Sabrina
01 Apr 2003, 11:59
Hallo ihr Lieben,
immer wieder stoße ich auf Aussagen von Ärzten, dass man
Tabletten nehmen muß um das Schmerzgedächtnis auszuschalten.
Ich habe zwei Monate Tramal genommen und verschiedene Packungen ausprobiert.
Allerdings hätte ich um wirklich schmerzfrei zu sein Unmengen nehmen müssen.( Hatte eher immer das Gefühl die Tabletten bewirken nichts!)
Jetzt habe ich erfahren, dass z.B. Deltaran und Vioxx25 zu schwach seien und ein Neurochirurg hat mir Ibuprofen 600
verschrieben.
Nehme die aber echt nur wenn es gar nicht mehr geht.
Jochen hat in einem anderen postings geschrieben: "Muskelpartien entkrampfen sich mangels Schmerz"
In einem Artikel der FAZ vom 19.03.03 in Zusammenhang mit dem Frankfurter Schmerztag steht: "Mangelhafte Schmerzbekämpfung ist nach den Erfahrungen der Göppinger Spezialisten auch der Grund für so manche mißlungene Rehabilitation."
Gut, bedeutet dass dann, das die Gefahr von Chronifizierung besteht wenn man keine Medikamente mehr nimmt?
Ab wann stellt sich das "Schmerzgedächtnis" ein?
Habt ihr durch die Einnahme von Tabletten totale Schmerzfreiheit erfahren, denn das wäre doch die Bedingung um das Schmerzgedächtnis auszuschalten?
Wie seht ihr das?
Liebe Grüße Sabrina
Hallo Sabrina,
habe auch Ibuprofen 800 bekommen. Haut mich aus den Latschen wie einen nassen Sack, aber die Schmerzen gehen trotzdem nicht weg. Nur etwas abgedämpft. Ich glaube wir machen beide den gleichen Fehler. Nämlich die Tabletten nur dann zu nehmen wenn es nicht anders geht. Und wenn eine entzündung vorliegt haben nicht mal die Schmerz u. entzündungshemmenden Spritzen was gebracht. Aber es gibt ja anscheinend wesentlich härtere Dinge. Vielleich müssen wir wirklich diese Hämmer probieren?
Hansi m.B:
Christian
01 Apr 2003, 12:32
Hi Sabrina,
zunächst einmal: Vorsicht mit Ibuprofen600. Das haut ganz schön auf den Magen. Bei schwarzem Stuhlgang sofort absetzen (Magenblutung).
Es gibt von Vioxx auch 50er Tabletten, die wirken dann richtig gut und sind wesentlich verträglicher.
Aber zu Deinem eigentlichen Anliegen:
Ich empfehle schon lange, dass man mittels Schmerzmitteln aus dem Teufelskreis BSV-Schmerzen-Verspannungen-weitere Schmerzen ausbrechen soll. Und da ist m.E. nahezu jedes Mittel recht.
Ich habe selbst früher auch immer den harten heraushängen lassen: "Keine Schmerzmittel, dann bekomme ich bessermit, was sich da im Rücken tut."
Völlig falsch !!
Es hat nahezu zwei Jahre mit vielen Schmerzen und mehreren Ärzte gebraucht, bis ich kapiert hatte, dass es auch einen anderen Weg gibt, damit Physiotherapie und andere Maßnahmen - neben der OP - zu einem Erfolg führen können.
Schau Dir nochmal meine Postings an, als Du neu hier ins Forum kamst !
Und dazu gehört auch, dass man den Schmerzmitteln Zeit für ihre Wirkung geben muß. Auch klassische Schmerzmittel entfalten - über einen längeren Zeitraum eingenommen - so eine Art "Ausschaltung des Schmerzgedächtnisses", da haben Deine Ärzte schon recht.
