Hallo Claudia
Hier mal ein wenig genauer:
Wirbelsäulenversteifung/SpondylodeseSynonyme im weiteren SinneWirbelsäulenversteifung, Ventrale Spondylodese, Dorsale Spondylodese, Wirbelkörperfusion, Versteifungsoperation der Wirbelsäule, Wirbelversteifung, Segmentversteifung
DefinitionUnter dem Begriff Spondylodese versteht man eine operative Therapie, bei der durch verschiedene Implantate und Techniken eine therapeutisch gewünschte Teilversteifung der Wirbelsäule herbeigeführt wird.
EinleitungEine Hauptursache von Rückenschmerzen sind krankhafte Beweglichkeit von Wirbelkörpern untereinander, sog. Instabilitäten. Verursacht werden solche Instabilitäten v.a. durch verschleißbedingte Wirbelsäulenerkrankungen (ältere Patienten; Osteochondrose), besonders der Bandscheiben, aber auch bei angeborenen Wirbelkörperfehlbildungen (jüngere Patienten, Spondylolyse). Im höheren Lebensalter treten verschleißbedingte Bandscheibenerkrankungen gehäuft mit anderen verschleißbedingten Wirbelsäulenerkrankungen auf (Spinalkanalstenose, Spondylarthrose (Facettensyndrom)). Derartige Veränderungen können sich durch heftige lokale Rückenschmerzen bemerkbar machen. In fortgeschrittenen Krankheitsfällen werden auch das Rückenmark und die vom Rückenmark abgehenden Nervenwurzeln in den Krankheitsprozess mit einbezogen. Das Rückenmark und die Nervenwurzeln werden hierbei von Knochenanbauten (Osteophyten) der Wirbelsäule sowie von Bandscheiben- und Wirbelbandanteilen bedrängt. Bei zu starker Bedrängung (Irritation) der Nervenfasern kommt es zu einem typischerweise fortgeleiteten Hals- oder Rückenschmerz in die Arme oder Beine. Im Endstadium können verschleißbedingte Wirbelkanalengen (Spinalkanalstenose) sogar Lähmungen der Arme oder Beine hervorrufen. Die Aufgabe einer Wirbelsäulenteilversteifung ist es nun, die ursprüngliche Stabilität der Wirbelsäule wieder herzustellen, sowie knöcherne und weichteilige Engen zu beseitigen.
IndikationEs gibt einige Krankheiten bei denen eine Versteifungsoperation der Wirbelsäule notwendig werden kann. Allen gemeinsam ist, dass aus unterschiedlicher Ursache heraus die Stabilität der Wirbelsäule nicht mehr ausreichend gewährleistet ist. Hierzu gehören:
-Wirbelgleiten
-Verschleißbedingte Bandscheibenerkrankung (Osteochondrose)
-Wirbelbogenschlussstörung (Spondylolyse)
-Bandscheiben- und Wirbelkörperinfektion (Spondylodiszitis)
-Wirbelkörperbruch (Wirbelkörperfraktur)
-Wirbelkörpertumor
Verschleißbedingte BandscheibenerkrankungVerschleißbedingte Bandscheibenerkrankungen (Pseudospondylolisthese) stellen den häufigsten Grund für eine Spondylodese dar. Es ist in diesen Fällen nicht mehr möglich, durch eine sonst wie geartete, wiederherstellende Operation an den Bandscheiben einen Therapieerfolg zu erzielen. Bandscheibenoperationen, wie sie bei einem Bandscheibenvorfall vorgenommen, sind in diesen Fällen nicht mehr möglich.
Auch eine Bandscheibenprothese kann eine verlorene Wirbelsäulenstabilität nicht mehr wieder herstellen. Im Gegenteil, eine Wirbelsäuleninstabilität ist eine Gegenanzeige (Kontraindikation) für den Einbau einer Bandscheibenprothese. Auch im Rahmen eines anhaltenden Schmerzzustandes nach einer Bandscheibenvoroperation (Postdiskektomiesyndrom) kann eine Spondylodese angezeigt sein!
Wirbelbogenschlussstörung (Spondylolyse)Dieses Krankheitsbild findet sich gehäuft bei jüngeren Patienten. Durch eine angeborene oder erworbene Wirbelbogenschlussstörung (Lyse) kommt es zu einem
Wirbelgleiten (Spondylolisthese / Spondylolisthesis / Olisthese) des erkrankten Wirbelkörpers über den darunter liegenden gesunden Wirbelkörper. Eine gängige Einteilung dieses
Wirbelgleitens ist die Einteilung nach Meyerding (I-IV).
