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Komplette Version Schmerzen und Psyche?

Bandscheiben-Forum > Wirbelsäulen-Forum
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Bienli
Hallo Bandis,
Ich habe ja schon einmal geschrieben und meinen Werdegang mit meinem Rücken beschrieben. Jetzt habe ich noch ein anderes Thema. Ich wurde anno 1990 mit waffengewalt bei der Arbeit am Postschalter überfallen. Mir ist körperlich nichts passiert, aber ich habe nie einen Psychologen hinzugezogen. Ich fühlte mich damals so stark.
Jetzt die Frage: Können Schmerzen damit zusammenhängen oder sich verstärken (den Rückenschaden habe ich ja belegt) ????? :frage Ich bin ja kein Simulant, aber ein Arzt hat das Thema mal angeschnitten. Hat noch jemand Erfahgrung damit.
Für viele Anworten danke ich schon vorher
Gruss Bienli :hair  :winke
Indalla
Hallo Bienli !!!!!!

Ich glaube das nicht . Bin auch vor jahren mal im penny-markt mit pistole überfallen worden , war dort marktleiterin . War auch nicht beim psychologen , das einzigste was war , ich war unheimlich schreckhaft , wenn mich jemand von hinten angesprochen hat und ich ihn nicht gesehen habe . Heute ist das nicht mehr so . Muß dazu aber sagen meine knochen zwickten da schon immer mal , aber akut ist es erst seit okt 2002 , BSV LWS .
Wünsch dir und euch allen schöne pfingsten .

Liebe grüße Andrea  :sonne
Apoplexy
@ Bienli,
ich denk deine Frage ist schwer zu beantworten. Es kommt halt drauf an wie du den Vorfall verarbeitet hast. Ich denke wenn man ein Trauma erlebt, kann es sein das alles was damit zutun hat verdrängt. In dem Fall kann es sein das alles später auf einmal hoch kommt.
Ich denke bei solchen Erlebnissen ist es sehr wichtig mit jemanden darüber reden zu können, damit man sich auch über seine Ängste klar wird.
Das schwierige ist an der Frage, halt, zu sagen wie du es verkraftet hast... und das weißt nur du.

Generell denke ich das die Möglichkeit besteht, das der Körper irgendwann sagt- Stop- ich kann nicht mehr. Und das evtl. auch durch Schmerzen anzeigt.
Und 10 Jahre her- nun kann auch sein, das man es verdrängt (oder sogar "Vergißt" und durch eine Erinnerung kommt es wieder hoch.

Wenn die alte Sachen noch nicht ganz vergessen ist, wäre ein Psychologen Gespräch vielelicht mal generell interessant, um für dich alles abzuklären. Ob es dann einen Zusammenhang gibt, wirst du dann selber rausfinden können  :;):
Liebe Grüße,
Apoplexy
Vivien
Hi Bienli,

das ist wirklich sehr schwer zu beurteilen...ich denke, generell kann das schon zusammenhängen. Vielleicht ist die ganze Sache zu sehr in deinem Unterbewußtsein verankert und ist noch nicht so richtig verarbeitet.... Aber wer weiß das schon? :sch  Vielleicht bist du seitdem ja auch generell angespannter und damit auch deine Muskeln und dein Rücken.
Mit einem Gespräch beim Psychologen zur Probestunde kannst du auf jeden Fall erstmal nichts falsch machen...und vielleicht hilft dir das ja auch weiter. :)
Liebe Grüße Vivien
cat
Hallo Bienli,

die Frage ist, wie du in den Tagen, Wochen evtl. bis zu 6 Monaten nach dem Überfall reagiert bzw. dich gefühlt hast.

Aus gegebenem Anlass muss ich mich seit längerer Zeit mit diesem Thema befassen. (Ich selbst bin nicht erkrankt).

Wichtig ist eine sofortige psychologische "Versorgung" nach einem Trauma. Allerdings finden die meisten traumatisierten Personen (ich war erstaunt zu erfahren, wieviele es jährlich sind) Bewältigungsstrategien und können das schockierende Erlebnis nach einiger Zeit als unschöne Erinnerung im Gedächtnis speichern.
Wenn das nicht geht, ist psychologische Hilfe nötig.
Es gibt die posttraumatische Belastungsreaktion, die ganz normal ist und Stunden bis Tage andauert.
Es kann sich eine 'chronische' posttraumatische Belastungsstörung entwickeln, die sich evtl. erst Wochen oder manchmal bis zu 6 Monaten nach dem Trauma zeigt.
Zur Diagnose gehören vor allem Symptome des Wiedererlebens, die durch sogenannte Trigger ausgelöst werden. Alpträume und psychosomatische Beschwerden gehören ebenfalls dazu.
Daraus entwickeln sich weitere Symptome : Vermeidung von Gedanken, Gefühlen, Gesprächen im Zusammenhang mit dem Trauma. Aktivitäten werden eingeschränkt, Depressionen und andere psychische Störungen (Angst usw.) können hinzu kommen. Soziale Aktivitäten werden eingeschränkt und Betroffene ziehen sich vom Leben förmlich zurück.