Ich vergleiche das oft mit der Verabreichung von Antibiotika zB. bei Nebenhöhlenentzündungen: Du mußt immer die Packung des Antiobiotikas zu Ende nehmen, auch wenn Du schon tagelang keine Symptome mehr hast und Dich topfit fühlst. Nur dann kann es seine Wirkung richtig entfalten und längerdauernd heilen.
Auch ich möchte mich hier zu Wort melden!!!
Bei einer Untersuchung beim Arzt (vor längerer Zeit) wurde mir mal gesagt, ich hätte keine Schmerzbewältigung. Klar, wenn man ständig Schmerzen hat und ständig an der gleichen Stelle herumgedoktert, herumuntersucht, herummanipuliert, die Beine bis zum geht nicht mehr verdreht werden, daß man da nach einiger Zeit, sprich 2 Jahren, keine Schmerzbewältigung mehr hat, hat der Doc das sehr gut erkannt.
Aber, die lange Einnahme von Schmerzmitteln hat mich auch abhängig gemacht. Ich versuchte selbst, die Mittel mal zu reduzieren, obwohl ein gewisser Pegel immer vorhanden sein soll. Meiner Meinung nach macht das eigentlich nur Sinn in der Akutphase.
Bei sehr lang anhaltenden Schmerzphasen sollte man aber auch auf seine Organe achten. Jedes Mittel hat seine Nebenwirkungen und auf Dauer schlägt sich das auf die Organe nieder.
So, lange Rede, kurzer Sinn. Seitdem ich im Januar Schmerzmittelverbot vom Arzt erhalten habe und auf Antidepressiva umgestellt wurde, geht es mir viel besser. Dieses Mittel hilft den peripheren Nerven und wirkt auch auf eine Art und Weise entkrampfend.
Mittlerweile weiß ich von sehr vielen BS-Patienten, daß die auch Antidepressiva genommen haben oder nehmen. Aber schon von Anfang an der Erkrankung. Schade, daß das bei mir erst nach 2 Jahren möglich war, hilft es doch besser als all die starken Schmerzmittel. Außerdem bin ich nicht benommen davon, bin auch nicht mehr chronisch müde und fühle mich recht gut dabei.
Jetzt - nachdem ich wieder arbeite - schludere ich mit meiner Medikamenteneinnahme und die Schmerzen kommen langsam wieder. Also ist das Schmerzgedächtnis noch da. Aber ich denke, das, was so viele Jahre gebraucht hat, sich aufzubauen, kann bestimmt in kürzester Zeit nicht wieder abgestellt werden. Für mich habe ich herausgefunden, wenn ich weiterhin daran übe, nicht ständig an meine Wirbelsäule zu denken, oder jedes noch so ein bißchen Gefühl von Druck oder leichtem Ziehen als Schmerz zu erkennen, umso leichter fallen mir Bewegungen und die Angst vor neuen Schmerzen ist im Moment nicht mehr so schlimm.
Ich möchte auch sagen, meine vorangegangenen Beiträge "als Simulant hingestellt" oder "als Psycho abgestempelt zu sein", hätte ich mir besser überlegen müssen, da ich die Wirkung des neuen Medikamentes noch nicht kannte und ich voll auf Schmerzmittel eingestellt war.
Nun bin ich um eine Erfahrung reicher und wünsche Euch, daß mein Beitrag hier ein bißchen hilft.
Liebe Grüße
Petra
Jochen70
01 Apr 2003, 13:22
Hallo Sabrina,
damit nicht zwei Dinge durcheinander geworfen werden. Die Muskeln verkrampfen sich, weil ein Schmerz in diesem Bereich vorhanden ist. Fast jeder BSV-Patient wird Dir sagen, baden oder Sauna tut mir gut. Das liegt exakt an der Entkrampfung der Muskeln, die durch Wärme erreicht wird, allerdings eben nicht in der Durchdringung eine dauerhafte Entlastung zu verschaffen .