Bandscheiben- und Wirbelkörperinfektion (Spondylodiszitis)In einigen Fällen einer bakteriellen Bandscheiben- und Wirbelkörperinfektion ist eine konservative Behandlung mit Antibiotika allein nicht ausreichend. Gründe hierfür können sein, dass die Entzündung droht auf das Rückenmark überzugreifen und damit das Gehirn zu bedrohen oder das aufgrund einer fortgeschrittenen Bandscheiben- und Wirbelkörperzerstörung die Stabilität des betroffenen Wirbelkörperabschnittes nicht mehr gewährleistet ist.
Wirbelkörperbruch (Wirbelkörperfraktur)Durch die Entwicklung der Kyphoplastie / Vertebroplastie können viele, v.a. osteoporotisch bedingte Wirbelkörperbrüche heutzutage durch ein minimal invasives Operationsverfahren stabilisiert werden. Stabile, verletzungsbedingte (traumatische) Wirbelkörperbrüche können ggf. konservativ im Korsett oder Mieder ausbehandelt werden. Bei instabilen Wirbelkörperbrüchen mit Beteiligung der den Wirbelkanal begrenzenden Hinterkante des Wirbelkörpers, ist die Gefahr einer Rückenmarkverletzung mit Ausbildung einer Querschnittssymptomatik gegeben. In solchen Fällen muss die Wirbelsäule durch eine Spondylodese stabilisiert werden.
WirbelkörpertumorGutartige Wirbelkörpertumore oder aggressiv wachsende Wirbelkörpertumore oder Wirbelkörpermetastasen (Tochtergeschwulste) können einen Wirbelkörper derart schwächen, dass zur Stabilisierung eine Spondylodeseoperation notwendig werden kann. Bei dieser Versteifungsoperation muss dann ggf. auch ein kompletter Wirbelkörperersatz vorgenommen werden.
Diagnose / Diagnostik Eine Wirbelsäulenversteifung ist eine große Operation und kann je nach Umfang des geplanten Verfahrens mehrere Stunden dauern. Eine detaillierte Operationsvorbereitung ist notwendig, um das Operationsausmaß festzulegen. Zum einen sollen im Hinblick auf die Wirbelsäulenbeweglichkeit und die Operationsdauer nur diejenigen Anteile der Wirbelsäule mit Krankheitswert operiert werden, andererseits müssen alle Beschwerden verursachenden Veränderungen beseitigt werden, um ein optimales Operationsergebnis zu erzielen.
Typische Beschwerden sind:Lokaler Rückenschmerz
Ausstrahlender Rückenschmerz in die Arme oder Beine
Schwächegefühl in den Armen oder Beinen
Deutliche Reduzierung der maximalen Gehstrecke
Gefühlsstörungen
Anamnese / UntersuchungDie Leidensgeschichte des Patienten ist meistens lang und geprägt durch eine Vielzahl konservativer Therapiemaßnahmen. Erst wenn alle konservativen Therapiemaßnahmen ergebnislos ausgeschöpft sind, sollte eine Versteifungsoperation der Wirbelsäule in Betracht gezogen werden.
RöntgenDie Röntgenuntersuchung ist die Basisuntersuchung der Bild gebenden Diagnostik. Verschleißerscheinungen und Instabilitäten der Wirbelsäule können gut erkannt werden. Zudem sind die Wirbelbogenschlussstörungen auf sog. Schrägaufnahmen gut zu erkennen.
Magnetresonanztomographie (MRT)Mit der Kernspintomographie / Magnetresonanztomographie gelingt es Weichteilveränderungen (Bandscheiben, Nervenwurzeln, Rückenmark etc.) zu beurteilen. Wirbelkanalengen und Nervenwurzelbedrängungen können erkannt werden, sowie Aussagen über den Verschleißzustand der Bandscheiben getroffen werden. Zudem können frische von alten Wirbelkörperbrüchen unterschieden werden und Infektionen der Bandscheiben und Wirbelkörper erkannt werden.
Myelograpie/ Myelo-CTBei der Myelographie wird Kontrastmittel in den Rückenmarksschlauch für diagnostische Zwecke gespritzt. Wirbelkanalengen mit Verdrängung des Rückenmarkes sowie der abgehenden Nervenwurzeln können hierbei am besten beurteilt werden. Auch die Wirbelgelenke sind einer Beurteilung besonders gut zugänglich.
Diskographie:Die Diskographie ist eine Untersuchung der Bandscheibe mit Kontrastmittel. Bei der Diskographie wird das Kontrastmittel durch eine ganz feine Nadel in die Bandscheibe injiziert, der Arzt kann anhand der Schmerzen, die der Pat. angibt, genau bestimmen, welches Segment/Bandscheibe für den Schmerz verantwortlich ist - denn es sollen nur die betroffenen Segmente versteift werden!
