Huhu
Ich komm leider nie dazu, die Menschen, die ich schon längere Zeit nicht gesehen hab und die mir beim Einkauf oder so mal wieder übern Weg laufen, zu fragen, wie es ihnen geht.
Denn die sehen mich mit meinen Krücken durch die Gegen hatschen (bei uns hier ein Ausdruck für schlechtes Gehen) und dann stürmen die Fragen wie Gewehrsalven auf mich ein.
Da mein Zeitfenster mit Aktivität immer sehr eng ist, bin ich da natürlich alles andere als erpicht drauf, denen meine Geschichte zu erzählen (obwohl ich ja doch gerne rede

).
Ich geben dann einen kurzen Auszug, was Fakt ist und dann versuche ich das Thema zu wechseln.
Ich persönlich empfinde diese dauernde Fragerei als zusätzliches Erschwernis, der Krankheit nicht zu viel Raum zu geben.
Wir alle wissen, dass im Endeffekt der Rücken den Tagesablauf diktiert und man sich im Interesse eines halbwegs erträglichen Schmerzpegels dem auch unterordnen muss.
Aber mir selbst ist eben wichtig, der Krankheit nicht zu viel Raum in meinem Leben zu geben. Ich möchte mich nicht über meine Krankheit identifizieren, mein Leben soll sich nicht nur um die Krankheit drehen. Ich habe ja schon mit einigen hier vom Board telefoniert, teils weil sie mir ihre Hilfe angeboten haben, teils,weil ich ihnen ein wenig helfen konnte, mit einigen ist da eine nette Telefonbekanntschaft entstanden, wo ich weiß, dass ich diese Menschen gerne persönlich kennenlernen möchte.
Und ich muss sagen, mit den meisten, mit denen ich telefoniere habe ich bei den oft stundenlangen Gesprächen ganz andere Themen als Rücken.

Natürlich tauscht man sich auch aus, wenn der eine grad im KH war und operiert wurde oder aus der Reha kommt oder einen Termin bei einem neuen Arzt hatte. Oder man ein neues Medi bekommen hat. Bei dem einen Telefonat nimmt die Krankheit mal mehr Raum ein, dafür gehts beim nächsten Telefonat nur kurz um Rücken und Co und man widmet sich dann denn Dingen VOR der Krankheit oder eben den Gegebenheiten die neben bzw trotz Krankheit für den Gesprächspartner wichtig sind.
Ich weiß, dass mich meine Psychologin vor ca 1 Jahr drauf angesprochen hatte, wie es denn aussähe mit Krankheitsgewinn, also ob ich denn das Gefühl hätte, wenn man krank ist, hätte man mehr Aufmerksamkeit und Zuspruch.
Natürlich wurde man als Kind mit Masern, Mumps und Co schon verwöhnt, aber je älter ich wurde, desto weniger Aufmerksamkeit kam von meinem Umfeld (in erster Linie Familie).
Unterstützung gab es in schwierigen Situationen immer, das musste keine Krankheit sein.
Und gerade was meine Rückenerkrankung angeht - das ganze Ausmaß haben meine Eltern erst gecheckt, als sie mich nach der Versteifung im KH besuchten. Vorher war ja auch die landläufige Meinung, man gehe mal eben ins KH, lasse sich versteifen und nach kurzer Zeit sei man wieder voll fit.
Ich habe während meiner Rücken"karriere" nicht wenige Freunde und Bekannte verloren, wie ich schon mal geschrieben habe, ging auch die Beziehung zu meiner großen Liebe zu Bruch, weil mir die Belastung einfach zu groß wurde. Nicht nur mein soziales Umfeld änderte sich, ich musste mein komplettes Leben umstellen - nein, Gewinn durch die Krankheit hatte und habe ich definitiv nicht, egal in welcher Beziehung.
Ganz im Gegenteil nur Verlust. Nach dem ich meine Situation ziemlich nüchtern analysiert hatte, stellte meine Psychologin mal wieder erfreut fest, dass ich mich selbst sehr gut reflektieren kann und dass sie in meinem Fall auch sicher sei, dass das Thema Krankheitsgewinn keine Rolle spielen würde.
Aber natürlich hat sie genau gewusst, warum sie mir diese Frage stellte, denn der Gedanke war in meinem Kopf und ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich mich selbst "überprüfe", dass ich die Krankheit nicht dazu "nutze" um Aufmerksamkeit zu bekommen.
Und ich glaube, auch das ist mit ein Grund, warum ich von der Fragerei meiner Mitmenschen (hauptsächlich eben die Menschen, mit denen man keinen regelmäßigen Kontakt hat) so genervt bin.
Wie ich in meinem Post weiter oben schon geschrieben hab, finde ich es halt schei*e, dass viele Leute mich nur noch nach meinem Rücken definieren und nicht über die Person, die ich bin.
*seufz*
Lg
Maria