Bandscheiben-Forum

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> Schmerztherapie beim ambulanten Schmerzarzt, Erwartungen und Ergebnisse
romolusi
Geschrieben am: 28 Jun 2010, 17:15


Stammgast
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Hallo zusammen,

meine Situation ist folgende. Kurz vor der OP wollte ich es nochmal mit Schmerztherapie probieren. Ich also zum Schmerztherapeut, der am Anfang auch ganz euphorisch meinte, gut dass Sie jetzt schon kommen und nicht nach der OP, da kann ich Ihnen gut helfen. Ich stelle Ihnen Schmezmedis (Tilidin, Katalodon und Lyrica sind es geworden) wir machen Kaudalblockaden und Schmerzinfusionen (Procain) und in 2-3 Monaten sind die Schmerzen weg, auch nach absetzen der Medis.
Das der Nerv dann noch Kontakt zur Nervenwurzel hat, völlig egal.

Heute 4 Wochen und 2000,- Euro (Privatpatient) später, war er erstmal überrascht, das ich schon seit 8 Monaten mit dem BSV rummache. Auf einmal ging es nicht mehr um Schmerzfreiheit. Es hiess, Bewegung und Aktiv sein (war ich sowieso die ganze Zeit, da die Schmerzen nicht so schlimm waren), Schmerzen werden immer mal wieder kommen, dann Tabletten nehmen... Nun bin ich doch sehr ernüchtert...
Und eigentlich kalng es nun auch so wie ich Schmerztherapie kenne. Die bekommt die Schmerzen nie ganz weg, sondern macht Dauerschmerzen erträglich.

WIe war/ist das bei Euch. Jemand durch Schemrztehrapie wieder ganz schemrzfrei?
Kann ein durch einen BSV bedrängter Nerv keine Schmerzen verursachen? Oder entstehen dabei immer Schmerzen? Weil der Schmerztheraput meinte, das es viele Patienten gebe, die eine BSV haben, und völlig shmerzfrei sind. Das glaube ich auch gerne, aber wie sieht es in diesen Fällen mit der Nervenbedrängung aus? Die ist dann doch eher nicht vorhandne oder?

Hoffe jemand hat ein paar Erfahrungen!? Weil im Moment zweifele ich etwas an der Schmerztherapie und tendiere wieder zur OP!

Gruß Romo
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Ave
Geschrieben am: 28 Jun 2010, 22:52


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Hallo

Nun, es kommt drauf an, ob der Schmerz chronifiziert ist oder nicht. Chronischen Schmerz kann man nicht mal eben wegoperieren, weil der Schmerz eine eigenständige Krankheit geworden ist und mit der vorangegangenen Grunderkrankung nicht mehr viel zu tun hat.
Leider kann man das Schmerzgedächtnis bei chron. Schmerz nicht löschen, wenn man Glück hat, dann passiert das von selbst, aber es ist wohl selten.
Chron. Schmerz kann man mit der heutigen Medizin nur lindern.

Ist noch keine Chronifizierung eingetreten und der Schmerz noch akut ist, dann könnte eine OP Schmerzfreiheit bedeuten (evtl dauert es nach einer OP noch etwas, bis sich der Nerv beruhigt, schließlich hat der BSV ja ne Weile drauf gedrückt).

Prinzipiell ist eine Schmerztherapie eine gute Sache, für chron. Schmerzpatienten eigentlich ein Muss.
Natürlich ist es nicht schön, wenn der Arzt die Dollarzeichen im Auge hat, wenn er einen Privatpatienten behandelt.
Wobei die Medikation und auch die Blockaden schon in die richtige Richtung weisen.
Gar nicht geht, dass man Dir Schmerzfreiheit verspricht und dann wieder zurück rudert - KEIN Arzt kann vorhersehen, wie sich ein BSV bzw Schmerz verhält.
Und es kann durchaus sein, dass ein BSV einen Nerv tangiert, aber der Patient hat keine Schmerzen - es kommt immer drauf an, wie stark der Druck auf den Nerv ist, ob er dauernd da ist oder nur bei bestimmten Bewegungen und und und....
Bsp: Mein BSV an L4/5 tangierte die Nervenwurzel links - ich hatte keinerlei Schmerzen. Mein BSV L5/S1 tangierte die Nervenwurzel S 1 rechts und mein Bein brannte wie die Hölle!