Von chronischen Belastungsstörungen spricht man, wenn die Beschwerden mindestens 3 Monate andauern. In schwereren Fällen bedarf es einer stützenden psychotherapeutischen Behandlung, zu der notfalls auch Medikamente kommen dürfen, vor allem gegen Schlafstörungen, innere Unruhe, Schreckreaktionen und Depressionen.

Inzwischen wird auf diesem Gebiet (Krisenintervention und Notfallseelsorge) immer mehr getan, gelehrt usw.
Traumen können sogar Sprachblockaden auslösen, was ich selbst bei einer Betroffenen erlebt habe. Bei traumatischen Ereignissen sollte darum besonders auf die starren/ schweigenden Betroffenen geachtet werden.
Körperliche Beschwerden sind eigentlich "nur" psychosomatischer Natur.

Liebe Bienli, ich denke, wenn du mal bei Gelegenheit die nachfolgenden Links anklickst und die Symptome nachliest, wirst du bemerken, ob deine Beschwerden mit dem Überfall zusammenhängen oder eher nicht.
Sicher nicht die Beschwerden, die eindeutig durch Befunde belegt sind, aber auch Schmerzen können psychosomatisch sein. Findest du keine weiteren Symptome, die auf dich zutreffen, kannst du davon ausgehen, dass du den Überfall gut weggesteckt hast.

Verhaltenstherapie bei PTBS

PTBS

u.a.: was kann man tun

PTBS

Falls du noch Fragen hast, schreib mich ruhig über Messi an :) .

Alles Gute  :winke
Bienli
Hallo Cat,
Danke für Deinen langen und ausführlichen Bericht. Ich habe eine Theraphie bei einer Psychologin angefangen und hoffe dadurch das Trauma zu verarbeiten. Ich habe immer geglaubt, das mache mir alles nichts aus. Aber ich habe eine Gruppentheraphie ueber Schmerzablenkung gemacht und die Psychologin hat mich eigentlich auf eine Einzeltheraphie  hingewiesen. Sie glaubt, dass ich das nie verarbeitet habe. Ich sehe auch den Typ immer wieder und wie er mich mit einer Pistole beroht. Ich habe am Geldschalter gearbeitet und danach habe ich immer um 14.10 Uhr auf die Uhr geschaut. Ich habe dann die Poststelle gewechselt, hat aber nichts genützt. Du weisst ja, wenn man sonst gesund ist geht man ja nicht gern zu einem Psychologen. Du wirst dann abgestempelt als Psycho! Aber es können nur die nachempfinden, die betroffen sind. Ich habe zum erstenmal in der Klinik nach meiner ersten Schmerzattacke vor 4 einhalb Jahren mit einer Psychologin geredet. Und jetzt habe ich mir vorgenommen, weiterzumachen. Ich glaube auch nicht, dass mein Rücken damit einen Zusammenhang hat, es hat mich nur interressiert, ob jemand anderes etwas ähnliches erlebt hat.
Liebe Grüsse und alles Gute :winke
Bienli
Apoplexy
Hallo,
ich kann sehr gut nachempfinden, was du meinst. Und es freut mich, das du den Mut gefunden hast, darüber zu reden.
Ich hatte schon mal vor 10Jahren einen Bandscheibenvorfall und die Ärzte meinten auch, es sei Psychosomatisch. Aber ich glaube nicht daran...
Was wirst du nun weiitermachen, die Einzeltherapie?
Die Gruppentherapie ist auch sehr interessant, da man auch von den anderen erfahrt, womit sie kämpfen. Aber es kommt immer auf das Trauma ansich an, ob man sich Allein nicht besser öffnen kann.
Ich wünsche dir viel Erfolg und es wäre schön wenn du uns auf dem laufenden hällst.
liebe Grüße,
Apoplexy
cat
Hallo Bienli,

schön, dass Du weitermachen willst, denn es kann nur gut tun. Wie sehr sich das damalige Ereignis bei Dir auf Dauer bemerkbar gemacht hat, kannst nur Du ermessen. Allerdings weiß ich, dass Betroffene es ja meistens garnicht einordnen können, warum sie sich irgendwie verändern.
Vor zehn Jahren hat man auch noch nicht soviel über Krisenintervention und Traumanachsorge und hastenichgesehn gesprochen und geschult.
Auch heute hat noch manch einer Probs damit, zu sagen, dass er eine Psychotherapie macht. Wie Du schon schreibst - man möchte nicht als 'Psycho' abgestempelt werden.

