme Schmerzen links, Verlängerung um 2 Wochen auf insgesamt 5 Wochen). Anschließend noch KG, AU bis Ende April. Dann wieder zurück in den Job, aber noch keine Langstreckenflüge für das nächste halbe Jahr.
7 Wochen (das war die ärztlich angeordnete Frist) nach der OP wieder auf's Pferd, erst einmal nur im Schritt, später auch wieder Trab, Galopp, Springen, Gelände. Im Sommer 2001 habe ich ein junges Pferd angeritten, in 2003 das nächste (in meinem Avatar) alles ohne Probleme für meinen Rücken. Auch wieder Turnierstarts in Dressur und Springen (soweit es der Job erlaubt hat).
Wenn ich sehr "gelumpt" habe (lange Autofahrten, Flüge, kein Ausgleich usw.) hat sich mein Rücken in Form von Schmerzen im linken Oberschenkel zu Wort gemeldet, er war nach ein paar Tagen Übungen und Reiten (wenn möglich) aber wieder zufrieden. Das ging 7 Jahre lang gut.
Ab Mitte November 2006 Versuch der Problemlösung eines 5 Jahre bestehenden Anlagenproblems, verbunden mit zahlreichen Reisetätigkeiten, sehr viel Schlepperei von Laptops und Messtechnik - und eigentlich keine Möglichkeit, das Problem zu lösen, da es nicht in meiner Macht stand, die entsprechenden Entscheidungen zu treffen.
Anfang November starke Rückenschmerzen im Bereich der LWS. Eigene gelernte Übungen haben nicht viel gebracht. Seit Mitte November 2007 starke Schmerzen, diesmal im rechten Bein (bis Wade), Taubheitsgefühl rechts (Fußsohle, kleine Zehen). Also doch wieder zum Arzt. Mein HA war im Urlaub, die Vertretung hat noch nicht einmal eine Untersuchung gemacht (!), sondern nur gemeint: "KG hilft da doch, oder?". Meiner Bitte um eine schmerzstillende Spritze wurde entsprochen, geholfen hat sie nichts. 1 1/2 Wochen warten, dann war mein HA wieder da. Die klinische Untersuchung ergab: PSR rechts erloschen, ASR bds. erloschen. Überweisung zum CT, danach zum Neurochirurgen (Prof. Bini, neurochirurgische Gemeinschaftspraxis, Seligenstadt).
MRT 19.12.2007:
"Methode: T2-TSE sagittal, T2-TSE axial, T1 axial nativ und mit KM, T1 sag. mit KM
Befund:
MRT der LWS nativ und mit KM: mäßige degenerative Veränderung der Bandscheiben der unteren BWS. Thorakolumbaler Übergang und Segmente LWK 1-4 unauffällig.
L4/5: Flacher, links paramedianer dorsaler Bandscheibenvorfall mit Bedrägung der Wurzel L5 im Rezessus links. Keine Spianalkanalstenose. Neuroforamina frei.
L5/S1: Zustand nach Bandscheiben-OP links. Nur minimal Narbengewebe. Hier kein Rezidivprolaps. Großer Bandscheibenvorfall rechts, der Prolaps überragt die Wirbelkörperhinterkante um 9 mm nach dorsal. Kompression der Wurzel S1 im Rezessus rechts. Neuroforamina frei.
Beurteilung:
Bandscheibenvorfall L5/S1 rechts mit Kompression der Wurzel S1 rechts.
Flacher Bandscheibenvorfall L4/5 links mit Bedrängung der Wurzel L5 links."
Wieder Besprechung beim NC: Empfehlung der Versteifung von L5/S1 aufgrund von Instabilitäten des Bewegungssegments. Sonst unter anderem großes Risiko eines erneuten Vorfalls an L5/S1. Es ist auch nicht mehr wirklich viel Platz zwischen den Wirbeln.
Ehrlicherweise hat mir Dr. Bini keine Garantie gegeben, dass es nie wieder Probleme geben wird. Ich habe mich trotzdem für die OP entschieden, denn es ist für mich nicht möglich, ständig mit Schmerzmitteln zu leben, ich muss meinen Lebensunterhalt verdienen, das geht nicht, wenn ich monatelang unter Opiaten stehe - und dann doch irgendwann unters Messer muss.
Versteifungs-OP mit B-Twin L5/S1 am 11.01.2008 in Seligenstadt (Prof. Bini in Kooperation mit der Asklepios-Klinik, Seligenstadt). Während der OP wurde u.a. ein Sequester entfernt, den hatte zuvor niemand auf dem Schirm...
Weitere Diagnose: Osteochondrose der LWS.
Nun folgt die Reha, diesmal aber ambulant.
Bin nach einigen Startschwierigkeiten am Morgen schmerzfrei ohne Medikamente.
Ich habe die feste Absicht, spätestens 6 Monate nach der OP (also spätestens am 11. Juli 2008) wieder in den Sattel zu steigen. Das war bisher immer die beste Therapie für meinen Rücken (und meine Psyche) - und ich hoffe, dass es auch trotz Versteifung noch möglich ist.
Viele Grüße,
Martina