Hallo an alle,
da ich ja - leider - auch zum Club der unglücklichen Prothesenbesitzer gehöre, möchte ich hier auch noch mal meinen Beitrag leisten.
Hier nochmal meine Prothesengeschichte für die, die sie vielleicht noch nicht kennen:
Dauerschmerzen links nach BS-Op im Jahr 1998, schließlich im Jahr 2000 Einbau einer Link-Charité-Prothese L5/S1. Danach geht es aufwärts; schließlich sind die Ischias-Schmerzen für drei Jahre so gut wie weg; mit den Restschmerzen (v.a. ISG) kann ich ganz gut leben. Ende 2003 fangen aber die typischen Beinschmerzen wieder an. Daraufhin MRT, was wg. Artefakten nichts bringt, Röntgen: Es heißt immer, der Sitz der Prothese ist korrekt.
Nichtsdestotrotz werden die Schmerzen immer schlimmer; ich beginne Anfang 2005 Morphine zu nehmen und bin seither Dauergast bei der Schmerztherapeutin. Damit habe ich die Situation eine Zeitlang einigermaßen "im Griff", doch seit September 2006 kommen ganz starke Ischialgien RECHTS (also im anderen Bein) dazu. Wieder die ganze Diagnostik: MRT, CT (wieder die Artefakte; die betroffene Etage will ihr Geheimnis einfach nicht preisgeben), Myelografie (ist ebenfalls nur sehr begrenzt aussagekräftig, da eine Nervenwurzel gar nicht einsehbar ist, weil sie verdeckt wird....). Schließlich rät ein Neurochirurg dazu, aufzuschneiden und reinzuschauen, denn es sei eindeutig ein Nervenschmerz. Diese Op lasse ich im Juli 2007 machen. Der NCH meint nach der Op: "Der Nerv ist dick und geschwollen", es habe sich Narbengewebe gebildet. Er versucht den Nerv freizulegen, aber ohne dauerhaften Erfolg. Ich mache sieben Wochen nach der letzten Op noch einen Arbeitsversuch, breche ihn aber bald ab, denn die Schmerzen sind bei Belastung unerträglich, und ich kann nur existieren, wenn ich mich immer wieder hinlegen kann.... Seitdem bin ich Rentenanwärterin, aber das ist eine andere Geschichte....
Im Januar 08 war ich noch ein letztes Mal bei meinem damaligen Prothesenoperateur, der inzwischen aber auch ratlos ist und mir zu verstehen gegeben hat, dass eine Versteifung die einzige Möglichkeit wäre, wobei die Erfolgsaussichten viel zu gering seien, um das Risiko einzugehen....na bravo.... Damals wurde mir gesagt "Versteifen kann man immer noch, wenn die Prothese nichts bringt", ein Satz, der euch bestimmt nicht unbekannt ist!
Inzwischen glaube ich, dass ich einfach die falsche Prothesenkandidatin war. Ich habe nämlich eine starke Skoliose, womit der Arzt in Zusammenhang mit der Prothese vorher keine Erfahrung hatte, wie er hinterher sich mal verplappert hat. Möglicherweise möchte mein Körper das Ding auch abkapseln, denn es gibt Hinweise auf eine Nickelallergie. Aber auch da haben die Ärzte noch viel zu wenig Erfahrung.
Trotzdem keine Gründe für mich, einen Rechtsstreit mit meinem damaligen Operateur anzufangen, denn die Zeit, als ich die Prothese bekam, war ja in gewisser Weise noch Experimentierphase, und ich bin der Meinung, Ärzte müssen sich auch mal trauen, Risiken einzugehen, sonst kann es keinen Fortschritt in der Medizin geben. Auch hätte ich zu einem Prozess gar keine Kraft. Mittlerweile bin ich nämlich ganz schön depressiv, und mir reicht die Streiterei mit der DRV.
Ich bin inzwischen soweit, dass ich mir von Operationen irgendwelcher Art kein Heil mehr erhoffe, und versuche, so mit der Situation klarzukommen. Bisher ist es ja durch die Operiererei immer schlimmer geworden. Und eine Mitpatientin in meiner Schmerzgruppe ist versteift und hat auch nicht weniger Schmerzen als ich...also lasse ich das lieber. Ich glaube, ich würde mit Hilfe meiner Psychotherapie auch tatsächlich allmählich immer besser zurecht kommen, wenn ich endlich von der Rentenversicherung die Hilfe bekäme, die ich brauche.
Vielleicht können es jetzt einige von euch nicht verstehen, dass ich nicht alles daran setze, meine Situation zu verbessern, sondern sie lieber akzeptiere. Aber ich selbst habe jahrelang gebraucht, bis ich zu diesem Punkt gekommen bin. Und es ist allemal besser, sich einzurichten und zu versuchen, den Status quo möglichst lang aufrecht zu erhalten, als ein großes Risiko (Prothese rausreißen und versteifen) einzugehen und hinterher umso mehr enttäuscht zu werden. Und wer weiß - vielleicht hilft sich mein Körper ja langsam selber und versteift die Wirbel von allein...

Viola