Therapie / Therapie- möglichkeitenEine Versteifungsoperation der Lendenwirbelsäule kann prinzipiell von vorne, über den Bauchraum, von hinten, über den Rücken oder von beiden Seiten gleichzeitig oder in zwei zeitlich getrennten Operationen vorgenommen werden. Im Bereich der Halswirbelsäule ist das gängige Vorgehen eine Versteifungsoperation von vorne.
Es stehen heute viele verschiedene Techniken und Werkstoffe(Implantate/Stäbe/Schrauben/Platten - z.B. aus Titan) zur Verfügung, mit denen eine Spondylodese vorgenommen werden kann.
Es wird ein vor der Operation festgelegter Wirbelsäulenabschnitt stabilisiert.
Seit einiger Zeit stehen auch sogenannte
dynamische Spondylodeseimplantate zur Verfügung, diese sind bei Instabilitäten (z.B. Wirbelgleiten) jedoch sehr oft kontraindiziert!
Die eigentliche Versteifung, im Sinne einer knöchernen Fusion/Versteifung eines Wirbelsäulenabschnittes, ist Aufgabe des Körpers und findet in den folgenden Monaten nach einer Spondylodese-Operation statt, indem die stabilisierten Wirbelsäulenabschnitte knöchern miteinander verschmelzen. StabilisierungDie Stabilisierung eines Wirbelsäulenabschnittes erfolgt meistens durch Einbringung von Schrauben und Stäben von rückenwärts. Verschobene Wirbelkörper können zuvor eingerichtet werden, Wirbelkanalengen und Engen im Bereich der Nervenaustrittslöcher (Neuroforamen) werden zuvor beseitigt (Dekompression). Die Schrauben werden durch einen Teil des Wirbels (Pedikel) in den Wirbelkörper eingebracht. Pro Wirbelkörper werden zwei Schrauben eingebracht. Anschließend werden diese Schrauben über Stäbe in der Längs- und zum Teil auch Querrichtung miteinander verbunden.
Knöcherne Fusion:Dieses o.g. Vorgehen allein ist meist nicht ausreichend, weil die Wirbelkörper durch diese alleinige Maßnahme keine Möglichkeit besitzen, knöchern miteinander zu verwachsen.
Hierzu ist es notwendig die Bandscheiben auf der Versteifungsstrecke zu entfernen und zu ersetzen.
Als Ersatz bieten sich Knochenblöcke an, die vom Beckenknochen des Patienten entnommen werden können (Beckenkammspan). Sie werden in die zuvor leer geräumten Bandscheibenräume eingebracht und können dort mit den angrenzenden Wirbelkörpern verwachsen. Alternativ können metallene Körbchen (Cages) in die Bandscheibenräume eingebracht werden, die mit Wachstumsknochen (Spongiosa (Schwammknochen)) zuvor gefüllt wurden.
Kleinere Körbchen können von rückenwärts eingebracht werden, größere müssen von bauchwärts eingebaut werden.Bei der Notwendigkeit eines kompletten Wirbelkörperersatzes, z.B. im Rahmen einer zerstörerischen Infektion oder einer schweren Tumorerkrankung, stehen Spezialimplantate (Wirbelkörperersatzimplantate) zur Verfügung.
Komplikation
Eine Spondylodese ist keine kleine Operation. Schwerwiegende Komplikationen sind möglich, wenn auch nicht die Regel.
Frühkomplikationen
-Infektion, Wundheilungsstörung
-Thrombose/Lungenembolie
-Nachblutungen
-Nervenverletzungen/Lähmungen/Gefühlsstörungen
-Darmlähmung (bei Operation vom Bauch her)
Spätkomplikationen
-Pseudarthrose (Ausbleiben der knöchernen Fusion und Bestehenbleiben einer schmerzhaften, krankhaften Instabilität)
-Anschlussinstabilität (Beginn einer überlastungsbedingten, schmerzhaften Wirbelkörperinstabilität am Übergang des versteiften Wirbelsäulenabschnittes zum belassenen, beweglichen Wirbelsäulenabschnitt)
-Anschlussdegeneration (Überlastungsbedingter, schmerzhafter Verschleiß der Bandscheiben und sonstiger Wirbelanteile am Übergang des versteiften Wirbelsäulenabschnittes zum belassenen Wirbelsäulenabschnitt)
-Schrauben- und Metallbruch bzw. -lockerung Ich hoffe, die Infos helfen Dir etwas weiter!
LG
von der Tigerente
Marlies