Du musst entscheiden, wie Du weitervorgehen möchtest, ich als chron. Schmerzpatient bin dankbar, dass ich durch kompetente Schmerztherapie Schmerzlinderung erfahre.

Gute Besserung
Lg
Maria
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romolusi
Geschrieben am: 29 Jun 2010, 10:42


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Danke für die Infos, das hilft mir weiter und es scheint ja so, als ob die Schmerztherapie doch noch von Erfolg gekrönt sien kann.
Nachdem ich das jetzt gelesen habe, werde ich der Schmerztherapie noch weiter 2 Monate geben und dann die Erfolge beurteilen.
Wenn es dann nichts Richtung Schmerzfreiheit ergibt, werde ich wohl oder über doch zur OP entscheiden.

Die Diagnose ist immerhin eindeutig, das die Schmerzen unr von dem BSV LWS 4/5 kommen können. (Bild, Synthome, Schmerzen, Messwerte passen da zusammen). Deshalb war der Neurologe auch der Meinung das nach all den Monaten die OP die Beste Wahl ist... Mal sehen, vielleicht höre ich doch noch auf Ihn...

Im Moment bekomme ich nämlich neben der LWS auch langsam Probleme am Hals/Arm/Schulter. Allzulange sollte ich das alles nicht mehr rauszögern...
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Zitrus
Geschrieben am: 29 Jun 2010, 18:41


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Hallo romolusi, :;

einfach nur zur Info: ich hatte zweieinhalb Jahre Dauerschmerzen aufgrund meines ersten BSV an C6/C7. Operiert wurde ich dann notfallmäßig, da ein zweiter an C5/C6 (Sequester) dazukam.

Fakt ist aber: obwohl mir jeder Arzt garantiert hat, dass aufgrund der chronischen Schmerzen und des ausgebildeten Schmerzgedächtnisses an C6/C7 Schmerzen zurückbleiben werden, habe ich seit dem Aufwachen aus der Narkose diesen Schmerz nicht mehr gehabt.

Du siehst, es gibt auch Ausnahmen! Und es kann durchaus möglich sein, dass eine OP von Erfolg gekrönt ist, auch wenn man schon lange Schmerzen hatte.

Verfolge also erst einmal Deinen Weg mit der Schmerztherapie weiter, denn die OP sollte wirklich immer das letzte Mittel sein!

Liebe Grüße :winke
Zitrus
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Ave
Geschrieben am: 29 Jun 2010, 23:33


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Hallo Zitrus, hallo Romolusi

Das ist das "Unberechenbare" am Schmerzgedächtnis, sei froh, dass Du zu denen gehörst, bei denen es sich gelöscht hat - leider muss diese "Löschung" vom Körper selbst erfolgen, steuern kann man das nämlich leider noch nicht.

Chronischer Schmerz bedeutet nicht zwangsläufig, dass man bis an sein Lebensende Schmerzen hat, chronisch bedeutet erst einmal einen länger anhaltenden Zeitraum.
Es spielen eine Menge Faktoren eine Rolle - wie schwer der Patient körperlich geschädigt ist, wie stark das Schmerzgedächtnis ausgeprägt ist, wie die psychosozialen Umstände des Patienten sind und und und.

Das Problem ist einfach, dass unser Gesundheitssystem ständig neue (chron.) Schmerzpatienten gebiert, weil zum einen die Wartezeiten für einen Akutfall viel zu lange sind (auf ein MRT wartet man mind 3 Wochen, Wartezeit bei Terminen für NCH nicht selten 6 Wochen, bei Schmerztherapeuten und/oder Psychotherapeuten oft 6 Monate; es vergeht viel zu viel wertvolle Zeit, in der der Patient nicht therapiert wird, weil er in der Warteschleife seine Runden drehen muss) und zum anderen der Großteil der Ärzte wg fehlender Ausbildung (Deutschland ist hinsichtlich Schmerztherapie immer noch ein Entwicklungsland, diese wird im Medizinstudium maximal gestreift) oder aus Kostengründen (das leidige Budget) oder aus Ignoranz den Patienen im Regen stehen lässt (die Diagnostik ist nicht intensiv genug und die Therapien sind stiefmütterlich).

