Hallo jamz,
tja, die Frage nach Ursache und Wirkung ist oft nicht so einfach. Du schreibst, dass die "Blitze" im Bereich der BWS vielleicht Auswirkungen Deiner verkrampften Schlafhaltung sein könnten. Insofern ist es sicher gut, dass Du von der Seite her diagnostisch und therapeutisch vorgehst; die eigene Wahrnehmung halte ich immer für sehr wichtig.
Theoretisch wäre allerdings auch möglich, dass die "Blitze" und die Schlafstörungen eine gemeinsame Ursache haben. Gibbus hat dazu schon etwas geschrieben. Ich möchte noch ergänzen, dass man in dieser Hinsicht auch ein Irritation sympathischer Nerven als Möglichkeit im Hinterkopf behalten sollte. Leider finde ich grade keine gute Übersicht über die genauen anatomischen Bezüge, aber gerade im Bereich der BWS gibt es mehrere Möglichkeiten, wie sympathische Nerven durch Probleme in der BWS beeinträchtigt werden könnten.
NeuroanatomieMedizin kompaktHinsichtlich möglicher Beeinträchtigungen der zerebralen Gefäße finde ich es ganz gut, im Hinterkopf zu behalten, dass Minderdurchblutungen nicht nur durch Ablagerungen entstehen können, sondern auch durch Einengungen, die ggf. auch positionsabhängig sein können. In diesem Zusammenhang finde ich die Leitlinie Vertebralisinsuffizienz ganz gut, in der eben auch von möglichen Knickstenosen oder Stenosen im Zusammenhang mit Osteophyten die Rede ist. Ärzte haben leider oft alle Hände voll damit zu tun, im Zeit- und Kostendruck ihre Arbeit zu machen, und grade interdisziplinäre Probleme gehen dabei leicht unter - so mein Eindruck. Andererseits muss Dein Problem ja auch nicht in dem Bereich liegen; Du nimmst ja eher die BWS als Baustelle wahr als die HWS, oder?
Leitlinie VertebralisinsuffizienzFunktionelle MRTs halte ich für deutlich aussagekräftiger als nicht-funktionelle MRTs (siehe diverse Studien auf www.pubmed.com). Allerdings vermute ich, dass man schon suchen muss, bis man einen Arzt findet, der bei Verdacht auf Vertebralisinsuffizienz die empfohlene MR-Angiographie-Untersuchung in Funktionsstellungen des Kopfes macht.
Was meinst Du denn mit Atlasuntersuchung?
Was ich in jedem Fall für sinnvoll halte, ist eine gute (!) Dens-Zielaufnahme (Röntgen von vorne durch den geöffneten Mund) und Röntgen der HWS seitlich in Neigung nach vorne und hinten unter Beachtung der Abstände zwischen Dens und Atlas. Das ist ein erster Anhaltspunkt, wie es in der oberen Halswirbelsäule aussieht. Besser wäre noch die Dens-Zielaufnahme bei geneigtem Kopf, das wird aber kaum gemacht, oder eine Bildwandleruntersuchung. Oder eben funktionelle MRT-Aufnahmen der Kopfgelenke in Seitdrehung und Seitneigung; dabei kann auch die Denskapsel beurteilt werden. Allerdings gibt es leider sehr wenige Ärzte, die damit Erfahrung haben. Nach vielem Herumfragen habe ich den Eindruck gewonnen, dass am ehesten im Bereich der Upright-MRT-Praxen entsprechende Erfahrung vorliegt - leider alles Privatpraxen. Ein blinder Fleck in der Medizin. Und dann heisst es einerseits, Instabilitäten in dem Bereich seien sehr selten - aber wenn die Untersuchungen praktisch nicht durchgeführt werden, hat diese Schätzung nur eine geringe Aussagekraft.
Hallo Kater,
gut, dass Du eine fundierte Diagnose bekommen hast. Ich denke, Erfahrungsberichte wie Deiner sind sehr wichtig. Auch ich habe erlebt, wie - trotz begründeter orthopädischer Verdachtsdiagnose, die meine Symptomatik erklärte und die komplett ignoriert wurde - von einem Verdacht auf somatoforme Störung ausgegangen wurde. Ähnliche Erfahrungsberichte begegnen mir immer wieder, teilweise mit fatalen Folgen, da eine ursächliche Therapie nicht stattfinden kann und zudem die Patienten ermutigt werden, dem nicht mehr zu vertrauen, was ihr eigener Körper ihnen sagt. Ich denke, dem kann man am besten begegnen, wenn man diese Tendenz zu Fehl- und Schnellschlüssen im medizinischen System kennt und das eigene Gesundheitsmanagement selber aktiv mit begleitet.
Viele Grüße und gute Besserung.
odysseus