oft habe ich im vergangenen Jahr gepostet und meinen Verlauf geschildert, Tips gegeben und erzählt, wie es mir so ging, dabei habe ich mich gefreut, von Euch zu hören, mich zeitweilig trösten zu lassen und mich bemüht, Anderen Mut zu machen, wenn es ihnen schlecht ging. Meine Geschichte hat eine Wendung genommen, die ich Euch heute schildern möchte.
Zustand beim letzten Posting: Ich befand mich in Behandlung bei meiner "Ayurveda-Maus", wie ich sie nenne, eine Physiotherapeutin, die neben den klassischen Methoden auch ayurvedische Anwendungen macht und mich über einen Zeitraum von nahezu sechs bis acht Monaten "Lebensfähig" hielt. Ich war schon froh, wenn ich mich mal einen Tag irgendwie bewegen konnte, einfache Aufgaben wie eine Maschine Wäsche waschen oder bügeln auf die Reieh bekam und mal selber zum Einkaufen fahren konnte.
Durch die Behandlung mit ayurveda wurden meine Probleme nicht gelöst, aber die Schmerzen und Verspannungen wurden irgendwie besser, also wurde ich ein wenig aktiver. Ich dachte mir: "mensch, Du kannst ja nicht Dein Leben auf dem Sofa verbringen, also sieh zu, dass du ans Laufen kommst (dazu muss man wissen, dass ich gut sitzen und liegen, aber nur unter enormen Schmerzen laufen und stehen konnte). Ich packte mir also meine Walkingstöcke und marschierte los, etwa einen Kilometer (ein Wahnsinn damals für mich) am schönen Laacher See entlang.
Anschließend merkte ich, dass sich etwas verändert hatte. Ich alarmierte meine Therapeutin, die nur kopfschüttelnd meinte, ich hätte ja wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank, so eine Nummer durchzuziehen, da sei jetzt irgendwas ziemlich böse verrutscht. Jop, genau so fühlte es sich an.
Bei einem Versuch, meine Gymnastikübungen zu machen stellte ich fest, dass ich mein rechtes Bein nicht mehr heben konnte. Hups!
Ich habe immer gesagt, das Auftreten von Blasen und Darmstörungen oder vermehrten Lähmungen sei für mich der Moment, an dem ich aufgebe und als es dann soweit war, stieg meine Adrenalinspiegel vor Angst ins unermessliche, aber ich fügte mich.... irgendwie.
Mein Ex-Mann ist Arzt, er hat in einer Reha-Klinik gearbeitet und ihn fragte ich, woher diejenigen Patienten gekommen waren, die am besten dran waren. Er überlegte nicht lange und meinte: Dr. Engst aus Bitburg!
Ein paar Tage später traf ich diesen ausgesprochen netten, bodenständigen, ehrlichen und auch schonungslosen Mann, bei dem ich sofort das Gefühl hatte: Hier bist du, wenn es denn sein muss, gut aufgehoben. Ich bin nur Kassenversichert, wollte aber gerne ein Zweibettzimmer, kein Problem, 50 Eus am Tag und ich hatte ein Bett auf der Privatstation, da Dr. Engst Belegarzt ist, brauchte ich mir keine Gedanken darüber zu machen, dass mich jemand anderes als er operiert. Beim Blick auf meine BIlder wurden seine Augen groß und er meinte: "Na wenn das keine OP-Indikation ist, dann weiss ich nicht, was eine wäre. Massenvorfall, nur noch 10% des normalen Platzes für den Nerv, wie können sie eigentlich noch so laufen, wie sie das tun?"
Die Betreuung war wunderbar, die Menschen waren dort wirklich sehr, sehr lieb, mein Dank geht auch an den Anästhesisten, der meine Angst und Not erkannte und mich im "Schwebezustand" gehalten hat, so dass ich kaum mitbekam, wie man mich durchs Haus in den OP fuhr.
OP morgens um 8, NAchmittag um 4 Uhr musste ich auf die Toilette. Die Schwester meinte: So, dann stehen sie jetzt mal auf, ich helfe ihnen...
Ich meinte nur: Sind sie wahnsinnig, jetzt lliege ich mal grade so, dass ich keine Schmerzen habe, ich beweg mich doch jetzt nicht, ich bin doch nicht verrückt!

"Stehen sie auf, oder wollen sie ins Bett machen?"
"Nein"
"Na also dann?"
Ich stand auf....... und nichts passierte!!! Ich meine, kein Schmerz!
Dieser Moment ist jetzt vier Monate her, seitdem hatte ich viele Schmerzen... aber alle nur, weil ich jetzt aufholen muss, was ich all die Jahre verpasst habe, ich hatte den Muskelkater meines Lebens, hab gejammert und gestöhnt und war dabei so glücklich wie nie, denn ich wusste, all das ist nichts im Gegensatz zu den Schmerzen des vergangenen Jahres.
Natürlich haben sich Narben gebildet. Natürlich bin ich nicht komplett Beschwerdefrei. Wenn ich wie gestern einen Besuch im Museum (

Ich wünsche Allen einen so guten Verlauf, ich bereue es nicht, so lange gewartet zu haben, aber ich muss nach all dem sagen, etwas ist mir aufgefallen. Die "schlechte Meinung", die man von Bandis hat und der Versuch, sie in die Simulanten-Ecke zu drücken, der oftmals gemacht wird, heute weiss ich, wer daran schuld ist.
ICh habe viele Mitpatienten erlebt, auch oder insbesondere in der Reha, die von nichts anderem sprachen als von den richtigen Strategien, wie man möglichst schnell berentet werden kann. Während ich die WElt umarmen wollte, weil es mir endlich besser ging, liessen sie sich (ohne SChmerzen, wie mir einer verriet) mit Medikamenten vollstopfen und jaulten und nörgelten ständig rum, waren depressiv und planten bereits den nächsten Aufenthalt in einer Rehaklinik oer eine OP. Ich denke nicht, dass dies die Mehrheit ist, allerdings kann ich sagen, dass von den etwa 35 Mit-Bandis, die ich in der Reha hatte, etwa 20 so drauf waren.... das gab mir schon zu denken.
Den Rücken kann man flicken, aber den Kopf vergessen die meisten leider...
In diesem Sinne, Euch allen alles gute, ich geh drei mal die Woche in die Muckibude, werde jetzt schön, schlank und durchtrainiert, Angst ist ein wunderbarer Motivator

Liebe Grüße
Jukes