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Komplette Version Historie eine Vorfalls

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fido
Hallo Bandis,
diesen Text schreibe ich nur um einigen die Hoffnung auf bessere Zeiten zu machen. Er soll möglichst genau die Historie meines Vorfalls wiedergeben.

28.08.2005
Drei Wochen Urlaub in USA stehen endlich vor der Tür. Mit schweren Taschen bepackt schleppen wir uns zum Flughafen und steigen mit vier Stunden Verspätung in eine LTU Maschine. Der Sitzabstand beträgt gerade mal soviel wie meine Oberschenkel lang sind und die Rückenlehne erinnert mich an die Form einer Banane. Um es abzukürzen: Es ist etliches schief gegangen, sodass wir ca. 24 Stunden gebraucht haben um unser Ziel zu erreichen und ständig die schweren Taschen von A nach B getragen werden mussten. stirnklopf.gif

30.08.2006
Ich wache morgens auf und spüre einen unbekannten Schmerz der Stufe 1 (mein Neurologe hat eine Skala von 1-10 aufgestellt) in der linken Wade. Ohne diesen weiter zu beachten versuchen wir unseren Urlaub zu genießen. Wenn da nicht die Amis wären.....

Zwei Wochen später:
Der Schmerz in der linken Wade (Stufe 2) ist nicht allein geblieben. Dazu hat sich noch ein Schmerz in linken Gesäßhälfte der Stufe 3 gesellt. Bewegung, z.B. Wandern hat vorübergehend dazu geführt Schmerzfrei zu sein. Auffällig ist auch, dass morgens der Schmerz am schlimmsten ist.

Den ganzen Oktober und November 2005
habe ich (wieder zu hause) dabei zugesehen wie der Schmerz (zumindest morgens) im linken Bein die Stufe 7 erreicht. Mein altes Hausmittel (viel Sport) habe ich jetzt fast täglich angewendet um in dieser Zeit Schmerzfrei zu sein.

Anfang Dezember
war ich dann mit meinem Optimismus am Ende. Ein taubes Gefühl im linken Fuß hat sich eingestellt! Die Ärztemühlen wurden angeworfen:
Orthopäde sagt: Kommen Sie jeden zweiten Tag zur Infusion und gehen Sie danach zur Krankengymnastik (beide Maßnamen falsch!!)
Radiologe sagt: Gehen Sie mal zum Neurologen (was soll er auch sonst sagen...)
Hausarzt sagt: Das muss zu 99% operiert werden vogel.gif
Neurologe Zitat:
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"Neurologischer Befund:
Der Laségue ist bei 60-70° positiv, es bestehen keinerlei Paresen, die Muskeleigenreflexe sind allseits lebhaft und seitengleich auslösbar, keine Pyramidenbahnzeichen. Es bestehen keine Sensibilitätsstörungen, keine Blasenstörung und das Einbeinhüpfen ist bds. gut möglich.

Beurteilung:
Klinisch besteht klar ein Reizsyndrom der Wurzel S1 links, ohne motorische oder Reflexausfälle. Computertomographisch war zwar eher ein lateraler Vorfall L4/5 links beschrieben, auf den Bildern ist aber auch ein medio lateral links gelegener kleiner Vorfall (als Protrusion beschrieben) zu erkennen, mit Kontakt zu sakralen Nervenwurzeln.

Eine Operationsindikation besteht derzeit nicht, eine konservative Therapie sollte gut möglich sein. Herr Werner soll zweimal täglich selbständig nach krankengymnastischer Anleitung Bewegungsübungen ausführen und das Verharren in derselben Position für länger als eine halbe Stunde streng vermeiden. Angesichts der starken Schmerzen habe ich Herrn Werner zu einer ca. 14-tägigen kontinuierlichen Einnahme von nicht steroidalen Antirheumatika ggf. in Kombination mit Novalgin geraten."
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Nach einem langen Gespräch mit dem Neurologen über diesen Befund was ich überzeugt davon, dass eine OP für mich nicht in Frage kommt.
Leider sind aus den 14 Tagen aber drei (3) Monate geworden. In dieser Zeit habe ich drei mal täglich 20 Tropfen genommen um arbeiten zu können (ich sitze den ganzen Tag am Bildschirm). Es war aber nicht so, dass ich so richtig Schmerzfrei gewesen wäre (Stufe 2-4). Ab und zu ein kleiner Spaziergang war alles was ich meinem Rücken zumuten konnte.