Letztendlich liegt es auch an der EIGENTLICHEN Ursache, ob man es schafft mit Muskelentkrampfung dem Schmerz los zu werden. Liegt ein BSV mit massivem Herausquellen vor, das den Nerv in hohem Maße tangiert, wird auch mit Muskelentkrampfung nur schwer etwas zu erreichen sein. Wenn hingegen bei leichteren BSV-Fällen die gereizten Regionen über Wärmemittel (z.B. Finalgon usw., die auf Dauer aber Hautprobleme bereiten) Linderung erfahren, lohnt sich in der Tat mal die Frage, ob man es nicht schafft, über Muskelentkrampfung Ruhe oder doch zumindest Entlastung zu bekommen. Dazu gibt es auch Mittel wie Musaril (macht allerdings müde) oder Ortoton (dass ich von Zeit zu Zeit nehme und das nicht müde macht!).
Was das Schmerzgedächtnis angeht, helfen m.E. reine Schmerzmittel wie Ibuprofen usw. auf die Dauer nicht weiter, weil die Nebenwirkung die Wirkungen negativ in den Schatten stellen. Vor allen Dingen in Daueranwendung. Ich hatte damals Antidepressiva bekommen (die im Übrigen nichts mit Depressionshemmern zu tun haben müssen, sondern einfach nur dazu dienen, die Schmerzempfindlichkeit im Gehirn zum mindern). Es hat fast sechs Monate gedauert, bis es besser wurde. Dann aber beständig. Man muss halt viel Geduld haben. Außerdem funktioniert das nur, wenn die Ursache des Schmerzes tatsächlich das Schmerzgedächtnis ist. Antidepressiva werden zum Beispiel oft eingesetzt, wenn der BSV eigentlich die Schmerzbeschreibung, die der Patient schildert, nicht hätte auslösen dürfen oder können. Dann lohnt durchaus dieser Weg. Die Gefahr, für "irre" gehalten zu werden, weil man Antidepressiva nimmt, ist zwar da. Mir wäre das aber gelinde gesagt sch.....egal.
Liebe Grüße
Jochen
Hallo Jochen,
schade, ich konnte es nicht besser schreiben und beschreiben, aber Du triffst den Nagel auf den Kopf.
Prima und Super.
Gruß Petra
Jochen70
01 Apr 2003, 13:31
Hi Petra,
man hilft ja gerne...
Nee, im Ernst: ich habe meinen Beitrag nur als Ergänzung zu Deinem verstanden. Es ist wie immer: den Königsweg gibt es nicht. Auch wenn Herr Packi anderer Meinung ist
Liebe Grüße
Jochen
april1952
01 Apr 2003, 13:34
Hi Sabrina, wenn ich das so richtig sehe ist die Unterdrückung des Schmerzes akut das absolut Wichtigste. Und zwar deshalb, und darauf kommt es, dass wir keine Angst ausbilden in unserem Kopf, diesem autonomen System. Lese doch bitte meinen Beitrag-Nerversystem-
Natürlich sollen die Schmerzen unterdrückt werden damit man sich wieder bewegen kann aber nicht unbedingt auf Kosten der Restgesundheit. Meines Erachtens ist die Verkrampfung
das Hauptübel. Um das Beispiel mit den Antbiotika die man zu Ende nehmen soll, gehört eben auch, dass das Zeug dann irgend wann nicht mehr wirkt, nicht weil wir uns daran gewöhnt haben sondern die Erreger. Also gewöhnen sich die Schmerzen auch an die Schmerzmittel, was so natürlich nicht richtig ist, sondern die Menge der Schmerzmittel muß die Schmerzhemmer-Andockstationen noch beeinflussen können. Das ist der Teufelskreis.
Die Körperchemie ist eben fast selbständig, wir beeinflussen sie über alles was wir ihr zuführen, positiv oder negativ. Jeder muss für sich selber kämpfen. Gruß-april-
Hansel
01 Apr 2003, 13:40
Hallo Sabrina und alle anderen,
tja, ein feines Thema ist das
Bei mir wurde es auch versucht, aber ohne Erfolg.