In meiner Reha vor ca. 2 Jahren musste ich zu einem Psychotherapeuten und am Ende der Kur riet er mir aufgrund einiger persönlicher Belastungsfaktoren, ich solle mir einen Coach suchen. Hat lange gedauert bis ich gehandelt habe, aber so sehe ich es inzwischen, alle zwei bis drei Wochen bin ich bei meinem Coach :;):  und wir sprechen über etwas, was mich gerade bewegt. Dort habe ich schon manchen Impuls bekommen.

Sicher hast Du (habe ich) für die Rückenbeschwerden eindeutige Befunde, allerdings hört/liest man auch immer wieder von Betroffenen, dass in Stresssituationen die Schmerzen schonmal verstärkt auftreten. Daher fand ich Deine Frage berechtigt, wenn Du nicht sicher bist, ob Du den Überfall 'normal' verarbeitet hast.

Ich hoffe, Du hast einen guten Therapeuten(in) und kannst einfach mal alles ausführlich besprechen.

Alles Gute  :winke
Bienli
Hallo Apoplexy, hallo Cat,
Danke für Eure Antworten. Die Gruppentheraphie hat mir nicht viel gebracht. Es war eine sog. Schmerztheraphie, aber man durfte nicht über den eigentlichen Schmerz reden. Mir kam es vor wie ein verdrängen. Es waren etwa 8-10 Patienten und am Schluss wusste man nicht einmal was jeder hatte. Es war reine Theorie über das Verdrängen und ablenken. Aber wenn ich Schmerzen habe, kann ich nicht immer nur an meine Hobbys denken oder mich auf ein Buch konzentrieren. Es hat also nichts gebracht, reien Zeitvergeudung. Jetzt habe ich eine Einzeltheraphie angefangen und kann noch nicht viel berichten, das ich erst 3mal dort war und bis jetzt mehr  "kennenlernen" und ein Status von mir gemacht  wurde.
Im Spital bei den REHA s hatte ich immer eine Psychologin (auf eigene Wunsch) aber bei 2 oder drei Sitzungen war da nicht viel zu machen. Einzig als ich bei der Rentenabklärung zu einem Psychiater musste (müssen alle in der Schweiz) hat er den Ueberfallbericht mir einem Rotschift extra angezeichnet. Er hat mich ernst genommen. Kolleginnen und Kollegen haben es immer nur spannend gefunden, wenn ich mal etwas erzählt habe (reine Neugier und Sensationslust).
So habe ich natürlich nie mehr etwas erzählt. Aber reden sollte man  ja darüber. Und jetzt noch etwas, das die ganze Sache bei mir wieder doppelt bis dreifach ausgelöst hat: Mein Schwager und Schwägerîn die in Pretoria leben sind mit Waffengewalt überfallen worden (Schiesserei im Haus). Gottseidank keine Verletzungen.  Psychisch hat es bei mir schon wieder einen Knacks gegeben.
So fertig gejammert und den Schweiss abreiben. Es gibt wieder einen heissen Tag.
Ich wünsche Euch alles Gute und danke für Euer Verständnis, aber ich glaube es bringt mir etwas, wenn ich es so wieder einmal aufschreiben kann.
Liebe Grüsse Bienli :winke  :winke
Ralf
Hallo Bienli,

das eigen Erlebte zu verarbeiten ist schon sehr wichtig. Sicherlich hast Du auch den Unterschied gemerkt, als Deine Schwägerin und Schwager überfallen wurden. Man registriert es, teilt Angst und Sorgen und doch ist es nicht gleich, da man die selbst am eigenen Körper widerfahrenen Leiden anders aufnimmt. Daraus resultiert ja auch unser Mitgefühl für die, die es gleichfalls wie wir "erwischt hat".

Zitat
aber ich glaube es bringt mir etwas, wenn ich es so wieder einmal aufschreiben kann.


Hier im Forum ist man einerseits anonym, andererseits baut man ein Vertrauensverhältnis auf. Also laß Deinen Gefühlen freien Lauf in der Hoffnung, daß es Dir was bringt.

Liebe Grüße

Ralf
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