JETZT KOMMT DAS BESTE biggrin.gif

Rosenmontag habe ich mir gedacht: Heute nicht!
D.h ich habe mich komplett mit Novalgin und Iboprofen abgeschossen. Habe den ganzen Tag und die Nacht gesoffen, getanzt und viel Spaß gehabt.
Am nächsten Tag so gegen 12 bin ich wach geworden und dachte mein Rücken würde mich für mein Handeln extrem bestrafen. War aber nicht so. Aus lauter Gewohnheit habe ich wieder die 20 Tropfen genommen aber ich merkte gleich das etwas anders ist. In den folgenden 4 Tagen wurde es jeden Tag merklich besser und nach weiteren zwei Wochen konnte ich die Schmerzmitten komplett absetzen. sonne.gif

Nachdem ich mich wieder getraut habe (ganz, ganz vorsichtig) Rücken- und Bauchmuskulatur aufzubauen konnte ich irgendwann wieder Joggen und Radfahren. Heute ist es leider immer noch nicht so wieder früher. Nach einer Stunde langsames joggen habe ich wieder Schmerzen aber nicht ausstrahlend sondern lokal im Bereich der LWS. Was auch immer die Ursache ist.... schulterzuck.gif

Ich möchte noch mal darauf hinweisen, das ein Vorsprechen bei einem Neurologen ganz oben auf der Liste der TODOs stehen sollte.
Wenn dieser aber keine Operationsindikation sieht, DANN HALTET DURCH!!!! NICHT AUFGEBEN!!!!! DURCHHALTEN!!!!
Der Körper scheint irgendwann selber auf die Idee zu kommen das da was geregelt werden muss.

Das war meine kleine Geschichte..... ich wünsche jedem von Euch das gleiche gute Ende!!!!

Lieben Gruß von
Rainer
Awolux
hallo,

Ja so ist das, der Körper hilft sich, so gut er kann.
Manchmal ist das schon erstaunlich.

Leider nicht immer und bei jedem schulterzuck.gif

wink.gif


Pixelkid
Schön, dass es dir jetzt besser geht. Scheinbar ist die beste Heilmethode den Rosenmontag durchzufeiern wink.gif

Joggen solltest du vielleicht lieber durch NW ersetzen - ist nicht so schädlich für die Gelenke! wink.gif Ich bin allerdings kein NW Fan!

wink.gif

stefan66
Hi Rainer,

klasse Beitrag!
Und nicht irgend eine schönes Märchen, sondern Realität aus dem Leben eines Leidensgenossen.

Mit dem Neurologen hast du übrigens recht. Vor einer OP *unbedingt* erst nenNeurologenaufsuchen.

Gute Hausärzte und Orthopäden schicken Bandis/leute mit Verdacht auf BSV sowieso zu nem Neurologen (und zum MRT/Kernspin).

Wer sich ohne einschlägigen neurologischen Befund operieren lässt, geht ein unnötiges, aber hohes Risiko ein.