Wenn ich schmerzfrei sein will, muss ich eine so derartige Dröhnung nehmen, dass ich weder arbeiten noch Auto fahren könnte. Ich habe es ausprobiert, 14 Stunden durchgehender Schlaf war Minimum !!!
Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich eigentlich noch nie ganz schmerzfrei war, denn dann wäre die Dosis wohl so hoch, das ich gar nicht wieder aufwachen würde :-)
Ich habe bis zu 120 Tropfen Tramal, 2 x 2,5 mg Vioxx, 2 Amineurin 10 am Tag genommen. Mehr wäre ja fast tödlich.
Nachdem das Leben dann nicht besonders lebenswert war, und ich so gut wie nie einen klaren Gedanken fassen konnte, habe ich mich entschlossen, lieber den Schmerz hinzunehmen, dafür aber einigermassen klar und wach zu sein.
Kurti sagt:
Zitat |
So, lange Rede, kurzer Sinn. Seitdem ich im Januar Schmerzmittelverbot vom Arzt erhalten habe und auf Antidepressiva umgestellt wurde, geht es mir viel besser. Dieses Mittel hilft den peripheren Nerven und wirkt auch auf eine Art und Weise entkrampfend.
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Amineurin 10 sind auch sogenannte "Antidepressiva", wir hatten das Thema schon einmal, und ich weise sicherheitshalber noch ein mal darauf hin, das diese Medikamente in geringer Dosis als reines Schmerzmittel fungiert (bei mir also ca. 1/4 der üblichen Menge).
Ich nehme also nur wenig davon, kann aber Kurti nur bestätigen. Seitdem ich eine Kombination aus Tramal, Vioxx und diesen "Antidepressiva" nehme, ist mein Dauerschmerz doch deutlich zurückgegangen und ich muss mich nicht immer so dichtballern....
Allerdings muss ich auch bestätigen, das es ganz wichtig ist, diese Medikamente ganz regelmässig in gleicher Dosierung zu einer bestimmten Zeit zu nehmen.
Man kann nicht nur in aktuten Schmerzphasen auf die Medis zurückgreifen, denn dann erfüllen sie ihren Zweck nicht (kann also den "Pegel" nur bestätigen). Als ich versuchte, diese Medis nur sporadisch zu nehmen, ging es sofort abwärts mit mir.
Und ich musste mich doch sehr wundern, welch grossen Anteil diese "Antidepressiva" (bei mir Amineurin 10 ) doch an der Schmerzreduzierung hatten.
Jetzt habe ich mich dauerhaft auf 2 Amineurin und ca. 20 bis 30 Tropfen Tramal runtergefahren, nehme aber die Vioxx auch nur in ganz schlimmen Situationen. Diese schlagen dann auch gewaltig an.
Ich denke, bei jedem ist das sicher anders, Versuch macht klug, allerdings ist die regelmässige Einnahme sicher zu empfehlen.
Also, immer schön nehmen das Zeugs
Hallo,
das Schmerzmittel, richtig genommen und dosiert, ein Segen sind ist jedem klar.
Ich bin ja in der glücklichen Lage alles ein wenig durch meine Lebensumstände steuern zu können.
Es sollte aber auch jedem klar sein das falsche Medikamenteneinnahme fatale Folgen haben kann.
Die da wären, Leberschäden, Magenschäden, Nierenschäden und ähnliches.
Und nicht zu vergessen, sie können auch zum Tode führen.
Wie ich selber in meiner Familie erfahren musste, meine Mutter starb im Alter von 43 Jahren durch Schmerzmittelmissbrauch.
Seitdem, also schon sehr lange, bin ich äusserst vorsichtig mit Medikamenten.
Harro
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