Gerade im Akutfall wäre eine intensive Gabe an Schmerzmedikation wichtig, um den Schmerzkreislauf zu durchbrechen.
Der ganze Diagnostikapparat (frühzeitige ÜW an Facharzt, schnelle MRT- und Facharzttermine) gehört gestrafft, damit der Patient innerhalb von wenigen Tagen intensiv betreut werden kann.
Wenn der Patient im Akutfall sofort Schmerzmedikamente (evtl sogar übergangsweise Opiate, falls der Schmerz anders nicht in den Griff zu kriegen ist) bekommt, eine PRT-Serie sofort begonnen wird und die ganze Bandbreite der Medizin anläuft - das minimiert das Risiko einer Schmerzchronifizierung doch schon erheblich.
Aber leider krankt es da am Gesundheitssystem, denn das ist ja viel zu teuer.... Dass der chronische Schmerzpatient unterm Strich ein Vielfaches an dem kostet, was der Akutpatient in meinem Ideal-Modell kosten würde - das interessiert niemanden.

Gute Besserung
Lg
Maria
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Zitrus
Geschrieben am: 01 Jul 2010, 15:36


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Hallo Maria und Romolusi, :;

wie Recht Du leider hast! Selbst bei mir als Privatpatient ist es nicht anders gelaufen. Hauptsächlich aufgrund der Ignoranz meines Operateurs.
Zwar hatte ich das Glück, das einmal ein Schmerzgedächtnis gelöscht wurde - aber trotzdem hat sich wegen einer schief gelaufenen OP nochmal eines entwickelt.

Deshalb Romolusi kann ich Dir nur raten, für eine gute Schmerztherapie zu kämpfen. Es lohnt sich, wie Maria schon viele Male geschrieben hat!

Liebe Grüße :winke
Zitrus
PM
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Ave
Geschrieben am: 02 Jul 2010, 02:08


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Zitat (Zitrus @ 01 Jul 2010, 15:36) 

Hallo Maria und Romolusi,  :;



Deshalb Romolusi kann ich Dir nur raten, für eine gute Schmerztherapie zu kämpfen. Es lohnt sich, wie Maria schon viele Male geschrieben hat!

Liebe Grüße  :winke
Zitrus


Hallo

Ja, ich weiß, ich gehe einigen hier sicherlich gehörig auf die Nerven, wenn ich immer und immer wieder mit meiner Litanei bzgl der Schmerztherapie anfange. :z
Aber wie ich meinem vorherigen Post schon beschrieben habe, ist die Realität immer noch die, dass das Gesundheitssystem ständig neue Schmerzpatienten produziert, weil grundlegendes Wissen, eine gute Vernetzung der Fachärzte und ein schneller zeitlicher Ablauf fehlen.
Und solange sich daran nichts ändert, ist es wichtig, dass die Betroffenen das Heft selbst in die Hand nehmen und sich eigenständig darum kümmern, dass sie schnellstmöglich eine kompetente fachärztliche Versorgung bekommen.
Nach wie vor gilt: Je früher, je intensiver und je umfangreicher therapiert wird, umso größer sind die Chancen für den Patienten, mit einem blauen Auge aus der Sache rauszukommen.


Zitat

romolusi schrieb: Danke für die Infos, das hilft mir weiter und es scheint ja so, als ob die Schmerztherapie doch noch von Erfolg gekrönt sien kann.
Nachdem ich das jetzt gelesen habe, werde ich der Schmerztherapie noch weiter 2 Monate geben und dann die Erfolge beurteilen.
Wenn es dann nichts Richtung Schmerzfreiheit ergibt, werde ich wohl oder über doch zur OP entscheiden.


:kinn Eine Schmerztherapie ist wie der Muskelaufbau durch KG/Rückentraining eher langfristig.
Es sollte erst einmal abgeklärt werden, ob evtl schon eine Chronifizierung besteht und falls ja, wie stark sie ausgeprägt ist.
Bzgl der Schmerzlinderung - da kann es schon ne Weile dauern, bis die richtige Medikamentenkombi bzw -dosis gefunden ist. Manche Medis muss man erst vorsichtig über 2 - 3 Wochen einschleichen, andere brauchen ca 2 Wochen, bis die Wirkung sich voll entfaltet.
Und dann muss man diese Medis ja eine Weile nehmen, um eine genaue Auskunft darüber geben zu können, ob sie den Schmerz lindern oder nicht.
Auch bei manchen Infiltrationstherapien oder z. B. Akupunktur oder auch TENS müssen einige Sitzungen gemacht werden, um zumindest eine Tendenz zu erkennen.
Da vergehen schnell mal 2 Monate.

Lg
Maria
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