Bei mir hat mein Orthopäde auch schon von OP geredet.
Mein MRT sah wohl heftig aus: schwerer medialer BSV mit Verdrängung Nervenwurzeln und Bedrängung des Duralsack.
Mein Neurologe fand aber keinen Grund zur OP. Er sagte wörtlich "bei dem MRT sagen sicher 10 von 10 Orthopäden "Operation", ich sehe aber keine Indikation für eine Operation gegeben".
Nach dem neurologischen Befund sprach dann auch mein Orthopäde nicht mehr über OPs.
Heute bin ich zu 99,95% schmerzfrei, wenn ich regelmäßig meine MT-Übungen mache, regelmäßig Walke und 2 mal pro Woche zum Kiesertraining gehe. Ohne Medis, ohne OP mit 10 bis 15% Risiko auf Dauerschmerzen oder Lähmungen.
Und durch die viele Bewegung (hab vor meinem zweiten BSV keinerlei Sport gemacht) sehe ich auch noch besser aus und bin geistig auch leistungsfähiger.
Und alles ohne gefährliche OP und lange Post-OP-Reha.
Geduld, Nachhaltigkeit und Fleiß sind die Zauberworte. smile.gif

Joggen: nix gut für Bandis!
Bewegung hilft(haste ja selber herausgefunden), aber Joggen geht (wegen der Stöße beim Auftreten) mächtig auf die Bandscheibe. Powerwalking hilft mir sehr gut (kann man auch bei mittleren Schmerzen noch machen), anderen hilft Nordic Walking. Walking geht viel weniger auf die Bandscheiben als Joggen.
Joggen ist nicht so 100% ideal für Bandis. Du spürst es ja selbst ...

Liebe Grüße und allen Bandis ein möglichst schmerzfreies Wochenende wink.gif
Stefan
Michaela38
Hallöchen Rainer wink.gif

Danke für diesen Bericht,

wünsche Dir das es weiter so bleibt. smilie_up.gif

Und alles Gute weiterhin und weiterhin vorsichtig sein...

thomas63
Hallo Rainer,


echt Klasse! smilie_up.gif

Bei mir hilft auch Bewegung am besten, mehr als Schmerzmittel!
Nun, drei Monate nach meinem BSV und keiner OP (NC wollte operieren),
fast besser als vorher!
Therapie:
Gerätetraining für den Rücken zwei mal die Woche,
Klettern, so oft ich Zeit finde (2-3 mal die Woche).

Übrigens, heute in der Kletter-Halle hatte ich eine Unterhaltung mit einer begeisterten Kletterin.
Wir kennen uns schon länger, in einem Gespräch erfuhr ich, dass sie auch einen BSV der LWS hatte!
Und nun kommt es, ihr Lieblingssport, sie läuft häufig Marathon, und trainiert fast jedes Wochenende!

Ich bin fest überzeugt, solange es nicht schmerzt, ein Bandi kann fast alles machen!
Die Psyche ist mindestens genauso wichtig wie der Körper!

Allen viel Spaß und gute Besserung!

LG

Thomas wink.gif
Just
QUOTE (fido @ 7.07.2006, 16:54)
Das war meine kleine Geschichte..... ich wünsche jedem von Euch das gleiche gute Ende!!!!

Ein klasse Bericht, Rainer, den kann ich nur unterschreiben. Ich habe das Ganze mittlerweile sechsmal durchgemacht - fünf diagnostizierte Vorfälle und letztes Jahr ein vermutlicher im LWS-Bereich, wegen dem ich nicht beim Arzt war, weil ausser den Schmerzen keine körperlichen Ausfälle auftraten.
Auch mein im April diagnostizierter neuerlicher HWS-Vorfall von C6-C7 hat sich wieder beruhigt, das Gefühl in die Finger kehrt langsam zurück, offensichtlich wird der eingequetschte Nerv langsam wieder mobil.
Schmerzfrei werde ich wohl nie mehr, das Basislevel liegt bei Stufe 2 in meiner persönlichen 10er-Skala (wobei ich 9 und 10 noch nie vergeben habe), aber lebenswert ist das Leben allemal wieder - ist es nach jedem überstandenen "Kampf" wieder geworden.
Ostfriesin
Hallo Rainer,

danke für deinen Bericht, das macht Mut! Und es fördert das Durchhaltevermögen.

Ich wünsche dir weiterhin gute Gesundheit.

Viele Grüße Ute
winke.gif
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